Darauf werde ich wieder als Raucher antworten: wenn ich die Zigaretten, die ich in den letzten 150 Stunden geraucht habe, auf die letzten 1000 Stunden verteilt geraucht hätte, dann hätten sie erheblich weniger meiner Gesundheit geschadet, als sie es getan haben, weil mein Organismus in 1000 Stunden eher in der Lage gewesen wäre, die Schadstoffe abzubauen als in den letzten 150 Stunden.
Du meinst, unsere Beziehung zum Weltklima reagiert auf Emissionen so wie dein Körper auf Inhaltsstoffe von Zigaretten ?
Das ist ein sehr gewagter Vergleich. Was da wie dort sicherlich gilt ist, dass da wie dort eine Sprungantwort heftiger ausfällt als als jene auf einen geringen, langfristigen Trend.
Daraus aber deine Aussage abzuleiten geht mir viel zu weit.
Aber, wenn die Menschheit das gemacht hätte, und mit dem Verheizen nicht 1860, sondern 1060 angefangen hätte, dann wäre womöglich das Klima jetzt nicht viel anders, sondern nur unsere Gewöhnung an es.
Und Tuvalu hätte das jetzige Problem auch nicht, aber nicht weil die Insel dann nicht versinken würde, sondern weil die Insel dann womöglich gar nicht besiedelt wäre.
Ergo die -nennen wir sie mal starke- Erwärmung macht uns deswegen Probleme, weil sie unserer Gemütlichkeit zu schaffen macht. New York zu evakuieren und die Leute wo anders anzusiedeln ist Arbeit und nicht gemütlich. Aber, die "Klimaschützer" wollen alle Menschen dazu bewegen, ihre Gemütlichkeit massiv einzuschränken, um in mittlerer Zukunft es den New Yorkern gemütlicher zu machen. Wäre altruistisch, aber Aufrufe zum globalen Altruismus (auch zum eignen Vorteil in fernerer Zukunft) sind so alt wie die Kultur.
Das hat mit meiner Aussage nicht zu tun.
Beides sind Aussagen a'la "Wenn die und das so gewesen wäre, dann wären die Folgen so und so gewesen".
Unüberprüfbare alternative Szenarien.
Das hat mit der Chaostheorie nichts zu tun. Man braucht nur den bisherigen technologischen Aufwand für die Nutzung der Energie aus fossilen Energieträgern und für die Nutzung der Kernenergie zu beziffern und dem technologischen Aufwand zur Nutzung regenerativer Energien gegenüber zu stellen.
Und was dann ? Welche Folgen genau prognostiziert uns diese Gegenüberstellung ?
Der Mensch ändert offensichtlich sein Verhalten erst, wenn es ihm persönlich was kostet oder wenn Verbote ihn dazu zwingen. In Deutschland hat die Zahl der Raucher stark abgenommen wegen der hohen Tabaksteuer und wegen der Rauchverbote in öffentlichen Räumen.
Ja, richtig. Menschen handeln zu ihrem Vorteil, und worin sie einen Vorteil sehen, bestimmen sie selbst. In einer freien Gesellschaft dürfen die Menschen auch beides weitestgehend.
So wie der Raucher selbst entscheiden darf und muss, ob ihm die nächste Zigarette oder ein leicht verringertes Gesundheitsrisiko wichtiger sind.
Das stimmt. Jetzt fehlt nur noch zu klären, wer von uns beiden hier die Vernunft verteidigt und wer die Leidenschaft. Bei mir beschränkt sich die Leidenschaft auf das Rauchen, aber das betrifft nur
meine Gesundheit.
Ich sehe hier nicht Vernunft und Leidenschaft als Widersacher, sondern als unterschiedliche, einander ergänzende Aspekte.
Die Leidenschaft bzw die Neigung gibt das Ziel vor, die Vernunft hilft, effektive Wege zum Ziel zu finden.
Ob das Ziel selbst vernünftig ist oder nicht, ist in dieser Ebene nicht zu beurteilen. Wenn überhaupt, dann nur in einer Metaebene.
Oft setzt man gleiche Ziele voraus und findet Aktionen sodann "unvernünftig", weil sie nicht zum unterstellten Ziel führen.
Wenn deren Aufgabe aber gar nicht die Erreichung des unterstellten sondern eines anderen Zieles ist, und zur Erreichung jenes auch noch effektiv, dann kann die Aktion durchaus auf Vernunft basieren. Nur ist diese Vernunft jenem, der sie als unvernünftig bewertet, nicht einsichtig.
Die Klimaforschung nimmt Fakten in Form von konkreten Messwerten aus der Vergangenheit, ermittelt Trends und projiziert sie auf die Zukunft. Da ist nichts Unwissenschaftliches dabei. Börsenalgorithen tun auch nichts anderes und sie führen auch zum Erfolg.
Ja, und wie verlässlich das funktioniert, sieht man an wiederkehrenden Börsenchrashes. Ebenso das Wetter hier. Meteorologie ist auch eine Wissenschaft, aber versagt bei Vorhersagen die nächste Woche betreffend, weitgehend. Lediglich ~3 Tage sind in der Regel halbwegs verlässlich, je nach Großwetterlage.
Daher, Klimatologie ist zwar eine Wissenschaft, aber keine exakte Wissenschaft.
Und, der Klimawandel ist ja nicht nur ein klimatologisches, medizinisches oder biologisches Thema, sondern letztendlich ein soziales.
Die Folgen der bisherigen Erderwärmung sind bereits sichtbar und daraus kann man sehr wohl Prognosen für die Zukunft erstellen. Das funktioniert bei Wahlen schließlich auch recht gut.
Prognosen in der Art von "wenn die globale Durchschnittstemperatur um 5 Grad steigt, wird der Meeresspiegel um x Meter ansteigen". Solche Aussagen sind noch relativ einfach zu treffen. Aber eine Kurve von CO2-Gehalt der Atmosphäre zu Temperaturentwicklung in der Zukunft ist schon etwas völlig Anderes. Manche mögen sich hinreißen lassen, diverse Kurvenscharen zu illustrieren, aber auf harten Fakten basieren solche nicht.
Sieht man auch bei Wahlprognosen....manchmal treffen sie eher zu, manchmal schlechter. Soweit nicht wirklich ein Problem, aber wer würde seine Lebensart auf Grund einer Wahlprognose grundlegend ändern ? Oder genauer: auf Grund einer Prognose mit der Vertrauenswürdigkeit einer Wahlprognose ?
Relevant ist hier sogar nur der Zeitabschnitt der Erdgeschichte seit der Industrialisierung, aber man braucht auch Daten aus früheren Zeitabschnitten, um Vergleichswerte zu ermitteln.
Tja, man bekommt aber keine Daten, die einzelne Jahrzehnte aus dem Kambrium beschreiben. Zusätzlich, was hätte das für eine Relevanz für gegenwärtige Probleme ?
Wenn der Meeresspiegel bis 2100 um 3 Meter steigt, und man New York evakuieren muss - was hilft es dann zu erfahren, dass vor 3 Millionen Jahren der Meeresspiegel innerhalb 10 Jahren um 12 Meter gestiegen ist ?
Ich denke, wir können von Folgendem ausgehen:
Die globale Durchschnittstemperatur ist am Steigen und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich das in nächster Zeit ändern wird.
Ist der Mensch nicht dafür verantwortlich, kann er auch nichts dagegen tun, und wir werden uns dem Anstieg stellen müssen.
Ist der Mensch durch seine Zivilisation verantwortlich, in welchem Ausmaß auch immer, dann bräuchte es eine schnelle und weitreichende Änderung seiner Lebensweise, und zwar global.
Nur: die westliche Zivilisation "weiß" das schon seit Jahrzehnten, könnte sich eine Einschränkung der zivilisatorischen Annehmlichkeit global zusätzlich noch am Ehesten leisten, hat aber nur geringfügige Änderungen zu Wege gebracht. In dieser Zeit ist die Weltbevölkerung DEUTLICH angestiegen und Menschen denen die Welt von 2050 heute herzlich egal ist, wollen ebenfalls an den zivilisatorischen Annehmlichkeiten, die für uns heute selbstverständlich sind, Teil haben.
Wer hat die Macht und das Recht, ihnen den Anspruch zu verwehren ?
Und, das Öl das wir einsparen, wird in China, Indien, etc...verheizt. Fürs globale Klima einerlei.
Ergo, der Kampf gegen den Klimawandel ist ein verlorener. Warum ? Weil er gegen die Natur ankämpft - sowohl gegen die menschliche wie auch jener der außermenschlichen Umwelt.
Was immer das Klima bewegt hat, sich binnen der letzten 160 Jahre zu erwärmen, es ist mächtiger als alle Appelle, Politik und frommen Wünsche.