Ich habe mich bisher aus dem Thema herausgehalten, weil für mein Verständnis bestimmte Begriffe zu sehr vermischt wurden.
Meine Kinder sind inzwischen aus diesem Alter heraus, aber ich würde sie auch nicht zum Demonstrieren hinschicken, denn das würde den Sinn der Demonstration verfälschen. Ich wäre allerdings irgendwie stolz auf meine Kinder, wenn sie von sich aus mitdemonstrieren würden, denn das würde bedeuten, dass sie angefangen haben, ein Umweltbewusstsein zu entwickeln, aber am meisten stolz wäre ich zu sehen, dass sie anfangen, sich zu mündigen Bürgern zu entwickeln. So viel Rationalität habe ich von meinen Kindern in dem Alter nicht erwartet, dass sie auf ihr Handy, den Computer, die Klamotten und sonstiges verzichten, weil es der Umwelt schadet, aber das Bewusstsein, dass das alles umweltschädlich ist, habe ich versucht ihnen zu vermitteln. Und somit komme ich zu der Vermischung der Begriffe, die gleich bei der Threaderöffnung und auch später mir aufgefallen ist. Unter Instrumentalisierung verstehe ich den Missbrauch von Menschen, Sachen, Vorkommnissen und sonstigem, zugunsten eigener – meist unlauterer – Ziele. Bei diesen Freitagsdemos sehe ich nichts unlauteres, im Gegenteil: es weckt das Umweltbewusstsein in dieser Altersgruppe, auch bei den Kindern, die nicht mitdemonstrieren, weil ihnen dieses Umweltbewusstsein von ihrem Umfeld nicht vorgelebt wird, denn es führt zu Diskussionen in der Schule.
Es ist richtig und gut, den Kindern ein Umweltbewusstsein zu vermitteln, aber das bringt nur dann etwas, wenn sie auch ihr Verhalten ändern und nicht wenn sie auf die Straße gehen um für etwas zu demonstrieren, was man ihnen in der Schule beigebracht hat und was tagtäglich in den/allen Medien aufgezeigt wird, also tatsächlich jedem Menschen bekannt sein dürfte, bzw. ist.
Natürlich sollten die Eltern, die selbst ständig ein Handy in der Hand haben oder am PC sitzen, ihren Kindern ein Vorbild sein, indem sie es nur dann benutzen, wenn sie es wirklich brauchen, aber Fakt ist, dass genau diese Kinder, die dort demonstriert haben, ständig das neueste Handy haben wollen und es auch bekommen, obwohl ihr altes noch funktioniert und ausreichen würde, dass sie nicht bereit sind, sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule und den Freizeitaktivitäten zu begeben, dass sie nicht willens und stark genug sind, auf Markenkleidung zu verzichten, weil sie ja dann in der Schule gemobbt werden könnten, dass sie auch nicht auf den Urlaub mit dem Flugzeug verzichten wollen, u.s.w. Daher finde ich das alles äußerst fragwürdig und sehe die Demonstrationen der Kinder nur als ein Zeichen dafür, dass sie tatsächlich instrumentalisiert wurden, um aufzuzeigen, wie mündig und klug doch die deutschen Kinder sind, wenn sie von ihren Eltern fordern, auf etwas zu verzichten, auf das sie selbst nicht verzichten wollen und werden. Das ist in etwa so, als würde man einem Kind sagen, du darfst dies und das nicht tun, was man selbst jedoch tut. Wenn die Kinder also so mündig und klug wären, den Erwachsenen die Dinge zu erklären, die wirklich jeder weis, sollten sie es uns auch vormachen und nicht hingehen und von anderen etwas Fordern, zu dem sie selbst nicht bereit sind.
Die Begriffe Manipulation und Erziehung wurden hierbei auch vermischt. Unter Manipulation verstehe ich die Beeinflussung von Menschen in einer Richtung, die nur dem Manipulierenden dient. Die Erziehung dient dem Kind selbst, weil sie ihm Orientierung gibt, weil sie ihm Kriterien vermittelt, nach denen das Kind unterscheiden kann, was richtig oder falsch ist, um sich vor Gefahren zu schützen und/oder damit das Kind später ein nützliches Mitglied der Gesellschaft wird.
Dem kann ich voll und ganz zustimmen und verstehe nicht, dass es so viele Leute gibt, die die Erziehung von Kindern als etwas Negatives ansehen und bezeichnen, denn sie ist, genau wie du schreibst, zu IHREM Wohl.
Worauf ich bei der Erziehung meiner Kinder besonderen Wert gelegt habe war, sie dabei zu unterstützen, ein kritisches Vermögen zu entwickeln. Es war mir wichtig, dass sie für das, was sie als richtig erkannt haben einstehen und sich dafür einsetzen und allen, die ihnen etwas anderes zu vermitteln versuchen, sich kritisch entgegen stellen, denn das macht für mich den mündigen Bürger aus. Bis jetzt enttäuschen sie mich nicht, auch wenn das manchmal der Grund zum Streit mit mir wird.
Ich halte es auch für richtig, Kindern das kritische Denken beizubringen und sie dazu zu ermutigen, für ihre Erkenntnisse einzustehen, sofern sie sich auch dementsprechend verhalten. Aber, was den Klimawandel betrifft, sind Kinder m.E. gar nicht in der Lage, die ganzen Hintergründe zu begreifen und dass es bei dem Ganzen nicht wirklich darum geht, den Klimawandel zu verhindern oder ihn zu verzögern, dürfte jedem kritischen Denker klar sein. Denn wenn das wirklich gewollt wäre, würde man sich dafür einsetzen, dass der übermäßige Konsum heruntergeschraubt würde und das würde bedeuten, dass das Wirtschaftswachstum nachlassen würde. Aber, dass das nun wirklich niemand will, müsste auch jeder kritische Denker erkennen (können), denn wirklich etwas verändern und verbessern, würde man tatsächlich nur dann, wenn die Menschheit das begreifen und sich auch demensprechen verhalten würde.