Hallo,
die indirekte Sterbehilfe ist für mich etwas, was man durchaus als Möglichkeit haben sollte (rechtlich) um sein Leben zu beenden.
Die Frage ist halt nur, wie umsetzen um es den Menschen nicht zu einfach zu machen.
Ein Beispiel das mir von Dignitas bekannt ist:
Ein junger Mann, mitte 20, litt unter Depressionen und einer anscheinend sehr starken Migräne. Er beschloss sich an Dignitas zu wenden und diese haben auch nicht lange gezögert, den "Vertrag fertig zumachen", ihm wurde ungesehen alles nötige vom Dignitas-Partnerarzt bescheinigt und das Rezept wurde ausgestellt.
Als dann aber Freunde und Verwandte auf ihn aufmerksam wurden und ihn noch rechtzeitig auffangen konnten und er sich in Behandlung begab, nahm er das Gift das er über Dignitas verschrieben bekam nicht.
Dignitas hatte sogar die Frechheit, einen "Warum machen Sie denn nicht endlich"-Brief aufzusetzen. Und sie bestanden trotz der Tatsache, das der Patient auf dem Wege der Besserung war und wieder Lebensfreude fand, auf ihr Geld, weil der Patient "Vertragsbrüchig" geworden ist. Ja, das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Alles das -auch die schriftliche Korrespondenz- wurde bei Frau Christiansen vor einiger Zeit öffentlich gemacht. Auch der Vorsitzende/Geschäftsführer von Dignitas (Ch) war sichtlich ungehalten und drohte mehrfach das Studio zu verlassen. Man merkte, das er sich ertappt fühlte und das das Motiv Geld wohl eine größere Rolle spielt, als die Menschenwürde. Wenn ich mich recht erinnere, kostet die Leistung Sterbehilfe bei Dignitas ungefähr 3000 Euro, damit läßt sich gutes Geld machen.
Ach ja und das prekäre an der Sache: Der junge Mann war kein Schweizer, er kam aus Deutschland (hier ist das Tun glaube ich noch verboten). Der Fall bewegt sich anscheinend sehr am Rande der Legalität.
Man müßte also, wenn man die Methodik an sich in Ordnung findet, Möglichkeiten finden, die es den Menschen ohne todbringende Diagnose etwas schwerer macht, solche Schritte zu gehen. Denn wie obiges Beispiel zeigt, kann man viele Menschen erfolgreich behandeln, so das deren Wunsch nach dem Ende sich verflüchtigt.
Und man müßte dafür sorgen, das der Freitod kein Geld kostet, damit sich niemand daran bereichern kann. Eine Kassenleistung? <-- wäre anzustreben.
Für aktive Sterbehilfe bin ich persönlich nur in wenigen Fällen, sprich wenn der Mensch mit wirklich todbringender Diagnose, sich bereits in sehr weit fortgeschrittenem Stadium befindend, wirklich keine Möglichkeit mehr hat ins Leben zurück zu kommen. Das wäre z.B. bei vielen Patienten in Pflegestationen der Fall. Wenn sich in der konkreten Situation Ärzte und Verwandte dazu entschieden haben, oder wenn der Patient eine entsprechende Verfügung hat.
Ich für mich, habe den Gedanken an einen Freitod ohne medizinischen Grund, noch nicht gehabt.
Allerdings kann ich Menschen verstehen, die diesen Weg wählen.
Man sollte das nicht verurteilen, auch wenn man es sich für sich selbst nicht vorstellen kann.
Es gibt Menschen, die alles verlieren auf manchmal tragische Weise, auf einmal sind die Kinder weg, der Partner, vielleicht durch Unfall oder sonstiges. Das kann einem schon den Lebenswillen nehmen denke ich. Und wenn man im Leben alles verloren hat, was einem Lieb war, dann kann sich das bestimmt so anfühlen, wie die Diagnose einer tödlich verlaufenden Krankkheit für einen selbst. Dann darf man sich selber das Leben nehmen. Jeder hat das Recht sich seinen Zeitpunkt zu suchen und wer davon Gebrauch macht, sollte nicht auch noch gewertet werden.
Sicher, ich bin für Therapie um geistiges Wohlbefinden zurückzuerobern.
Aber wenn Menschen sich so gut verstecken und ihre Lebensmüdigkeit einfach nicht erkannt wird, dann war es dem Menschen schon sehr wichtig nicht von seinem Vorhaben abgebracht zu werden. Das sollte man dann akzeptieren.
Und ist es nicht oft unser eigener Egoismus, Menschen an ihren Taten hindern zu wollen?
Auch Ärzte -und sie geben es rundheraus zu- lassen nicht gerne sterben. Es fühlt sich für sie wie ein Versagen an. Ist es nicht so, das wir Freunde und Verwandten von Freitiod-Opfern es ähnlich sehen?
Liebe Grüße
Sal