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Ich bin Republikaner, ist das schlimm?

Patriotismus

Ein Problem - eins von einigen - ist gewiss, dass die aktuelle deutsche Nationalhymne in Wort und Melodie auch die der Nazis ist. Was denkt und fühlt das Ausland, wenn es sie hört? Dass wir nicht den notwendigen Neuanfang gemacht haben. Wir haben ihn gemacht, gewiss. Dann sollten wir ihn aber besser auch in Wort und Musik unserer Hymne sichtbar machen! Der Hinweis auf die Weimarer Republik, die diese Hymne ja auch schon hatte, reicht nicht aus. Es kommt darauf an, wie sie im Ausland (und auch in unseren Herzen) ankommt. Mir jedenfalls ist unsere Hymne peinlich.

Gysi
 
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Ich war über zwanzig Jahre lang aus beruflichen Gründen im Ausland unterwegs und habe niemanden getroffen, der mir wegen der Nazizeit irgendwelche Vorwürfe gemacht hätte. Nicht das Ausland ist das Problem, sondern wir treten uns permanent selbst in den Hintern, eine Art nationaler Masochismus, der politisch instrumentalisiert ist, um unsere Gesellschaft ideologisch umzupolen. Da wird man als Nazi beschimpft, wenn man nach einer Kosten/Nutzenrechnung der Zuwanderung fragt oder sich gegen Islamisten zur Wehr setzt, obwohl es zu dieser Zeit das Problem gar nicht gab.
Es ist zum Haare raufen, seitdem die SPD mit den Grünen koaliert, geht es mit der Partei und dem Land nur mehr bergab, dass die Parteiführung davon offensichtlich nichts bemerkt, obwohl sie durch massenhafte Parteiaustritte und Meinungsumfragen gebeutelt ist, spricht für die politische Blindheit der Parteispitze. Ich kenne eine Reihe von namhaften Grossbetrieben, die ihren Firmensitz verlagern werden, wenn sich bei der nächsten Bundestagswahl nichts ändert. Es macht zunehmend Resignation breit.
 
Ich kann dieses wehleidige Gejammer der Deutschen über den angeblich tabuisierten Patriotismus nicht hören: Ich fühle mich meiner Kultur (der des deutschen Sprachraumes) sehr zugehörig, hatte jedoch noch nie das Gefühl ich dürfte dies nicht zeigen.

Die populistischen Sätze Mavahos ("deutsches Kulturgut ist schon im Ansatz verdächtig") sind Populismus, weil sie realitätsfern und undifferenziert sind - Realitätsfern, da das deutsche Kulturgut praktiziert, und dies von der Mehrheit geachtet wird; man schaue sich nur mal die Programme von Kulturveranstaltungen an (nicht die von dem Stammlokal der Rechten).

Wer bei Schuberts Winterreise oder bei Wagners Parzival einen Verdacht hegt ist nicht ernst zu nehmen und befindet sich (zum Glück) in unserem Land in der absoluten Minderheit.

Um die deutsche Kultur betrachten und beurteilen zu können, bedarf es eines Blickes über den Tellerrand: Ohne eine gewisse Bildung, gehen kulturelle Tendenzen an einem durch Unwissen vorbei und man meint dann sagen zu können, dass die deutsche Kultur am verschwinden sei.

Ich habe mehr Menschen bis jetzt Aufführungen von Mozarts Requiem gesehen, als bei "irischen Volkstänzen"...!

Undifferenziert ist die Meinung, dass deutsches Kulturgut einem Generalverdacht unterliege, da man mit dieser Behauptung sein Unwissen über die Kulturgeschichte preisgibt und hiermit nicht mehr zu unterscheiden weiß zwischen Liedern wie der Nationalhymne (Siehe letztes Posting von Gisbert Zalich) und Kulturgütern, die nichts, aber auch gar nichts, mit dem Dritten Reich zu tun haben und darum momentan gefördert und praktiziert werden.

Man muss unterscheiden können zwischen "Jud süss" und seinen Machern und nationalsozialistisch ideologiefreien Kulturgütern, wie z.B. den meisten deutschen Volksliedern.

Komischerweise sind es oftmals Linke, die Volkstanzgruppen ins Leben rufen, um einen wesentlichen Bestandteil der deutschen Kultur zu wahren, während die Rechten in der Kneipe beklagen, wie kulturlos es draußen zu gehe.

Was sind es für Leute, die, wie schon gesagt, die deutsche Kultur immoment aufrechterhalten? - Oftmals sind es altlinke Intellektuelle, die in der heutigen Zeit an Kulturdezernaten, in literarischen Zirkeln, bei Vorträgen über die deutsche Klassik und in Konzerten mit Stücken von Brahms und Händel sitzen...
Auf der anderen Seite finden wir die Menschen, die sich nach einem Bild-Leitartikel über die "Balkanisierung" Deutschlands lautstark empören, jedoch nie selbst kulturschaffend waren und nicht einmal einen kurzen Abriss über die deutsche Kulturgeschichte geben könnten.

Sicher, dies sind Stereotypen, doch sie sind in diesem Fall nützlich um gesellschaftliche Sachverhalte verständlich zu machen!
 
Hallo Mavaho!
Und wie war es mit den deutschen Mitarbeitern einer Weltfirma, die in London gearbeitet haben? Da schrieb vor einigen Monaten die FAZ einen interessanten Artikel über Mobbing an den Beiden. Die englischen Kollegen sind im Stechschritt an den Büros der Deutschen vorbeigegangen und haben Hakenkreuze auf Papier gemalt. Dieser Fall sorgte für ein hohes Aufsehen, wenn Du Dich erinnern kannst. Und die FAZ schrieb, dass dies nur die Spitze des Eisbergs sei.
Vielleichst warst Du ja für ein deutsches Unternehmen im Ausland unterwegs und hast deshalb diese Erfahrungen nicht machen müssen?
lG
 
Original geschrieben von Minnie
Die englischen Kollegen sind im Stechschritt an den Büros der Deutschen vorbeigegangen und haben Hakenkreuze auf Papier gemalt.
...
Vielleichst warst Du ja für ein deutsches Unternehmen im Ausland unterwegs und hast deshalb diese Erfahrungen nicht machen müssen?

Also, eines kann ich persönlich für mich in Anspruch nehmen: ich habe beruflich und semi-privat laufend Kontakt mit Amerikanern, Engländern, Australiern und Russen. Noch nie hatte ich ein Problem wenn sie erfuhren, dass ich aus Österreich komme - und soviel anders wird es bei Deutschen nicht sein.
 
Hallo Minnie,
ich war zwei Jahre für BBC (heute ASEA) in England (Guildford), also für ein deutsches Unternehmen, und hatte in dem Punkt keinerlei Probleme. Der spezielle Fall, den Du da ansprichst, hatte ein Vorspiel und betriebinterne Gründe, jeder kämpft eben um seinen Job so gut er kann. Es war auch Churchil, der am Ende des Krieges sagte, man hätte das falsche Schwein geschlachtet(damit meinte er Russland). Gerade die Engländer haben sich in ihrer Geschichte genug Schnitzer geleistet, von den Kolonien bis zum Sklavenhandel, da bleibt wenig Grund für moralische Überlegenheitsmimik.
Da staune ich doch, Jonathan, erstmal ist von Deiner Seite erkennbar, dass deutsche Geschichte nicht 1933 begonnen und 1945 geendet hat. Übrigens, die deutsche Nationalhymne stammt im Text von Hugo von Hoffmansthal aus der deutschen Einigungsbewegung, die die Kleinstaaterei beendet und erst eine Nation geschaffen hat. Aus heutiger Sicht war es der erste Schritt zu einem einigen Europa. Kennt man die geschichtlichen Wurzeln und die Bedeutung, die dieser Text zu seiner Zeit hatte, so braucht man sich dieser Hymne nicht zu schämen.
 
Original geschrieben von mavaho
Übrigens, die deutsche Nationalhymne stammt im Text von Hugo von Hoffmansthal aus der deutschen Einigungsbewegung, die die Kleinstaaterei beendet und erst eine Nation geschaffen hat.
War´s nicht Hoffmann von Fallersleben der 1841 das "Lied der Deutschen" im Exil auf der Insel Helgoland schrieb?

Die Melodie stammt von Josef Haydn

Die National-Sozialisten sangen übrigens nur die erste Strophe in Verbindung mit dem Horst-Wessel-Lied.

Gemessen an den Nationalhymnen des 19. Jahrhunderts war "Deutschland, Deutschland über alles" noch harmlos.
Insbesondere dann, wenn man sich vor Augen hält, daß "von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt der damalige deutsche Sprachraum war.
Interessant ist auch, daß nach dem "Deutschland über alles" eine Zeile folgt, die den meisten gar nicht im Bewußtsein ist: "wenn es stets zum Schutz und Trutze brüderlich zusammenhält.
Schutz und Trutz, nicht Angriffskriege und chauvinistische Überheblichkeit, wie oft unterstellt wird.

Und die zweite Strophe, die finde ich persönlich einfach schön! :bier:
 
...Schön und gut: Der Ursprung ist das Eine, doch die Adoption von bereits Bestehendem das Andere - Wir benutzen ja auch nicht mehr bestimmte Worte, die von den Nazis missbraucht wurden, auch wenn sie etymologisch nichts mit dem Dritten Reich zu tun haben...!
 
Original geschrieben von mavaho
Da staune ich doch, Jonathan, erstmal ist von Deiner Seite erkennbar, dass deutsche Geschichte nicht 1933 begonnen und 1945 geendet hat.

...naja, dann hast Du wohl meine anderen Postings mit einer roten Brille gelesen...!

Übrigens, die deutsche Nationalhymne stammt im Text von Hugo von Hoffmansthal aus der deutschen Einigungsbewegung, die die Kleinstaaterei beendet und erst eine Nation geschaffen hat. Aus heutiger Sicht war es der erste Schritt zu einem einigen Europa. Kennt man die geschichtlichen Wurzeln und die Bedeutung, die dieser Text zu seiner Zeit hatte, so braucht man sich dieser Hymne nicht zu schämen.

s.o.
 
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Original geschrieben von Jonathan
Der Ursprung ist das Eine, doch die Adoption von bereits Bestehendem das Andere - Wir benutzen ja auch nicht mehr bestimmte Worte, die von den Nazis missbraucht wurden, auch wenn sie etymologisch nichts mit dem Dritten Reich zu tun haben...!

Das ist aber ein speziell deutsches, selbstgemachtes Problem: die Briten z.B. haben bei ihren nationalen Symbolen, insbesondere der Fahne, eine unerschütterliche Kontinuität.
Unter diesen Symbolen wurden Kolonialismus, Seeräuberei und Sklavenhandel betrieben, ganze Völker wurden versklavt und sogar ausgerottet - und ???

Right or wrong - my country!

Wenn wir uns auf die dritte Strophe des Deutschlandliedes als Nationalhymne beschränken, dann halte ich das für einen Verlust.
Wenn ich mit meiner Familie am 3.Oktober das Deutschlandlied singe, dann machen wir das so: die ersten beiden Strophen sitzend, zur dritten, der Nationalhymne, stehen wir auf.
 
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