Ich kann dieses wehleidige Gejammer der Deutschen über den angeblich tabuisierten Patriotismus nicht hören: Ich fühle mich meiner Kultur (der des deutschen Sprachraumes) sehr zugehörig, hatte jedoch noch nie das Gefühl ich dürfte dies nicht zeigen.
Die populistischen Sätze Mavahos ("deutsches Kulturgut ist schon im Ansatz verdächtig") sind Populismus, weil sie realitätsfern und undifferenziert sind - Realitätsfern, da das deutsche Kulturgut praktiziert, und dies von der Mehrheit geachtet wird; man schaue sich nur mal die Programme von Kulturveranstaltungen an (nicht die von dem Stammlokal der Rechten).
Wer bei Schuberts Winterreise oder bei Wagners Parzival einen Verdacht hegt ist nicht ernst zu nehmen und befindet sich (zum Glück) in unserem Land in der absoluten Minderheit.
Um die deutsche Kultur betrachten und beurteilen zu können, bedarf es eines Blickes über den Tellerrand: Ohne eine gewisse Bildung, gehen kulturelle Tendenzen an einem durch Unwissen vorbei und man meint dann sagen zu können, dass die deutsche Kultur am verschwinden sei.
Ich habe mehr Menschen bis jetzt Aufführungen von Mozarts Requiem gesehen, als bei "irischen Volkstänzen"...!
Undifferenziert ist die Meinung, dass deutsches Kulturgut einem Generalverdacht unterliege, da man mit dieser Behauptung sein Unwissen über die Kulturgeschichte preisgibt und hiermit nicht mehr zu unterscheiden weiß zwischen Liedern wie der Nationalhymne (Siehe letztes Posting von Gisbert Zalich) und Kulturgütern, die nichts, aber auch gar nichts, mit dem Dritten Reich zu tun haben und darum momentan gefördert und praktiziert werden.
Man muss unterscheiden können zwischen "Jud süss" und seinen Machern und nationalsozialistisch ideologiefreien Kulturgütern, wie z.B. den meisten deutschen Volksliedern.
Komischerweise sind es oftmals Linke, die Volkstanzgruppen ins Leben rufen, um einen wesentlichen Bestandteil der deutschen Kultur zu wahren, während die Rechten in der Kneipe beklagen, wie kulturlos es draußen zu gehe.
Was sind es für Leute, die, wie schon gesagt, die deutsche Kultur immoment aufrechterhalten? - Oftmals sind es altlinke Intellektuelle, die in der heutigen Zeit an Kulturdezernaten, in literarischen Zirkeln, bei Vorträgen über die deutsche Klassik und in Konzerten mit Stücken von Brahms und Händel sitzen...
Auf der anderen Seite finden wir die Menschen, die sich nach einem Bild-Leitartikel über die "Balkanisierung" Deutschlands lautstark empören, jedoch nie selbst kulturschaffend waren und nicht einmal einen kurzen Abriss über die deutsche Kulturgeschichte geben könnten.
Sicher, dies sind Stereotypen, doch sie sind in diesem Fall nützlich um gesellschaftliche Sachverhalte verständlich zu machen!