Die "Schwarze Pädagogik" ist nach Alice Miller (1983, S. 76ff.) dadurch gekennzeichnet,
dass die Erwachsenen Herrscher über das abhängige Kind sind
dass die Erwachsenen über Recht und Unrecht bestimmen können wie Götter
dass der Zorn der Erwachsenen aus ihren eigenen Konflikten stammt
dass sie das Kind für ihre eigenen Probleme und Konflikte verantwortlich machen
dass die Erwachsenen die Meinung vertreten, die Eltern sind immer zu schützen
dass die Erwachsenen die Meinung vertreten, lebendige Gefühle des Kindes bedeuten für ihre Herrschaft über das Kind eine Gefahr
dass man dem Kind so früh wie möglich seinen "Willen nehmen" muss
dass in der Erziehung alles sehr früh geschehen soll, damit das Kind davon noch möglichst wenig mitbekommt und den Erwachsenen nicht verraten kann.
Die Mittel, die schwarze Pädagogik einsetzt, sind repressiv. Zu ihnen gehören:
Fallen stellen, Lügen, Listanwendung, Verschleierung, Manipulation, Ängstigung, Liebesentzug, Isolierung, Misstrauen, Demütigung, Verachtung, Spott, Beschämung, Gewaltanwendung bis zur Folter...
Schwarze Pädagogik ist darum bemüht, dem Kind von den ersten Lebensmonaten an Informationen über die Welt und seine Umwelt zu vermitteln, die in der gleichen Form schon über Generationen hinweg vermittelt worden sind. Solche Interpretationen der Welt werden von den Kindern übernommen und internalisiert, obwohl sie zum großen Teil nachweislich falsch sind. So wird Kindern in der schwarzen Pädagogik klargemacht,
dass aus Pflichtgefühl Liebe wird
dass man den Hass mit Verboten aufheben kann
dass Eltern von vornherein, einfach weil sie Eltern sind, Achtung verdienen
dass Kindern eine solche Achtung von vornherein nicht entgegengebracht werden muss
dass Gehorsam stark macht
dass eine hohes Selbstwertgefühl schädlich ist
dass dagegen eine niedrige Selbsteinschätzung menschenfreundlich macht
dass Zärtlichkeiten verweichlichen und schädlich sind
dass es richtig ist, auf kindliche Bedürfnisse nicht einzugehen
dass Härte und emotionale Kälte ausgezeichnet aufs Leben vorbereiten
dass vorgespielte Dankbarkeit besser ist als ehrliche Undankbarkeit
dass das, was man tut, wichtiger ist, als das, was man ist
dass die Eltern und Gott keine Kränkungen aushalten können
dass der Körper etwas Schmutziges und Ekelhaftes darstellt
dass heftige Gefühle schaden
dass die Eltern rundum triebfrei und Wesen ohne jede Schuld sind
dass Eltern immer Recht haben