Dies ist eine Wiederbelebung!
In einem anderen Brett, in einem anderen Faden, in einem völlig anderen Zusammen hang bin ich wieder auf eine alte Redewendung gestoßen, deren Herkunft mir immer noch nicht so recht geklärt erscheint.
Hier meine jüngsten Ergenisse:
Der lebt wie Gott in Frankreich.
Diese Redewendung, die es bezeichnenderweise nicht in Frankreich, sondern nur in Deutschland gibt, wird oft mit dem Hinweis erklärt, dass es den Königen in Frankreich stets besonders gut ging, und man nimmt Ludwig XIV. als Beispiel, aber auch den XVI., dessen Luxusleben allerdings schimpflich endete. Auch die Napoelonen werden als Beispiele genannt. Doch muss man sehen, dass außer dem XIV. die anderen doch keineswegs als Musterbeispiele glücklicher Menschen gelten können.
Und das geflügelte Wort lautet ja nicht: „
leben wie der König in Frankreich“, sondern eben „leben wie Gott in Frankreich“!
Die Redewendung wird von Krüger-Lorenzen* so erklärt:
GOTT Er lebt wie Gott in Frankreich:
Ihm geht es besonders gut, er genießt sein Leben sorglos und in Freuden. - Entstand in der großen Französischen Revolution von 1789, in der Gott «abgesetzt» wurde und der Kultus der Vernunft an die Stelle des Christentums trat. Man stellte sich Gott gleichsam pensioniert vor, der nun in Frankreich besonders sorglos und glücklich leben könnte.
* Krüger-Lorenzen, Das geht auf keine Kuhhaut, Deutsche Redewendungen - und was dahinter steht.
Das kann aber nicht stimmen, denn die Redewendung tritt schon 1693 auf; also hundert Jahre vor der Französischen Revolution.
So gilt also dies:
Die Redensart „leben wie Gott in Frankreich“ geht auf Zincgref-Weidners Apophthegmata aus dem Jahr 1693 zurück, wo er Kaiser Maximilian I. 1519 in einem vertraulichem Gespräch folgendes Urteil fällen lässt:
Wenn es möglich wäre, dass ich Gott sein könnte und zween Söhne hätte, so müsste mir der älteste Gott nach mir und der andre König in Frankreich sein.
Anzunehmen ist, dass Maximilian in den Mund gelegt wurde, sein erster Sohn müsse Gott, sein zweiter Gott in Frankreich sein.
Merkt ihr was?
In Georg Büchmanns Zitatensammlung Geflügelte Worte heißt es dazu:
„In Zincgref-Weidners ‚Apophtegmata‘ (Leipzig 1693) heißt es: Als er (Maximilian I., gest. 1519) auf eine Zeit gar vertraulich Gespräch hielte mit etlich seiner Leuten von einem und andern Land und Königreich, fället er unter andern auch dieses Urteil: ‚Wenn es möglich wäre, daß ich Gott sein könnte und zween Söhne hätte, so müßte mir der älteste Gott nach mir und der andre König in Frankreich sein.‘ Die Redensart ‚wie Gott in Frankreich‘, die allein in Deutschland gebräuchlich ist, läßt sich nur aus dieser Anekdote erklären.“
Aber da haben wir wieder diese Unstimmigkeit. Auch Maximilian sagt, dass sein zweiter Sohn wie der König in Frankreich leben solle. So weit so schlecht.
Nun steht aber in meiner Ausgabe des Büchmanns dies:
Wie Gott in Frankreich leben für "herrlich und in Freuden leben« wird manchmal aus der Zeit erklärt, in der Gott, durch die Französische Revolution abgesetzt, in Frankreich nichts mehr zu tun hatte. Eine andere Erklärung, nach der die Redensart auf Maximilian I. zurückgehen soll ("Wenn es möglich wäre, daß ich Gott sein könnte und zween Söhne hätte, so müßte mir der älteste Gott nach mir und der andere König in Frankreich sein«), ist haltlos.
Also hat Krüger-Lorenzen doch Recht!
Nun ist der Büchmann erstmals 1864 erschienen und hat seiterher wohl schon einige Neuauflagen und Überarbeitungen erlebt, die in meiner Billiglizenzausgabe nicht vermerkt sind.
Bei Wikipedia findet sich nun Angabe:
Büchmann hatte insgesamt 1.900 Einträge gesammelt und erläutert. Nach seinem Tode wurde das Werk von seinem langjährigen Mitarbeiter Walter Tornow-Robert fortgeführt, der 730 neue Zitate hinzufügte.
Mittlerweile gibt es zwei unterschiedliche aktualisierte Ausgaben des Büchmann, eine vom Verlag Bassermann (Verlagsgruppe Bertelsmann), die andere vom Ullstein Verlag (Verlagsgruppe Bonnier); daneben geben beide Verlage auch noch eine klassische Ausgabe heraus.
http://de.wikipedia.org/wiki/Büchmann
Fazit: Nix Gwieß woiß mr ned!
Gruß Fritz