AW: Herkunft von Redewendungen
Das geht auf keine Kuhhaut.
Pergament wird meist aus Ziegen- oder Schafsleder hergestellt. Wenn hier von Kuhhaut die Rede ist, so ist das eine parodistische Übertreibung.
Mit Kuhhaut ist also ein besonders großes Pergamentblatt gemeint.
Auf Pergamente wurden etwa auch Gerichtsurteile aufgeschrieben, auf denen auch die Überltaten vermerkt waren. Wenn nun der Übeltaten so viele waren, dass sie nicht einmal auf einem aus dem von einer Kuh hergestellten Pergament Platz fand, so
gingen sie nicht auf eine Kuhhaut.
Ich zitiere aus dem Röhrich:
Der älteste Beleg für diese Erzählung ist ein Exempel des Jacques de Vitry (vor 1240 gest.); er erzählt in den 'Sermones vulgares' von einem Priester, der während des Gottesdienstes einen Teufel mit den Zähnen an einem Pergament zerren sieht. Auf Befragen gibt der Böse den Bescheid, er habe das unnütze Kirchenschwatzen aufzuschreiben, und dafür reiche sein Pergament nicht. ...
Aus dem 14. Jahrhundert zeigt ein Wandfresko in St. Georg auf der Reichenau (Oberzell) ein großes Tierfell, das von vier Teufeln ausgebreitet gehalten wird; der eine packt es außer mit den Klauen auch mit den Zähnen. Über dem Fell werden die Köpfe zweier Frauen sichtbar, die eifrig miteinander schwatzen. Uber ihnen deutet eine Art Hängelampe, von der an Kettchen drei Kreuze herabhängen, an, daß das Gespräch in einer Kirche geführt wird. Auf dem Fell stehen in gotischer Majuskel drei Verspaare, die sich auf das Bla-bla-Gerede klatschsüchtiger Frauen beziehen:
Ich wil hie shribvn,
Von disen tvmben wibvn,
Was hie wirt plapla gvsprochvn
Vppigs in der wochvn
Das wirt allvs wol gvdaht
So es wirt fvr den rihtvr braht.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Kuhhaut, S. 1. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 3582 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 3, S. 906) (c) Verlag Herder]
Hier ist das Wandgemälde zu sehen:
http://www.karger.com/gazette/67/Fuchs/images/fuchs_1.jpg
Gruß Fritz