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Herkömmliches mit Senf

Zeilinger

Well-Known Member
Registriert
22. Mai 2004
Beiträge
16.499
Liebe Forumsmitglieder !

Da es auf den von mir eröffneten Thread "Was ist klassisch" sehr wenig Resonanz gibt, möchte ich hier Sachen thematisieren, die einmal sprichwörtlich waren, aber heute nicht mehr oder nur mehr zum Teil stimmen (nach jedermanns Gusto natürlich). Sollte es so etwas ähnliches schon geben, teilt es mir bitte mit (ich habe jetzt nicht alle Philosophie-threads durchgesehen).

Ich beginne mit einem meiner Lieblings-Literaten nämlich Johann Wolfgang von Goethe. Goethe schrieb seinerzeit über die Zeiten:

Der große Mann ist seiner Zeit voraus,
Der Kluge geht mit ihr auf allen Wegen,
Der Schlaukopf beutet sie gehörig aus,
Der Dummkopf stellt sich ihr entgegen.

Ich möchte dieses Zitat glauben - bis auf ein Wort. Das Wort Mann in der ersten Zeile möchte ich durch Mensch ersetzen. Wir haben inzwischen zu viele große Frauen, als dass Mann noch passen würde.

Als zweites möchte ich noch nennen:
Geben ist seliger denn nehmen (Herkunft unbekannt, klingt aber nach Bibel). Ich möchte diesen Spruch zwar nicht anzweifeln, möchte aber auf jeden Fall ergänzen, dass wir - im Sinne von annehmen - schon zuerst nehmen müssen, und zwar unsere Eltern, uns selbst, die uns gebotene Bildung etc, um dann später geben zu können.

Fallen Euch auch noch Beispiele ein, die zwar höchstwahrscheinlich einmal gestimmt haben, heute aber nur mehr zum Teil oder gar nicht mehr stimmen bzw. ergänzt werden müssen ?

Viele Grüße
 
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Lieber *Zeilinger*, du schriebst (gekürzt) :
... Geben ist seliger denn nehmen ... dass wir - im Sinne von annehmen -
schon zuerst nehmen müssen, ... um dann später geben zu können.

Dazu meine ich: Unser Leben ist kein Einzeldasein, sondern eine (un)stete
Wechselbeziehung, geprägt von Geben und Nehmen, welches nie ganz ausgeglichen ist.

Zu: ... andere Beispiele, ... die einmal gestimmt haben, ... aber z.T. nicht mehr stimmen bzw. ergänzt werden müssen?

Dazu meine ich: VERÄNDERUNG - das ist ein (Über)Lebensprinzip, dem alles - auch im Sinne der Evolution, unterliegt.
Und so ist es nicht verwunderlich, daß Gestriges im Heute eine andere (mitunter konträre) Bedeutung haben kann.
Zum Beispiel: das Wort 'gemein', heutzutag auch negativ belegt (welches von Gemeinde abstammt)
oder das Wort 'Gesindel' (welches von Gesinde, der Arbeiterschaft herrührt)

Ein bisschen Nonsens zum Thema:

Die Zeiten sind vorrüber, die Zeiten sind vorbei:
Wo früher stand ein Kloster, da ist heut´ ´ne Brauerei.
Die Zeit vergeht nicht langsam, die Zeit vergeht sehr schnell:
Wo früher stand die alte Brauerei, da steht heute ein Bordell ...

LG, spF
 
Goethe war schon eine arrogante Sau *knuffel*

Mir fallen sonst nur Worte wie "Wahrheit" und "Erkenntnis" ein :/

@scilla: Spontaneinfall? Oder sollte dein Hirn tatsächlich wie eine hochstrukturierte Datenbank funktionieren (ich erinnere mich da dunkel an das Projekt zur Zuordnung von Begriffen und (verständniss-)Assoziationen) ?

gn8cf
 
spitzeFeder schrieb:
Ein bisschen Nonsens zum Thema:

Die Zeiten sind vorrüber, die Zeiten sind vorbei:
Wo früher stand ein Kloster, da ist heut´ ´ne Brauerei.
Die Zeit vergeht nicht langsam, die Zeit vergeht sehr schnell:
Wo früher stand die alte Brauerei, da steht heute ein Bordell ...
Was gestern noch unmöglich war, ist heute Luxus und morgen Notwendigkeit. (Readers Digest; Autor unbekannt).
 
Spontaneinfall? Oder sollte dein Hirn tatsächlich wie eine hochstrukturierte Datenbank funktionieren ?

Spontaneinfall


VERÄNDERUNG - das ist ein (Über)Lebensprinzip

ja, aber nicht philosophisch
dort gibt es das Sein
das verändert sich nicht
(Veränderung ist eine Unterabteilung des Seins)

(ich erinnere mich da dunkel an das Projekt zur Zuordnung von Begriffen und (verständniss-)Assoziationen)

WESEN
- Körper (der Körper ändert sich: Spannungsbogen, Zyklus)
- Substanz (die Substanz bewirkt Veränderung: Prozess, Arbeit)
- Materie (die Materie ist Veränderung unterworfen: Reifestadien, Phasen der Evolution)

.....

Die Störungsresistenz eines Öko-Systems hängt dabei von der Güte seines Mikroklimas ab.
Ein gutes Mikroklima puffert den Klimawandel so weit ab, daß die Reaktion darauf vergleichsweise gering ausfällt.
• indifferent
auf eine actio folgt keine reactio
(Tropfen auf den heissen Stein)
• kritisch
auf eine actio folgt eine reactio
(steter Tropfen höhlt den Stein)
• überkritisch
auf eine actio folgt eine Katastrophe
(Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt)
• chaotisch
auf eine actio folgt ein Durcheinander
(alles fließt)
 
Ein weiterer Spruch .....

.... den ich für irrtümlich bzw. nicht mehr zeitgemäß halte:

"Die Welt will betrogen werden."

Von den tausenden von Leuten, mit denen ich in meinem Leben mündlich oder schriftlich kommuniziert habe, hat kein(e) einzige(r) behauptet, dass er (sie) betrogen werden will, geschweige denn ein Bürgermeister im Namen seiner Gemeinde ........ über einen Staatschef im Namen seines vom ihm vertretenen Staates ...... bis zum UNO-Generalsekretär im Namen der Vereinten Nationen.

Dieser Spruch ist nichts anderes als eine Erfindung eines Menschen, der
zu dumm,
zu faul und/oder
zu schlecht erzogen​
ist (war), anständige Wege durchs Leben zu suchen.

Bis jetzt habe ich ihn auch nur von Ehebrechern gehört.

Niemand will betrogen werden.
 
Auch ....

... der Spruch: "Was lange währt, wird endlich gut"
ist von sehr zweifelhaftem Wert. Ultrakonservativ und für Leute mit Moral (Ethik, Erziehung, Feingefühl) leicht zu widerlegen:

Mord, Diebstahl, Erpressung, Betrug, Hass, Intrige, Gier, Neid, Lüge und Heuchelei währen schon Jahrtausende und sind noch immer nicht gut. Maximal annehmbar, wenn dadurch Ärgeres verhindert werden kann (bei Mord kann natürlich das auch nicht gelten).
 
Das nächste, dass mir nicht mehr aktuell vorkommt,

ist das Sprichwort: "Ordnung ist das halbe Leben". Ich würde sagen: Ein Drittel genügt.

Begründung:

1.) Im Namen der Ordnung wurde auch schon viel Blödsinn gemacht; ich denke da nur an die sogenannten "ethnischen Säuberungen" im Balkankrieg. Welche Ordnung gelten soll, soll immer durch demokratische Wahlen mehrheitlich bestimmt werden.

2.) Wo würden die vielen - lebensnotwendigen und lebensbejahenden - Triebe und all die Gefühle bleiben, zu denen wir Menschen fähig sind.

Ordnung ist ein Drittel des Lebens, finde ich.

Liebe Grüße
 
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AW: Herkömmliches mit Senf

Hallo !

Herkömmlich:

"Der Gesunde hat hundert Wünsche, der Kranke nur einen."

Mein Senf dazu: Die Tendenz des Sprichwortes kann ich nur unterschreiben. Die meisten Menschen aber werden mit der Anzahl ihrer Wünsche wohl dazwischen liegen.

Liebe Grüße

Zeili
 
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