AW: Haiku
Liebe Miriam,
wie schön wäre dieses Frühlings-Erwachen, wenn auch andere sich wieder melden würden, die ich vermisse (und vielleicht durch mein Eindringen verschreckt habe?).
Wenn die OSTERGLOCKEN sie nicht wecken, versuche es nächstens bitte einmal mit Glöckchen oder Bimmeln. Ihr seid doch untereinander bekannt und resonanz-verstärkend verbunden und wetteifernd im Guten.
Es ist herzstärkend, wie Du meine "Perpetuum"-Andeutung aufgegriffen hast. Gleichbleibend die Frühlingsblüten, die jungen Kätzchen, die Schulkinder, der nachwachsende Wald, doch immer wieder neu als Lebewesen. Und mitten drin möchte man doch sein, im Leben. Wenn es ginge, die Einschulung mit großer Tüte nochmals neu, oder mittendrunter im Kätzchengewimmel oder im Waldboden. Und ALLES nicht nur so dahinlebend, schleichend, kümmernd, vegetierend, sondern auf-lebend aus ALL-Kräften, indem die Erde spiralig ihre Bahn zieht.
Bitte laß es doch für Dich selbst gelten: "möcht gern ein Zweig sein", ich hatte beim Lesen sofort eine Erinnerung an eine Stelle bei A. Stifter: von Bäumen, die still den Willen Gottes tun. Man wünscht das Eingebettet-Sein, so etwa.
Das hat mit Kirchen-, Synagogen- und Moscheen-Religiösität nichts zu tun, da war Stifter zu stark von JWG geprägt, dessen Ehrfurcht vor dem unpersönlichen Sein der Denkweise von A. Einstein sehr ähnlich war.
Und hattest Du nicht bereits einmal "Wär`ich `ne Blume ..." gewünscht?
Als Zweig bist Du doch zunächst mal vor den Schafen gesichert...
Solltest Du versuchen, die Vermißten zu finden und zu mobilisieren, dann sage ihnen, daß sich manche ihrer Zeilen in mir verhakelt haben und diese verlangen nach Ergänzung und Fortsetzung. Das geht durch alle Lebensbereiche und Stimmungen, nur angedeutet:
Herbstnebelgräue - Weisse Kristalle - Unbeschwerte Kraft! - Stadt meiner Kindheit - Wie eine Feder - Zwei Schwäne im See - Ein Bauernweiher - einzelne Blätter segeln - krankmüde Glieder - Vor meinem Fenster - Flatter durch`s Leben, Schmetterling - Freundliche Warnung - Oder auch das geadelte Huhn aus der duftenden Küche oder die weiblich-vereinigte Herbstfarbenpracht.
Wahrscheinlich werde ich nie mehr den Weg am Waldbach längs zur Winterzeit gehen können, ohne zu erinnern: "der Bach plätschert sanft, hie und da schwimmt als Fischlein - ein Eisstück vorbei"
Mit derlei Ostergrüßen
mein Dank für Deine Worte