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Haiku

AW: Haiku

Hallo ihr alle Lieben, liebe Kathi, :)

wie schön, mal wieder was von Euch zu hören, und von Dir lesenswertes zu lesen, Kathi!
So schön, Deine Haikus!
Auch so schön , das letzte von Muckel!
Ja, und ich freue mich, Miriam, dass auch Du noch an mich denkst!
Fühlt Euch mal lieb gedrückt!

Mein Schicksal ist, wie sich das ja schon abzeichnete, viel für meine alte Mutter dazusein. Das ist harte Arbeit und macht wenig Lust auf Haikus.
Mir geht - als Selbstständige- das Geld und die Gesundheit aus.
Ein Grund, weshalb ich nicht weiterschrieb.

Ausgleich

Ich pflege Mutter.
Kümmern macht arm. Doch Freunde
sorgen gut für mich.

Liebe Grüße,
Anjoli
 
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liebe anjoli
auch ich hab muttern bei mir:
langsames wachsen

....und auch dazu hast du mich heute inspiriert:

mutter und tochter:
wer ist nun welche?
sind die rollen noch da?

ohne dich geht jetzt nichts mehr.
doch sie ist die alte
und du bist ihr kind.

jetzt kannst du geben
was sie dir einstens wünschte
und so schließt du den kreis.​

meine 87-jährige mama lebt seit ca. 4 jahren bei mir und meiner familie.
seither hab ich viele höhen und tiefen nochmals durchschritten.
aber irgendwie hilft mir das, noch mehr einblick in mich selbst zu kriegen. bin ich doch zur hälfte nur sie - wenn auch in anderen umständen, die ich aber auch wieder zur hälfte ihr zu verdanken habe.
so in etwa hab ich´s mir zurechtgelegt.

dir (und allen anderen, die sich hier herumtreiben) einen ganz, ganz innigen gruß
:kuss1: kathi

p.s. an anjoli: ich freu mich riesig, dass du wieder da bist.
 
AW: Haiku

Ach Kathi, :)

meine Mutter ist 86 - und macht permanent Unsinn.
Sie lebt noch allein, ich bin drei volle Tage die Woche bei ihr.
Alles was ich mit den Händen aufbaue, wirft sie wieder um.
Wie, ich bestelle den Rollstuhl, damit wir auch mal eine Ausflug in die Stadt machen können - kaum ist er da, lässt sie ihn wieder abholen.
Wie, ich organisiere Frauen, die ihr helfen- sie schmeisst alle wieder raus.
Klagt aber massiv, dass sich keiner um sie kümmert, und ich nicht mit ihr in die Stadt fahre, zum schoppen...

Ständig setzt sie mich unter Druck, ich soll doch noch öfter kommen, bei ihr bleiben, bin ich aber dort, kann sie nicht mal ertragen, dass meine Hundeschuhe im Flur stehen..., geschweige denn, dass meine Teetasse stehen bleibt, weil ich öfter am Tag daraus trinke.

Dafür ruft sie bis zu 30 mal am Tag bei mir an, und fordert mich auf, ich müsste dringend kommen: Wegen einer Ratte, die sich einbildet..., weil die Apotheke ihr eine Rechnung geschickt hat, die nun auf der Stelle unbedingt bezahlen will, weil die Morgenschwester frech zu ihr war, weil sie jetzt von mir ein Butterbrot gemacht haben will, weil, weil, weil....
Ich lebe aber 60 Kilometer entfernt. Zwischen uns liegt das verstopfte Ruhrgebiet.
Gestern habe ich für die Hinfahrt anderthalb Stunden gebraucht und für die Rückfahrt zwei. Das ist die Regel.

Jetzt gerade hat sie sich mal wieder mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus bringen lassen. Wahrscheinlich hat sie nix, wie die letzen Male auch. Aber ich selber sterb dann immer vor Angst, wenn die Nachbarin mich anruft: " Die Mutter ist gerade abgeholt worden!"
Letzte Woche ist ihr Mieter am Herzinfarkt gestorben.
Jetzt ist es so, dass sie denkt, sie würde auch gleich umfallen.
Gestern noch war in meinem Beisein der Arzt bei ihr.
Alles oki, leicht erhöhter Blutdruck, 140 zu 90.

Es kann aber auch sein, dass sie nur ins Krankenhaus gegangen ist, um zu erzwingen, dass ich sie Sonntag besuche. Denn diesen Sonntag wollte ich nicht kommen, stattdessen Montag, weil ich eine Fensterbank neu anbringen muss, dazu müssen Löcher in die Hauswand gebohrt werden, das kommt bei der Nachbarschaft Sonntags nicht so gut.
Aber sie möchte dann, dass ich Sonntags UND Montags komme.

Früher hat sie mich regelrecht vera***ht mit ihren Krankenhausbesuchen.
Ruft bei mir an, erklärt, sie stürbe, unbedingt müsste ich sie ins Krankenhaus bringen. Komm ich hingerast, ist sie sehr erfreut und möchte nun Kaffeetrinken gehen. Krankenhaus? Iwoo!

Einmal wollte ich sie partout eines Sonntagsmorgens nicht ins Krankenhaus bringen. " Das wird Dir noch leid tun!", sagte sie - und war ab da verschwunden.
Alle Krankenhäuser der Stadt habe ich am Montag nach ihr abtelefoniert.- Nix! Also, die Polizei angerufen, sie sollten sich Eingang verschafffen, vielleicht lag sie ja gestürzt daheim? -Nix.
Was hatte Madame gemacht? - Sie war ganz bewusst in ein Krankenhaus in der Nachbarstadt gegangen, damit ich sie nicht finden konnte.

Also, bei mir ist es echt Stress- und ich bin die letzten drei Jahre um 10 Jahre gealtert.
Zum holen könnte ich sie nicht, sie würde nicht bleiben wollen.

Dahinziehen soll ich, darf aber keine eigenen Sachen mitbringen. Darf auch nichts verändern oder umräumen.
Ich soll in Vaters Bett schlafen, meine Anziehsachen am besten im Auto verstauen und ansonsten dasein, um sie von früh bis spät zu bedienen.
Wenn sie allein ist, kann sie zum Beispiel noch problemlos allein auf die Toilette gehen, bin ich da, kann sie es nicht.
Dann kann sie keinen Schritt mehr laufen, ich muss sie fast hintragen, sie aus- und wieder anziehen. Nachts geht sie für's kleine Geschäft sonst auf's Töpfchen, bin ich da, gellen Schrei durch das Haus! " Komm! Komm!" Und bin ich etwas zu spät, geht es daneben.
Bah.
Ich habe hier im Haus meine alte, einbeinige Nachbarin mitgepflegt, bis die mit Magensonde nur noch lag.
Aber gegen meine Mutter war das Gold.

So. Das musste mal sein.
Zum Stressabbau.
Ab Morgen wieder Haikus.

Liebe Grüße,
Anjoli
 
AW: Haiku

Liebe Anjoli,

das alles ist schon so extrem und auch haarsträubend, dass ich gar keinen Zugang mehr hätte zu dieser Frau, da könnte sie noch so oft versuchen sich als Mutter in Erinnerung zu bringen.

Ein sehr offenes Wort: du machst das ganze Spiel hundert pro mit und solltest dich fragen wieso sie dich so weit bringen konnte?

Anjoli, du weißt, dass ich dich sehr mag - und deswegen diese Worte die dich aufrufen sollen die Szene die sie so wunderbar nur für ihre Ichbezogenheit eingerichtet hat, zu verlassen.
Du kannst dich in einem völlig normalen Rahmen um ihre Gesundheit kümmern - nicht aber dich zugrunde richten lassen.

Liebe Grüße - später versuche ich mal zu den Haikus zurück zu kehren.

Miriam
 
AW: Haiku

Vor meinem Fenster
Blühen noch Kapuziner
Verschont vom Nachtfrost

Im Nachbars Garten
Pflückt ein Mann die letzten
Holunderbeeren
 
AW: Haiku

Oh weh! Was habe ich da für einen Blödsinn verzapft? Es blühen natürlich keine Ordensbrüder, also Kapuziner, auch nicht das köstliche Getränk, sondern die Kapuzinerkresse!

Also nochmals:

Vor meinem Fenster
Blüht Kapuzinerkresse
Verschont vom Nachtfrost

und noch ein Haiku:

Stadt meiner Kindheit
Ganz blass die Erinnerung
Verleiht ihr Schönheit
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Haiku

Der Herbst scheint im DF die Jahreszeit des Haiku zu sein...

Seltsames Blühen:
Angstblüten treibt das Alter,
Und ich Stilblüten.
 
AW: Haiku

Mutters Kopf - so wirr.
Angstvoll ihr Herz: Sterbe ich?
Kind komm! Tochter hilf!

Liebe Miriam, :)

mein Verhalten ist wie es ist, weil nicht alles von Mutter böse Absicht ist, sondern vieles auch Nichtmehrbegreifen, selbst zugeschüttet sein von Panik und wirrer Angst.
Der Mensch ist krank. Auch die Bosheit und das den anderen weder annehmen noch loslassen können, gehört dazu.
Auch dieses Theater, sich selbst so wichtig zu machen, dass man nicht mehr laufen kann, gehört dazu.
Da kann ich nur ruhig versuchen mich abzugrenzen, und doch das Nötigste tun.
Meinen Anrufbeantworter habe ich auf einmal klingeln gestellt, und gehe von 30 Anrufen nur noch einmal Morgens und einmal Abends dran. Dann wird alles Nötige besprochen und gut ist.

Aber diese Frau hat in ihrer Hysterie eine unwahrscheinliche Energie und produziert ständig neue Aufgaben für mich.
Wie, jetzt ist klar: Ich muss morgen ins Krankenhaus, denn der Notarzt hat ihr nicht erlaubt, sich noch ein Köfferchen zu packen, sondern sie so wie sie war auf die Bahre gelegt und sofort mitgenommen.
Der Notarzt kannte sie ja auch nicht.
Er wusste nicht einzuordnen, dass ihr ganzes Geheule und Geschrei vom sofortigen Sterben, zu 95% nichts als Theater sind. Dazu kommt dann noch ein hoher Blutdruck und dann muss jeder Arzt mutmaßen, dass was ganz Arges im Busche ist.

Aber, wie ich die KH-Ärzte hörte: Der Mutter geht es gut. Sie hat nur nix anzuziehen.
Sie machen jetzt ein Langzeit -EKG, das wird Montag ausgewertet,
kann sein, dass sie Montag/Dienstag wieder entlassen wird.
ABER sie braucht für die Rückreise im Taxi was anzuziehen!

Also werde ich doch morgen hinfahren, weil Sonntags die Straßen freier sind, und das Anbringen der Fensterbank auf nächste Woche verschieben.

Und dann werde ich sie bei Ihrer Rückreise aus dem Krankenhaus allein lassen, denn das wär die Alternative, dass ich sie Montag oder Dienstag dort abhole. Dass soll sie dann mal ruhig alleine machen! Das wäre eine Möglichkeit.

Dann habe ich mir überlegt, diesen Krankenhausbesuch von ihr jetzt mal als Chance aufzufassen. Ich werde versuchen, die Ärzte zu überreden, sie nicht nach Hause zu entlassen, sondern sie in die Kurzzeitpflege zu geben.

Wir haben uns vor einiger Zeit schon Altersheime angeschaut und nach langem Suchen ein wirklich gutes gefunden. Dort soll sie in die Kurzzeitpflege gehen ( ich hoff, ich krieg sie da unter) , und sich mal über einige Tage einen Eindruck verschaffen, wie es sich dort lebt.
Das Irre ist nämlich, ich hatte sie schon mal in der Kurzzeitpflege, nach einem leichten Darmbeinbruch nach einem Treppensturz ( Nix verschoben, nix auseinander, halt aber gebrochen) und sie ist in dieser Kurzzeitpflege ungeheuer aufgeblüht!
Das war für sie wie ein Kuraufenthalt, und es tat ihr unwahrscheinlich gut, sich mit den anderen Alten zu treffen und sich auszutauschen, und sich tagsüber dafür chick zu machen.

Aber dann haben wir die Kurve nicht gekriegt, dass sie direkt ins Heim ging. (Wir hatten damals auch noch keines ausgeguckt.)
Ich will nämlich, das sie das macht. Wenn sie irgendwann liegt und nicht mehr alles umkehrt was ich gerade getan habe, nicht mehr ständig hinter mir herschreit, wie ich meinetwegen mit meinen Hundeschuhen im Flur verfahren soll, nehme ich sie zum Pflegen gerne wieder.
So. Und das war jetzt das letzte off-topic meinerseits in diesem Thread.

Herbstsonne am Fluss.
Ein Hund schwimmt... Vergeblich ruft
das brave Herrchen.
 
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Vor meinem Fenster
Blühen noch Kapuziner
Verschont vom Nachtfrost


hallo miriam,
SO gefällt´s mir viel besser!
es war doch die 1. eingebung.

@ anjoli,
gut dass du dir da was von der seele geschrieben hast.
doch ich muss mich miriams ansicht anschließen....lass dir - auch von deiner eigenen mutter - NICHTS gefallen.
du bist groß - und NIEMAND hat das RECHT, SO mit dir umzuspringen!

bitte, schau auf dich - uns zuliebe. :kuss1:

auch ich musste bei meiner mutter durch eine harte schule gehen:
erst emanzipiert
kam ich wieder zu meiner
mutter in liebe​
liebe grüße euch allen
kathi
 
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