AW: Gott verzeiht niemals
Wenn wir über den Gott Jesus sprechen. Wie interpretierst du dann Jesus Worte aus Lukas 23,34 „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
oder das "Vater unser" ?
Redest du über den Gott Jesus oder über deine Definition von Gott?
Nein, es ist eine Frage der Priorität. Widersprechen tut sich da nichts. Meiner Meinung nach, ist die Liebe der größte Wert, alle anderen auch die Ehrlichkeit sind ihr untergeordnet.
Mir gefällt, wie du denkst. Du hinterfragst ehrlich und gehst auf mich ein. Andere hier wiederholen nur das, was sie sich angewöhnt haben zu denken.
Das ist eine gute Frage. Du hättest es dir aber noch leichter machen können und fragen: Warum heißt es im Vaterunser "...vergib uns unsere Schuld..." Das war schließlich ein, um nicht zusagen
das Gebet, das Jesus lehrte. Warum sollen wir um Vergebung beten, wenn Vergebung nicht notwendig ist?
Kurzsichtig wären meine Ansichten, wenn ich dafür nicht eine Erklärung hätte. Die Erklärung ist aber nicht ganz einfach. Um sie zu verstehen, erfordert es vielleicht, das man sich etwas Gedanken darüber macht. Ich will es versuchen in Worte zu fassen:
Zunächst einmal bin ich der Meinung, dass Jesus von Dingen wusste, die die Menschen nicht kannten und größtenteils heute noch nicht kennen. Damit meine ich die große Allgemeinheit der Menschen, weil es sehr wohl immer wieder Menschen gab und auch gibt, die diverse höhere Wahrheiten sehr gut verstanden haben. Viele dieser Menschen haben es sich zur Aufgabe gemacht, den "einfachen Menschen" diese Wahrheiten zugänglich zu machen. Tiefe Wahrheiten zeichnen sich aber dadurch aus, dass sie nicht so leicht zu verstehen sind. Wären sie es nämlich, dann wären sie keine tiefen Wahrheiten, sondern offensichtliche oder allgemein anerkannte Wahrheiten. Man versteht die moderne Physik auch nicht, wenn man sich ein paar Bücher dazu durchliest, oder man einmal die Woche einen zwei Stunden Vortrag dazu besucht. Um die Wahrheiten der Physik zu begreifen, bedarf es intensives Studium für zumindest mehrere Jahre. Und selbst auf diese Wahrheiten kommt man nur, weil sehr viele Menschen sich davor schon sehr intensiv damit beschäftigt und ihr Wissen weiter überliefert haben.
Die Wahrheiten, von den Jesus, Buddha, Mohammet und andere Heilige und Propheten wussten, gehen noch viel tiefer, als die Wahrheiten der Physik. Mit tiefer meine ich, dass sie teilweise noch schwerer zu erkennen sind, als die Gesetzmäßigkeiten der Physik, weil sie unscheinbarer sind.
Menschen, wie Jesus, die zu solchem Wissen gelangt sind - und hinter dieser Möglichkeit, dass ein Mensch überhaupt dazu gelangen kann, steckt in der Tat eine viel größere Macht - haben es irgendwie weiter gegeben. Dieses Wissen umfasst Dinge, die unser Leben ausmachen, zum Beispiel beinhaltet es Erklärungen, warum Menschen krank werden, warum sie sterben, warum sie sich verlieben. All diese Dinge haben nämlich tiefere Gründe. Sie geschehen nicht aus Zufall oder glücklichen und unglücklichen Umständen. Sie geschehen aus Gründen, die mit uns ganz persönlich zu tun haben, der Art, wie wir denken, wie wir sprechen und wie wir handeln. Kurz: Wer wir sind. Im Buddhismus wird das als Karma bezeichnet. Aber auch dazu gibt es viele falsche Vorstellungen, genauso wie zu Gott.
Die Gründe, warum uns dies oder jenes geschieht, aber auch vor allem, was uns in Zukunft geschehen wird, unter anderem auch nach dem Tod, liegen in Gesetzmäßigkeiten, die die meisten Menschen nicht kennen. Es ist aber, um es einmal so zusagen, von höherer Stelle erwünscht, dass wir diese Gesetzmäßigkeiten kennen, oder besser gesagt, die Möglichkeit haben, die Gesetzmäßigkeiten selbst zu begreifen, als Mensch im Hier und Jetzt. Daher gibt es die Religionen, daher gab und gibt es Propheten und Heilige.
Um die Botschaften dieser Menschen zu verstehen reicht es aber nicht, sich ein wenig damit zu beschäftigen, ab und zu in die Kirche zu gehen oder die Bibel zu lesen, oder schlimmer noch ein paar Beiträge im Denkforum zu lesen. Ich beschäftige mich damit nun mehr als 10 Jahre damit, recht intensiv sogar. Um dir die Erkenntnisse aus dieser Zeit mitzuteilen, müsste ich ganze Bücher schreiben und du würdest sie trotzdem erst dann verstehen und nachvollziehen können, wenn du die enthalten Dinge selbst zu praktizieren beginnst.
Um jetzt auf deine Frage zurück zu kommen. Es ist nicht so leicht, die Worte Jesus zu verstehen. Vor allem nicht durch die Bibel, weil die Sprache alt ist und oft übersetzt wurde. Man bekommt leicht den Eindruck, dass dort ein Haufen Widersprüche drinnen stehen. Viele Widersprüche lösen sich aber auf, wenn man mehr Erfahrung auf dem Gebiet sammelt. Jesus hat für die Menschen der damaligen Zeit gesprochen. Er hat ihnen die tieferen Wahrheiten, von denen er wusste, in Worte erklärt, die ihren Vorstellungen von der Welt und wie sie funktioniert gerecht werden sollten. Er hat sich in seinen Erklärungen dem Wort "Gott" immer wieder bedient, und auch Dinge gesagt, wie Gott sieht all eure Sünden, er kennt all eure Fehler usw. Er wollte die Menschen dahin führen, dass all ihre Gedanken wie ihr gesamtes Innenleben von Bedeutung ist. Das Vaterunser geht ja weiter, es heißt "...vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern..." Wenn Gott uns "unsere Schuld vergibt" heißt das, dass es in Zukunft keine Konsequenzen für uns gibt. Im Buddhismus heißt es, das Karma löst sich auf. Unsere Taten wirken sich in der Zukunft nicht auf uns aus. Was wir anderen nicht verzeihen können, sind Taten, die wir uns selbst nicht verzeihen können oder könnten. Es ist liegt da etwas in uns, dass dieses Nicht-Verzeihen verursacht. Und dieses Etwas hat Einfluss auf unser weiteres Leben. Es hat sogar Einfluss darauf, was passiert, wenn wir sterben. Es geht beim "Gott verzeih uns" nicht darum, dass eine höhere Macht unser Handeln beurteilt und uns für unsere vermeintlichen Fehler bestraft, wir also dafür um Verzeihung bitten müssen, sondern darum, dass wir uns selbst und anderen verzeihen. Denn das löst die Dinge in uns auf, die unsere Zukunft negativ beeinflussen können. Deshalb steht auch geschrieben: "Wenn ihr den anderen vergebt, was sie euch angetan haben, dann wird euer Vater im Himmel euch auch vergeben. Wenn ihr aber den anderen nicht vergebt, dann wird euer Vater euch eure Verfehlungen auch nicht vergeben." Matthäus 6, 14-15
Ich habe gesagt, Gott verzeiht nicht, weil es in seinen Augen nichts zu verzeihen gibt. Das soll der Kontrast zu dem Bild sein, dass dort eine Macht ist, die uns beurteilt und uns bestraft, wenn wir etwas Falsches tun. Diese Macht gibt es aber nicht, nicht in der Art. Das, was uns bestraft, sind nur wir selbst, die wir nicht vergeben, weil wir mit dem Nicht-Vergeben Energien in uns halten, die uns später in Situation führen können, die wir unangenehm empfinden. Das ist dann die Bestrafung. Sie kommt von uns selbst, und ist nicht von außen aufgezwungen.