Hindus und Buddhisten denken und handeln ganz anders. Sie haben ihren Gottheiten bunte Farben, verrückte Formen und viele Gesichter gegeben. Damit beschreiben sie die vielen Eigenschaften der einzelnen Gottheiten und des gesamten großen Geheimnisses, dem Brahman.
Der Hinduismus gilt als die älteste noch existierende Religion überhaupt, mit allen positiven und negativen Eigenschaften, die das mit sich bringt. Wenn man ihn überhaupt als
eine Religion betrachten will, anstatt einer Mischung aus
vielen Religionen, die nur unter einem minimalen Dach aus Regeln zusammen kommen (im Prinzip nur zwei: Die Wiedergeburt und das Kastenwesen - und daraus resultierenden Folgen, wie der Nicht-Konvertierbarkeit zum Hinduismus).
Es hat durchaus bedeutende Strömungen innerhalb des frühen Christentums gegeben, den einen Gott als eine Art Summe vieler Gottheiten anzusehen, wie die Gnostiker z.B., auch wenn sie sich nicht durchsetzen konnten (und/oder abgemetzelt wurden).
Der Buddhismus in seiner ursprünglichen Form hat überhaupt keine Gottheiten verehrt. Siddharta Gautama (= der historische Buddha) hat die Existenz von Gottheiten nicht verneint, sie aber als bedeutungslos eingestuft. Denn seiner Meinung nach sind Götter über das Ziel hinaus geschossen, bedienten mit ihrer Macht nur eigene Begierden und könnten daher das angestrebte Ziel des Nirvanas niemals erreichen.
Hätten Buddhas Erben an dieser Philosophie festgehalten - dann wäre der Buddhismus eine kleine Sekte geblieben, denn für eine Weltreligion mit Laienbrüdern und -schwestern ist das alles viel zu theoretisch (und irgendwer muss schließlich arbeiten, sonst haben die professionellen Religionsspezialisten nichts zu beißen, denn die arbeiten ja nur an ihrer eigenen Vervollkommnung und lassen andere dafür schuften).
Stattdessen haben sie - durch die Hintertür - alte Hindugottheiten rückwirkend buddhistisch interpretiert oder Bodhisattvas eingeführt, damit das naive Volk etwas zum angucken und be-greifen hat.
Der Katholizismus - historisch zunächst auch nur eine christliche Strömung von vielen - hat sich ähnlicher Prinzipien bedient, die sich aus den Schriften letztlich nicht oder nur mit philologischen Verrenkungen ableiten lassen. Das vom Religionsgründer - Jesus Christus, das wollen wir hier doch einmal explizit festhalten und nicht etwa Maria - vorgeschlagene Religionsmodell war für eine Weltreligion, zu dem das Christentum später wurde, zu theoretisch. Die Zahl der Anhänger wäre klein geblieben.
Um dies zu ändern hat man einerseits einige (überflüssige) Rituale eingeführt, um die Schäfchen zu gewinnen und zu halten. Sie kommen aus vorherigen, "heidnischen" Religionen und lassen sich aus dem NT nicht ableiten: Rosenkranz, Weihwasser, Weihrauch. Zinnober eben, um einer analphabetischen Kultur etwas zu bieten. Pilgerfahrt ist da auch noch so eine Sache.
Anderseits hat man durch die Hintertür einen ganzen Zoo kleinerer Götzen geschaffen, über die man sich dann Bilder machen konnte. Die entweder im NT selbst eine untergeordnete Rolle spielen (Maria) oder überhaupt nicht auftauchen, weil sie erst deutlich später gelebt haben (die Heiligen). Wobei bei den meisten Heiligen noch nicht einmal klar ist, ob sie als historische Personen überhaupt existiert haben oder rein fiktiv sind.
Was genauso viele Religionen gemeinsam haben: Eine Sakralsprache, die von den Anhängern erst erlernt werden muss, da sie nicht mehr gesprochen wird: Latein, Sanskrit, Hocharabisch des Korans.
Die Texte der eigenen Religion in der eigenen Sprache lesen zu können: Das haben im Christentum erst die Protestanten durchgesetzt, wofür allerdings auch die technologische Entwicklung der Zeit reif war: Papier, Buchdruck.
Das barg politischen Zündstoff, denn vorher konnten katholische Geistliche ihren Schäfchen ja erzählen, was sie wollten und die mussten es ja glauben. Und wer die Bibel selbst lesen wollte (und sich seine eigene Meinung bilden), der hatte vorher nicht nur lesen und schreiben zu lernen, sondern auch Latein - was damals nur durch klerikale Kreise möglich war, die einem dann über die Jahre ihren Senf dazu geben.