FritzR
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- 6. Oktober 2008
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AW: zur unterdrückung der lebenskraft und ausformung der gewalt
Hallo!
Es liegt zwar schon einige Zeit zurück, aielleicht erinnert sich noch die eine oder der andere an den Disput über positive Aspekte der Aggression. Ich habe damals dies bestritten. Inzwischen fand ich in dem Büchlein, das Reinhard, dem ich für den Hinweis danke, an anderer Stelle empfahl, folgenden Passus.
Emotionale Nuancen
MR Ich gebe dir ein Beispiel. Eine gestrichene Wand sieht aus der Entfernung sehr homogen aus. Wenn du sie aber aus der Nähe betrachtest, erkennst du eine Menge Unebenheiten: Die Oberfläche ist nicht so glatt, wie es schien, sie hat Buckel und Löcher. Auch die Farbverteilung ist nicht gleichmäßig: Auf dem weißen Grund tauchen schwarze oder gelbe Flecken auf.
Das gleiche stellen wir fest, wenn wir unsere Emotionen näher betrachten, wir entdecken viele Nuancen. Wut zum Beispiel. Sie wird oft von dem Wunsch begleitet, jemandem zu schaden. Manchmal handelt es sich aber auch um die berechtigte Entrüstung über eine Ungerechtigkeit, ein Massaker oder ein anderes nicht akzeptables Verhalten. Wut kann auch schlicht eine Reaktion sein, um schnell ein Hindernis aus dem Weg zu räumen, das uns davon abhält, etwas zu bekommen, was uns wichtig ist, oder um etwas zu beseitigen, das uns bedroht.
Doch Wut enthält auch die Aspekte Klarheit, Fokussierung und Tatkraft, die an und für sich nicht schädlich sind. Ähnlich gibt es auch in der Lust ein Element des Glücks, das von Liebe verschieden ist. Stolz, ein Element des Selbstvertrauens, kann stark ausgeprägt sein, ohne in Arroganz abzugleiten. Neid ist eine Triebfeder, die nicht mit der ungesunden Unzufriedenheit verwechselt werden darf: die sie mit sich bringt.
So schwierig es auch sein mag, diese Aspekte auseinander zu halten, es ist möglich, die positiven Facetten eines normaler- weise als negativerachteten Gedankens zu erkennen und zu nutzen. Das, was einer Emotion den schädlichen Charakter verleiht, ist das fiktive Selbst, das sich mit ihr identifiziert und an ihr festhält. Das löst eine Kettenreaktion aus, in deren Verlauf der ursprüngliche Funke von Klarheit und der Fokus zu Wut und Feindseligkeit werden. Mit entsprechender Erfahrung können wir jedoch eingreifen, bevor die Reaktion in Gang kommt.
Es fällt in der Tat schwer zu erkennen, daß Emotionen nicht negativ an sich sind, sondern daß sie es erst in dem Augenblick werden, wenn wir uns mit ihnen identifizieren und uns an ihnen festhalten wollen.
Aus: Hirnforschung und Meditation. Ein Dialog. Wolf Singer, Matthieu Ricard
Wenn man also statt „Aggression“, die ich nach wie vor als nur negativ betrachte, „Wut“ sagt, wie Matthieu Ricard, so kann ich dem zustimmen.
Gruß Fritz
Ich habe ein sehr ungutes Gefühl, wenn ich diese Gutbetung des Begriffes Aggression sehe, die ihr da vornehmt.
Hallo!
Es liegt zwar schon einige Zeit zurück, aielleicht erinnert sich noch die eine oder der andere an den Disput über positive Aspekte der Aggression. Ich habe damals dies bestritten. Inzwischen fand ich in dem Büchlein, das Reinhard, dem ich für den Hinweis danke, an anderer Stelle empfahl, folgenden Passus.
Emotionale Nuancen
MR Ich gebe dir ein Beispiel. Eine gestrichene Wand sieht aus der Entfernung sehr homogen aus. Wenn du sie aber aus der Nähe betrachtest, erkennst du eine Menge Unebenheiten: Die Oberfläche ist nicht so glatt, wie es schien, sie hat Buckel und Löcher. Auch die Farbverteilung ist nicht gleichmäßig: Auf dem weißen Grund tauchen schwarze oder gelbe Flecken auf.
Das gleiche stellen wir fest, wenn wir unsere Emotionen näher betrachten, wir entdecken viele Nuancen. Wut zum Beispiel. Sie wird oft von dem Wunsch begleitet, jemandem zu schaden. Manchmal handelt es sich aber auch um die berechtigte Entrüstung über eine Ungerechtigkeit, ein Massaker oder ein anderes nicht akzeptables Verhalten. Wut kann auch schlicht eine Reaktion sein, um schnell ein Hindernis aus dem Weg zu räumen, das uns davon abhält, etwas zu bekommen, was uns wichtig ist, oder um etwas zu beseitigen, das uns bedroht.
Doch Wut enthält auch die Aspekte Klarheit, Fokussierung und Tatkraft, die an und für sich nicht schädlich sind. Ähnlich gibt es auch in der Lust ein Element des Glücks, das von Liebe verschieden ist. Stolz, ein Element des Selbstvertrauens, kann stark ausgeprägt sein, ohne in Arroganz abzugleiten. Neid ist eine Triebfeder, die nicht mit der ungesunden Unzufriedenheit verwechselt werden darf: die sie mit sich bringt.
So schwierig es auch sein mag, diese Aspekte auseinander zu halten, es ist möglich, die positiven Facetten eines normaler- weise als negativerachteten Gedankens zu erkennen und zu nutzen. Das, was einer Emotion den schädlichen Charakter verleiht, ist das fiktive Selbst, das sich mit ihr identifiziert und an ihr festhält. Das löst eine Kettenreaktion aus, in deren Verlauf der ursprüngliche Funke von Klarheit und der Fokus zu Wut und Feindseligkeit werden. Mit entsprechender Erfahrung können wir jedoch eingreifen, bevor die Reaktion in Gang kommt.
Es fällt in der Tat schwer zu erkennen, daß Emotionen nicht negativ an sich sind, sondern daß sie es erst in dem Augenblick werden, wenn wir uns mit ihnen identifizieren und uns an ihnen festhalten wollen.
Aus: Hirnforschung und Meditation. Ein Dialog. Wolf Singer, Matthieu Ricard
Wenn man also statt „Aggression“, die ich nach wie vor als nur negativ betrachte, „Wut“ sagt, wie Matthieu Ricard, so kann ich dem zustimmen.
Gruß Fritz