Giacomo_S
Well-Known Member
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Richtig!
"Wahlfreiheit ist das Wichtigste. Jeder sollte bei seiner Ernährung selbst entscheiden dürfen...
Die einen verzichten auf Fleisch, die anderen überhaupt auf -a l l e-tierischen Produkte: Vegetarier und Veganer .
Einst als verschrobene Minderheit von der fleischessenden Mehrheit belächelt,sind beide Gruppen längst
in der Mitte der Gesellschaft angekommen..."
(Heute aus Salzburger Nachrichten, Seite 11)
Es geht mir nicht darum, Menschen ihre Ernährung vorschreiben zu wollen. Wie sollte das auch gehen?
Belächeln? Schon möglich. Die kulinarischen Klimmzüge, die manche Veganer anstellen, zumal im Internet, aus obskuren Pülverchen und Tütenware eine hässliche Matsche zu kreieren: Das sind aber auch Steilvorlagen.
Meine Beiträge hier zum Thema sind eher allgemeiner zu verstehen. "Die Veganer" sind mehr ein Exempel. Sie sind die kleinste diätetische Gruppe - dafür aber aktuell die lauteste und die, die Ernährungsfragen und die Moral dominieren will. Aktivisten, die alle Normalos als "Mörder", "Aasfresser" oder als "Leichenwürzer" bezeichnen, haben für mich in einer kulturellen Diskussion nichts zu suchen.
Vor allem in der Gemeinschaftsverpflegung, aber auch in der Gastronomie erleben wir, das jeder meint, er müsse seine Extrawurst bekommen und habe einen Rechtsanspruch darauf.
Bei der größten Gruppe - den Muslimen nämlich - lässt sich das noch gut realisieren. Wenn aber jeder mit seinen Neurosen dazu kommt: Laktose, Gluten (wollen Sie mich vergiften?), vegan ...
... und Dieter mag keinen Rosenkohl.
Eine Gemeinschaftsverpflegung sowieso, aber auch die Gastronomie basiert auf einem gewissen Konsens. Wenn ein jeder meint, seine Neurosen pflegen zu müssen - und darum handelt es sich i.d.R., denn der Anteil echter Nahrungsmittelintoleranzen ist klein - dann wird kochen zum Alptraum.
Es bleibt dann auch irgendwann die kulinarische Kultur auf der Strecke.
Herings Lexikon der Küche, vormals ein normgebendes Standardwerk, listet Hunderte von Salaten auf, wie etwa: Andalusischer Salat, Bonne Femme, Russischer Salat, Zigeunersalat usw. usf.
Auf eine moderne Speisenkarte kann man das nicht mehr aufschreiben. Formal nicht, weil sich die Gäste darunter nichts mehr vorstellen können. Sie wagen auch kein Experiment, denn die Leute sind heutzutage das, was meine Oma einen "mäkeligen Esser" bezeichnet hätte. Inhaltlich nicht, denn die Salate sind durch die Bank zu gehaltvoll - und da ist jetzt nicht der Energiegehalt gemeint.
Sondern die Anzahl der Zutaten.
Denn mit der Anzahl der Zutaten steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass der eine dies nicht frisst und der andere jenes nicht.
Ein Koch von heute ist also gut beraten, aus diesen Zutaten aus 3 Salaten eher 5 Salate zu machen - wenn nicht gar 8 oder 10. Die dann nur noch 2 oder 3 Zutaten haben.
Man sieht: Die hohe Kochkunst bleibt auf der Strecke.