oktoberwind
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...auch so ein Denker, den ich sehr schätze.
Ich möchte Auszüge aus ... und Anmerkungen zu... einer kleinen Schrift hierhin stellen; sie heißt "Warum Denken traurig macht".
In zehn kleinen Kapiteln geht Steiner dieser Frage nach, fußend auf Schellings Ausführungen "Über das Wesen der menschlichen Freiheit"
Die Schlussfolgerungen der Kapitel lauten:
I - Die Grenzen des Denkens
"An schlechthin entscheidenden Fronten gelangen wir nicht zu befriedigenden, geschweige den abschließenden Antworten, wie inspiriert, wie folgerichtig der individuelle oder kollektive, philosophische oder wissenschaftliche Denkprozess auch sein mag.
Dieser innere Widerspruch (aporia), diese schicksalhafte Ambiguität wohnt allen Denkakten...inne. Lauschen sie dem Strom der Gedanken, und sie werden, in seinem unversehrten Zentrum, Zweifel und Frustration vernehmen.
Dies ist der erste Grund für die Schwermut, für die Schwere des Herzens."
II - Die Banalität des Denkens
"In den allermeisten Fällen ist das gewöhnliche Denken ein ungeordnetes, dilettantisches Unterfangen.
Ein zweiter Grund für die 'unzerstörbare Melancholie'."
III - Die Banalität des Denkens II
"Das Denken ist in höchstem Maße unser Eigentum; verborgen im tiefsten Innern unseres Seins. Gleichzeitig ist es die gewöhnlichste, abgenutzteste, repetitivste aller Handlungen. Dieser Widerspruch lässt sich nicht auflösen.
Ein dritter Grund für die anklebende Traurigkeit."
IV - Das Gefängnis der Sprache
"Die fundamentale Antinomie zwischen dem Anspruch der Sprache auf Selbständigkeit, darauf, von der Herrschaft der Referenz und der Vernunft frei zu sein ... und dem interesselosen Streben nach Wahrheit ist ein weiteres Motiv für Kummer (unzerstörbare Melancholie)."
V - Die Fülle der Prozesse im Gehirn
"Es ist genau diese unendlich verschwenderische Erzeugung, für die wir bisher keine Erklärung haben. Der Verlust ist maßlos.
Eine fünfte Ursache für Frustration, für den 'dunklen Grund'."
VI - Der Widerspruch zwischen Gedanke und Tat
"Die misslingende Beziehung zwischen Denken und Verwirklichung, zwischen Vorstellung und tatsächlicher Erfahrung, ist so beschaffen, dass wir weder ohne Hoffnung leben können ... noch in der Lage sind, den herben Verlust, den Hohn zerschlagender Hoffnung zu verwinden. ...
Eine sechste Ursache und Quelle der tristitia."
VII - Denken und Tod
"Noch das inspirierteste Denken ist machtlos gegenüber dem Tod ... Das Denken verhüllt mehr, wahrscheinlich weitaus mehr, als es enthüllt.
Ein siebter Grund für jenen Schleier der Schwermut."
VIII - Denken und Liebe
"Im großen und ganzen bleibt der Skandal bestehen. Kein letztes Licht, keine einfühlende Liebe legt das Labyrinth der Innerlichkeit eines anderen frei. Letztlich kann Denken uns zu Fremden füreinander machen. Die intensivste Liebe - schwächer vielleicht als Hass - ist eine nie abgeschlossene Unterhaltung Einsamer.
Ein achter Grund für Betrübnis."
IX - Denken des Einzelnen gegen die anderen
"Das Genie kennt keine Demokratie, nur furchtbare Ungerechtigkeit und lebenbedrohende Last. Es gibt jene wenigen, wie Hölderlin sagte, die gezwungen sind, den Blitz mit bloßen Händen zu fangen.
Dieses Ungleichgewicht und seine Folgen, das Missverhältnis zwischen großem Denken, großer Schöpfungskraft und den Idealen sozialer Gerechtigkeit, bildet eine neunte Quelle der Melancholie."
X - Vereinsamung durch Denken
"Die Beherrschung des Denkens hebt den Menschen über alle anderen Lebewesen hinaus. Doch macht es ihn sich selbst und der Ungeheuerlichkeit der Welt gegenüber zum Fremden.
Eine dem Leben anklebende zehnfache Traurigkeit."
Ich möchte Auszüge aus ... und Anmerkungen zu... einer kleinen Schrift hierhin stellen; sie heißt "Warum Denken traurig macht".
In zehn kleinen Kapiteln geht Steiner dieser Frage nach, fußend auf Schellings Ausführungen "Über das Wesen der menschlichen Freiheit"
Die Schlussfolgerungen der Kapitel lauten:
I - Die Grenzen des Denkens
"An schlechthin entscheidenden Fronten gelangen wir nicht zu befriedigenden, geschweige den abschließenden Antworten, wie inspiriert, wie folgerichtig der individuelle oder kollektive, philosophische oder wissenschaftliche Denkprozess auch sein mag.
Dieser innere Widerspruch (aporia), diese schicksalhafte Ambiguität wohnt allen Denkakten...inne. Lauschen sie dem Strom der Gedanken, und sie werden, in seinem unversehrten Zentrum, Zweifel und Frustration vernehmen.
Dies ist der erste Grund für die Schwermut, für die Schwere des Herzens."
II - Die Banalität des Denkens
"In den allermeisten Fällen ist das gewöhnliche Denken ein ungeordnetes, dilettantisches Unterfangen.
Ein zweiter Grund für die 'unzerstörbare Melancholie'."
III - Die Banalität des Denkens II
"Das Denken ist in höchstem Maße unser Eigentum; verborgen im tiefsten Innern unseres Seins. Gleichzeitig ist es die gewöhnlichste, abgenutzteste, repetitivste aller Handlungen. Dieser Widerspruch lässt sich nicht auflösen.
Ein dritter Grund für die anklebende Traurigkeit."
IV - Das Gefängnis der Sprache
"Die fundamentale Antinomie zwischen dem Anspruch der Sprache auf Selbständigkeit, darauf, von der Herrschaft der Referenz und der Vernunft frei zu sein ... und dem interesselosen Streben nach Wahrheit ist ein weiteres Motiv für Kummer (unzerstörbare Melancholie)."
V - Die Fülle der Prozesse im Gehirn
"Es ist genau diese unendlich verschwenderische Erzeugung, für die wir bisher keine Erklärung haben. Der Verlust ist maßlos.
Eine fünfte Ursache für Frustration, für den 'dunklen Grund'."
VI - Der Widerspruch zwischen Gedanke und Tat
"Die misslingende Beziehung zwischen Denken und Verwirklichung, zwischen Vorstellung und tatsächlicher Erfahrung, ist so beschaffen, dass wir weder ohne Hoffnung leben können ... noch in der Lage sind, den herben Verlust, den Hohn zerschlagender Hoffnung zu verwinden. ...
Eine sechste Ursache und Quelle der tristitia."
VII - Denken und Tod
"Noch das inspirierteste Denken ist machtlos gegenüber dem Tod ... Das Denken verhüllt mehr, wahrscheinlich weitaus mehr, als es enthüllt.
Ein siebter Grund für jenen Schleier der Schwermut."
VIII - Denken und Liebe
"Im großen und ganzen bleibt der Skandal bestehen. Kein letztes Licht, keine einfühlende Liebe legt das Labyrinth der Innerlichkeit eines anderen frei. Letztlich kann Denken uns zu Fremden füreinander machen. Die intensivste Liebe - schwächer vielleicht als Hass - ist eine nie abgeschlossene Unterhaltung Einsamer.
Ein achter Grund für Betrübnis."
IX - Denken des Einzelnen gegen die anderen
"Das Genie kennt keine Demokratie, nur furchtbare Ungerechtigkeit und lebenbedrohende Last. Es gibt jene wenigen, wie Hölderlin sagte, die gezwungen sind, den Blitz mit bloßen Händen zu fangen.
Dieses Ungleichgewicht und seine Folgen, das Missverhältnis zwischen großem Denken, großer Schöpfungskraft und den Idealen sozialer Gerechtigkeit, bildet eine neunte Quelle der Melancholie."
X - Vereinsamung durch Denken
"Die Beherrschung des Denkens hebt den Menschen über alle anderen Lebewesen hinaus. Doch macht es ihn sich selbst und der Ungeheuerlichkeit der Welt gegenüber zum Fremden.
Eine dem Leben anklebende zehnfache Traurigkeit."