AW: Gelassenheit vs Gleichgültigkeit, wo ist die Grenze ?
Du willst Macht. Ich will Anarchie. Und zwar nicht die falsche Anarchie, welche von den Machtbesessenen und Medien falsch argumentierend propagiert wird, sondern jene mit der echten Bedeutung. Wie ich es hin und wieder in diesem Themengebiet einstreue: Ordnung ohne Herrschaft. Jeder der Macht will, ist ausschließlich ein Gegner der Anarchie, weil es im System der Anarchie *keine* Mächtigen und keine Macht mehr gibt. Anarchie ist dort Utopie, wo Macht Haben gewollt wird. Und das ist schon immer so. Ich will, dass Macht aufhört. Mit deinem Kompromiss kann ich also nichts anfangen, weil dadurch in einem anderen Mantel doch alles beim Alten bleibt, nur mit ausgetauschten Mächtigen, die meinen es besser machen zu können.
Nein, ich will keine Macht. Ich will sie nur in Händen wissen, denen ich möglichst weit vertrauen kann. Die von dir angesprochene, echte Anarchie hätte ich auch gerne - glaube daran, dass sie irgendwann möglich sein wird. Gehen kann das nur, wenn die Menschheit insgesamt viel weiter gereift ist. Selbst dann, wenn der Anteil der Machtfürsichnutzenwollenden auf einen winzigen Rest geschrumpft sein wird, können diese Wenigen noch immer die Masse beherrschen, weil die dann, anderer Möglichkeiten prinzipiell beraubt, nur die Wahl haben zwischen Unterjocht- und Getötetwerden. Also wird sich die Mehrheit fügen und unter der Gewaltherrschaft weniger unreifer Gestalten leben. Das, was du forderst, ist nicht weniger, als die Rückkehr ins Paradies, in eine Gesellschaft, in der niemand mehr versucht, sich Vorteile zu Lasten von Mitmenschen zu sichern. Jeder würde seine Bedürfnisse nicht mehr wichtiger nehmen, als die der Anderen. Etwas viel verlangt, oder? Nach 100000 Jahren Überlebenskampf unter den Bedingungen einer gnadenlosen Evolution, die zuvordert den Stärkeren das Überleben sichert.
Auf jeden Fall Anarchie. Ja. Allerdings unter der Voraussetzung, dass zuvor der bewusst herbeigeführte Rufmord dieses wunderbaren Systems aufgehoben und Anarchie durch sinniges Verstehen endlich rehabilitiert wird, denn Anarchie ist keineswegs dieser Unsinn von absolutem Chaos und dergleichen, was schon eine gefühlte Ewigkeit dauernd eingeimpft wird. Anarchie ist eine Systemform bestehend aus *Ordnung ohne Herrschaft*. Deshalb kann sie auch nicht einfach von außen durch eine Wahl gewählt werden sondern muss innen im Wesen eines jeden Menschen erwählt werden. Nur so hat sie eine Chance Wirklichkeit zu werden. Das bedeutet dann, die empfundenen und gedachten sowie ausgeführten Handlungsweisen: *Jeder nur für sich - Jeder gegen Jeden* hört auf und an deren Stelle tritt *Jeder für Jeden* in Kraft.
Ein wunderschöner Gedanke, Nica, wirklich. Nun bin ich ja davon überzeugt, dass es diese Gesellschaft bereits gibt, im Jenseits! Für mich ist die Erde die Spielwiese, bzw. das Laboratorium, auf der wir uns bewähren müssen, bzw. können, unter den uns bekannten Bedingungen der Ökologie und Ökonomie. Und die Hauptaufgabe heißt richtiges Einstufen der eigenen Person im Gesamtgefüge und letztlich viel Verzicht. Verzicht auf alles, was gegen die beiden genannten, begrenzten Bedingungen verstößt. Dann sehe ich auch, dass wir heute bereits einen Stand erreicht haben, den es vorher noch nie gab. Sehr viele von uns können relativ frei und unbehelligt leben, nicht nur theoretisch.
Jeder, der mit Macht kompromissiert, bleibt auch an Macht kleben. Die Aussage: *Ich sehe es nur realistisch* ist Selbstheuchelei, und eine Ausrede dafür, nichts dergleichen in sich selbst entwickeln und entstehen lassen zu wollen.
Das sehe ich anders, halte mich für ein gutes Beispiel dafür, dass es sehr wohl geht. Seit längerer Zeit lebe ich praktisch nach diesem Motto. Waffen würde ich nicht mehr anfassen, noch nicht einmal, um mich in tödlicher Gefahr verteidigen zu wollen. Auch jede Form von Manipulation und Trickserei lehne ich strikt ab, setze auf Vertrauen darauf, dass mir freiwillig gegeben wird, was ich gerne hätte. Und es funktioniert! GLeichwohl möchte ich aber auch, dass den Machtmissbrauchern etwas entgegen gesetzt wird, denn ich bin nicht das Maß aller Dinge, sondern eher die Ausnahme. Du siehst, im Grunde sind wir uns schon einig, nur in Sachen Umsetzung passt es nicht.