AW: Geert Wilders Interview im aktuellen Spiegel
Es ist so eine Sache mit den Populisten.
Wenn sie es schaffen die Stimmen und Stimmungen des Volkes aufzunehmen und in halbwegs verantwortungsvolle Politik zu lenken, schön und gut, es leidet unsere Demokratie vermutlich daran, dass die Massen unpolitisch waren, wie Sloterdijk in seinem Spiegel online-Gastbeitrag schrieb, eventuell ändert sich das gerade.
Ob es nun tiefer Zorn ist, wie Sloterdijk meint, der das Volk zum umdenken treibt oder ob die Bewegung von oberflächlicheren Affekten getragen, nur ein Strohfeuer ist, wird sich zeigen.
Diejenigen, die man dann jedoch Populisten nennt, haben in der Praxis zumeist kläglich versagt, man erinnere sich kurz an Richter „gnadenlos“ Schill, der sich nach seinem eintreten für schönere Polizieuniformen, nun in die südamerikanischen Schneeregionen zurückgezogen hat.
Auch die Linke versucht aus gutem Grund nicht in die politische Verantwortung zu kommen, wo es dummerweise doch geschieht, sieht sie sich entzaubert und in der Stimmenzahl rasch halbiert.
Wilders‘ Programm wäre ja dann auch mal interessant zu hören, über sein favorisiertes Gebiet hinaus. Meines Erachtens ist die Diagnose, dass härtere Zeiten kommen richtig, aber der Reflex der Schuldzuweisung ist nicht so ganz.
Ich bestreite nicht, dass es mitunter massive Probleme mit islamischen Migranten gibt, nur sind diese in Deutschland durchaus selbstgebastelt gewesen, wer hart antielitaristisch vorgeht, braucht sich nicht zu wundern, wenn der Ruf sein Echo erfährt, doch das eigentliche Problem ist nicht die Einwanderung, die de facto erloschen ist, sondern die Auswanderung der Jungen, Tüchtigen und Klugen, sowie ein tiefes demographisches Tal. Beim Verzicht auf eigene Kinder ist die Diagnose schlicht die, dass wir Einwanderung brauchen, traut man sich endlich qualifizierte Menschen anzuwerben und sie gebührend zu empfangen, könnte das was werden, aber das hieße eben, sich Gedanken darüber zu machen, wen man haben will und wen nicht und das setzt eine nationale Identität voraus, die man den Deutschen in den letzten Jahrzehnten nicht gestattete.