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Freier Wille

  • Ersteller Ersteller Robin
  • Erstellt am Erstellt am
Man hat mich "hier" (Philosophie-Thread/Liebe) zwar schon mal ermahnt, Poesie hätte da nichts zu suchen, ich finde aber doch! Auch wenn es der Diskussion nicht unbedingt sehr viel bringt:

Robert Frost: The road not taken

TWO roads diverged in a yellow wood,
And sorry I could not travel both
And be one traveler, long I stood
And looked down one as far as I could
To where it bent in the undergrowth;

Then took the other, as just as fair,
And having perhaps the better claim,
Because it was grassy and wanted wear;
Though as for that the passing there
Had worn them really about the same,

And both that morning equally lay
In leaves no step had trodden black.
Oh, I kept the first for another day!
Yet knowing how way leads on to way,
I doubted if I should ever come back.

I shall be telling this with a sigh
Somewhere ages and ages hence:
Two roads diverged in a wood, and I—
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.

:)
 
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Robin schrieb:
Mit Erstaunen lese ich, dass es Philosophen noch immer auf die Palme bringt, wenn man dem Menschen den freien Willen abspricht:
http://www.fr-aktuell.de/fr_home/startseite/?sid=2b97accc43c01f55efec74c00a8843f7&cnt=415464

Dabei erklärt doch der fehlende freie Wille viel besser das Scheitern der Aufklärung des Menschen; die Unmöglichkeit, Vernunft jedem Individuum beizubringen.
Es erklärt auch unfähige Politik: Denn Politiker sind nicht faul oder schlechten Willens, wie hier manchmal behauptet wird, es fehlt ihnen schlicht, wie allen anderen Menschen, der absolut freie Wille.
Der fehlende freie Wille bedingt auch, dass wir nicht einfach von vorne anfangen könnten und uns mit Vernunft eine perfekte Welt aufbauen; sondern wir sind auf soziale Evolution angewiesen.

Mir scheint, manche Philosophen verteidigen die Idee des freien Willens heute so, wie einst die Päpste beharrten, die Erde sei Mittelpunkt der Welt.


Salut!

Wie die Erde seit der Etablierung des kopernikanischen Weltbildes aus dem Mittelpunkt des Universums verbannt wurde, muss heute auch jeder akzeptieren, dass er keinen absolut freien Willen hat, dass er nicht im Mittelpunkt steht. Dies ist auch für ein geglücktes Leben gar nicht zwingend notwendig, wie auch das ewige vollkommene Glück oder die Vorstellung des ewigen Lebens es nicht sind. Auch die skeptische Philosophie - oder die am wenigsten - kommt nicht ohne ein Grenzbewusstsein aus. Dem Philosophen sollte klar sein, dass er zwar sagen könne, was Wahr und was falsch ist, aber nicht an sich, sondern nur in einem Bezugssystem.
Wir können nicht voll selbstbestimmt handeln. M.E.n. hat der Hirnforscher recht und das ist beruhigend. Natürlich nicht, weil er uns somit eine Erklärung und ein Alibi für die ev. Untreue liefert - wäre zu einfach und würde auch nicht funktionieren - wie er auch gleich ausführt. Die Konsequenzen unseres Handelns werden uns dadurch nicht abgenommen. Aber je mehr ähnlich geartete oder identische Informationen das Gehirn abrufen und vergleichen kann, desto differenzierter werden seine künftige Entscheidungen ausfallen. Welche Wahl habe ich/mein Gehirn in ähnlichen Situationen früher schon getroffen, welche Konsequenzen hatte das vs. meine letzte, d.h. frischeste Entscheidung; Vergleich negativer vs. positiver Erfahrungen/Ergebnisse.
Dies erklärt auch, dass ich sehr wohl bereit bin, mich an der Bar mit der Dame zu unterhalten (vergleichbare Situationen früher), aber mein Gehirn hat - hoffentlich-grins - seine letzte Wahl noch so nachhaltig präsent, dass es mich gewisse Grenzen nicht überschreiten lässt.
Dies würde aber auch erklären, warum Menschen verschiedene 'Schmerzgrenzen' haben. Es ist nicht bei jedem die gleiche Anzahl vergleichbaren Situationen gespeichert, oder aber auch nur eine Lösung steht zur Auswahl. Menschen aus anderen Kulturkreisen z.B. sind ganz anders geprägt, 'unsere' für sie neue Entscheidungshilfen müssen/müssten zuerst erlebt und gespeichert werden, um auf sie bei Bedarf zurückgreifen zu können. Geschieht das, ändert sich auch das Verhalten.
Erklärt auch, warum geschlagene Kinder sehr oft zu schlagenden Erwachsenen werden, Menschen aus Kriegsgebieten eher zum Töten bereit sind usw., wenn ihnen keine Hilfe geboten wird, keine neuen Verhaltensmuster abgerufen werden können.
Anlagen/Gene/Intelligenz/Charakter -> Erziehung/Prägung/Vorbilder + 'Vorbilder'->
daraus resultierenden Eigen-Entscheidungen und Eigen-Erfahrungen -> Auswahl positiv vs. negativ -> Wahl entweder/oder -> mein Gehirn entscheidet was zu tun ist/was ich zu tun habe.

Damit kann ich gut leben! ;-)
 
Ich glaube es geht bei dieser Diskussion nicht um den Menschen sondern vor allem um die äußeren Umstände. Konsum z.B. impliziert Gedanken und Wünsche, verändert den Willen, Ob wir wollen oder Nicht.
Die einzigste Möglichkeit ist sich kulturell auszuziehen und Gesselschaftlicher Aussteiger zu werden. Wodurch die Natürlichkeit im Sinne von Ursprung
stärker ausgeprägt werden wird. Zumindestens würden plötzlich wieder die natürlichen Bedürfnisse (Sex, Schlafen, Essen, Kacken) in den Vordergrund rücken und in klarer Form ohne Einschränkungen oder Erweiterungen sichtbar sein. Durch die kulturellen Bedingungen, erhalten auch die natürlichen Verhaltensmuster ein zweites feinmaschigeres darübergelegtes Gesselschaftliches Muster an dass wir uns halten müssen,wenn wir nicht ausgeschlossen werden wollen. Und wer WILL das schon? Freier Wille ist eine schöne Umschreibung für die Bäume könnten auch nach Unten wachsen.
Für mich ist das einwenig wie Schicksal oder Zufall. Ich glaube an Zufall meine Freundin an Schicksal. Trotzdem lieben wir einander :)

LG Jan
 
Konfuzi schrieb:
Ja, aber du kannst als letzte Instanz dein Gewissen hinzuziehen. :)

Konfuzi


Das Gewissen ist in diesem Fall aber doch auch nichts anderes als die Summe der Gene + Erziehung/Prägung + des Wissens + der Erfahrung und der daraus resultierenden "Antwort" des Gehirns. Ansonsten habe ich den Artikel falsch verstanden :rolleyes:
 
Jérôme schrieb:
Das Gewissen ist in diesem Fall aber doch auch nichts anderes als die Summe der Gene + Erziehung/Prägung + des Wissens + der Erfahrung und der daraus resultierenden "Antwort" des Gehirns. Ansonsten habe ich den Artikel falsch verstanden :rolleyes:



Hallo, Jerome!

Wenn Du das Interview falsch verstanden hast, passierte mir das Gleiche.


Grüßchen

Marianne :lachen:
 
majanna schrieb:
Hallo, Jerome!

Wenn Du das Interview falsch verstanden hast, passierte mir das Gleiche.


Grüßchen

Marianne :lachen:

Salut Marianne!
Ist doch gut; zu zweit versteht es sich immer besser falsch, man fühlt sich weniger allein, nicht wahr? Ich freue mit jedenfalls immer darüber, Gesellschaft zu haben... sagte mein Gehirn nach Überprüfung aller Fakten :rolleyes:

Divertissante soirée!
 
Hallo, Jerome!

Natürlich triffst du aufgrund all dieser Bestandteile deine Entscheidung, aber es sind sehr viele verschiedene Lösungen möglich, unter denen du frei die Entscheidung FÜR oder GEGEN eine bestimmte treffen kannst. Du kannst auch weitere Informationen einholen.

Wenn du freien Willen so versteht, dass du frei von sämtlichen Einflüssen entscheiden kannst, dann stimme ich mit dir überein, dass es keinen freien Willen gibt, denn kein Mensch kann vollkommen unbeeinflusst sein.

Konfuzi
 
Schopenhauer weitsichtig

"Der Grundzug meiner Lehre ... ist die gänzliche Sonderung des Willens von der Erkenntnis, welche beide mir vorhergegangenen Philosophen als unzertrennlich, ja , den Willen als durch die Erkenntnis, die der Grundstoff unsers geistigen Wesens sei, bedingt und sogar meistens als eine bloße Funktion derselben angesehen haben. Jene Trennung aber ... ist für die Philosophie das, was die Zersetzung des Wassers in der Chemie gewesen ist; wenn dies auch spät erkannt werden wird. ... Dieser Intellekt ist das Sekundäre, ist das posterius des Organismus und, als eine bloße Gehirnfunktion, durch diesen bedingt." (Arthur Schopenhauer)
 
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>Gysi

Gisbert Zalich[QUOTE schrieb:
]"Freiheit" ist das Gefühl, das tun zu können, was die Natur in dir will: Essen, Laufen, spontan sein, neugierig sein usf. "Freiheit" ist, seine Handlungen mit den Naturdirektiven deckungsgleich zu machen. Das ist das schöne Gefühl der Freiheit.
Eine Entscheidungsfreiheit fühlen wir als solche. Da aber auch dies determiniert ist, gibt es diese Entscheidungsfreiheit objektiv nicht.
Is ja nich schlimm. Hauptsache. man fühlt sich wohl. :)
Der arme Karl Marx hatte nie eine Entscheidungsfreiheit.
 
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