@Majanna: ich hatte meinen von Dir so benannten "etwas lieblosen Ansatz, von modernen Menschen ohne Lebenssinn" als einen Aspekt gesehen, nicht etwa als Pauschalurteil. Die Hinwendung zu Sekten sehe ich nicht als den alternativen Trend, sondern würde eher die (nicht-abergläubische) Suche nach Spiritualität als wichtigen Weg sehen. Allerdings bieten gerade auch Sekten Meditationskurse an und versuchen Menschen zu überzeugen. "Das Glück kannst Du in materiellen Dingen suchen... Besitz, Beruf, Beziehungen, Kinder... aber dauerhaftes Glück findest Du nur dort, wo Du nicht gesucht hattest: in Dir selbst..." sagte ein Buddhist kürzlich. Und demgegenüber muß ich Kierkegaard eine gewisse Erkenntnisfähigkeit absprechen. Er windet sich vor Schmerz, so daß er - scheinbar betäubt - unfähig zu autonomem Handeln ist. Ob es - wie Manni suggeriert - eine "Erblast" ist, lasse ich mal offen. Mit so einer Definition macht es sich der Philosoph sehr einfach. Die Schuld woanders zu suchen, als in sich selbst, ist bequem. Der gewisse "Kick", den das (behauptete ich) Leiden einem gibt... er "brauchte" das für seinen selbstgewählten Lebens- und Leidensweg. Man kann mit einer positiven Einstellung sein Leben durchaus zum Besseren wenden. So meine persönliche Meinung. Lassen wir es mal so stehen...Original geschrieben von majanna
@ Rudi
Nun zu Deinem Sachbeitrag:
Ich freue mich, wenn Du mit mir annimmst, dass die Bezeichnung „Umwerter“ auf Kierkegaard nicht zustimmt. Das war eigentlich auch meine Meinung, wenn auch mit der Begründung, dass einer, der zwar an Gott zweifelt, sich aber dennoch nicht lösen kann, höchstens als Begründer des modernen Existentialismus anzusehen ist, was Du ebenfalls tust.
Ebenfalls magst Du Recht haben, dass es ohne die modernen monotheistischen Hochreligionen es dem Menschen möglich wäre, sich nicht als „geworfen“ zu betrachten.
Ich will aber nicht in die Anfangsgründe der Religionen zurückgehen, in denen sich der Mensch animistische und personalisierte Gottheiten schuf, um seiner Angst Herr zu werden .Ich will Deinen- mir kommt vor, etwas lieblosen Ansatz, von modernen Menschen „ohne Lebenssinn“ in unsererem Diskussionssinn benutzen, darauf hinzuweisen, dass gerade heute eine Renaissance von Sternenglauben, allerhand anderer esoterischer Erklärversuche und nicht zuletzt die Suche vieler junger Menschen nach Lebenssinn in Sekten landen.
Und wenn ich ehrlich bin, habe ich großes Verständnis für Menschen, die sich innerweltlichen Lebenszielen ( vom schicken Auto bis zum Aufsichtsratposten) in schlichter Unhinterfragtheit ergeben. Ihnen fehlt der Zweifel.
Und mit Biermann ( und Dir ) bekenne ich mich zur Veränderung als Lebensaufgabe: Kennst Du diese Geschichte von Herrn Keuner ( Brecht) Herr K. traf eines Tages einen alten Bekannten. Sie hatten sich jahrelang nicht gesehen. Dieser Sagte: „Sie haben sich ja gar nicht verändert“. „Oh;“ sagte Herr K und erbleichte. ( nur sinngemäß zitiert).
Das will ich auch auf Deinen vierten Absatz angewendet wissen. Nur erhebt sich mir dabei der Gedanke, ob die Veränderung um ihrer selbst willen an sich schon erstrebenswert ist. Und so ergibt eben immer wieder die Frage nach den Werten, nach denen ein Mensch sein Leben ausrichtet.
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