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Fragen zu Kiekegaard

M

majanna

Guest
Fragen zu Kierkegaard

Wir kennen Kierkegaard v.a. als Gegner des offiziellen orthodoxen Christentums. Ihn störte auch das Versprechen der existentiellen Sicherheit, die dieses und ebenso die philosophischen Denkgebäude seiner Zeit versprachen. Trotzdem ist er Philosoph und glubiger Christ geblieben.
Sein Glaube an Gott ( Vater) wurde ihm aber nicht das seinen Existenz sichernde Grunderlebnis, denn früh machten sich in ihm Zweifel breit. Gott als alles bewirkende Prinzip schuf den Menschen nach seinem Ebenbild – gab ihm aber die Freiheit der Glaubenswahl. Muss die Sicherheit Zweifel zulassen? Und als der erste Mensch/ die erste Frau Eva ihre ihr gegebne Freiheit benutzte, um zu zweifeln, nämlich gegen Gebote zu verstoßen, wurde das die Erbsünde. Gott Vater sandte seinen Sohn auf die Erde, um uns von der Sünde zu erlösen? Er macht sich also damit zu einem Teil des Menschen und zu einem Teil der Fähigkeit, Zweifel zu erleben.

Kierkegaard lebte mit seinen Zweifeln und konnte es dennoch nicht , den Schritt in den Atheismus zu gehen .Aber aus seiner zweiflerischen Grundhaltung und der Erkenntnis, dass es niemand außer ihm selbst gäbe, der diese Zweifel beseitigen könne, verzweifelte er an seinem Leben. Diese Verzweiflung stilisierte er, indem er sich den Lebensüberdruss als Lebensziel setzte. ( seine letzte Tagessbucheintragung )Es war nämlich seine Überzeugung, dass der Mensch die Ideen ( vielleicht Lebenssinnentwürfe?)auch wirklich lebe.Er hielt sich an seine eigene Lebensmaxime und kam so konsequenterweise von der Verneinung jeglicher verbindlicher religiöser Werte ( der traditonelle Gott) und kultureller Werte ( Wahrheit) zu der Erkenntnis, dass der Mensch in seiner Existenz völlig allein gelassen sei und so hilflos – wenn er es nicht vermag in der reinen Sinnlichkeit zu leben, zu verzweifeln.
Das war wohl neben dem Angriff auf die dogmatische Kirche ebenfalls ein Angriff auf die herrschenden Regelsysteme seiner Zeit (Philosophie).


Jetzt zu meinen Fragen:

Kann man Kierkegaard schon als Umwerter aller Werte ansehen, weil er den Zweifel an allen lebte? Und verzweifelte, weil er es nicht mehr vermochte ins Zentrum des menschlichen Strebens die Suche nach allgemein gültigen, objektiven Kategorien wie eben Gott, Wahrheit, Vernunft zu stellen, sondern die Frage ganz subjektiv dem Einzelmenschen überlassen will?

Kann man sagen, dass die Bewältigung der Geworfenheit in die Unsicherheit für den Einzelnen die Lebensaufgabe ist?

Wenn ja, wo bleibt dann die Sorge für den Mitmenschen – alle diese Fragen, die unsere politische Ethik auszeichnet ( auszeichnen sollte)?
 
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Kann man Kierkegaard schon als Umwerter aller Werte ansehen, weil er den Zweifel an allen lebte? Und verzweifelte, weil er es nicht mehr vermochte ins Zentrum des menschlichen Strebens die Suche nach allgemein gültigen, objektiven Kategorien wie eben Gott, Wahrheit, Vernunft zu stellen, sondern die Frage ganz subjektiv dem Einzelmenschen überlassen will?

Kann man sagen, dass die Bewältigung der Geworfenheit in die Unsicherheit für den Einzelnen die Lebensaufgabe ist?

Wenn ja, wo bleibt dann die Sorge für den Mitmenschen – alle diese Fragen, die unsere politische Ethik auszeichnet ( auszeichnen sollte)?


Liebe majanna,

Kierkegaard war - nachdem er sich von seiner Verlobten Regine getrennt hatte, und damit der einzig positive Lebensentwurf seines Lebens zerstört war – für den Rest seines Lebens in angstvoller Suche nach einem gangbaren Weg für eine erfüllte Lebensverwirklichung. Es ist ihm nicht gelungen, diesen zu finden. Deshalb wundert es auch nicht, dass sein gesamtes Philosophieren, diese Verzweiflung am eigenen missglückten Dasein spiegelt. Denn der Mensch denkt bekanntlich das, was er lebt. In einem unerschöpflichen Reichtum an Ideen versuchte er dem Rätsel seines Unglückes auf die Spur zu kommen. Unglück wertet alles um. Statt eines erfüllten Lebens, ein Leben voller innerer Not und Krankheit, voller Selbstzweifel und schließlich Zweifel an allem und jedem. Das wundert mich nicht. Der moderne Mensche weiß seit langem, dass er unter der Geworfenheit ins Nichts leidet. Heidegger, der dies nach Kierkegaard so formulierte und darauf mit seiner ganz eigenen (unverständlichen) Ontologie antwortete, ist da genauso wenig eine Hilfe, wie Nietzsche oder später Sartre und Camus ......

Die Einsicht in unsere Situation sollte uns eigentlich dazu aufrufen, nach anderen Sternen Ausschau zu halten, anstatt die Geworfenheit als Schicksal bloß noch kommentierend zu begleiten. Ich meine es ist die Frage gestellt: Wie halten wir es nicht nur mit der Ethik, sondern wie halten wir es mit der Metaphysik. Denn die Verzweiflung Kierkegaards und vieler anderer Ungenannter lässt sich nur überwinden, wenn es uns gelingt, die Frage nach dem Urgrund positiv zu beantworten. Und ich rede hier nicht von einem irgendwie gearteten Glauben, sondern von einer Begegnung mit diesem Urgrund. Philosophisch gute Gründe dafür, dass dies möglich ist, liegen bereits seit Jahrtausenden dafür auf dem Tisch.

manni
 
Liebe Manni, verstehe ich Dich richtig, wenn Du auf meine erste Frage, die ich ja am Leben und der Philosophie Kierkegaards aufgehängt habe, der Frage , ob die Lebenssinnsuche dem Einzelnen überlassen ist oder ob es einen für alle verbindlichen Sinn gibt : dass Deine Antwort darauf ist, zunächst muss die Sinnsuche mit der Frage nach dem Urgrund gelöst werden. Na, ich denke, das war Kierkegaard klar: Er sah den Urgrund in Gott- im Transzendeten.

Du verschiebst damit meine Fragestellung etwas - glaube ich-, denn Du - so deute ich Dich - lässt den Menschen fragen: Wie halte ich es mit Gott und lässt dabei ( für mich) offen,ob diese Fragebeantwortung dem Einzelnen überlassen bleibt. Wer für sich den Urgrund ( Gott oder die Evolution) findet, muss diese Antwort ja nicht auf alle Menschen angewendet wissen wollen.

Und Kierkegaard konnte ja bereits nicht die Geborgenheit in Gott finden - wenn ja, wäre ihm die traditionelle Sicherheit im Tode gewiss gewesen.

Wer wie ich, den Urgrund in der Evolution sieht, hat aber die Gewissheit zu Staub zu werden und als andere Materie weiter zu existieren.

Und trotzdem sind auch Menschen wie ich ins Leben geworfen, müssen einen Lebenssinn finden. Und dahin,essen bin ich gewiss, hat es wenig direkten Bezug, dass ich stets meines Ursprung und meines Endzieles gewiss bin.

Ganz einfach ausgedrückt: Wenn ich als M.G. mein Leben lang mich nur mit mir selbst und mit meinen Zweifeln beschäftigt hätte, hätte ich wohl nicht gelebt. Den Lebenssinn suche heißt für mich: das Leben zu bewältigen, Ideal und Realität für mich stimmig zu machen.

Für die atheistischen Denker ( Marx als Zielsetzer für die atheistischen Existentialisten wie z.B. der von Dir erwähnte Sartre) galt wohl eher, immanenten Eschatologien ( der Kommunismus als atheistische Heilslehre) zu finden und in der tätigen Arbeit für dieses Ziel zu leben. So wurden sie gedanklich mit der "Geworfenheit" fertig. Und die Realität in der ehemaligen UdSSR ließ sie sicher auch verzweifeln.

Heute haben sich mit den endgültigen Zusammenbruch des staatstragenden Kommunismus in der ehemaligen SU und dem ins pragmatische gewandelten Kommunismus Chinas auch die Hoffnungen zerschlagen, " Das Paradies" - die existenzielle Sicherheit im Diesseits zu errichten.


Aber was bleibt denn, wenn wir weder Geborgenheit in Gott als Urgrund und Ziel, noch das für alle Menschen verbindliche Ziel, Gerechtigkeit auf Erden zu schaffen als Ziel sehen können?
 
Original geschrieben von majanna
Aber was bleibt denn, wenn wir weder Geborgenheit in Gott als Urgrund und Ziel, noch das für alle Menschen verbindliche Ziel, Gerechtigkeit auf Erden zu schaffen als Ziel sehen können?

... und der Froschkönig antwortet ...
 
Alzii,


diese Antwort ist weder der Frage, die mir sehr wohl ein Anliegen ist, angemessen, noch Deiner Intelligenz , von der ich noch immer überzeugt bin, würdig.
 
Was hätte ich denn Deiner Meinung nach antworten können, Majanna?
Götter gibt es wie Sand am Meer.
Welchen soll man da zu einem "Urgrund" oder einem "Ziel" umfunktionieren und warum?

Jede Religion ist menschengemacht und "Gerechtigkeit" ist in meinen Augen ein hohler Begriff. "Gerechtigkeit" gibt es nur in der Hölle und ist keineswegs ein "für alle Menschen verbindliches Ziel".
 
Grüß Dich, Alzii!



Ja, was hättest Du denn antworten können?

Du hättest, wenn Dich drei sachliche Fragen, an Kierkegaard „ aufgemacht“ nicht zu denken angeregt (dem Sprachmuster des Forums entsprechend) haben, schweigen können.


Du hättest auch schreiben können:

Ich kenne Kierkegaard nicht, deshalb kann ich Deine Sachfrage ( und nur eine solche war sie), ob er schon als Umwerter aller Werte zu bezeichnen ist, nicht beantworten.

Schon etwas leichter wäre wohl die Frage, ob es für den Einzelmenschen die LEBEBSAUFGABE sei, die Bewältigung seiner Ängste zu erreichen.
Dazu bedarf – immer meiner Meinung nach, nicht mehr der Kenntnis Kierkegaards.

Wo bitte siehst Du da Fragen nach dem Ziel einer persönlichen Entelechie?

Und schließlich war die letzte der drei Fragen eine ethische und ganz auf praktisches Handeln ausgerichtet: Kann man heute noch Politik machen, wenn es keine maximierbaren Werturteile gibt, an die politische Menschen appellieren können, wenn sie „Politik machen“.
Diese Frage hättest Du – ein PDS-Wähler- sehr wohl beantworten können.


Schließlich fürchte ich, dass die Beliebigkeit der Werte – und da bin ich mir mit Kritikern an der Postmoderne einig - den modernen Menschen immer mehr in das Machtstreben einzelner entlässt.

Soviel – so wenig

Mit Froschgrüßen
Marianne
 
Liebe Majanna,


ich werde doch eine tendenziöse und in meinen Augen rhetorisch gestellte Frage nicht unkommentiert lassen, wenn sie im Bereich Philosophie gestellt wird ;) :

>>>>> Aber was bleibt denn, wenn wir weder Geborgenheit in Gott als Urgrund und Ziel, noch das für alle Menschen verbindliche Ziel, Gerechtigkeit auf Erden zu schaffen als Ziel sehen können? <<<<<


Immerhin stammt das Zitat von Dir und nicht von Kiergegaard, denn ehrlich gesagt finde ich das Studium von Søren Aabye Kierkegaards christlich-pietistischen Schriften nicht gerade verlockend, und ich antworte viel lieber auf die Beiträge und Aussagen der Forumsteilnehmer - hier auf Deinen Beitrag, aus dem auch das Zitat stammt, auf das ich mich beziehe - als auf die Aussprüche eines toten Theologen, der keine Stellung mehr beziehen kann.



>>>>>> Wo bitte siehst Du da Fragen nach dem Ziel einer persönlichen Entelechie? <<<<<<

Hier:
>>>>>> Aber was bleibt denn, wenn wir weder Geborgenheit in Gott als Urgrund und Ziel, noch das für alle Menschen verbindliche Ziel, Gerechtigkeit auf Erden zu schaffen als Ziel sehen können? <<<<<




Sören Kierkegard musste sich in dieser Zeit mit der Satirezeitschrift "Der Corsar" auseinandersetzen. Im weiteren Verlauf dieser Konfrontation verfasste er Schriften, in denen er behauptete, dass das Wesen des christlichen Daseins durch die Prinzipien von Selbstverleugnung und Nachfolge geprägt seien, so zum Beispiel in der Abhandlung mit dem Titel "Einübung im Christentum" (1850).

http://www.rasscass.com/templ/te_bio.php?PID=663&RID=1


Die letzte Eintragung in seinem Tagebuch vom 25. September 1855, knapp zwei Wochen vor dem Zusammenbruch, lautet:

"Die Bestimmung dieses Lebens christlich.
Die Bestimmung dieses Lebens ist: zum höchsten Grad von Lebensüberdruß gebracht zu werden [!!!]. Derjenige, der, also zu diesem Punkt gebracht, festhalten kann, oder derjenige, dem Gott dazu verhilft, festhalten zu können, dass es Gott ist, der ihn aus Liebe zu diesem Punkt gebracht hat, er macht, christlich, die Prüfung des Lebens, ist für die Ewigkeit reif. Durch ein Verbrechen bin ich entstanden, ich bin entstanden gegen Gottes Willen. Die Schuld, die jedoch in einem Sinne nicht die meine ist, wenn sie mich auch in Gottes Augen zum Verbrecher macht, ist: Leben zu geben. Die Strafe entspricht der Schuld: aller Lust zum Leben beraubt zu werden, zum höchsten Grad von Lebensüberdruß gebracht zu werden."

http://www.kierkegaard.de/soren_kierkegaard_biographie.php

... und die Mutter blicket stumm auf dem ganzen Tisch herum ...
 
Original geschrieben von majanna
Schließlich fürchte ich, dass die Beliebigkeit der Werte – und da bin ich mir mit Kritikern an der Postmoderne einig - den modernen Menschen immer mehr in das Machtstreben einzelner entlässt.

Und ich befürchte, daß die Christen bei der erstbesten sich bietenden Gelegenheit wieder damit beginnen werden, mit Feuer und Schwert durch die Lande zu marodieren, Abweichler zu grillen, andere Ansichten gesetzlich zu verfolgen und ihre lustfeindlichen Einstellungen überall durchzusetzen, mit dem Ausspruch: "Gott will es!"

"Der Zweck heiligt alle Mittel", ein seltsamer "Wert", den die Katholen hier vertreten, die für sich den Anspruch erheben, unfehlbar zu sein und die absolute (göttliche *lol*) Wahrheit löffelweise zu sich genommen zu haben.

Stupides Nachplappern von voverdauter Geistesnahrung, einhergehend mit Bücherverbrennungen und der Verfolgung Andersdenkender - lieber gar keine "Werte", als eine solche Menschenverachtung.


Warum lehrt man die Menschen nicht, selbst zu denken?
Denn Denken ist auch der beste Schutz davor, kopflos einem machtgeilen Politiker oder Pfaffen nachzulaufen.
Kritisches Denken bringt es nun einmal mit sich, alle "Werte" zu prüfen und die Spreu vom Weizen zu trennen.


Allerdings hat das Søren Aabye Kierkegaard anscheinend nicht getan.
 
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Alzii -


kein Kommentar, denn das, was Du als tendenziöse - die anderen lächerlichen Bewertungen will ich überlesen - bezeichnest, war mein Beitrag zum Verständnis von Mannis Beitrag an mich. Wenn Do so willst, ging sie Dich gar nichts an,denn Du hast Dich eingemischt.



Eine Bemerkung an einen Kirchenhasser:


Hast Du Dich noch nie mit dem beschäftigst, was Du ablehnst.
Ich tue das.


Ich habe das Gefühl, dass Du ohne Rücksicht auf Andere und Anderes jede Gelegenheit ausnutzt, Deine Hasstiraden loszulassen.

Und das ist der grund, wenn ich mich nun verabschiede.
 
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