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Doch für die meisten Menschen geben die Medien den Tackt vor und zwar weltweit egal welche Kultur oder Religion.
 
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Beim Hass sind es doch nur die Verkrustungen, die das erweichte Gehirn überdecken und nicht zum Vorschein kommen lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
URL : https://akademieintegra.wordpress.com/2015/09/06/die-wanderratten/
Verfasst : 6. September 2015 um 11:18
Verfasser : Akademie Integra

Die Wanderratten (c) Heinrich Heine 1855
Es gibt zwei Sorten Ratten:
Die hungrigen und satten.
Die satten bleiben vergnügt zu Haus,
Die hungrigen aber wandern aus.

Sie wandern viel tausend Meilen,
Ganz ohne Rasten und Weilen,
Gradaus in ihrem grimmigen Lauf,
Nicht Wind noch Wetter hält sie auf.

Sie klimmen wohl über die Höhen,
Sie schwimmen wohl durch die Seen;
Gar manche ersäuft oder bricht das Genick,
Die lebenden lassen die toten zurück.

Es haben diese Käuze
Gar fürchterliche Schnäuze;
Sie tragen die Köpfe geschoren egal,
Ganz radikal, ganz rattenkahl.

Die radikale Rotte
Weiß nichts von einem Gotte.
Sie lassen nicht taufen ihre Brut,
Die Weiber sind Gemeindegut.

Der sinnliche Rattenhaufen,
Er will nur fressen und saufen,
Er denkt nicht, während er säuft und frißt,
Daß unsre Seele unsterblich ist.

So eine wilde Ratze,
Die fürchtet nicht Hölle, nicht Katze;
Sie hat kein Gut, sie hat kein Geld
Und wünscht aufs neue zu teilen die Welt.

Die Wanderratten, o wehe!
Sie sind schon in der Nähe.
Sie rücken heran, ich höre schon
Ihr Pfeifen - die Zahl ist Legion.
O wehe! wir sind verloren,
Sie sind schon vor den Toren!
Der Bürgermeister und Senat,
Sie schütteln die Köpfe, und keiner weiß Rat.

Die Bürgerschaft greift zu den Waffen,
Die Glocken läuten die Pfaffen.
Gefährdet ist das Palladium
Des sittlichen Staats, das Eigentum.

Nicht Glockengeläute, nicht Pfaffengebete,
Nicht hochwohlweise Senatsdekrete,
Auch nicht Kanonen, viel Hundertpfünder,
Sie helfen Euch heute, Ihr lieben Kinder!

Heut helfen Euch nicht die Wortgespinste
Der abgelebten Redekünste.
Man fängt nicht Ratten mit Syllogismen,
Sie springen über die feinsten Sophismen.

Im hungrigen Magen Eingang finden
Nur Suppenlogik mit Knödelgründen,
Nur Argumente von Rinderbraten,
Begleitet mit Göttinger Wurst-Zitaten.

Ein schweigender Stockfisch, in Butter gesotten,
Behaget den radikalen Rotten
Viel besser als ein Mirabeau
Und alle Redner seit Cicero.


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Die Grünenpolitikerin Göring-Eckardt hat Privathaushalte dazu aufgefordert eine Flüchtlingsfamilie aufzunehmen.
Wer hat genug Platz und wer von euch wäre bereit dazu? Wie würde das in der Praxis aussehen und auf wie lange Zeit würdet ihr euch dazu bereit erklären? Würdet ihr euch die Familie selber aussuchen oder nehmen, wer am dringendsten eine private Unterkunft braucht? Wenn sich die Situation aus unvorhersehbaren Gründen nicht so gestalten lässt, wie ihr euch das vorstellt, würdet ihr die Gastbereitschaft beenden oder aus Höflichkeit dran festhalten? Würdet ihr die Gäste an den Hausarbeiten beteiligen oder lieber nicht, damit es nicht so wirkt als wolle man sich eine billige Haushaltshilfe anschaffen?
 
Ich würde niemanden aufnehmen, dafür ist der Staat zuständig und ich zahle dafür Steuern.
Bei Christen würde ich es mir überlegen.
Vielleicht kommt es auch noch zu Zwangsenteignungen,alles ist möglich und nix is fix.
 
Vom Gefühl her würde ich das auch nicht tun, aber mein Verstand sagt mir, dass ich mir, wäre ich auf der Flucht, eben dies wünschen würde, dass mich jemand aufnimmt.
Nun habe ich vor einiger Zeit auch einen Gast gehabt, eine Frau, die (nur!) für ein Wochenende blieb. Ich kannte sie lediglich aus einem Verein in meiner alten Stadt. Damals hatte ich ihr mal mein Auto geliehen, weshalb sie mich jetzt wohl auch bat, ob sie nicht bei mir übernachten könnte, da sie in meiner Nähe zu tun hatte und sich das Hotel gerne sparen wollte. Ich bin da im Prinzip offen, wenn's passt, aber dieses Wochenende war die Hölle. Erst blockierte sie stundenlang das Bad. Als ich dann endlich hinein konnte, kam sie ohne anzuklopfen erneut dazu, um sich über der Wanne die Zähne zu putzen, während ich mich schminkt. Als ich später nach Hause kam, war sie bereits da und hatte zwar das Abendbrot vorbereitet, aber dafür im Wohnzimmer die Couch umgeschoben, weil sie meinte, der Raum wirke dadurch doch viel größer. Die Jalousien waren auch ganz hoch gezogen, damit mehr Licht rein käme. Zudem hatte die Frau einen unglaublichen Redebedarf, mir wäre fast der Schädel geplatzt. Ich habe das dann tapfer durchgestanden und mir geschworen: nie wieder Leute, die du nicht gut kennst.
In einem anschließenden Telefonat habe ich dann auch den Mut gefasst, ihr meinen Unmut auszudrücken, über die Art wie sie sich bei mir verhalten hat. Es kam null Verständnis. Ich wäre zu empfindlich und sie hätte es ja nur gut gemeint.
Mag sein, dass sie das gleichzeitige Nutzen des Bades als völlig normal empfand, da sie drei Schwestern hat und das früher immer so lief. Mag sein, dass sie das Umstellen der Möbel als schwesterliche Hilfe empfand, denn sie ist die älteste und hat immer den Ton angegeben. Trotzdem empfinde ich da einen gewaltigne Unterschied, ob ich mit Schwestern das Bad teile oder mit Bekannten. Ganz zu schweigen vom Umstellten eines Sofas. Das würde ich mir nicht einmal bei Verwandten erlauben.
Diese Sache kam mir jetzt (logischerweise) spontan in den Kopf als ich von dem Aufruf Göring-Eckardts las. Ich meine, die Frau, die zu Gast war, kannte ich immerhin und sie spricht meine Sprache. Aber völlig fremde Menschen? Ich weiß nicht. Vom Verstand her wäre es nett, aber vom Herzen bekomme ich das einfach nicht hin. In manchen Fällen ergibt sich das vielleicht mehr aus Zufall. Man lernt sich kennen und es passt spontan. Jedoch empfinde ich diesen Aufruf, ganz gezielt fremde Menschen aufzunehmen, etwas aktionistisch. Das ist schlecht durchdacht.
Spenden wollte ich jedoch. Schon vor Wochen. Kleider, Geschirr und Decken. Das wurde nicht mehr benötig, hieß es, aber Geldspenden würden gebraucht. Das ist doch irrsinnig. Es gibt nicht einmal ein vernünftiges Lager bei uns, wo man alle Sachspenden aufheben kann, bis sie wieder benötigt werden. Es kommen ja immer mehr. Da wo man bereit ist zu helfen, wird es einem schwer gemacht und da wo man innerlich einfach nicht bereit ist, wird einem vermittelt, nun schlechter zu sein als diejenigen, die das tun.
 
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Heine ein Hellseher, was für ein Mann!
Nein, kein Hellseher. Er hat damals gesehen, wie die Ratten aus ihren Löchern hervorgekrochen sind und ihn wegen seiner jüdischen Herkunft bekämpft haben. Er beschreibt nur die Gegebenheiten seiner Zeit. Er hat nicht ahnen können, dass die Ratten im 21. Jahrhundert sich wieder trauen würden aus ihren, inzwischen bequemen, Löchern hervorzukriechen, um Menschen, die von Krieg und Elend vertrieben wurden und eine Überlebenschance in Europa suchen, den Zugang zu ihrer Wohlstandsinsel mit Feuer und Stacheldraht zu verwehren.
 
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