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Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

MEPHISTOPHELES:
Da seid Ihr auf der rechten Spur;
Doch müßt Ihr Euch nicht zerstreuen lassen.
Was soll das heißen?

Die Frage gefällt mir, Zeili!

Wahrscheinlich meint der :teufel2: den "Zeitvertreib"
aller Art und wusste natürlich damals schon, wie's
damit heute weitergehen würde.

Im Hintergrund seines teuflischen Gehirns hat
er aber die einzige (?) Möglichkeit, ALLES voll
zu erfassen, nämlich die tiefste Form der Konzentration
= MEDITATION. - Hier könnten wir jetzt wieder lange
nachdenken. Aber das wird (mir) heute zu viel.


So gestattet ihr, die Herren, mir
auf dass ich frei nach Goethes weiser Sprache
in tiefster Form ganz jetzt und hier
zwar meditiere, aber Mediation nun sage

Doch ist es des Teufels höchste Kunst
Lügen in die Welt hinauszutragen
es gibt der Herrscher sich als Weibe aus
und lässt den Schmerz die andren tragen

(aus: Notstandsgetexte zur Bildungsreform)
 
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AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?


Was bliebt ist die Kunst, die uns alle überlebt,
die Kunst, welche über das Mensch-sein schwebt.

Gerade denn, wenn ich die Künstlichkeit des Menschen nicht mehr ertragen kann und will, hilft nur die Natur und die Kunst mich über diesen Schatten zu tragen.

Axl
 
AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Hallo allerseits !

>reinhard: Danke für Deine Erklärung. Du gestattest, dass ich der Übersichtlichkeit wegen, die von Dir erwähnte Fortsetzung noch einmal hereinschreibe.

Der Schüler beschreibt den Grundkonflikt, den
wir wie die meisten Menschen immer noch haben.
Mephisto ruft ihn (mit Ironie!?) zur Ordnung.

Denke ich.
Sehe ich auch sol.

>redbaron: Danke für das persönliche (?) Gedicht.

>aktivdenker: Der Osterspaziergang ist wohl das am meisten Bekannte aus Goethes Faust; auch Hartmut hat ihn schon extra etwähnt. Danke für den Clip.

Sonst ist offensichtlich alles klar.

Weiter geht's. Letzter Original-Text ist in Beitrag Nr. 139.

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Schüler:
Ich bin dabei mit Seel und Leib;
Doch freilich würde mir behagen
Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib
An schönen Sommerfeiertagen.
Mephistopheles:
Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen,
Doch Ordnung lehrt Euch Zeit gewinnen.
Mein teurer Freund, ich rat Euch drum
Zuerst Collegium Logicum.
Da wird der Geist Euch wohl dressiert,
In spanische Stiefeln eingeschnürt,
Dass er bedächtiger so fortan
Hinschleiche die Gedankenbahn,
Und nicht etwa, die kreuz und quer,
Irrlichteliere hin und her.
Dann lehrt man Euch manchen Tag,
Dass, was Ihr sonst auf einen Schlag,
Getrieben, wie Essen und Trinken frei,
Eins ! Zwei ! Drei ! dazu nötig sei.
zwar ist's mit der Gedanken-Fabrik
Wie mit einem Weber-Meisterstück,
Wo ein Tritt tausend Fäden regt,
Die Schifflein herüber hinüber schießen,
Die Fäden ungesehen fließen,
Ein Schlag tausend Verbindungen schlägt:
Der Philosoph der tritt herein,
Und beweist Euch, es müsst so sein:
Das Erst' wär so, das Zweite so,
Und drum das Dritt' und Vierte so;
Und wenn das Erst' und Zweit' nicht wär,
Das Dritt' und Viert' wär nimmermehr.
Das preisen die Schüler allerorten,
Sind aber keine Weber geworden.
Wer will das Lebendige erkennen und beschreiben,
Sucht erst den Geist heraus zu treiben,
Dann hat er die Teile in seiner Hand,
Fehlt leider ! nur das geistige Band.
Encheiresin naturae nennt's die Chemie,
Spottet ihrer selbst und weiß nicht wie.
Schüler:
Kann Euch nicht eben ganz verstehen.
Mephistopheles:
Das wird nächstens schon besser gehen.
Wenn ihr lernt alles reduzieren
Und gehörig klassifizieren.
Schüler:
Man wird von alledem so dumm,
Als ging mir ein Müllrad im Kopf herum.
Mephistopheles:
Nachher, vor allen andern Sachen
Müsst Ihr Euch an die Mataphysik machen !
Da seht, dass Ihr tiefsinnig fasst,
Was in des Menschen Hirn nicht passt;
Für was drein geht und nicht drein geht,
Ein prächitig Wort zu Diensten steht.
Doch vorerst dieses halbe Jahr
Nehmt ja der besten Ordnung wahr.
Fünf Stunden habt Ihr jeden Tag;
Seid drinnen mit dem Glockenschlag !
Habt Euch vorerst wohl präpariert,
Paragraphos wohl einstudiert,
Damit Ihr nachher besser seht,
Dass er nichts sagt, als was im Buche steht;
Doch Euch des Schreibens ja befleißt,
Als diktiert Euch der Heilig Geist.
Schüler:
Das sollt Ihr mir nicht zweimal sagen !
Ich denke mir wie viel es nützt;
Denn, was man schwarz auf weiß besitzt,
Kann man getrost nach Hause tragen.
Mephistopheles:
Doch wählt mir eine Fakultät.

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Der Philosoph der tritt herein,
Und beweist Euch, es müsst so sein:
Das Erst' wär so, das Zweite so,
Und drum das Dritt' und Vierte so;
Und wenn das Erst' und Zweit' nicht wär,
Das Dritt' und Viert' wär nimmermehr.
Das preisen die Schüler allerorten,
Sind aber keine Weber geworden.
Goethe lehrt uns durch diese - meines Erachtens - genialen Zeilen, dass wir die Intelligenz des Teufels nicht unterschätzen sollen.

Schüler:
Das sollt Ihr mir nicht zweimal sagen !
Ich denke mir wie viel es nützt;
Denn, was man schwarz auf weiß besitzt,
Kann man getrost nach Hause tragen.​
Der Schüler hält Mephisto noch immer für ein vertrauenswürdiges Wesen.

Bitte um Eure Kommentare !

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Genau, Zeili!

Der :teufel2: wusste/weiß immer ganz genau,
was ALLES auf uns zukommt. Hat eben einen
wesentlich höreren IQ, als wir und jemals
vorstellen können.

Und der (dumme) Schüler glaubte
(selbstverständlich?) noch daran:

... was man schwarz auf weiß besitzt,
Kann man getrost nach Hause tragen.​
Hatte keine Ahnung, was heute so alles
nach Hause getragen werden kann - nicht
nur von Leuten, die genug Kohle(n) haben
bzw. aus dem Feuer holen können.

Denkt vor sich hin
Reinhard70
 
AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Der :teufel2: wusste/weiß immer ganz genau,
. . . .
Und der (dumme) Schüler glaubte
(selbstverständlich?) noch daran:
Im ORF sagte vor - ca. 30 Jahren - ein deutscher Professor: "An und für sich ist nichts selbstverständlich". Ich glaube, eher genau ist: "Die Mehrheit der Schüler muss vor der intelligenten kriminellen Szene geschützt werde."

... was man schwarz auf weiß besitzt,
Kann man getrost nach Hause tragen.​

Hatte keine Ahnung, was heute so alles
nach Hause getragen werden kann - nicht
nur von Leuten, die genug Kohle(n) haben
bzw. aus dem Feuer holen können.
Die Gefahr der Leichtgläubigkeit steigt mit der Informationsfülle; Entscheidungskraft ist ein Gebot der Stunde.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Hallo allerseits !

Sonst ist offensichtlich alles klar.

Also gehts weiter !

Der letzte Originaltext befindet sich auf Beitrag Nr. 143.

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Schüler:
Zur Rechtsgelehrsamkeit kann ich mich nicht bequemen.
Mephistopheles:
Ich kann es Euch so sehr nicht übel nehmen,
Ich weiß wie es um diese Lehre steht.
Es erben sich Gesetz' und Rechte
Wie eine ew'ge Krankheit fort;
Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte,
Und rücken sacht von Ort zu Ort.
Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage;
Weh dir, dass du ein Enkel bist !
Vom Rechte, das mit uns geboren ist,
Von dem ist leider ! nie die Frage.
Schüler:
Mein Abscheu wird durch Euch vermehrt.
O glücklich der ! den Ihr belehrt.
Fast möcht ich nun Theologie studieren.
Mephistopheles:
Ich wünschte nicht Euch irrezuführen.
Was diese Wissenschaft betrifft.
Es ist so schwer den falschen Weg zu meiden,
Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift,
Und von der Arznenei ist's kaum zu unterscheiden.
Am besten ist's auch hier, wenn Ihr nur Einen hört,
Und auf des Meisters Worte schwört.
Im Ganzen - haltet Euch an Worte !
Dann geht Ihr durch die sichre Pforte
Zum Tempel der Gewissheit ein.
Schüler:
Doch ein Begriff muß bei dem Worte sein.
Mephistopheles:
Schon gut ! Nur muss man sich nicht allzu ängstlich quälen;
Denn eben wo Begriffe fehlen,
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
Mit Worten lässt sich trefflich streiten,
Mit Worten ein System bereiten,
An Worte lässt sich trefflich glauben,
Von einem Wort lässt sich kein Jota rauben.
Schüler:
Verzeiht, ich halt Euch auf mit vielen Fragen,
Allein ich muss Euch noch bemühn.
Wollt Ihr mir von der Medizin
Nicht auch ein kräftig Wörtchen sagen ?
Drei Jahr ist eine kurze Zeit,
Und, Gott ! das Feld ist gar zu weit.
Wenn man einen Fingerzeig nur hat,
Lässt sich's schon eher weiter fühlen.
Mephistopheles: (für sich)
Ich bin des trocknen Tons nun satt,
Muss wieder recht den Teufel spielen.
(Laut) Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen;
Ihr durchstudiert die groß' und kleine Welt
Um es am Ende gehn zu lassen,
Wie's Gott gefällt.
Vergebens dass Ihr ringsum wissenschaftlich schweift,
Ein jeder lernt nur was er lernen kann;
Doch der den Augenblick ergreift,
Das ist der rechte Mann.
Ihr seid noch ziemlich wohlgebaut,
An Kühnheit wird's Euch auch nicht fehlen.
Und wenn Ihr Euch nur selbst vertraut,
Vertrauen Euch die andern Seelen.
Besonders lernt die Weiber führen;
es ist ihr ewig Weh und Ach
So tausendfach
Aus einem Punkte zu kurieren,
Und wenn Ihr halbwegs ehrbar tut,
Ein Titel muss sie erst vertraulich machen,
Dass Eure Kunst viel Künste übersteigt;
Zum Willkomm' tappt Ihr dann nach allen Siebensachen,
Um die ein andrer viele Jahre streicht,
Versteht das Pülslein wohl zu drücken,
Und fasset sie, mit feurig schlauen Blicken,
Wohl um die schlanke Hüfte frei,
Zu sehn, wie fest geschnürt sie sei.
Schüler:
Das sieht schon besser aus ! Man sieht doch wo und wie ?
Mephistopheles:
Grau, teurer Freund, ist alle Theorie,
Und grün des Lebens goldner Baum.
Schüler:
Ich schwör Euch zu, mir ist's als wie ein Traum.
Dürft ich Euch wohl ein andermal beschweren,
Von Eurer Weisheit auf den Grund zu hören ?
Mephistopheles:
Was ich vermag, soll gern geschehn.
Schüler:
Ich kann unmöglich wieder gehn,
Ich muss Euch noch mein Stammbuch überreichen.
Gönn' Eure Gunst mir dieses Zeichen !
Mephistopheles:
Sehr wohl. (Er schreibt und gibt's)
Schüler:
(liest) Eritis sicut Deus, scientes bonum et malum. (Machts ehrerbietig zu und empfiehlt sich.)
Mephistopheles:
Folg nur dem alten Spruch und meiner Muhme der Schlange,
Dir wird gewiss einmal bei deiner Gottähnlichkeit bange !

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Verteufelt sympathisch, was Mephisto so von sich gibt. Man sehnt sich nach Dr. Faust.

Bitte um Eure Stellungnahmen.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Hallo allerseits !

Offensichtlich alles klar.

Weiter gehts.

Der letzte Originaltext befindet sich auf Beitrag Nr. 146.

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Faust tritt auf
Faust:
Wohin soll es nun gehn ?
Mephistopheles:
Wohin es Dir gefällt.
Wir sehn die kleine, dann die große Welt.
Mit welcher Freude, welchem Nutzen,
Wirst Du den Cursum durchschmarutzen !
Faust:
Allein bei meinem langen Bart
Fehlt mir die leichte Lebensart.
Es wird mir der Versuch nicht glücken;
Ich wusste nie mich in die Welt zu schicken,
Vor andern fühl ich mich so klein;
Ich werde stets verlegen sein.
Mephistopheles:
Mein guter Freund, das wird sich alles geben;
sobald du dir vertraust, so bald weißt du zu leben.
Faust:
Wie kommen wir denn aus dem Haus ?
Wo hast du Pferde, Knecht und Wagen ?
Mephistopheles:
Wir breiten nur den Mantel aus,
Der soll uns durch die Lüfte tragen.
Du nimmst bei diesem kühnen Schritt
Nur keinen großen Bündel mit.
Ein bisschen Feuerluft, die ich bereiten werde,
Hebt uns behend von dieser Erde.
Und sind wir leicht, so geht es schnell hinauf;
Ich gratuliere dir zum neuen Lebenslauf.

Auerbachs Keller in Leipzig

Zeche lustiger Gesellen.
Frosch:
Will keiner trinken ? keiner lachen ?
Ich will euch lehren Gesichter machen !
Ihr seid ja heut wie nasses Stroh,
Und brennt sonst immer lichterloh.
Brander:
Das liegt an dir; du bringst ja nichts herbei,
Nicht eine Dummheit, keine Sauerei.
Frosch (gießt ihm ein Glas Wein über den Kopf):
Da hast du beides !
Brander:
Doppelt Schwein !​
Frosch:
Ihr wollt es ja, man soll es sein !​
Siebel:
Zur Tür hinaus wer sich entzweit !
Mit offner Brust singt Runda, sauft und schreit
Auf ! Holla ! Ho !​
Altmayer:
Weh mir, ich bin verloren !
Baumwolle her ! der Kerl sprengt mir die Ohren.​

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Jetzt wird's lustig ! Was meint Ihr ?

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Hallo allerseits !

Offensichtlich alles klar und aktuell.

Weiter gehts.

Der letzte Originaltext befindet sich auf Beitrag Nr. 147.
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Siebel:
Wenn das Gewölbe widerschallt,
Fühlt man erst recht des Basses Grundgewalt.​
Frosch:
So recht, hinaus mit dem der etwas übel nimmt !
A ! tara lara da !​
Altmayer:
A ! tara lara da !​
Frosch:
Die Kehlen sind gestimmt.​
(singt) Das liebe, heil'ge Röm'sche Reich,
Wie hältst nur noch zusammen ?
Brander:
Ein garstig Lied ! Pfui ! ein politisch Lied !
Ein leidig Lied ! Dankt Gott mit jedem Morgen
Dass ihr nicht braucht fürs Röm'sche Reich zu sorgen !
Ich halt es wenigstens für reichlichen Gewinn,
Dass ich nicht Kaiser oder Kanzler bin.
Doch muss auch uns ein Oberhaupt nicht fehlen;
Wir wollen einen Papst erwählen.
Ihr wisst welch eine Qualität
Den Ausschlag gibt, den Mann erhöht.​
Frosch:(singt)
Schwing dich auf, Frau Nachtigall,
Grüß mir mein Liebchen zehentausendmal.​
Siebel:
Dem Liebchen keinen Gruß ! Ich will davon nichts hören !​
Frosch:
Dem Liebchen Gruß und Kuss ! du wirst mir's nicht verwehren !
(Singt)
Riegel auf ! in stiller Nacht.
Riegel auf ! der Liebste wacht.
Riegel zu ! des Morgens früh.​
Siebel:
Ja, singe, singe nur, und lob und rühme sie !
Ich will zu meiner Zeit schon lachen.
Sie hat mich angeführt, dir wird sie's auch so machen.
Zum Liebsten sei ein Kobold ihr beschert !
Der mag mit ihr auf einem Kreuzweg schäkern;
Ein alter Bock, wenn er vom Blocksberg kehrt,
Mag im Galopp noch gute Nacht ihr meckern !
Ein braver Kerl von echtem Fleisch und Blut
Ist für die Dirne viel zu gut.
Ich will von keinem Gruße wissen,
Als ihr die Fenster eingeschmissen !​
Brandner (auf den Tisch schlagend):
Passt auf ! passt auf ! Gehorchet mir !
Ihr Herrn gesteht, ich weiß zu leben;
Verliebte Leute sitzen hier,
Und diesen muss, nach Standsgebühr,
Zur guten Nacht ich was zum Besten geben.
Gebt Acht ! Ein Lied vom neusten Schnitt !
Und singt den Rundreim kräftig mit !
(Er singt):
Es war ein Ratt im Kellernest,
Lebte nur von Fett und Butter,
Hatte sich ein Ränzlein angemäst't,
Als wie der Doktor Luther.
Die Köchin hatt ihr Gift gestellt;
Da ward's so eng ihr in der Welt,
Als hätte sie Lieb im Leibe.
Chorus(jauchzend)
Als hätte sie Lieb im Leibe.​
Brandner:
Sie fuhr herum, sie fuhr heraus,
Und soff aus allen Pfützen,
Zernagt, zerkratzt das ganze Haus,
Wollte nichts ihr Wüten nützen;
Sie tät gar manchen Ängstesprung,
Bald hatte das arme Tier genung,
Als hätte es Lieb im Leibe.​
Chorus:
Als hätte es Lieb im Leibe.​
Brandner:
Sie kam vor Angst am hellen Tag
Der Küche zugelaufen,
Fiel an den Herd und zuckt' und lag,
Und tät erbärmlich schnaufen.
Da lachte die Vergifterin noch;
Ha ! sie pfeift auf dem letzten Loch,
Als hätte sie Lieb im Leibe.​
Chorus:
Als hätte sie Lieb im Leibe.​
Siebel:
Wie sich die platten Burschen freuen !
Es ist mir eine rechte Kunst,
Den armen Ratten Gift zu streuen !​
Brander:
Sie stehen wohl sehr in deiner Gunst ?​
Altmayer:
Der Schmerbauch mit der kahlen Platte !
Das Unglück macht ihn zahm und mild;
Er sieht in der geschwollnen Ratte
Sein ganz natürlich Ebenbild.​

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Gibt's eigentlich alles noch immer: die Zecher, die Sänger, die Politiker, die Frau, die Häme, die Ausgelassenheit, den Wunsch des Volkes, den Papst zu wählen - manches hat heute nur andere Namen.

Was meint Ihr ?

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Hallo allerseits !

Offensichtlich alles klar und aktuell.

Weiter gehts.

Der letzte Originaltext befindet sich auf Beitrag Nr. 148.
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FAUST und MEPHISTOPHELES​

Mephistopheles:
Ich muß dich nun vor allen Dingen
In lustige Gesellschaft bringen,
Damit Du siehst wie leicht sich's leben lässt.
Dem Volke hier wird jeder Tag ein Fest.
Mit wenig Witz und viel Behagen
Dreht jeder sich im engen Zirkeltanz,
Wie junge Katzen mit dem Schwanz.
Wenn sie nicht über Kopfweh klagen,
So lang der Wirt nur weiter borgt,
Sind sie vergnügt und unbesorgt.​
Brandner:
Die kommen eben von der Reise,
Man sieht's an ihrer wunderlichen Weise;
Sie sind nicht eine Stunde hier.​
Frosch:
Wahrhaftig du hast Recht ! Mein Leipzig lob ich mir !
Es ist ein klein Paris, und bildet seine Leute.​
Siebel:
Für was siehst Du die Fremden an ?​
Frosch:
Lass mich nur gehn ! Bei einem vollen Glase,
Zieh ich, wie einen Kinderzahn,
Den Burschen leicht die Würmer aus der Nase.
Sie scheinen mir aus einem edlen Haus,
Sie sehen stolz und unzufrieden aus.​
Brander:
Marktschreier sind's gewiss, ich wette !​
Altmayer:
Vielleicht.​
Frosch:
Gib Acht, ich schraube sie !​
Mephistopheles (zu Faust):
Den Teufel spürt das Völkchen nie,
Und wenn er sie beim Kragen hätte.​
Faust:
Seid uns gegrüßt, ihr Herrn !​
Siebel:
Viel Dank zum Gegengruß.
(Leise, Mephistopheles von der Seite ansehend.)
Was hinkt der Kerl auf einem Fuß ?
Mephistopheles:
Ist es erlaubt, uns auch zu euch zu setzen ?
Statt eines guten Trunks, den man nicht haben kann,
Soll die Gesellschaft uns ergetzen.​
Altmayer:
Ihr scheint ein sehr verwöhnter Mann.​
Frosch:
Ihr seid wohl spät von Rippach aufgebrochen ?
Habt ihr mit Herren Hans noch erst zu Nacht gespeist ?​
Mephistopheles:
Heut sind wir ihn vorbei gereist !
Wir haben ihn das letzte Mal gesprochen.
Von seinen Vettern wusst er viel zu sagen,
Viel Grüße hat er uns an jeden aufgetragen.​
(Er neigt sich gegen Frosch.)

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Ob die letzten Worte Mephistos nicht gelogen waren ?

Liebe Grüße

Zeili
 
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AW: Faust, der Tragödie Erster Teil, was blieb ?

Wagner

Du siehst! ein Hund, und kein Gespenst ist da.
Er knurrt und zweifelt, legt sich auf den Bauch,
ER wedelt. Alles Hundebrauch.
~~
Es ist ein pudelnärrisch Tier.
Du stehest still, er wartet auf;
Du sprichst ihn an, er strebt an dir hinauf;
...
~~
Dem Hunde wenn er gut gezogen,
Wird selbst ein weiser Mann gewogen.
Ja, ...
 
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