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Eva Herman

AW: Eva Herman

Ja, lieber Zwetsche, ich glaube zu verstehen, was du meinst.

Ich möchte da noch einen Aspekt erwähnen: der geht vom Buch Josua aus, in dem die Israeliten selbst reihenweise alle Bewohner von feindlichen Städten im Gelobten Land schlachten, bis ihnen das gesamte Land gehört. Massenweise. Und Josua wird dafür als ganz großer Krieger gefeiert.

Die heutige Wissenschaft geht davon aus, dass Josua nie gelebt hat, dass diese Landnahme damals ein eher friedlicher Prozess über Jahrhunderte war, und dass das Buch Josua die Kampftaktik der Assyrer verarbeitet: das systematische Ausrotten von Zivilisten. (Ähnlich soll ja auch Alexander der Große vorgegangen sein.)

Ich will sagen: das systematische Schlachten von Zivilisten hat Tradition. Das haben nicht die Nazis erfunden.

Es hat außerdem auch der Versuch Tradition, Minderheiten im eigenen Land auszurotten, besonders, wenn man sie um ihren Erfolg oder Besitz beneidet. Dieses Verbrechen haben auch nicht die Nazis erfunden: "...bis hin zu organisiertem landesweiten Massenmord in Pogromen. Im 13. und 14. Jahrhundert wurden die Juden aus fast allen Städten deutschsprachiger Gebiete, aber auch aus anderen europäischen Regionen vertrieben." (Wikipedia)

Aber das Unheil kam, als diese zwei mörderischen Traditionen durch die Nazis nach der Industriellen Revolution wiederbelebt wurden: damit hatte das NS-Regime alle Mittel zum industriellen Massenmord.

Der Holocaust war einzigartig. Und trotzdem war er - nicht einmal im negativsten Sinn! - eine Leistung der Nazis:

Er war wirklich das böseste und dümmste Verbrechen aller Zeiten.

lg Frankie
 
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AW: Eva Herman

Und dieser hängt damit zusammen, daß immer noch viele mMn. hierzulande nicht mit dem Gedanken fertig werden, daß das NS Regime und seine zahlreichen Mitläufer in der Tat eine Bösartigkeit idealisierten und an den Tag legten, die in der Geschichte bislang nicht seinesgleichen fand.

also mir fällt es bei weitem leichter die nazis zu verteufeln, als mir einzugestehen dass sie menschen waren - um mich so mit ihnen als menschen auseinander setzen und mir denken zu müssen, dass ich vielleicht nicht anders gehandelt haben könnte als all diese mitläufer.
der gedanke macht mir angst. und dennoch wende ich mich nicht von ihm ab, da ich mir nur mit meiner ständigen auseinandersetzung damit, dass auch in mir böses schläft oder weilt - diesem entgegentreten und dagegen ankämpfen kann.

aus einer distanzierung - das waren die nazis und die waren und sind böse- und da bin ich und damit hab ich nichts zu tun, außer dass ich meinen hass auf ihnen ablade - daraus kann ich nichts lernen... und ich würde meinen es geht darum an sich selbst zu arbeiten - weil die geschichte kann ich nun nicht mehr ändern
ich muss den "nazi" in mir (bitte nur im metaphorischen sinn verstehen!!!)finden und ihn vernichten - die menschen bleiben immer menschen und wozu sie im stande, wozu also auch ich im stande bin, das sollten wir meiner meinung nach daraus lernen und dem entgegentreten.
 
AW: Eva Herman

Ich möchte da noch einen Aspekt erwähnen: der geht vom Buch Josua aus, in dem die Israeliten selbst reihenweise alle Bewohner von feindlichen Städten im Gelobten Land schlachten, bis ihnen das gesamte Land gehört. Massenweise. Und Josua wird dafür als ganz großer Krieger gefeiert.

Die heutige Wissenschaft geht davon aus, dass Josua nie gelebt hat, dass diese Landnahme damals ein eher friedlicher Prozess über Jahrhunderte war, und dass das Buch Josua die Kampftaktik der Assyrer verarbeitet: das systematische Ausrotten von Zivilisten. (Ähnlich soll ja auch Alexander der Große vorgegangen sein.)

Ich will sagen: das systematische Schlachten von Zivilisten hat Tradition. Das haben nicht die Nazis erfunden.

Es hat außerdem auch der Versuch Tradition, Minderheiten im eigenen Land auszurotten, besonders, wenn man sie um ihren Erfolg oder Besitz beneidet. Dieses Verbrechen haben auch nicht die Nazis erfunden: "...bis hin zu organisiertem landesweiten Massenmord in Pogromen. Im 13. und 14. Jahrhundert wurden die Juden aus fast allen Städten deutschsprachiger Gebiete, aber auch aus anderen europäischen Regionen vertrieben." (Wikipedia)

Aber das Unheil kam, als diese zwei mörderischen Traditionen durch die Nazis nach der Industriellen Revolution wiederbelebt wurden: damit hatte das NS-Regime alle Mittel zum industriellen Massenmord.

Der Holocaust war einzigartig. Und trotzdem war er - nicht einmal im negativsten Sinn! - eine Leistung der Nazis:

Er war wirklich das böseste und dümmste Verbrechen aller Zeiten.

lg Frankie

Natürlich hast Du Recht.
Nein, frankie, die Nazis haben weder den Massenmord erfunden noch wurde der Massenmord als Phänomen mit dem Verschwinden des NS Regimes beendet.

Es gibt und gab auch weder nur gute Juden (kein Mensch würde derartiges behaupten) noch nur schlechte Deutsche (geschweige denn nur Nazis) in Deutschland. Wäre das so einfach, schön wär´s, dann hätte man einfach nach dem Krieg alle Deutschen auf irgendeiner verlassenen Insel (Madagaskar?) interniert und das wär´s gewesen. Alle hätten auf der Welt nicht nur vor den Deutschen, sondern insgesamt ein für alle mal Ruhe - komisch, derartig idiotische Denkweisen erinnern doch gerade an das, was es doch zu bekämpfen gilt, oder? Den Juden hat man nämlich diese absurde Rolle tatsächlich untergeschoben. So degradiert man Menschen zu Ungeziefer und behandelt sie auch entsprechend. Allein wer sich diese kranke Logik bewußt macht, könnte niemals so einen Dumpfsinn wie Frau Herman daherreden.

Mir geht es weder um die Idealisierung der einen Gruppe noch um die Verteufelung der anderen. Mich hat die Frage umgetrieben, woher die dauernde Suche nach dem "Bösen im Juden" heute - 2007 - immer wieder kommt bei der Befassung mit dem Thema, dieser ganze Quatsch mit dem "Täter-und Opfervolk" (Hohmann) usw.. Mir sind im Laufe der letzten Jahrzehnte die absurdesten Argumente untergekommen, auch wenn das "Brunnenvergiften", was ja noch bei den mittelalterlichen Progromen anläßlich der Pest herhalten konnte, als Argument ausgedient hat.

Ist es so schwer, sich damit abzufinden, daß die Juden schlicht und einfach Opfer einer perversen Rassenideologie geworden sind - ohne ihr Zutun? Und das sich diese Verbrechen eben nicht mit irgendwelchen Eigenarten in der Person, gesellschaftlichen Rolle oder Religion der Opfer erklären geschweige denn rechtfertigen lassen. Und wir uns eingestehen müssen, daß es eben in unserem Land passiert ist, von hier aus seinen Lauf nahm.

Ja, das scheint tatsächlich so schwer zu sein, für ganz viele in Deutschland - immer noch. Und ich habe versucht eine psychologische Erklärung dafür zu finden, warum das so ist. Es ist die fast schon verzweifelte Suche nach Rechtfertigungs- und Entschuldigungsgründen gerade auch junger Menschen, obgleich wir gar nicht angeklagt sind. Es wird Zeit, daß wir blödsinnige Schuldgefühle abstreifen, uns dafür aber verantwortlich dem Thema stellen.

@Zweiffel: Es geht mir nicht um das Draufprügelen auf irgendwelche deutschen Täter von gestern, die ohnehin fast alle inzwischen tot sind. Viele mußten einen hohen Preis bezahlen, viele auch, die gar keine Schuld auf sich geladen haben. Stimmt, die fiktive Frage, wie man sich denn selbst verhalten hätte, hat etwas beunruhigendes, weil es in der Tat retrospektive immer leichter ist, zu urteilen. Dann sollten wir uns den Vorteil des besseren Wissens und der Distanz aber zunutze machen. Wir können uns ungehindert informieren und sind keiner - jedenfalls staatlichen - Verfolgung ausgesetzt, wenn wir uns ein Bild machen.

Gruß
Zwetsche
 
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AW: Eva Herman

also mir fällt es bei weitem leichter die nazis zu verteufeln, als mir einzugestehen dass sie menschen waren - um mich so mit ihnen als menschen auseinander setzen und mir denken zu müssen, dass ich vielleicht nicht anders gehandelt haben könnte als all diese mitläufer.
der gedanke macht mir angst.

Ich will halt sagen, dass der Unterschied zwischen Nazis und anderen "bösen" Menschen nicht primär ihre besonders bestialische - und damit unverständliche (!) - Bösartigkeit war.

Böse gab und gibt es immer, aber die Nazis waren industriell böse.

Industriell mörderisch.

Dieser Aspekt entzaubert sie für mich.

lg Frankie
 
AW: Eva Herman

Ich kann mich nicht daran entsinnen, daß die Juden in der geschichtlichen Darstellung idealisiert worden sind.


Ich habe ivains Beitrag nicht so verstanden, daß er/sie meinte, die Juden seien vor dem Holocaust idealisiert worden. Später - als Opfer - durchaus. So habe ich es meine gesamte Kindheit und Jugend hindurch empfunden (ohne je einem von ihnen zu begegnen, sie waren für mich so wahrnehmbar wie Moses).

Ohne Ivains Beitrag übersetzen zu wollen: ich denke an einen Beitrag, den ich vor etlichen Jahren im Fernsehen über schwarze Deutsche gesehen habe. Eine der Interviewten - eine junge Frau - äußerte sich sinngemäß so, daß sie es abstoßend fände, wie oft die Leute Kontakt zu ihr suchten, ihr Rhythmusgefühl, natürliche Musikalität und alle möglichen sonstigen positiven Eigenschaften unterstellten, ohne sie überhaupt zu kennen. Sie nannte das "positiven Rassismus".

In dieser Richtung verstehe ich Ivains Zeilen, und ich halte das für einen wichtigen Aspekt, wenn man allen Opfern des Holocaust gerecht werden will.
 
AW: Eva Herman

Eva Herman...
war eine klasse Nachrichtensprecherin und Moderatorin (super im Gespann mit Bettina Tietjen).
warum hat sie es damit nicht belassen?
was wollte sie den Menschen sagen mit ihren Büchern?
daß die Frauen Kinder kriegen sollen und sie lange stillen sollen?
zu Hause sitzen sollen als Hausfrau und Mutter?
sie selber hat alle Vorzüge nutzen können in einer Gesellschaft in der sich jeder frei entfalten kann.
soweit ich weiß ist sie das dritte Mal verheiratet, hat "nur" ein Kind. Hätte man "früher" soetwas gutgeheißen?
Hoffentlich hat sie jetzt genügend Zeit über alles nachzudenken.
Als Gebührenzahler bin ich schon etwas empört von ihren Äußerungen und finde es o.k. so wie es ist.
 
AW: Eva Herman

Habt ihr am Dienstag "Kerner" gesehen?

Das was da geschehen ist, war ja wohl auch nicht der Weisheit letzter Schluss, oder?

Eva Herman, heruntergeputzt von einem selbstgerechten Tribunal aus Magarete Schreinemaakers, Senta Berger und... Mario Barth.

Nicht zu vergessen, von der Seite, der Herr Historiker Wippermann, der sich scheinbar auch zu profilieren suchte.

Und so wurden wir Zeugen von der Unfähigkeit Johannes B. Kerners, eine faire Diskussion mit gleichen Chancen für alle Beteiligten herzustellen.

Wir wurden Zeugen, wie ein Fernsehmoderator feige und opportunistisch zulässt, wie eine Autorin mit, zugegeben, überflüssigen und nicht wirklich hilfreichen Thesen, nicht das sagen kann, was sie sagen will, da ein Mob hysterischer B-Promis, ohne jegliche Kompetenz, die sie zu einer professionellen Kritik an Herman berechtigen, sie ständig mit hysterisch-populistischen Klagelauten und Kommentaren unterbrechen.

Und am Ende der Sendung fliegt die Autorin raus.

Dabei hat Eva Herman doch gar nicht vom Familienbild im Dritten Reich gesprochen, sondern von dem Familienbild, was bis zum Ende des Dritten Reiches vorherrschte. Das ist ein kleiner, feiner Unterschied. Sie hat zu keinem Zeitpunkt (ich habe das Zitat nachgelesen) explizit das Nazi-Familienbild gelobt.

Aber selbst, wenn es anders GEWESEN WÄRE:

Ist das die Art, auf die Deutschland seine Vergangenheit aufarbeiten will?

Das dritte Reich war böse. Das darf man so sagen, alles andere wäre Hohn, den Millionen von Toten gegenüber.

Aber es gab auch Menschen, die nicht nur negative Erfahrungen gemacht haben.
Klingt das ungewohnt? Vielleicht bitter? So war es aber.

Erinnert ihr euch an den Film: "*****, *****, Schornsteinfeger",
in dem ein in Deutschland im Dritten Reich lebender Farbiger von seinen Erfahrungen erzählt?
Der Film ist nicht nur ein Film über Diskriminierung sondern auch über Freundschaft, Zusammenhalt. DAS gab es nämlich auch.
Gerade in den Familien.

Deutschland muss sich entscheiden. Entweder es sagt: Wir sind so weit, das Dritte Reich ist Geschichte, lasst es uns sachlich und kritisch aufarbeiten und jeder, der eine Meinung dazu hat soll zu Wort kommen und man soll ihn oder sie ausreden lassen.

Oder Deutschland sagt: Nein, wir sind noch nicht so weit, wir haben an diesen Verbrechen noch zu tragen, sind noch nicht in der Lage, sachlich mit dem Thema umzugehen.Im Moment, um die Trauer nicht zu stören und uns in Ruhe wieder sammeln zu können, sind kontroverse Debatten über die NS-Politik unerwünscht.

Beides ist legitim. Aber es müssen endlich einmal die Verhältnisse geklärt werden. Es kann nicht sein, dass in Deutschland, was dieses Thema betrifft, Toleranz und Meinungsfreiheit vorgegaukelt wird, aber, dass auf der anderen Seite, wenn jemand im Vertrauen auf diese Toleranz eine Debatte anregen will, dieser Mensch dann in aller Öffentlichkeit durch den Fleischwolf gedreht wird.

Im übrigen, auch das sei erwähnt, war das Hauptthema, das Herman in ihren Büchern anschneiden wollte die Familienpolitik in Deutschland, nicht das Dritte Reich (Ja, sie hätte sich den Umweg sparen sollen.).
Und auch da liegt vieles im Argen- da hat Eva Herman Recht. Ob deswegen jetzt die Frauen zurück an den Herd müssen (so hat Herman es im Übrigen nicht gesagt, dass ist eine Überspitzung meinerseits), ist eine andere Frage.

Ich habe einen guten Vorschlag: Überlassen wir es doch den Frauen selbst, womit sie glücklich werden. Tatsächlich ist die Rolle einer Mutter und Hausfrau ebenso mit Respekt zu bedenken wie die Rolle einer Frau, die einem Beruf nachgeht.

Mfg,
Sunnyboy
 
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AW: Eva Herman

Über Hermans Buch wurde m.E. schon viel zu viel gesprochen und geschrieben - ihren dümmlichen Thesen hat erst die Diskussion Gewicht verliehen. Völlig überflüßig auch die Einladung bei Johannes B. Kerner, wie heisst es in einer der Pressestimmen? "Der einfältige Johannes traf die naive Eva." (Leipziger Volkszeitung)

Eine gute Stellungnahme fand ich in der Tageszeitung "Neue Presse" - Hannover:

"Herman ist sicher keine Nazi-Anhängerin. Aber sie spielt auf der Klaviatur des empörten Volksdeutschen, der gern mal verniedlichende Vergleiche zieht. Der vom Maulkorb spricht, obwohl er es ist, der sich im Ton und in der Wortwahl vergreift. Ein Medienprofi wie Eva Herman muss wissen, was ein Hitler-Autobahn-Vergleich auslöst sowohl bei denen, die sie ablehnen, als auch bei jenen, die ihr zujubeln. Wer sie in letzter Zeit gehört oder gelesen hat, konnte weitere Ausfälle allerdings erwarten. Das gilt auch für Johannes B. Kerner und seine Redakteure. Sie waren sicherlich ausgebufft genug, um neue hermansche Missgriffe einzuplanen. Und gierig genug, um damit Quote zu machen. " (Neue Presse, Hannover)
 
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