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Eva Herman

AW: Eva Herman

Als ich von der Debatte um Eva (Eva- ausgerechnet Eva...) Hermann hörte, musste ich spontan an meine Großmutter denken. Die sollte nämlich das Mutterverdienstkreuz bekommen. Der Beamte, der es ihr überreichen sollte, lobte sie dafür, dass sie dem Führer bereits mehrere Kinder geschenkt hatte.
Meine Oma, die sich eigentlich während und nach dem Dritten Reich nicht gerade kritisch mit Hitlers Regierung auseinander gesetzt hatte, um es, mangels genaueren Wissens mal so vorsichtig auszudrücken, antwortete, dass sie ihre Kinder ihrem Mann und nicht dem Führer geschenkt habe- und so wurde aus der Empfängerin des Mutterverdienstkreuzes von einem Moment auf den anderen eine Insassin einer Polizeizelle- zumindest für eine Nacht.

Mein Großvater, der sie dann wieder rausholte, war wahrscheinlich trotz dieses, immerhin wagemutigen, Liebesgeständnisses nicht gerade begeistert- er war Sturmbannführer in der Waffen-SS (ich könnte mir gut vorstellen, dass das mit dazu beigetragen hat, dass meine Oma so glimpflich davon gekommen ist.) und dieser Vorfall hat seine "Karriere" zumindest mal nicht weitergebracht.

Was kann man aus dieser Anekdote über das Dritte Reich lernen?
Ich glaube, meine Oma, die, wenn ich meinem Vater glauben kann, im Zusammenhang mit dem Dritten Reich selten intelligente Dinge von sich gegeben hat, hat in dieser Situation genau richtig auf einen gängigen Mechanismus in totalitären Gesellschaften reagiert- sie hat sich nicht vom System vereinnahmen lassen, hat sich nicht zu einer Gebärmaschine für den "Führer" degradieren lassen. Ihre Kinder waren ein Ergebnis der Liebe zu ihrem Mann und kein Geschenk oder gar Opfer an "Führer und Volk".

Das ist es, was Eva Hermanns Aussage so dumm, so unüberlegt erscheinen lässt:
Die Nazis wollten Menschen, die ihre eigene Identität aufgeben:
Söhne, die ihr Leben später freudig an der Front wegschmeißen, für Führer und Vaterland.
Töchter, die ihre eigenen Interessen hinten anstellen, um später ihre an der Front kämpfenden Männer und deren Kameraden fürsorglich zu versorgen, damit das unmenschliche Morden weitergehen kann, bis zum "Endsieg."
Und Mütter, die all das mit ihren Kindern geschehen ließen, und noch freudig neue kleine, gesunde Arier produzierten, am besten am Fließband.
Wo ist denn da bitteschön die Wertschätzung der Mutter?

DAS war Sinn und Zweck nationalsozialistischer Bildungs- und Familienpolitik.
Ist das Gute immer noch gut, wenn es dazu dient, das absolut Böse zu vollbringen?

In dieser Diskussion ist mir noch etwas anderes aufgefallen:
Es wurde oft davon geredet, das man Geschichte sachlich betrachten soll.
Das stimmt, allerdings besteht eine große Gefahr, bei der sachlichen Betrachtung:
Das Abhandenkommen der Emotionen. Verbrechen und Gräueltaten werden immer nüchterner betrachtet und schließlich ganz außer Acht gelassen. Am Ende überwiegt dann gar das Positive- oder das vermeintlich Positive.

Das beste Beispiel aus der Geschichte: Karl der Große, den manche überschwänglich gar als "Vater Europas" bezeichnen.
Wer einmal nach Aachen fährt und vor dem (angeblichen?) Thron dieses (zweifelsohne)mächtigen Kaisers im Dom der Stadt steht, sollte, um nicht von der Verklärung der Geschichte in den Bann gezogen zu werden, nur einmal kurz an die Sachsen denken, die er 782 bei Verden (Niedersachsen) hat umbringen lassen.

Mfg,
Sunnyboy
 
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AW: Eva Herman

Hallo Sunnyboy,

ein sehr guter Beitrag für dem ich dir danken möchte, denn er zeigt wieder mal wie komplex und unterschiedlich das Mitmachen oder auch die Ablehnung der Nazidiktatur und ihrer Verbrechen waren und auch in ihrer heutigen Bewertung weiterhin sind.

Aus meiner Sicht kann man keinen einzigen Bestandteil oder keine Facette gesondert und aus dem ganzen Komplex herausgerissen betrachten. Irgendwo fügt sich alles zusammen – jede Diktatur hat geschickt und nicht ohne einem gewissen Zweck zu verfolgen, die Massen mit Positivem versucht zu blenden.

Das Beispiel das ich im Beitrag #42 geschildert habe und ähnliche Versuche, führten zu langen Diskussionen in der Nachkriegszeit, ob man die Experimente der Naziärzte am lebenden Menschen (z.B. Mengele), weiter in der Wissenschaft verwerten bzw. verwenden darf.
Eines hatte man in dieser ersten Zeit nicht berücksichtigt: dass die so genannten Experimente auch noch völlig wertlos waren, mal abgesehen von ihrer Ungeheuerlichkeit.

Liebe Grüße

Miriam
 
AW: Eva Herman

Hallo Lorenor Zorro

"Kündigungsgrund wegen mangelnder Rücksichtnahme?"

Nein, Kündigungsgrund ist geschäftsschädigendes Verhalten. Frau Hermans Thesen sind extrem und ihre Aussagen beschädigen das Image des NDR. Durch ihre Moderatorentätigkeit repräsentiert sie ihren Sender nach außen und dieser Aufgabe ist sie nicht gerecht geworden. Ihr Lob der Hitlerschen Familienpolitik war ja nur der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte.

Das ist das Geschäft.

Deine Argumentation ist mies,
1) weil Du einen offensichtlich extremen Markt (das ist das Geschäft) als Rechtfertigungsgrund nimmst
2) weil Du die Tropfen nicht nennst, die das Fass zum Überlaufen gebracht haben
das Lob der nationalsozialistischen Familienpolitik ist nicht zwingend ein solcher Tropfen
 
AW: Eva Herman

Das ist es, was Eva Hermanns Aussage so dumm, so unüberlegt erscheinen lässt:
Die Nazis wollten Menschen, die ihre eigene Identität aufgeben:

das ist heute nicht anders

Töchter, die ihre eigenen Interessen hinten anstellen

Kind als weibliches Interesse VERSUS Karriere

Wo ist denn da bitteschön die Wertschätzung der Mutter?

wer durchschaut das gegenwärtige System?
 
AW: Eva Herman

andere Baustelle

Das beste Beispiel aus der Geschichte: Karl der Große, den manche überschwänglich gar als "Vater Europas" bezeichnen.
Wer einmal nach Aachen fährt und vor dem (angeblichen?) Thron dieses (zweifelsohne)mächtigen Kaisers im Dom der Stadt steht, sollte, um nicht von der Verklärung der Geschichte in den Bann gezogen zu werden, nur einmal kurz an die Sachsen denken, die er 782 bei Verden (Niedersachsen) hat umbringen lassen.

1) Karl der Große war Nazi,
aber war auch der Vater Europas

da die EU die Karl den Großen verehrt,
ist die EU genauso Nazi

2) zur Zeit Karl des Großen war es furchtbar kalt
(300 bis 900 nach Christi)
dies deutet daraufhin,
daß die Geschichte um Karl den Großen so nicht stimmen kann

der historisch problematische Zeitraum liegt grob zwischen 600 und 900 nach Christi
das sind in Europa die Dark Ages
(dazu kommt,
daß die Klimaschwankungen der letzten paar tausend Jahre periodisch wirken
und die nachgewiesene Dark Ages-Kälteperiode einfach zu lang ist)

nur Ostrom und Mohammed füllen diesen Zeitraum mit Leben

da aber der muslimische Glaube gerade in Ostrom besonders erfolgreich war
und Byzanz allen Grund zur Angst hatte,
dürfte auch die byzantinische Geschichte so nicht stimmen

die kontinuierliche muslimische Geschichtsabfolge beginnt einfach früher,
was religionshistorisch tatsächlich auch Sinn macht
 
AW: Eva Herman

@ scilla
Ich brauche gar keinen Rechtfertigungsgrund, weil ich Frau Herman nicht entlassen habe.Der Markt bestimmt nunmal das Geschäft. Nenn du es mies, ich nenn es Realität. Wenn du ein Unternehmen repräsentierst, mußt du damit rechnen rausgeworfen zu werden, wenn du einen Alleingang in Sachen extreme Ansichten startest.

Im Grunde stellt Herman die Gleichberechtigung von Mann und Frau infrage, indem sie behauptet, Männer seien von Natur aus nicht dazu geschaffen Müll rauszutragen und ähnliches. Sie selbst hält sich nicht an ihre Ratschläge, sondern arbeitet fleißig und läßt den armen Kerl, der sie geheiratet hat, den Sohn hüten, was ihr den Vorwurf der Bigotterie eingebracht hat.

Da kann man derselben Meinung sein, oder auch nicht, der NDR sah in diesem politisch und antiemanzipatorischen Alleingang jedenfalls schon vor dem nazivergleich die Möglichkeit in einen Interessenkonflikt zu geraten.

Doppelzüngigkeit, extreme Ansichten, ein dummer geschichtlich unkorrekter Stammtischspruch:das reicht für einen Rausschmiss. Die meisten unprominenten Arbeitnehmer leisten sich weniger Patzer und werden auch entlassen.

Eine kurze Zusammenfassung der Tatsachen, die das Fass zum Überlaufen brachten findest du hier: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,504561,00.html

Beste Grüße

Lorenor Zorro,
der mehr auf Frauen mit Brüsten, als auf solche mit "milchspendenen Organen" steht.
 
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AW: Eine erneute unglaubliche Entgleisung...

Manes Meckenstock

Der Radiosender "Antenne Düsseldorf" trennte sich vor einigen Tagen vom Moderatoren Manes Meckenstock, ebenfalls bekannt aus der Kultserie des WDR "Zimmer frei" und auch aus "7 Tage, 7 Köpfe".
Beim Radiosender Antenne Düsseldorf moderierte er die Sonntags-Sendung "Kuckuck".

Wort-wörtlich sagte Meckenstock in dieser Sendung: "Wenn ich Gülcan sehe, bedauere ich, dass es die Nürnberger Rassengesetze nicht mehr gibt."

Gülcan ist Moderatorin beim Musiksender Viva – und heiratete vor kurzer Zeit Sebastian Kamps.

Mit den Nürnberger Rassegesetzen stellten die Nationalsozialisten
1935 ihre antisemitische Ideologie auf eine juristische Grundlage.
Das Gesetz zur "Reinhaltung des deutschen Blutes" war ein
wesentlicher Schritt zum Holocaust, der für viele Millionen Menschen
den Tod bedeutete.
 
AW: Eine erneute unglaubliche Entgleisung...

Manes Meckenstock
Der Radiosender "Antenne Düsseldorf" trennte sich vor einigen Tagen vom Moderatoren Manes Meckenstock

Bevor dieses Gerücht weiter die Runde macht:
Mannes Meckenstock hat nach seinem großen, für viele sicher unverzeihlichen Fehler
seinen Rücktritt erklärt und sich öffentlich bei Gülcan entschuldigt.

Zitat von Mannes Meckenstock:
"Stellungnahme:
Ich bedauere meine Aussage über Gülcan sehr - es tut mir aufrichtig leid!
Über Antenne Düsseldorf habe ich mich öffentlich entschuldigt
und als Konsequenz meines Fehlers meine Radiosendung "Kuckuck",
die ich zehn Jahre lang mit Herzblut moderiert habe, abgegeben.
Nationalsozialistisches Denken ist mir fremd, und ich lehne es ausdrücklich ab!
Weiter möchte ich mich - wie mit Antenne Düsseldorf vereinbart - nicht dazu äußern!"
 
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AW: durch seine Entschuldigung wird die rassistische Aussage zum Gerücht?

Eine rassistische Aussage - ich habe sie hier wort-wörtlich wiedergegeben - wird dadurch natürlich nicht zum Gerücht (siehe den Text von Lenka), weil derjenige der ihn formuliert hat sich danach entschuldigte.
Auch "bloß" an einem Stammtisch losgelassen wäre der Satz von Manes Meckenstock unerträglich.

Wer die Sensibilität oder auch nicht das geschichtliche Wissen hat zu sehen was dieser Kerngedanke des Nationalsozialismus für Konsequenzen gehabt hat - es geht hier um die Nürnberger Rassengesetze -, der betreibt wiedermal eine gefährliche Relativierung der Geschichte.
 
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