...und niemand interessiert's
Ja, aus 2 Gründen:
Erstens, es gibt keine unmittelbaren, sichtbaren Auswirkungen. Dass das Mikroplastik problematisch ist, muss dem Normalbürger erst von Wissenschaftern erklärt werden der es dann zwar auf abstrakter Ebene glauben kann, aber nicht direkt spüren. Die Problematik ölverschmierter Strände hingegen ist dem Normalbürger durchaus begreifbar, aber wenn der Strand nur im Fernseher ist, kann man bequem abdrehen und hat damit nicht weiter zu tun.
Zweitens, es gibt keine unmittelbaren Handlungen/Tätigkeiten/Entscheidungen, die der Einzelne setzten könnte, um einen merklichen Einfluss darauf zu nehmen.
Es ist tatsächlich so, dass gilt "jetzt bin ich eh schon besoffen, da kommt's auf ein Bier mehr auch nicht mehr an". Wenn die Umwelt verdreckt ist, warum soll ich auf einen gewissen Komfort verzichten, wenn dabei die Umwelt immer noch verdreckt ist ? Was wäre durch meine Anstrengung gewonnen ? Menschen sind durchaus Bereit etwas zu tun oder auf etwas zu verzichten, nur muss ihre Leistung bzw ihr Verzicht in einer passenden Relation FÜR SIE stehen. Passt die Relation nicht, dann eben kein Tun bzw kein Verzicht.
Da hilft auch nicht ein Appell an eine eventuelle kollektive Vernunft a'la "wenn jeder so denkt, dann wird jeder verlieren, also macht alle mit, weil es vernünftig ist !". Der Mensch handelt nicht als Kollektiv, er handelt in eingenem Interesse. Heißt jetzt nicht, dass ihm alle anderen Menschen egal wären, aber selbst die liebende Mutter übt vielleicht jeglichen Verzicht für ihre eigenen Kinder, aber nicht mehr für die Kinder ihrer Nachbarin, und je weniger Bezug, desto weniger Bereitschaft.
Das heißt, je weiter weg der eventuelle Benefit ist (der ja zusätzlich ja schwer bis gar nicht überprüfbar ist), desto weniger ist man Bereit seinen Einsatz zu leisten.
Sieht man alleine schon an der Bereitschaft Steuern zu zahlen. Jeder weiß, dass unsere Zivilisation zusammen brechen würde, wenn niemand Steuern zahlte. Dennoch zahlt jeder höchstens das, was er muss. Und hätte der Einzelne die Möglichkeit zu wählen, wie viel Steuern er zahlen müsste, wäre die Bereitschaft zur Steuerleistung vergleichbar zur Verzichtbereitschaft bezüglich Mikroplastik.
Leute würden dann nur mehr in einzelne Töpfe zahlen, bei denen sie ausreichend Vorteile nach ihren eigenen Wertvorstellungen sähen (z.B. sie zahlen anteilsmäßig für eine Brücke, sie ihnen selbst oder eventuell ihren Freunden/Angehörigen) den Weg erleichtern würde.
Aber eine gesellschaftsweite Zahlungsbereitschaft für Angelegenheiten, zu denen die Leute keinen persönlichen Bezug haben, ginge gegen 0.
Man kann nun lamentieren, dass derartiges Handeln dumm und unverantwortlich wäre. Ist aber relativ sinnfrei, denn der Mensch ist ein Produkt der Natur und er handelt so, wie es seine Natur ist.
Dass eine Lebensform ihren Lebensraum "verschmutzt" ist kein Monopol der Menschheit, sondern eben die Natur. Und ein stabiles Ökosystem entsteht nicht dadurch, dass die Lebensformen darin keinen oder möglichst wenig Abfall produzieren, sondern dadurch, dass der Mist der einen Lebensform der Rohstoff der anderen ist.
Jede Lebensform für sich ist darauf ausgerichtet, möglichst viele Rohstoffe möglichst schnell zu beanspruchen und zu verbrauchen. Weder eine Bakterienkultur noch eine Hasenpopulation geht möglichst sparsam mit den momentan zur Verfügung stehenden Rohstoffen um. Nein, sie fressen was das Zeug hält, und damit es noch schneller geht, vermehren sie sich möglichst schnell, um die Ressourcen, sei es Material oder Platz, zu beanspruchen und zu verbrauchen. Nur äußere Umstände bremsen das zunächst ungezügelte Wachstum ein. Sei es eine Begrenzung der Ressourcen oder des Platzes, oder aber Fressfeinde. Aus Vernunft selbst gemäßigt hat sich noch keine Lebensform.
Ergo, der Mensch ist nicht dumm, er ist was er ist. Falls es eine Lösung für das Umweltproblem gibt, dann wird man es nicht nur Appelle oder durch Vorbildwirkung erreichen.
Das hat Jesus schon vor 2000 Jahren versucht. Es gehen zwar immer noch Einzelne in die Kirche und die Bibel wird da und dort noch gelesen, aber Kriege, Not und Leid haben sich dadurch nicht vermeiden lassen sondern eher noch verstärkt durch den Versuch, den Menschen das "Richtige" mit Gewalt aufzuzwingen.