• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Entwickel dich!

Bernd

Well-Known Member
Registriert
3. Mai 2004
Beiträge
8.631
Liebes Forum.

Was ist eine Entwicklung die dir in deinem Leben hilft. Was empfindest du als dein Fortkommen, dein dich entwickeln in deinem Leben. Was ist es.

Bist du dir dabei im Klaren, dass es vermutlich NUR dein Verstand ist, der überhaupt vergleichen kann?, der vergleicht, der erst durch sein Vergleichen den Zustand A vom Zustand B unterscheidet...damit Veränderungen erkennbar macht, Verbesserungen sichtbar... und anhand der Vergangenheit etwas davon ableitet? Verbesserungen sichtbar macht oder Verbesserungen als solche deklariert?

Ich bin mir manchmal nicht wirklich im klaren, ob nicht eigentlich Fortkommen garnicht existiert. Kann das nicht ein gelungener Witz unseres Kopfes sein? Oder brauchen wir das Gefühl, das sich in unserem Leben etwas tut? Inhalt egal?

Manchmal glaube ich, wenn wir alles so lassen würden, wie es heute ist, und uns im Klaren sein würden, dass es nichts besseres gibt, würden wir verrückt werden. Dass unsere Aktivitäten also unseren Neurosen die Nahrung entziehen, wäre dann doch garnicht soooo weit hergeholt, oder?

Ich vermute, die Frage ist generell nicht lösbar. Bis wir sie löse können, müssen wir vermutlich versuchen zum Zustand vor dem vergleichen zurückzukommen oder uns an Werten der Gesellschaft orientieren. Also ich brauche jedenfalls unbedingt noch einen größeren Fernseher....

Aber genug Selbstgespräch...was ist für dich deine Entwicklung?: :confused:


Viele Grüße vom
Bernd
 
Werbung:
AW: Entwickel dich!

Lieber Bernd,

ich für meinen Teil versuche Entwicklungen möglichst wertfrei zu sehen.

Entwicklungen im Sinne von Veränderungen geschehen zwangsläufig. Und sei es auch nur, dass man älter wird.

Ob das nun gut ist oder eher schlecht, kann und will ich eigentlich gar nicht beurteilen. Ich versuche die täglichen Aufgaben, die mir das Leben stellt zu bewältigen und sicher lernt man mit der Zeit, wie man gewisse Dinge am sinnvollsten handhabt.

Aber es kommt ja auch immer wieder Neues hinzu und da beginnt man dann auch immer wieder ganz von vorne.

Ich hatte sehr viel Glück in meinem Leben. Vieles ist mir einfach so zugefallen und nur ganz Weniges hat mich wirklich behindert.
Und so hat sich vielleicht tatsächlich etwas entwickeln können, nämlich ein grosses Vertrauen ins Leben und das Gefühl innerer Freiheit.

Möglich, dass ich mir das einrede, aber dennoch geniesse ich es ganz einfach.

herzliche Grüsse
Ela
 
AW: Entwickel dich!

Lieber Bernd!

Wieder einmal was zum Grübeln. Ich versuche, in mich hineinzuhorchen, ob entwickeln auch für mich etwas mit "Fortkommen" zu tun hat.

Entwicklung, der Begriff lässt bei mir ein Bild entstehen, wo etwas, dessen Endergebnis schon im Keim feststeht und das nach und nach wächst, verschiedene Stadien durchläuft, sich entfaltet und schließlich in seiner ganzen Pracht vollendet ist.
Es geht also dabei nicht darum, dass etwas so werden soll, wie es irgendjemand möchte, sondern einzig und allein darum, das zu werden, was wir schon in uns tragen und was wir eigentlich schon sind.

Etwas tun, also aktiv zu sein und zu handeln, erschafft Wirklichkeit. Damit drückst du dich aus, deine Ideen werden greifbar. Wenn du handelst, dann lebst du.

Nichts tun ist meistens verbunden mit Denken, Grübeln, Herausfinden wollen, was man tun soll und schon im voraus Abwägen, was richtig oder falsch sein könnte. Dieses Nichtstun ist ein neurotisches Verhalten, denn es ist von Angst geprägt. Man tut nicht nichts, weil man Gelassenheit und Geduld genug hat, dem Leben zu vertrauen. Man tut nichts, weil man keine Entscheidung treffen möchte, weil man eben NICHT vertraut, dass das Leben einem das Passende schon entgegenbringt.

Wenn du deine Entwicklung vorantreiben, also aktiv beschleunigen willst, dann greifst du in einen Prozess ein, der dadurch eine schwere Störung erleiden kann. Das erleben wir ja seit vielen Jahren ganz deutlich mit unseren Kindern. Abgesehen davon, wie Erziehung verstanden wird, könne wir an den Methoden, wie den Kindern in der Schule etwas beigebracht wird, erkennen, dass hier der grundlegende Irrtum vorliegt, man müsste den Kindern etwas aufzwingen, zu dem sie von sich aus niemals bereit wären. Denn auch wenn es sehr viele Kinder gibt, die gern und freudig das lernen wollen, was ihnen grad angeboten wird, so sind es doch noch viel zu viele, die anders an viele Themen rangehen würden,und die sich zu anderen Individuen entwickeln könnten, ohne Verbiegungen und Verwachsungen, wenn man sie nur ließe.

Diese Beispiel ist jedem vertraut, jeder weiß, was unser Schulsystem anrichtet.

Wir würden verrückt werden, wenn wir alles so lassen würden, weil wir schon darauf konditioniert sind, überall Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen. Wir würden uns gefesselt fühlen, wenn wir nicht tun würden.

Wir könnten aber jede Gelegenheit zur Ruhe, die uns durch bestimmte Umstände aufgezwungen wird - wie z.B. Krankheit - nützen, um einmal in uns hineinzuhorchen, was uns rastlos macht, was uns immer weitertreibt. Oft laufen wir ja deswegen im Hamsterrad der Aktivitäten, um bedrohliche Gefühe zu vermeiden, um nicht zu spüren, dass Zweifel über gewisse Lebensumstände auftauchen. Das macht Angst, da arbeiten wir lieber noch fleißiger. Und dann treiben wir noch Sport, wo wir noch mit Kopfhörern Musik in unsern Kopf dröhnen lassen, und gehen am Abend aus in ein Lokal, wo wir wieder mit lauter Musik überfallen werden. Alles nur, damit die bedrohlichen Gefühle nicht aufsteigen können.

Doch diese Gefühle sind ja gerade Hinweise darauf, dass wir unsere individuelle Entwicklung nicht zulassen, weil wir uns zu etwas anderem zwingen, das wir glauben, tun zu müssen. Wenn ich dazugehören will (oder erfolgreich sein, oder was auch immer), dann muss ich so sein wie die andern. Auch wenn ich dabei unglücklich bin und mich selbst abtöten muss. Denn alles, was ich dann an mir unterdrücke, ist nichts anderes als Abtötung eines Teils von mir. D.h. ich nehme die anderen als Maßstab, wie ich sein sollte.

Und wenn du das erfolgreich geschafft hast, dann bist du glücklich, wenn du vor deinem großen Fernseher sitzen und den anderen beim Leben zuschauen kannst.
Oder du wunderst dich, warum du trotzdem nicht glücklich bist, obwohl du doch immer auf die anderen gehört hast.

:blume1:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Entwickel dich!

Hallo !

Ich bin mir manchmal nicht wirklich im klaren, ob nicht eigentlich Fortkommen garnicht existiert. Kann das nicht ein gelungener Witz unseres Kopfes sein? Oder brauchen wir das Gefühl, das sich in unserem Leben etwas tut? Inhalt egal?
Es gibt Phasen im Leben, da treten wir einfach auf der Stelle. Um Fortschritt bzw. Fortkommen an sich selbst überhaupt zu empfinden, brauchen wir - zumindest im Kopf - so eine Art "Karriereplan", nach dem wir dann immer wissen, wo wir stehen und wo wir hin wollen. Wir können auch so eine Art Gefühlshierarchie machen; in etwa - von unten nach oben -

Schmerzfreiheit
Zufriedenheit
Glück​
Glück ist dann meiner Meinung nach nicht mehr zu toppen.

Manchmal glaube ich, wenn wir alles so lassen würden, wie es heute ist, und uns im Klaren sein würden, dass es nichts besseres gibt, würden wir verrückt werden.
Warum sollen wir, rein subjektiv auch etwas ändern, wenn wir uns wohl fühlen ? Entdecken wir außer unserem (lebensnotwendigen) Egoismus aber auch so etwas wie eine soziale Ader, werden wir bei den vielen armen und unterdrückten Menschen einen starken Drang haben, etwas zu verändern.

Also ich brauche jedenfalls unbedingt noch einen größeren Fernseher....
Auch materielle Ziele sind Ziele. Arg und hart ist nur die innere Leere.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Entwickel dich!

Danke für die Beiträge.

@ Zeili, was ist denn für dich Entwicklung...wäre es Schritt für Schritt dem Glück näher zu kommen? Ich vermute halt, dass wir wenn wir das Ziel haben Seelenruhe oder Glück oder so was zu bekommen, dann verbinden wir bestimmte Bedingungen damit, wollen die Bedingungen erfüllen. Ich vermute, dass uns gerade die Bedingungen aber letztlich hindern. *grübelnd den Faden verloren hat*

von Lillith:
Abgesehen davon, wie Erziehung verstanden wird, könne wir an den Methoden, wie den Kindern in der Schule etwas beigebracht wird, erkennen, dass hier der grundlegende Irrtum vorliegt, man müsste den Kindern etwas aufzwingen, zu dem sie von sich aus niemals bereit wären.

Das würde doch eigentlich bedeuten, dass man sich auch nicht selber zwingen sollte.
Andererseits vielleicht jedoch alle Ideen/Impulse die man hat und erkennt (!), etwas naiver anzugehen, hmm?

Etwas entwickeln, etwas wachsen und reifen lassen, was bereits da ist, das ist ein guter Gedanke. Den hatte ich beim Schreiben gestern nicht.

Fortkommen im Sinne eines Wachstums verlangt wahrscheinlich, dass man im Grunde sein Ziel kennt. Kennen geht ja nicht, also „kennt“ man höchstens seine Wunschvorstellung. Der Verstand würde dabei als „Etappenzähler“ auf dem Weg dahin fungieren. Und er würde mich damit immer wieder mit vorübergehender Zufriedenheit oder Druck beehren.

Wenn ich jedoch das Ziel nicht kenne, und meine Entwicklung als „einfach weitergehen“, jedoch nicht unbedingt als zielgerichtet empfinde (wie hier viellt. Ela), müsste doch automatisch IRGENDETWAS geschehn. An diesem Punkt müsste man eigentlich still werden und erstmal nachspüren, wie man es erlebt, dass vielleicht ein Pflänzchen, dessen Keim da ist, wächst oder ob es genügt, wenn man merkt, dass man sich wohlfühlt.

Die Seelenruhe, die Kati anführt, wie erkennt ihr die denn?


@ Ela, du siehst also eher Veränderungen die automatisch kommen, als Entwicklung, alles was sich verändert oder bleibt, würde fortschreiten. Bei mir ist es so, dass ich nicht zufrieden bin, wenn ich immer nur das nötigste tue. Es gibt zwar die Möglichkeit sich Aufgaben/Ziele zu setzen und zu erreichen, wo man dann mehr oder weniger zufrieden damit ist, zwangsläufig allenfalls kurz. Wahrscheinlich kann man jedoch bei dem was automatisch kommt, versuchen noch leiser zu sein und noch genauer hinzuhören und genau das dann in sein Leben mit EINZUBAUEN, es ENTFALTEN zu lassen, nicht nur das, was aus einem selbst zu kommenscheint. Könnte man das so sagen?

Vielleicht ist es notwendig, sich für beides zu interessieren...für das was „von selbst auf einen zukommt“ und für das, was an Ideen aus einem selber kommen, Ziele/Wünsche ebenso erfüllen, dabei jedoch mit dem Wissen, dass das Ergebnis nicht wichtiger ist, als das tun. Und sich dabei im Klaren sein, dass eher die Hindernisse (Angst, Zweifel...) aus der persönlichen Vergangenheit kommen, als das was „dazukommt“. Könnte man das so beschreiben?

Soweit mit tief verschneiten Wintergrüßen
Bernd
 
AW: Entwickel dich!

Danke für die Beiträge.

@ Zeili, was ist denn für dich Entwicklung...wäre es Schritt für Schritt dem Glück näher zu kommen? Ich vermute halt, dass wir wenn wir das Ziel haben Seelenruhe oder Glück oder so was zu bekommen, dann verbinden wir bestimmte Bedingungen damit, wollen die Bedingungen erfüllen. Ich vermute, dass uns gerade die Bedingungen aber letztlich hindern. *grübelnd den Faden verloren hat*
Semantisch gesehen müsste man annehmen, es ist etwas verwickelt, dass man dann entwickeln soll/will/kann. Vielleicht könnte man auch sagen: "Sich entwickeln heißt, immer weniger Irrwege zu gehen". Ich empfinde es auch als Lösung vom Minderwertigen in Richtung Hochwertigem, vom Armen zum Reichen, egal ob man jetzt an Materielles oder an Emotionelles denkt.

Deine Gedankengänge mit den "Bedingungen nach einem Glücksgefühl" kann ich nicht nachvollziehen. Wenn man glücklich ist, will man nichts anderes, als dass dieses Glück anhält.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Entwickel dich!

Zeili schrieb:
Semantisch gesehen müsste man annehmen, es ist etwas verwickelt, dass man dann entwickeln soll/will/kann.

Das war aber richtig Zufall: ich habe heute Morgen einen kleinen Text geschrieben den ich dann nur noch sichern konnte, ich musste weg. Aber auch meine Gedanken kreisen um die Semantik des Wortes - hier mein Text:

Mich hat in diesem Zusammenhang die Semantik des Wortes beschäftigt.

Es klingt, als würden wir mit allen Eigenschaften schon zur Welt kommen – und als würde es nun darauf ankommen, das gewickelte Blatt nun glatt zu kriegen, es zu entwickeln um es lesbar zu machen, um es zu begreifen – oder aber anders ausgedrückt: es zu entfalten.

Das Blatt (ein besserer Vergleich fiel mir nicht ein), kann also nur gelesen werden, begriffen werden, wenn wir es ent-wickeln, bzw. ent-falten. Und es kommt also nur darauf an, das schon Vorhandene zu entziffern.

Mir bereitet diese Auffassung Schwierigkeiten – merkwürdigerweise finde ich den gleichen Wortsinn auch in anderen Sprachen – Beispiel wäre das Französische developper, semantisch fast gleich gelagert.

Wir haben auch einen, eigentlich mehrere Threads in denen über Determinismus diskutiert wird. Die obige semantische Erklärung des Wortes Entwickeln, klingt mir sehr deterministisch und ist zugleich der Grund warum es mir Schwierigkeiten bereitet.

Gruß

Miriam
 
AW: Entwickel dich!

Es klingt, als würden wir mit allen Eigenschaften schon zur Welt kommen – und als würde es nun darauf ankommen, das gewickelte Blatt nun glatt zu kriegen, es zu entwickeln um es lesbar zu machen, um es zu begreifen – oder aber anders ausgedrückt: es zu entfalten.
Gefällt mir sehr gut.

Liebe Grüße

Zeili
 
Werbung:
AW: Entwickel dich!

Nun - ich bin fast 70 Jahre alt ..

Ich denke, ich war immer ich selbst ...

Dabei werde ich von jedem Menschen ganz anders wahr genommen ...

Wie soll ich sagen, ob die Veränderungen, die stets mein Leben begleiteten, mich entwickelten, aufwickelten, verwickelten ?


Meine Haut wird faltiger - meine Schritte vorsichtiger, mein Appetit geringer .... Das ist meine Entwicklung
 
Zurück
Oben