• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

EINHEIT oder einverleibt?

AW: EINHEIT oder einverleibt?

Die Wiederherstellung eines einheitlichen deutschen Staates aus zwei deutschen Staaten unterschiedlicher Gesellschaftsordnungen nach 1989 ist doch eine historische Tatsache.

Um es mit anderen Worten zu sagen, es spielt in der Rückschau keine entscheidende Rolle mehr. Das ist wohl wahr. Es lässt sich nicht mehr ändern. Wir - das deutsche Volk - haben Vor- und Nachteile daraus erworben. Heute sollte es uns darum gehen, die negativen Auswirkungen auszugleichen bzw. abzubauen.
Denjenigen, die sich unter der Wiedervereinigung etwas anderes vorstellten, sei gesagt. Geschichte ist vorausschauend beeinflussbar. Ehemalige DDR-Bürger (um ein Beispiel zu benennen), die viel lieber einen demokratischen Sozialismus erlebt hätten, könnten ihr Ziel nach wie vor über parlamentarische Mehrheiten erreichen. Das klingt auf den ersten Blick utopisch. Auf der anderen Seite, fordern dieser Tage nicht viele Bundesbürger eine sozialere Demokratie? In dem Sinne ist es mit Sicherheit die richtige Entscheidung, erlebte Vergangenheit von vor 20 Jahren ruhen zu lassen.
 
Werbung:
AW: EINHEIT oder einverleibt?

Um es mit anderen Worten zu sagen, es spielt in der Rückschau keine entscheidende Rolle mehr. Das ist wohl wahr. ~~~~ In dem Sinne ist es mit Sicherheit die richtige Entscheidung, erlebte Vergangenheit von vor 20 Jahren ruhen zu lassen.
Ich wiederhole es: Das ist wohl wahr. Doch was in den 20 Jahren danach geschehen ist,
kann niemand so einfach vom Tisch wischen.

Betriebe wurden kaputt gemacht.
Arbeit unterbezahlt (80%)
Renten klein gehalten (80%)
Die Bürger für dumm verkauft.

Da gibt es noch viel zu reden und zu korrigieren.

:katze:
 
AW: EINHEIT oder einverleibt?

@Weberin

Ich bin in den ersten 3 Punkten vollkommen bei dir. Gerade das Erstgenannte ist fundamental. Politik und Treuhand haben nach der Wende ganz gezielt potentielle Konkurrenten beseitigt, ehe diese die Transformation in die Marktwirtschaft abschließen konnten. Das waren beileibe keine Einzelfälle, dahinter steckte Methodik. Das erklärt sich mit dem Wissen, dass bereits damals in der Bundespolitik Lobbyismus stark verankert war.

Doch machen wir uns doch nichts vor. Nicht die DDR vereinheitlichte die BRD, es geschah andersherum. Einigungen auf Augenhöhe sind selten, schier unmöglich bei verfeindeten Systemen. Dem gesamten Ostblock erging es nicht anders. Bis heute dient er der westeuropäischen Industrie als heimatnaher Absatzmarkt oder preisgünstiger Produktionsstätte.

Die Punkte 2 und 3 erklären sich aus der Gesamtsituation der BRD. Löhne wurden bewusst niedrig gehalten zum Vorteil der Exportwirtschaft (auch in Westdeutschland - natürlich auf einem anderen Niveau). Staaten wie Griechenland oder Spanien taten das nicht. Im Ergebnis waren und sind deutsche Produkte im europäischen Ausland im Preis/Leistungsverhältnis nicht zu überbieten. Deutschland führt seit 1990 einen rigorosen Verdrängungskrieg. Zum Teil erklärt das Griechenlands Situation, deren Volkswirtschaft schon länger keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt.
Hätte man in Ostdeutschland die Löhne ans Westniveau angeglichen und allgemein dem Wirtschaftswachstum/Gewinne/Inflation (auch in den alten Ländern) angepasst (Stichtwort Reallohn), wäre die Mehrheit der europäischen Konkurrenz wettbewerbsfähig geblieben. Genau das sollte untergraben werden.

Die Säulen des Rentensystems wiederum sind nicht auf die heutigen Bedingungen ausgerichtet. Optimal funktioniert der Generationenvertrag, wenn wenige Rentner auf viele Arbeiter kommen. Dreht sich das Verhältnis um, müssen die Renten trotz Kapitalerhöhung aus anderen Haushaltssektoren zwingend sinken. Anderenfalls wäre das Rentensystem nicht aufrechtzuerhalten. Und das tun sie ja auch. Bis ca. 2030, so die Berechnungen, korrigieren sich die realen Renteneinkünfte pro Generation nach unten. Eine Lösung der Problematik hat bisher keine Partei anbieten können. Stattdessen werden den Bürgern private Vorsorgen nahegelegt.

Im Endeffekt hat das alles weniger mit der DDR zu tun gehabt. Das System, insbesondere der Fahrschein Neoliberalismus, verlangte quasi danach. Denn es duldet keine Konkurrenz neben sich. Ist sie vorhanden, so muss sie wirksam bekämpft werden. Das funktioniert dann letztlich nach dem uralten Prinzip, der Stärkere setzt sich durch.

Komisch wird es dann nur, wenn wie im Fall Hochtief "ungeahnte Mächte" eingreifen. Es war sicherlich nicht im Sinne der Erfinder das ein EU subventionierter Mischkonzern ala ACS nach den Sternen greift. Die EU-Gelder flossen, da es der armen spanischen Wirtschaft schlecht erging, woran die deutsche Wirtschaftspolitik nicht ganz unschuldig war. Bu Bum Bumerang Effekt. :cool: nennt man das wohl.

Da gibt es noch viel zu reden und zu korrigieren.

Summa summarum .... JA.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: EINHEIT oder einverleibt?

Was wohl am meisten schmerzt, daß die ehemaligen DDR-Bürger noch immer kurz gehalten werden und sich dadurch
als minderwertig betrachten müssen.
Ich hatte ja schon einmal den Unterschied in der Bezahlung der Pflegekräfte genannt. 8,~ € West, 7,~ € Ost.
Die "kleinen" Geister im Osten benötigen doch nicht so viel Pflege, wie Leute in den alten Bundesländern. Oder sind
die Pflegekräfte...., ach lassen wir das.

:haare:.:katze:
 
Werbung:
AW: EINHEIT oder einverleibt?

Ich hoffe doch nicht das du dich deswegen als minderwertig betrachtest? Ich verweise in solchen Fällen immer auf ein bekanntes Sprichtwort in abgewandelter Form: Dir kann alles genommen werden, aber nicht der Stolz! Punkt.

Meckern kann ich nun wahrlich nicht. Mir ging es sowohl in der DDR als auch jetzt in der BRD gut. Verstehe das System und es versteht dich. Das ist es eigentlich. Ohne das man seine eigenen Prinzipien aufgeben muss, kann man Vorteile aus gegebenen Situationen ziehen. Für unsere Tage heißt das: Recht hat nicht derjenige der im Recht ist, sondern sich das Recht nimmt. Schmerzen tut eigentlich nur das Wissen um Unrecht. Der ständige Wettbewerb teilt Menschen in Gewinner und Verlierer. In gewisser Weise war das nie anders. Geschieht das in sehr deutlichen Ausmaßen, ist es ernüchternd. Derzeit ist Ernüchterung ein ständiger Begleiter, das muss ich ehrlicherweise sagen.
 
Zurück
Oben