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Ein Mensch...

AW: Ein Mensch...

Ein Mensch...
... wacht morgens auf mit Augen,
die zum Gucken kaum noch taugen.
Rot und verschwollen alle beide,
der Mensch weiß gleich: "O je, ich leide!"

Er schnäuzt die Nase, spricht "Ich tippe,
ich habe die November-Grippe!"
Und meldet dann im Job sich krank,
gekitzelt schon von Hustendrang.

Jetzt dröhnt schon ziemlich stark die Birne,
und bei Befühlen glüht die Stirne.
Den Rest des Tages wird das Bett er hüten,
gestärkt mit heißem Tee von Lindenblüten.

Erst ist er noch zum Telefon gekrochen,
um nach der Dauer seinen Arzt zu fragen.
"Tja, Mann, das ist vorbei in einer Woche,
im allerschlimmsten Fall in sieben Tagen!"
 
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AW: Ein Mensch...

Der Neujahrs-Vorsatz

Ein Mensch, der Weihnachten gefeiert,
bedenklich auf die Waage eiert.
Vier Pfund mehr als vor dem Feste -
etwas Sport, das wär das Beste!

Und als Silvester zog ins Land,
war der Vorsatz schnell zur Hand:
"Ich werde mit dem Speck nicht froh,
ich geh ins Fitness-Studió!"

Und noch eins nicht zu vergessen:
"Ich werde endlich weniger essen!
Und nur mit wenig Kalorien,
dann werden meine Pfunde fliehen!"

Das neue Jahr, es zog ins Land,
er ist zum Studio gerannt.
Doch es stand dort: "Heut geschlossen",
da ist er dann ganz unverdrossen

ins nächstgelegene Lokal.
Dort erholt er sich erstmal
von dem langen Anfahrtslauf,
und gibt die Bestellung auf.

Kännchen Kaffee, zwei Stück Kuchen.
Er wird es später mal versuchen,
aber heut nicht, heut ist zu,
heut hat er noch seine Ruh.

Der Mensch ist unverbesserlich -
bei Vorsätzen vergesserlich.​
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Ein Mensch...

Ein Mensch, der gern spazieren geht
wohl in des Waldes Fluren,
den träumerisch ihr wandeln seht,
und er vergisst die Uhren.

Vergisst das Essen und das Trinken
und wallt so manche Strecke,
bis er ermattet tat hinsinken
an einer grünen Hecke.

Der Hunger treibt ihn wieder hoch
und plötzlich tät ihm deuchen,
dass endlich er muss speisen doch
und aus dem Wald entfleuchen.

Sein Schritt treibt ihn nach Hause nun
und hin zur Futterkrippe.
Dort wird er nach der Mahlzeit ruhn,
es freut sich seine Sippe.

Bedenke Mensch drum, sei vernünftig:
Wenn essen und auch trinken
du tust bei Wanderungen künftig,
musst du ins Moos nicht sinken.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Ein Mensch...

Inferno bei IKEA

Ein Mensch, des' Wohnung schon leicht oll,
schaut sich um und sagt: Jawoll -
paar Kleinigkeiten von IKEA,
das bringt mich "Schöner Wohnen" näher.

Stunden später stürzt derselbe
sich auf neue Tassen (gelbe),
stapelt Kochtöpfe auf neue Badematten,
buntes Bettzeug auf Bürokram für den Gatten.

Während er sich noch im Kaufrausch aalt,
wird das ganze von Geräuschen untermalt,
die da rühren von den kleinsten Kunden,
mitgeschleppt auf längere IKEA-Runden.

Vor dem Gebrüll dort gibt es nie Verstecke:
ein kreischend Kindlein findet sich an jeder Ecke.
Zwar gibt es auch das "Smaland- Kinderparadies",
aber längst nicht alle Eltern nutzen dies.

Und die es nutzen, werden oft zuruckgepfiffen,
weil die Smaland-Leute schnell zum Mikro griffen
und durch die Hallen ist der Ruf zu hören:
"Er möchte seine Eltern nur, den kleinen Sören!"

Wenn ich ein Kind wär, würd ich's auch so machen -
was interessieren mich die vielen bunten Sachen!?
Ich kreische laut und mache viel Gewitter -
ach, ich wär so gern zu Haus beim Babysitter.

Aber meine Eltern sind nicht sitter-reich,
drum schrei ich allen hier die Birne weich.
(Und wär'n sie Geld für einen Sitter näher,
kauften sie doch wohl nicht bei IKEA.)

So denkt der kinderlose Mensch in dem Geheule grimmig,
und in der nächsten Halle brüllt es doppel-stimmig.
Denn auch Eltern von so süßen Zwillingen
zählen zu IKEA-Einkaufswilligen.

Der Mensch hat nun genug gehört, will fliehen -
und kann doch nicht so einfach Leine ziehen.
Bevor er alles in das Auto laden kann,
ist er erst noch mit Bezahlen dran.

12 Schlangen, jede einen Kilometer lang,
dem Menschen wird um seine Ohren bang.
Denn in jeder Schlange gibt's als Pausenfüller
vorne, mittig, hinten: einen Brüller.

Für jeden Kinderlosen, der mal zu IKEA rennt:
es gibt ein Ding, das fehlt im Sortiment.
Sie haben Kerzen, Teppiche und Lachs -
eines fehlt, und das ist OHROPAX.​

*Sorry an alle geplagten Eltern, die ihre Kids mitnehmen müssen, ich habe auch mal zu ihnen gehört...aber gestern war es einfach besonders infernalisch...*
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Ein Mensch...

Ein Mensch, nach Einkaufstour geschlaucht
und nervlich völlig aufgebraucht,
kommt nun zu folgendem Ergebnis:
Dies also meint: Einkaufserlebnis!

Danke, CaraMia für den gelungenen Erlebnisbericht! :blume1:
 
AW: Ein Mensch...

Der verhinderte Wochenendputz

Ein Mensch, von Langeweil geplagt,
hat sich schon langsam eingesargt.
Er zappt sich durch all seine Foren,
guckt hier und dort, gedankverloren.

Steht auf, um einen Tee zu kochen,
kommt zum PC zurückgekrochen.
Denkt an den Hausputz, der noch aussteht,
guckt, wie der Sohn zum Kumpel rausgeht.

Der Mensch, der sich sonst kennt so fix,
der rafft sich heute auf zu nix.
War morgens voll mit gutem Willen,
wollt hier nur schnell die Neugier stillen -

und schauen , ob PNs gekommen,
hat nen Hecht-Vers mitgenommen,
dann das Forum schnell gewechselt,
dort bei Quizfragen gedrechselt.

Woanders flott zwei Posts geschrieben,
sich bei Wiki rumgetrieben,
die Quizfrage noch schnell gelöst -
auf Keyboards Tasten weggedöst.

Der Tag ist rum, es ist halb sieben -
was habe ich denn nur getrieben?
Ein Samstag vor der Tastatur:
oh Pflichtgefühl, wo bist du nur?!

Der Mensch (Ihr ratet's) bin ich nun,
und ich erlaub mir, nichts zu tun.
"Was soll ein schlecht Gewissen nutzen?
Man kann auch noch am Sonntag putzen."

Denn neben aller Heiterkeit:
der Mensch liebt auch die Sauberkeit,
und wenn das Haus geordnet ist
und befreit von Müll und Mist.

So dass er dann voll Hochgenuß
den Rest der Woch nicht putzen muss.
Dann darf er, ohne anzuecken
in Ruhe alles neu verdrecken.
:buegeln::waesche2:
 
AW: Ein Mensch...

Tja, hier menschelt es ja gewaltig (und dichtelt nicht minder).

Da ich nun auch den großen Eugen Roth und seine "Ein Mensch"-Gedichte hochschätze, kam mir irgendwann der Gedanke, ich könnte mich doch auch einmal an dieser poetischen Variante versuchen. Es gelang auch (mehr oder minder).

Und jetzt sehe ich zu meiner großen Freude, dass hier ein wahrer embarras de richesse solcher Reimwerke vorliegt.

Da will auch ich nicht abseits stehen.

Wohlan, hier mein Poem:

Der Dilettantendichter

Ein Mensch, ansonsten ganz umgänglich,
und geistig auch nicht unzulänglich,
vermeint, er hab zu glauben Gründe,
dass er vom Dichten was verstünde.

Doch liegt als Dilettant ihm ferne,
das er das Handwerk gründlich lerne
und er sich etwa gar beschwere
mit Metrik, Reim- und Verselehre.

Nein, ihm dünkt Dichten nur ersprießlich,
wenn das Hezblut frei ergießt sich,
ungehindert von den Zwängen,
gemacht, den Genius einzuengen.

So reimt er schlecht und recht, doch rührig.
Lustwandelnd über's Feld der Lyrik
schreibt er im Schaffensrausch so hin,
was ihm weht grad durch den Sinn
und stellt selten sich die Frage,
ob's denn auch solchen in sich trage.

Doch was bei alldem ihn verdrießt:
Dass nur er selbst sein Werk genießt!
Denn er schreibt - dies dünkt ihm schade -
nur für die eig'ne Schreibtischlade.

So sieht man ihn sein Oeuvre tragen
zu Zeitungs- wie auch Buchverlagen,
allwo er strebend sich bemüht,
dass bald die Welt gedruckt ihn sieht.

Schlussendlich wird erfüllt sein Streben:
Er wird zum Abdruck freigegeben,
so dass in seines Werks Genuss
bald jeder kommen dürfen muss.

Da er nach angemess'ner Frist
am Ziel nun seiner Wünsche ist,
freut sich der Mensch an seinem Glück
und lehnt zufrieden sich zurück,
mit sich und seiner Kunst im Reinen.

Er lächelt.
Und die Musen weinen.​
 
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