AW: Ein atheistisches Gebet
als Naturwissenschaftler suche ich die Wahrheit.
Der Satz hat mich an eine Grundeinstellung von Roger Schutz, der für mich ein Vorbild ist, erinnert:
Jeder Mensch, der nach der Wahrheit, nach dem Sinn des Lebens und dem Wesen der Welt und der Menschen sucht, glaubt an Gott.
Für mich selbst sehe ich das so: Je mehr ich die Menschen, die Welt und die Prozesse und Ereignisse in ihr verstehe, um so mehr verstehe ich Gott und dessen Willen; oder: im Menschen erkenne ich Gott.
Für jeden Atheisten und Agnostiker muss sich das naiv und nicht nachvollziehbar anhören, doch ich versuche das genauer zu erläutern, was ich meine.
Meiner Meinung nach haben alle Menschen etwas gemeinsam, jeder sucht, angesichts von Leid und Tod, nach dem Sinn, den Hinter-Gründen, der Bedeutung, man könnte auch sagen, nach der Wahrheit - natürlich sucht jeder auf seine Weise und mit einer unterschiedlichen Intensität. Ich denke allerdings, dass kein Mensch jemals die Wahrheit, jedenfalls die objektive, absolute Wahrheit erkennen und verstehen kann, also versteht, bzw. (er-)findet man nur einen Teil der absoluten Wahrheit, die subjektive Wahrheit, allerdings gibt es dieses Stadium des Findens nicht wirklich, da man ständig auf der Suche ist.
So wie jeder Mensch seinen individuellen Weg im Leben hat, hat auch jeder seinen individuellen Weg zur Wahrheit - manche halten eine Religion für wahr, andere einen Idealismus oder eine Philosophie.
Ich will damit sagen, dass der Glaube an irgendeinen Gott auch nur ein Idealismus ist und Idealismus genauso auch Glaube bedeutet.
Die Existenz Gottes ist genauso gut beweisbar, wie die Richtigkeit eines Ideals oder einer Philosophie beweisbar ist - nämlich überhaupt nicht, jedenfalls so lange, bis jemand die absolute Wahrheit erkennt.
Ich hoffe, mein Beitrag passt hier rein...
MfG zizek