• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Ein atheistisches Gebet

AW: Ein atheistisches Gebet

Einen Gott gibt es mE, seit es den Menschen gibt, der sich seiner Existenz, seinem Sein und Sterben bewusst ist. Einen Gott (oder mehrere Götter) hatten schon die Steinzeitmenschen, den haben auch die Atheisten von heute, wenn auch in ganz anderer Form und den werden wir immer brauchen, weil wir ohne den Glauben an irgendetwas zu schwach wären. Nur die Tiere brauchen keinen "Gott" zur Orientierung, sie leben im Jetzt und sind nicht von abstrakten Gedanken, von Enttäuschungen, von Planungen oder Zukunftsorgen geplagt: Wie und warum, was wird sein, wieso ich und wieso gerade mir und wie könnte...

Auch wenn wir glauben, solche scheinbar "unnützen" Gedanken mit individueller Stärke allein in den Griff zu bekommen, werden wir immer wieder vor Situationen gestellt, unser Leben und unsere Einstellung neu zu überdenken und zu überprüfen. Die Religion ist die eine Form des Glaubens, das Gemeinschaftliche kann besonders stärken, kann auch viel Schaden anrichten, diente und dient noch immer sehr oft als Machtinstrument oder kann viele ausschließen.
Wer meint, er schaffe es alleine, er brauche weder Belehrungen noch Anleitungen udgl., der hat gewiss beneidenswerte und erstrebenswerte Eigenschaften und Stärken. Aber der hat mMn genauso seine Gebete, wenn man das nicht bloß auf eine Religion reduziert. Feste Vorsätze, Aufmunterungen zur Selbstbestimmung, bescheidene Zurückhaltung etwa dann, wenn man spürt, zu viel will zu wollen, das alles und noch viel mehr definiere ich auch als eine Form des Gebetes, auch wenn man das anders nennt.

Eine solche Sichtweise und Definition ist so gesehen nur dann möglich, wenn man das Gebet nicht nur sakral definiert, es nicht nur auf Frömmigkeit und Unterwürfigkeit reduziert. Zu dieser differenzierten Sichtweise bin ich mal vor vielen Jahren gekommen, als ich einen äußerst liberalen und weltoffenen Monsignore kennen lernte (wenn auch sicher nicht dadurch alleine). Er war anders als die Pfarrer, wie ich sie bisher kannte, aber für ihn war das Wichtigste dennoch das Gebet. Es interessierte mich, was an dem Gebet dran sei und ich habe versucht, es auf mein profanes Weltbild zu beziehen. Das Gebet beinhaltet vieles, auch aber viel mehr als nur Bitten und Flehen.

Gruß in die Runde
Andreas
 
Werbung:
AW: Ein atheistisches Gebet

Und irgendwann vorher hat Claus gemeint, die Beweislast (Gottesbeweis) liege bei den Gläubigen. Wie kommst du darauf?

Du kannst mir 100x "beweisen", daß es Gott nicht geben kann.
Ich kann dir 100x "beweisen", daß es Gott geben muß.
Ich wette, du wirst mich nicht überzeugen und umgekehrt ich dich genauso wenig.

Also, warum liegt die Beweislast bei den Gläubigen?

Natürlich liegt die Beweislast bei den Gläubigen. Sie leiten schließlich daraus moralische Ansprüche her. Außerdem hat - zB. Thema: Evolution - die Wissenschaft doch unzählige Beweise geliefert, die einfach ignoriert werden. Fehlende Finalität kann durch die Wissenschaft zwar nicht bewiesen werden, wohl aber Kausalität. Und wo bleibt auch nur die geringste ernstzunehmende Erschütterung des erdrückenden - sagen wir mal - Anscheinsbeweises zugunsten der Wissenschaft?

Gruß
Zwetsche
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Abgesehen von deiner hübschen Predigt (nur der kluge... ist zur Nächstenliebe fähig, ...), wenn ich das (s.Zitat) lese, sträuben sich meine Nackenhaare:
Der Mensch sollte seine Handlungen an den Bedürfnissen Gottes orientieren!
Und wie stellt er fest, welche Bedürfnisse "Gott" hat? Doch nur durch seine eigene menschliche Interpretation. Das ist doch genau die Ursache aller Streitereien, wer nun die "Bedürfnisse Gottes" richtiger interpretiert!!!

Ich würde einmal sagen: Gott und seine Schöpfung lieben anstatt zu fürchten. Der Rest müsste eigentlich von selbst kommen.

Und wie drückt sich das in der Praxis aus, wenn du einfach nur "Gott liebst"?

Das kannst du dir selber ausmalen:
Man liebt ihn, wie man jemanden liebt, von dem man weiß, daß er da ist, den man aber nicht berühren kann.

Und immer wieder taucht in solchen Diskussionen auf: Der Mensch sollte....., er müsste.... WESSEN WILLEN DRÜCKT SICH DA AUS? WER bestimmt, was "der Mensch" sollte?

So sehe ich das: Gott erkennen und lieben. Wenn man ihn nicht erkennen kann, einfach nur lieben. Ganz simpel.

Wenn du Gott liebst, kann er gar nicht anders, als dich zurück zu lieben.
Wenn du in die richtige Richtung gehst, kannst du gar nicht falsch gehen.
 
AW: Ein atheistisches Gebet

ich hatte einen Vergleich gebracht,
hier noch einen, um die Beweislast plausibel zu machen...

???

Gott kann man nicht sehen, er hinterlässt keine Fußabdrücke und er wird auch nicht durch das Fenster entschwinden.
Den Geist Quizzlipochtli widerum kann man nicht spüren, außer man berührt ihn.

Der Vergleich ist unbrauchbar.

Nächster Versuch?
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Natürlich liegt die Beweislast bei den Gläubigen. Sie leiten schließlich daraus moralische Ansprüche her. Außerdem hat - zB. Thema: Evolution - die Wissenschaft doch unzählige Beweise geliefert, die einfach ignoriert werden. Fehlende Finalität kann durch die Wissenschaft zwar nicht bewiesen werden, wohl aber Kausalität. Und wo bleibt auch nur die geringste ernstzunehmende Erschütterung des erdrückenden - sagen wir mal - Anscheinsbeweises zugunsten der Wissenschaft?

Hallo Zwetsche

Ist schon klar, die Evolution, die Naturgesetze, usw. usf. können nicht angezweifelt werden.
Trotzdem kann mir niemand beweisen, daß Gott nicht das Universum/Multiversum/whatever erschaffen hat.

Es mußte ja einen Anstoß geben für das ganze Theater, aus nichts kann nicht etwas werden, Urknall? woher, von wem, etc.
Also sehe ich die Beweislast 50:50 genauso bei den Atheisten wie bei den Gläubigen.
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Trotzdem kann mir niemand beweisen, daß Gott nicht das Universum/Multiversum/whatever erschaffen hat.

Es mußte ja einen Anstoß geben für das ganze Theater, aus nichts kann nicht etwas werden, Urknall? woher, von wem, etc.
Also sehe ich die Beweislast 50:50 genauso bei den Atheisten wie bei den Gläubigen
.

Persephone, es gibt mit "Ockhams Rasiermesser" eine Regel, ein Sparsamkeitsprinzip in der Wissenschaft. Es besagt, dass von mehreren Theorien, die den gleichen Sachverhalt erklären, die einfachste zu bevorzugen ist.

Die Formulierung "Rasiermesser" ist als Metapher zu verstehen: Die einfachste Erklärung ist vorzuziehen, alle anderen Theorien werden quasi wie mit einem Rasiermesser wegrasiert. Ockhams Rasiermesser ist heute ein Grundprinzip der wissenschaftlichen Methodik.

auf unser Problem angewandt:
wenn ich annehme ein Gott hat das Universum erschaffen, muß ich fragen:
wer hat den Gott erschaffen, und wer den Schöpfer des Gottes usf.
Schließlich wird der Gottgläubige sagen:
Gott war schon immer !

Da kann ich in Anwendung von Ockhams razor doch aber gleich den einfacheren Sachverhalt für wahrscheinlicher erachten und sagen:
das Universum/Multiversum war schon immer !

Also: nicht 50:50 sondern eher 99:1 gegen die göttliche Existenz :)

abwägende Grüße von Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Ein atheistisches Gebet

Also: nicht 50:50 sondern eher 99:1 gegen die göttliche Existenz :)

Gott ist keine Frage des Beweises, sondern des Glaubens. Einen Glauben kann man nicht beweisen, auch an Wunder kann man nur glauben, sie aber nicht wirklich beweisen (und auch nicht immer erklären).
Atheisten können daher ebenso nicht etwas beweisen, was Gläubige nicht beweisen können.
Somit steht es eigentlich 0:0 punkto Beweisbarkeit! ;)

Interessant wäre, ob man beweisen könnte, wie und ob es ohne den Glauben an einen Gott funktionieren könnte. Für die breite Gesellschaft meine ich, nicht individuell (auch wenn es sich dabei um Millionen solcher Individuen handelt).
Im strengen Kommunsimus gab es das schon, aber welche Auswirkungen auf die Gesellschaft vom Atheismus abzuleiten sind und welche andere Gründe haben, ist nicht so leicht zu beweisen, denke ich.

Gruß Andreas
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Somit steht es eigentlich 0:0 punkto Beweisbarkeit!

naja, jeder sollte die rechnung für sich selbst aufmachen.
Jemand wie Gysi, der 100:0 davon überzeugt ist, daß Gott nicht beweisbar ist, hat gute Chancen, daß er keine Enttäschung erleben muß.
Ich mit meinen 99:1 räume gott immer noch eine Chance ein, daß er sich mir mal offenbart und seine Existenz unter Beweis stellt.
Persephone, die davon überzeugt ist, daß es einen gott gibt, wird dafür ihre Gründe haben. Vielleicht ist er ihr einmal erschienen und hat zu ihr gesprochen,
aber imho sollte sie ihre Überzeugung mal daraufhin überprüfen, ob dem nicht eine Hallizunation oder ein Taschenspielertrick zugrunde liegt,
denn alle die Gotteserscheinungen, von denen berichtet wird, sind sehr vage und zweifelhaft.

Wenn ich gott wäre, würde ich mich da eindeutiger outen,
vor allem aber den bisher schon gläubigen mal ein Erfolgserlebnis verschaffen,
indem ich die Zweifler und Leugner mit Donnerstimme zum Schweigen bringe.

Grüß Gott von Claus
 
AW: Ein atheistisches Gebet

Wenn ich gott wäre, würde ich mich da eindeutiger outen,
vor allem aber den bisher schon gläubigen mal ein Erfolgserlebnis verschaffen,
indem ich die Zweifler und Leugner mit Donnerstimme zum Schweigen bringe.

Grüß Gott von Claus
Es gibt viele völlig verschiedene Arten, an Gott zu glauben, Claus. Ich glaube zum Beispiel, dass die Menschen ihn brauchen. Nach meinem Verständnis etwa glaubst Du durch Dein Hoffen, Deine Sehnsüchte, Dein Vertrauen, Deine Bewunderung der Sterne auch an Gott.
Das alles haben die gottlosen Tiere nicht. Sie bewundern nicht die "Schöpfung" oder wie immer es man nennen mag. Und das Vertrauen/Misstrauen gibt es höchstens in ihre Umgebung (den Menschen), aber nicht das Vertrauen in ein Schicksal, an eine Fügung.
Das ist sehr menschlich und nach meiner Defintion "göttlich".

lg
Andreas
 
Werbung:
AW: Ein atheistisches Gebet

Nach meinem Verständnis etwa glaubst Du durch Dein Hoffen, Deine Sehnsüchte, Dein Vertrauen, Deine Bewunderung der Sterne auch an Gott.
Das alles haben die gottlosen Tiere nicht. Sie bewundern nicht die "Schöpfung" oder wie immer es man nennen mag.

Das kann ichnicht bestätigen, Andreas.
Wenn ich, wie schon geschildert,
unter dem Sternenhimmel im Angesicht der Unendlichkeit mich sehr, sehr klein fühle und unbedeutend in unserem gewaltigen Universum,
sitzt mein kleiner Kater manchmal neben mir und scheint meine feierliche Stimmung zu teilen.

Ich denke natürlich nicht, daß ihm die gleichen Gedanken durch den Kopf gehen wie mir,
aber ich denke, daß meinen vorfahren vor einer oder zwei Millionen Jahren auch solche Überlegungen gar nicht gekommen sind.

Irgendwann kamen dann auch die Fragen, was es auf sich hat mit dem Sternen, und woher sie kommen, ob vielleicht von einem Gott?
Der evolutionäre unterschied zwischen Menschen und Katzen ist nicht sehr verschieden,
immerhin stammen wir beide von den rattenähnlichen wesen ab, die nach der Dinosaurierkatastrophe vor 65 Millionen Jahren den Siegeszug der Säugetiere begründet haben.
(Was sind 65 mio J. im astonomischen Zeitmaßstab? Nur ein Augenblick !)

Katzen haben in meinem Leben immer eine Rolle gespielt und ich behaupte, mich gut in ihrer Psychologie auszukennen.
Glaub mir, sie haben auch ihre eigenen Vorstellungen jenseits von niederen Trieben zur Selbsterhaltung und der Erhaltung der Art.

Damit will ich sagen:
wir Menschen mit einigen Mio Jahren evolutionärem vorsprung sollten nicht so überheblich sein gegenüber den Hunden, Katzen, Pferden, Delphinen....
und unsere eingebildete Gott-erkenntnis mit Göttergleichheit verwechseln

meint Claus
 
Zurück
Oben