AW: Ehegrund
Lieber Bernd, hier ein paar Gedanken von mir zu deinen Überlegungen.
Dankeschön soweit.
Für mich ist es ein Rätsel.
Ich verstehs schlicht und einfach nicht.
Um mich herum erlebe ich Buntstifte, die einen Lebensplan ausmalen. Die Kraft Ehe erwachsen werden, die heiraten, weil sie sich dadurch komplett fühlen. Stolze Männchen, die Kinder und Ringe präsentieren wie Trophäen, schlagartig erwachsen gewordene Weibchen, die über Nacht vervollkomm´ned wurden. (Noch 15 Bücher, dann sind sie Heilige.)
Ist das wirklich so schwer zu verstehen? Die Menschen, die die vorgegebenen Lebensentwürfe brav akzeptieren, werden durch die Heirat doch erwachsen, und zwar erwachsen im Sinne der Spielregeln dieser Gesellschaft. Sie haben damit nämlich den Beweis erbracht, dass sie hier dazugehören, sich ein- und unterordnen und die Regeln akzeptieren und befolgen wollen.
Wie bewusst ihnen das ist, das steht auf einem anderen Blatt. Aber ich denke, für die meisten ist es erst mal ein gutes Gefühl, damit die Anerkennung der Gemeinschaft zu bekommen.
Dazugehören wollen ist ein wichtiger Grund, die traditionellen Verhaltensweisen einer Gesellschaft noch weiter mitzumachen, auch wenn vieles davon den eigenen Vorstellungen gar nicht entspricht.
Für mich ist es eine Entscheidung, unter die ich meine Lebendigkeit unterordne(n soll). Ich kann schlicht und einfach nicht wissen was wird und für mich ist die Ehe eine typische Erfindung, in der die Gesellschaft die Einzelwesen an sich bindet.
Eltern stolz sein können auf ihr Eigentum. Sie in Abhängigkeiten verstrickt. Was interessieren mich Schwiegerväter und Mütter. Soll ich mich ihnen stolz präsentieren...als gute Partie? Doch sicher nicht.
So geht's dir, wenn du deine eigenen Vorstellungen von Leben wichtiger nimmst als die Spielregeln der Gemeinschaft. Du hast entdeckt, dass du kein Schaf bist, sondern ein Löwe.
Ich will klarer werden. Warum müssen Männer über ihre Ehe so abfällig reden und so tun, alsob sie da raus wollen, es aber nicht können. Und warum müssen Frauen so schlecht über ihren Ehemann reden und dennoch an sich und der Ehe arbeiten?
Für mich ist das nicht echt. Es ist erbärmlich.
Ich schätze, die stecken in der Klemme. Und da ist es weit verbreitet, entweder über die eigene Situation zu jammern bzw. Witzchen zu reißen, oder sich zu bemühen, etwas Gutes an der Sache zu finden. Sie tun nicht nur so, als ob sie raus wollen, aber nicht können, es geht ihnen wirklich so. Einerseits spüren sie, dass dieser Zwang zum Zusammenbleiben kaum zu ertragen ist, andererseits können sie nicht einfach auseinandergehen, ohne sich als Versager zu fühlen.
Das Erbärmliche dabei ist, dass diese Menschen nur deshalb in eine solche Situation geraten, weil sie sich einem Lebensplan unterordnen, der gar nicht ihrer ist und weil sie glauben, das müssten sie so machen, weil es ihnen doch ihre Eltern und andere wohlmeinende Erwachsene so beigebracht haben.
Wer daran glaubt, dass es in diesem Leben dazugehört, es schwer zu haben und zu leiden, der nimmt eben dieses Kreuz auf sich. Aber wenigstens schimpfen und klagen wird er dann noch dürfen.
Dass die Liebe in solchen Verbindungen recht schnell erstickt, das wundert dann niemanden mehr.
Glücklicherweise kenne ich auch andere Paare. Aber leider auch genug von dieser eben geschilderten Sorte.