Na ja, wenn du das Bild sehen könntest, würde dir sofort klar werden daß der Typ nach der Entfernung seiner Piercings wie ein Teeseicherl aussehen würde.
Mit etlichen Löchern - die man sehen kann oder auch nicht.
Da du bei keinem wissen kannst wie er/sie zum Zeitpunkt der Prüfungen oder des Ausleseverfahren ausgesehen hat, basiert auch deine "rationale" Entscheidung nur aus einem "Bauchgefühl" oder Vermutungen heraus.
Vermutungen ja, "nur Bauchgefühl" nein. Deine Aufgabenstellung lässt es eben nur zu, bestenfalls auf Grund von Vermutungen zu entscheiden. Und selbst wenn die vier Personen persönlich vor einem stünden und man sich mit jeder stundenlang unterhalten könnte, würde die Entscheidung immer noch auf Vermutungen basieren.
Auch geht es nicht nur um das Aussehen während der Prüfungen und Ausleseverfahren, sondern auch während der Zeit als Richter. Ein schlechter Richter mit schrägem Aussehen bekäme wohl mehr Beschwerden als ein schlechter Richter mit unauffälligem. Da aber die Vorgabe ist, dass alle vier Personen "als Richter in einem Strafprozess zur Verfügung stehende Personen" seien, hat jede Eigenschaft die einer der Personen Probleme machen könnte, es aber keinerlei Anzeichen gibt, dass sie in Summe mehr Probleme bekommen, ein positives Gewicht für die Auswahl.
Gleiches Prinzip bei der Partnerwahl des Pfauenweibchens oder Hirschkühe. Das ausladende Rad oder das imposante Geweih der Männchen an sich sind eher hinderlich im Überlebenskampf - also ein genetischer Nachteil. Aber, wenn diese Männchen dennoch überleben, haben sie gezeigt, dass sie stark genug sind, um trotz des augenscheinlichen Handicaps zu bestehen. Ist zwar nicht zwingend der Fall -also kein Beweis für deren Überlegenheit-, jedoch ein Indiz.
Und so verhält es sich oft - und auch in Strafprozessen. Wenn keine Beweise vorhanden sind aber eine Entscheidung gefällt werden muss, ist die beste Wahl auf Indizien zurück zu greifen. Dieser Rückgriff stellt aber nicht "Bauchgefühl" dar. Ein "Bauchgefühl" wäre, wenn man eine Person präferieren würde, aber nicht sagen könnte, warum man das tut.
Genau auf das wollte ich hinaus "je ähnlicher mir, desto vertrauenswürdiger".
Außerdem, Rationalität habe ich nur im Bezug auf den Richter erwähnt.
Ja, nur ist die Einstellung "je ähnlicher mir, desto vertrauendwürdiger" keine rational begründbare. Das Tragen von Tattoos, Piercings oder Nikab steht in keinem direkten rational nachvollziehbarem Zusammenhang mit der Fachkompetenz, Ehrlichkeit oder Vertrauenswürdigkeit einer Person. Jedoch eventuell indirekt einer, eben der von mir heran gezogene.
Klar, dieser Zusammenhang von äußeren Merkmalen mit der Vertrauenswürdigkeit wird "als Bauchgefühl" empfunden. Das machen sich Investmentbanker, Anwälte, Richter und sonstige Berufsstände, die eine besondere Vertrauenswürdigkeit ausstrahlen sollen zu Nutze, indem sie z.B. Anzüge tragen, jedoch keine sichtbaren Tattoos oder Piercings, und dadurch seriöser und vertrauenswürdiger erscheinen. Aber, erscheinen.
Und nicht im Bezug zum Auswahlverfahren bei den Photos
So wie ich deine Aufgabenstellung verstanden habe, sollten wir AN HAND DER PHOTOS entscheiden, welche der abgebildeten Personen wir als Richter in dem von dir erwähnten Strafprozess bevorzugen würden. Meine Entscheidung habe ich möglichst rational gefällt. War das etwa falsch ?