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Diskussion "Kopftuchverbot" in Österreich

interlocutore

Well-Known Member
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30. September 2016
Beiträge
1.896
Es könnte ja sein, dass diese Diskussion einfach nur deshalb vom Zaun gebrochen worden ist, weil die Regierung ein 'spannendes Thema' für die Medien braucht - einen Aufreger, der die allgemeine Passivität bzw. Verklausung der Politik überdecken soll. Trotzdem ist es ein Thema.

So viel bekannt, soll ein Verbot nur für Personen im öffentlichen Dienst wie z.B. Lehrerinnen, Staatsanwältinnen (gibt es Muslima in dieser Rolle?), Richterinnen, Polizistinnen, Politikerinnen, Sozialamt etc. etc. eventuell eingeführt werden.

Gegner führen als Argument ins Feld, dass dann auch Kreuze im öffentlichen Raum verboten gehören, weil diese ein Symbol wären genau so wie Kopftücher. Mein Einwand ist, dass ein Kreuz tatsächlich ein Symbol ist, während das Kopftuch eine Ansage über das Verhalten und das Werturteil in der Gesellschaft sein soll. Mit vielen Opfern und Kämpfen haben wir uns dahin entwickelt, dass das Kreuz eher symbolisiert, dass in diesem staatlich geschützten Raum Religionsfreiheit, Würde des Menschen ob Frau ob Mann und Gleichberechtigung beachtet werden muss. Das Kopftuch scheint aber eher das Gegenteil unseres abendländischen Wertesystems anzuzeigen und es zu verlangen, die Trägerin als von unserer Gesellschaft isolierte Person behandeln zu müssen.

Im Falle einer allgemeinen Toleranz des Kopftuches, müsste die Pflicht eingeführt werden, dass jeder Richter, jede Lehrerin und Beamtin so gut wie jeder Beamte von sich aus seine religiöse Einstellung bekanntgeben muss. Wenn ich einer Richterin mit Kopftuch gegenüber sitze, weiß ich woran ich bin. Dasselbe muss dann auch gegenüber denen, die sich nicht so nach außen deklarieren gelten.
 
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Hätte das Kopftuch nur eine religiöse Bedeutung, dann müsste gar nicht darüber diskutiert werden. Wenn es in einem Land Religionsfreiheit gibt, dann kann/darf das Tragen von religiösen Symbolen mMn gar nicht verboten werden.
Das Problem ist, dass der Grund für das Kopftuchtragen so unterschiedlich ist wie die Frauen.
Die einen tragen es aus Tradition, so wie noch die Frauen in meiner Kindheit. Dann gibt es die Gläubigen, die, obwohl es im Koran gar nicht steht überzeugt davon sind, dass es Mohamed so wollte. Viele Junge Muslima aus Protest. Teils gegen die eigenen Eltern, (ich weiß, viele glauben es nicht, aber auch das gibt es in muslimischen Familien) teils gegen die Ablehnung der "Gesellschaft". Sie sind in Österreich geboren, denken "österreichisch", werden aber primär als Türkinnen gesehen. Mit allen Vorurteilen, die die "Eingeborenen" haben. So nach dem Motto - "wenn du eh so über mich denkst, dann kann ich ja so sein" - die sich selbst erfüllende Prophezeihung. Dann gibt es noch die politische Muslima, für die das Kopftuch ein Symbol für ihre politische Einstellung ist, die arabische Kultur über die westliche zu stellen. Was sie aber in der Öffentlichkeit nie zugeben würde. Sie wird immer von "religiöser Überzeugung" sprechen. Das sind die Frauen, die wir in den Anfängen der Emanzipation Sufragetten nannten. Sie sind ungeheuer selbstbewusst, lassen sich von keinem Mann unterdrücken, tragen sogar oft gegen seinen Willen das Kopftuch, und streben in öffentliche Ämter, um ihre "Botschaft" unters "Volk" zu bringen.
Die vorher beschriebenen sind jeder Zeit bereit, im Beruf das Kopftuch abzulegen. Würde man es verbieten, würden sie aber höchstwahrscheinlich aus Trotz es nicht tun.
Es gibt natürlich noch eine - relativ kleine Gruppe - die vom Mann dazu gezwungen wird, obwohl sie es nicht tragen will. An dieser Gruppe "hängen" sich die Feministinnen auf. Denn sie können sich nicht vorstellen, dass muslimische Frauen einen eigenen Willen haben können.
Woher ich meine "Weisheiten" habe? Aus vielen Gesprächen mit Muslimen. Männlich wie weiblich.....
 
Hätte das Kopftuch nur eine religiöse Bedeutung, dann müsste gar nicht darüber diskutiert werden. Wenn es in einem Land Religionsfreiheit gibt, dann kann/darf das Tragen von religiösen Symbolen mMn gar nicht verboten werden.
Das Problem ist, dass der Grund für das Kopftuchtragen so unterschiedlich ist wie die Frauen.
Die einen tragen es aus Tradition, so wie noch die Frauen in meiner Kindheit. Dann gibt es die Gläubigen, die, obwohl es im Koran gar nicht steht überzeugt davon sind, dass es Mohamed so wollte. Viele Junge Muslima aus Protest. Teils gegen die eigenen Eltern, (ich weiß, viele glauben es nicht, aber auch das gibt es in muslimischen Familien) teils gegen die Ablehnung der "Gesellschaft". Sie sind in Österreich geboren, denken "österreichisch", werden aber primär als Türkinnen gesehen. Mit allen Vorurteilen, die die "Eingeborenen" haben. So nach dem Motto - "wenn du eh so über mich denkst, dann kann ich ja so sein" - die sich selbst erfüllende Prophezeihung.
Dann gibt es noch die politische Muslima, für die das Kopftuch ein Symbol für ihre politische Einstellung ist, die arabische Kultur über die westliche zu stellen. Was sie aber in der Öffentlichkeit nie zugeben würde. Sie wird immer von "religiöser Überzeugung" sprechen. Das sind die Frauen, die wir in den Anfängen der Emanzipation Sufragetten nannten. Sie sind ungeheuer selbstbewusst, lassen sich von keinem Mann unterdrücken, tragen sogar oft gegen seinen Willen das Kopftuch, und streben in öffentliche Ämter, um ihre "Botschaft" unters "Volk" zu bringen.
Die vorher beschriebenen sind jeder Zeit bereit, im Beruf das Kopftuch abzulegen. Würde man es verbieten, würden sie aber höchstwahrscheinlich aus Trotz es nicht tun.
Es gibt natürlich noch eine - relativ kleine Gruppe - die vom Mann dazu gezwungen wird, obwohl sie es nicht tragen will. An dieser Gruppe "hängen" sich die Feministinnen auf. Denn sie können sich nicht vorstellen, dass muslimische Frauen einen eigenen Willen haben können.
Woher ich meine "Weisheiten" habe? Aus vielen Gesprächen mit Muslimen. Männlich wie weiblich.....

Vortrefflich beschrieben: Danke!
 
Eule58 schrieb:
[...]
Es gibt natürlich noch eine
- relativ kleine Gruppe
- die vom Mann dazu gezwungen wird,
obwohl sie es nicht tragen will.

An dieser Gruppe "hängen" sich die Feministinnen auf.
Denn sie können sich nicht vorstellen,
dass muslimische Frauen einen eigenen Willen haben können.
[...]
Eule,
vielleicht zweifeln die Feministinnen ja nur daran,
dass diese Muslima ihren eigenen Willen
in der muslimischen Familie auch durchsetzen können.

Die Frage lautet dann:
sollen wir uns in diese Angelegenheit einmischen ?

Offen gestanden bin ich unschlüssig,
welchem Interesse da mehr Gewicht einzuräumen ist.

Nicht zuletzt ist ja nicht einmal klar,
ob das anvisierte Kopftuchverbot
für die unterdrückten Frauen eine wirksame Hilfe
bedeuten würde.


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <

 
@Eule58 mit diesem phänomenalen Artikel hast Du die Diskussion auf ein hohes Neveau gehoben - DANKE!
Jetzt verstehe ich als Mann das Problem sogar aus feministischer Sicht. Als Mann möchte ich aber hinzufügen, dass es nicht nur um die Emanzipation der Frau und deren Befreiung aus den Fesseln der Männer geht sondern auch um den Staatsbürger, der in gewissen Situationen wie z.B. in der Schule, vor Gericht, vor der Exekutive etc. von diesen Konflikten in Ruhe gelassen sein möchte, damit er sein Anliegen unbelastet vortragen kann. Trotzdem plädiert aber jeder letztendlich auf der Grundlage christlicher Tradition des Rechtsstaates, welcher sich nach Jahrtausenden totaler, blutiger Verirrungen so halbwegs entwickelt hat. Der Nachteil solcher in den Vordergrund gestellter Aussagen wie Kopftuch besteht darin, dass keiner von uns ahnen kann, was damit eigentlich gemeint ist. Vor der rein religiösen Botschaft würde auch niemand Angst haben, wenn sich da irgendwer auskennt.
 
Das Kopftuch ist eine Kopfbedeckung der Frau seit ewigen Zeiten und durch fast alle Kulturen.
Wer daraus ein politisches Relikt macht wie bei islamischen Frauen und es verbieten will dient den Eigeninteressen
und der eigenen Macht, sonst nichts. Wer das dann aufgreift und es zur politischen Propaganda nutzt erreicht
alles mögliche aber nicht, dass Frauen kein Kopftuch tragen. Frauen und Kopftuch ist genauso wenig zu trennen
wie Frauen und Brust oder ist eine politische Direktive denkbar in der es heißt, dass Frauen keine Brust haben dürfen?
Nur zu dem einzigen Zweck, dass Mann Frau zwingt keine vollwertige Frau zu sein weil Mann Angst vor
Frauen hat die mit ihren weiblichen Attributen so umgehen können, dass sie selbstbewusst damit leben?
Ein Kopftuchverbot käme in meinen Augen einer Entmännlichung des Mannes gleich und er würde aufgeben.
Denn für einen echten Kerl kann nur eine Frau interessant sein die mit allen weiblichen Attributen umzugehen weiß
und dazu gehört seit Anbeginn der Kultur das Kopftuch bei Frauen die etwas schaffen.
Das Kopftuch ist also kein politisches Symbol, sondern ganz simpel ein Symbol des Lebens um die Frisur der Frau
bei körperlicher und anderer Arbeit zu schützen um ihre Attraktivität für den Partner zu wahren.
Noch weiter gedacht könnte man behaupten das Kopftuch ist ein weibliches Fruchtbarkeitssymbol um die Reize
zu verhüllen die dem Partner vorbehalten bleiben und somit dient das Kopftuch der Arterhaltung und der
Vermehrung, die Hauptaufgabe für alle Lebewesen auf der Erde. Verschwindet das Kopftuch verschwindet die
Befruchtung und der Kinderwunsch in der Kultur.
 
@ewaldt Dein Beitrag ist nach 1, 2, 3 Logik völlig richtig. Auf die Semantik hinter den Zahlen kommt es aber auch an. Natürlich wird jeder damit einverstanden sein, wenn z.B. eine Köchin bei der Arbeit ein Kopftuch tragt. Da ist das Kopftuch aber ein funktionelles Attribut ihres Berufes und der daraus resultierenden Hygienevorschrift. Das Kopftuch aber zu einem "weiblichen Attribut" zu machen und sogar mit der weiblichen Brust gleich zu setzen, ist doch etwas kühn. Außerdem will ja niemand seine Macht dadurch festigen, dass das Kopftuch so wie einst in der Türkei in jeder Lebenslage verboten werden soll. Bei uns soll das islamische Kopftuch nur dort verboten werden, wo Bürger auf gerechte und neutrale Behandlung angewiesen sind und nicht durch fremde bzw. religiöse Moralvorstellungen bevormundet werden dürfen. Auch gute Moslems könnten Angst bekommen, wenn z.B. eine Staatsanwältin oder Richterin eine Niquap in einer Weise trägt, die keinen Rückschluss möglich macht, ob sie engagierte Wahabitin, Shiitin oder Sunnitin ist. Noch schlimmer wäre es für einen Moslem, wenn eine Schleierträgerin in so einer Amtsfunktion möglicherweise unter dem Kopftuch eine fanatische Frauenrechtlerin ist. Über unsere Richter soll kein Koran oder Bibel oder Thora herrschen, sondern rein nur das Gesetz. Auch würde ich meine Kinder nicht einer Kopftuchträgerin in der Schule anvertrauen und schon gar nicht einer solchen, für die das Kopftuch ein "weibliches Attribut" ist. Würde eine Lehrerin barbusig unterrichten gehen, na dann könnte ich es mir vorstellen, dass sie auch bei uns Schwierigkeiten bekommen könnte. Wenn sie ihre Frisur für ihren Mann im Unterricht schonen will, dann soll sie sich halt nach dem Unterricht frisieren. Das Kopftuch ist nicht seit "Anbeginn der Kultur" irgendein Symbol sondern stammt nur aus einer Notwendigkeit im Leben als Nomaden in Wüsten. In unseren Gegenden gibt es keine Sandstürme und wenn es hagelt, hilft auch ein Kopftuch nichts.
"Verschwindet das Kopftuch verschwindet die Befruchtung" - abenteuerliche Meinung, die scheinbar im Islam behauptet werden kann, ohne rot zu werden. Da bekomme sogar ich Angst vor dem Kopftuch - ich, der ich die Diskussion darum eigentlich ziemlich nebensächlich angesehen hatte.
 
Dein Angst werde ich Dir nicht nehmen können, damit musst Du leben aber schiebe es nicht auf das Kopftuch oder die Verschleierung.
Um die persönliche Angst zu nehmen sind tiefenpsychologische Maßnahmen notwendig aber das geht nicht online.
Es ist nicht die Richterin, egal wer es ist, die eine innere Verwerflichkeit als Täter zu verantworten hat, das muss er ganz allein,
dazu dient die Verurteilung und somit die Möglichkeit zur Selbstreflexion. Wer auf Milde hofft wegen semitischer Zugehörigkeit
hat noch nichts begriffen was seine inneren negativen Gefühle angeht. Wenn eine Frau den Urteilsspruch für einen Täter
verkündet ist es für dessen Bedeutung völlig egal ob sie dabei ein Kopftuch trägt oder was auch immer. Oder soll sie Ihre
Persönlichkeit offen legen damit der Täter die Möglichkeit hat sich später zu rechen? Tolle Gerechtigkeit!
 
Deine Angst werde ich Dir nicht nehmen können. Damit musst Du leben aber schiebe es nicht auf das Kopftuch oder die Verschleierung.
Um die persönliche Angst zu nehmen, sind tiefenpsychologische Maßnahmen notwendig aber das geht nicht online.
Es ist nicht die Richterin, egal wer es ist, die eine innere Verwerflichkeit des Täters zu verantworten hat, das muss er ganz allein.
Dazu dient die Verurteilung (das Urteil) und somit die Möglichkeit zur Selbstreflexion. Wer auf Milde wegen semitischer Zugehörigkeit hofft,
hat noch nichts begriffen, was seine inneren negativen Gefühle angeht. Wenn eine Frau den Urteilsspruch für einen Täter
verkündet, ist es für dessen Bedeutung völlig egal, ob sie dabei ein Kopftuch trägt oder was auch immer. Oder soll sie Ihre
Persönlichkeit offen legen, damit der Täter die Möglichkeit hat sich später zu rächen? Tolle Gerechtigkeit!
Meine "Angst" ist aber Angesichts dessen, was Du hier als Meinung vertrittst, wohl berechtigt und zum Glück schreibt mir auch keine Kopftuch-Trägerin vor, meine "Angst" zu verleugnen. Eine Richterin muss bei uns nicht verurteilen sondern einfach so urteilen, wie sie es nach unseren Wertmaßstäben gelernt hat. Wenn sie eine Frau ist, die ein Kopftuch als ihr Organ wie eine Brust verinnerlicht hat, dann soll sie sich aus ihrem privaten Bereich, wo dies so gesehen wird, nicht heraus begeben.


".... damit der Täter die Möglichkeit hat sich später zu rächen" - das ist ein Satz bzw. ein Denken, welches für uns Europäer sich als ein typisch islamisches Denken decouvriert. Da ist "Angst" für unser einem eine ganz natürliche Fluchtreaktion. Da können Imame noch so beschönigend reden, IS und Poco Haram etc. machen einfach "Angst", wenn dieses Vergeltungsdenken sich womöglich auch unter dem Kopftuch staatlicher Funktionsträgerinnen einnisten könnte.
 
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Ich kann mich nicht nur der Angst, auch dem Unbehagen gegenüber dem Kopftuch anschließen.
Eine Richterin mit Kopftuch sagt mir zunächst: Ich bin Muslima. Und das wirft für mich die Frage auf, wie sieht sie ihren Glauben. Dem Islam nach, müsste sie ihren Glauben über das Gesetz stellen, denn Scharia und unsere Gesetze sind nicht immer in Einklang zu bringen. Und das ist doch das eigentliche Problem.
Das Unbehagen kommt von der Masse der Moslems, die nach Europa einwandern und die mittlerweile FORDERN. Haben die Frauen, die gegen das Kopftuchverbot demonstrierten, gegen Zwangsheirat, gegen Polygamie, gegen Kinderehen demontriert? Da hört man nichts. Und wenn ich diese Demonstrantinnen ansehe, dann denke ich an die Demonstranten weltweilt, die gegen Bilder von Charlie Hebdo demonstrierten? Könnt ihr euch daran noch erinnern? Ich nehme den Islam hier in Europa mittlerweile als Bedrohung wahr. Und das ist doch die eigentliche Frage dahinter. Sollten wir in Europa, als Christen, als aufgeklärte Menschen, einknicken? Karl Martell würde sich im Grabe umdrehen, wenn er sieht, was im Moment in ganz Europa passiert. Die Eroberung Europas durch den Islam. Und das durch die Hintertür. Indem wir Regeln wie das Kopftuchverbot aufstellen zeigen wir: Wir sind Aufklärer, wir sind Christen. Und wir wollen nicht, dass diese Ideologie das Leben in Europa bestimmt.
 
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