Und doch gibt es ein allgemeines Verständnis, was "guter Journalismus" ist. ...
Für ein "allgemeines Verständnis" müsste es eine
Allgemeinheit geben, die das gleiche
Verständnis hat. Gerade das ist nicht der Fall. Die
Allgemeinheit fällt in Detailfragen zu einer Vielzahl von Themen
ganz unversöhnlich auseinander, z.B. in der Frage, ob es eine "Weltherrschaft" gäbe, welcher
Journalismus "gut" sei usw.
Der
Journalismus, egal welcher, redet, schreibt und berichtet, kommentiert und bewertet so lange, bis sich im Bewusstsein der Zuhörer, Zuschauer und Leser etwas bildet, was es ohne sein Angebot nicht gäbe, nämlich eine
Allgemeinheit, man könnte auch sagen eine
Glaubensgemeinschaft. Der permanente Konsum von Wörtern und Bildern führt dazu, dass manche Menschen plötzlich zu wissen glauben, dass jemand "über die Welt herrscht", sie wissen aber nicht wer, weil darüber nicht berichtet wird. Andere Menschen sind sich sicher, dass "niemand über die Welt herrscht", obwohl sie schon gerne sagen: "Geld regiert die Welt.", aber sie glauben dennoch fest daran, sich in einer "sozialen und gerechten Marktwirtschaft" zu befinden oder sogar in einer
Demokratie. Jeder Mensch kennt eine sehr große Anzahl von Namen und Gesichtern von angeblich wichtigen und interessanten Menschen, denen er allerhand Eigenschaften zuschreiben kann, die er aber selbst nie kennenlernt. Seit es neben der Bibel auch andere Druckerzeugnisse gibt, seit es neben den staatlichen Fernsehkanälen hunderte von privaten gibt und vor allem seit es das Internet ermöglicht, dass jeder Mensch sein eigener
Kanal ist, befindet sich die Illusion von
Allgemeinheit im Zerfall.