AW: Links ist Rechts und umgekehrt
Das ist weitgehend richtig, wobei zu erwähnen bleibt, dass weder "Kavierlinke" noch die "Salonkommunisten" für Enteignung oder primitive Arbeiten stehen. Auch die Linke entwickelt sich weiter.
Da hast du allerdings Recht. Auch die Linke hat heute genug Kapital, um gegen Enteignung zu sein (nicht nur die im Salon!)... übrigens, ich wäre auch vehement dagegen und eigentlich müssten ja alle dagegen sein. Wieviel haben die Enteignungen in der DDR eigentlich Deutschland bisher gekostet?
Was sind primitive Arbeiten? Ist nicht jede Arbeit gleich viel Wert? (Ich ziehe die Frage zurück, ist vermutlich unzulässig...)
Uebrigens, guten Morgen allerseits.
Ich versuche mich nochmals in Hellblau, hab keine grosse Ahnung mehr, was ich am Freitag alles geschrieben habe, aber es kommt mit dem Schreiben schon wieder *looool*.
Thorsten schrieb:
Ich hab den Satz auch schon mal gehört, weiß jetzt aber auch nicht, von wem der kommt. Vor allem weiß ich gar nicht, was er bedeuten soll: daß es quasi ein Naturgesetz wäre, mit fortschreitendem Alter und gesellschaftlicher Etablierung immer "bürgerlicher" zu werden, bis man sich in ultrakonservativem Besitzstandsdenken wiederfindet?
Ich verstehe den Satz so, ja. Scheint mir auch irgendwie plausibel zu sein, weil sich die Prioritäten immer wieder (in jedem Lebensabschnitt) etwas verschieben. Es heisst für mich aber nicht, dass man deswegen in ultrakonservativen Kreisen landen muss, es genügt schon, innerhalb des linken Lagers von ganz links zur Mitte...bis vielleicht zum rechten Flügel. Ich stelle es mir so vor, bin wahrscheinlich noch nicht alt genug (gescheit genug ohnehin nicht), um es besser zu wissen, und Parteimitglied bin ich auch nirgends.
Wenn "extrem rechts" zu sein dagegen bedeutet, nationales oder völkisches Gegankengut zu hegen, kippt ein großer Teil der gegenwärtigen "Linken" ganz gehörig nach extrem rechts oder war von der extremen Rechten nie klar zu unterscheiden. Auf beiden Seiten die selbe Chose: militante Antibürgerlichkeit; der Haß auf die individuellen Freiheiten, die bürgerliches Selbstverständnis bedeuten. Statt solche Freiheiten für alle einzufordern, wurde der radikale Umsturz proklamiert.
"Links ist rechts und umgekehrt" heisst ja auch der Thread, aber wie soll ich den letzten Teil des letzten Satzes verstehen, Thorsten? (Wann und von wem?) Das Links gegen Rechts und "jetzt holen wir uns die Mitte und die ganz rechts und links noch ab!" kannst du/könnt ihr ab heute wieder in F beobachten...
Heute gibt sich die "Linke" nicht mehr kämpferisch, sondern überwiegend pazifistisch. Im Widerspruch dazu wird jedoch jedwede Gewaltaktion von sogenannten "Befreiungsbewegungen" begrüßt, solange sie nur irgendwie gegen die angebliche Gleichmacherei des "westlichen Imperialismus" geht. Der Multikulturalismus der "linken" Globalisierungsgegner insistiert darauf, daß Völker bzw. Kulturen ihre "Identität" bewahren sollen. Problematisch wird das vollends für die Migrationspolitik. Statt eines freien Miteinander von Menschen wird die künstliche Abgrenzung partikularer Gruppierungen gepflegt. Solche gutgemeinte Toleranz denunziert jedoch jede tatsächliche Integrationsbestrebung: der "Fremdarbeiter" (O. Lafontaine) soll gefälligst fremd bleiben. Aber Monsieur Lafontaine hält es ja auch für einen ganz alltäglichen Vorgang, wenn jemand von der Linkspartei zur NPD geht oder umgekehrt...
Die Linke gibt sich nicht erst "heute" nicht mehr (strassen)kämpferisch, pazifistisch ist sie schon seit Längerem. Daran kann ich auch nichts Falsches erkennen, weil die Kriege gar nichts lösen! Schau dir doch Afghanistan an. 2001 hofften die Afghanen noch, heute sehen sie sich (schon wieder) nur noch anderen Besatzern gegenüber. Und mit jedem toten Zivilisten wird die Macht der Taliban gestärkt. Wie will man (und das gilt m.M.n. für jedes Land, in dem ein Krieg tobt) die Fehler der Militärs korrigieren? Mit noch mehr Krieg?
Zu Herr Lafontaine oder auch den "Befreiungsbewegungen" kann ich nichts sagen, aber die Migrationspolitik ist gescheitert. Zu lange haben alle nur zugeschaut, in der Hoffnung, alles kommt schon irgendwie gut. Aber die Meinung "Der Fremde soll gefälligst fremd bleiben" findest du rechts noch ausgeprägter: "Er sollte gefälligst spulen und sonst ja nicht in Erscheinung treten." Warum wundert man sich dann, dass er oft seine Kultur weiter pflegt, ohne die fremde zuzulassen? Die meisten Einheimischen sind doch nicht bereit, ihm entgegenzukommen! Die intellektuellen Ausländer waren noch nie ein Problem, mit denen schmückt man sich auf beiden Seiten gern, aber das ist eine Minderheit.
Yep, in Deutschland nennt man das "Salonkommunismus". Es ist ja nicht zu vergessen, daß Intellektuellen wie Marx (oder auch Adorno ) der revolutionäre Aktionismus eher abging, kommunistisches Manifest hin oder her. Das eine ist, den gesellschaftlichen Zustand im Kapitalismus zutreffend zu analysieren - das andere ist, posthum von revolutionärer Gewalt ideologisiert zu werden.
Es ging mir auch nicht um den revolutionären Aktionismus, Thorsten. Es ging mir um die Ideologie. Der Kommunismus ist mit Bravour an der Realität gescheitert - oder auch umgekehrt *loool*, nicht wahr? Er ist aber schon vorher gescheitert, Herr Marx hat es doch vorgelebt! Er schätzte doch privat die kapitalistische (bürgerliche) Lebensart doch über alle Massen. Und so hielten es seine Nachfolger ebenfalls.
Die ebenfalls "linke" europäische Sozialdemokratie war dagegen stets bloß reformistisch. Heute sind ihre Ziele - Arbeiterbildung, zumutbare Arbeitszeiten, für einen gewissen Wohlstand ausreichendes Einkommen - zwar weitgehend verwirklicht, der Schlüssel dazu war jedoch ein ganz und gar nicht "linker" Gedanke: der Schutz des Privateigentums, letztlich die Abschaffung des Proletariats.
Ja. Einverstanden. Und wenn ich mir die heutigen Gewerkschaftsbosse ansehe, bekomme ich das Grausen.
Musik? Da bin ich auf beiden Ohren mit Blindheit geschlagen *loool*
Nein, Scherz beiseite: hier ein sehr ausführlicher Artikel des Komponisten Claus-Steffen Mahnkopf zum Thema, warum die zeitgenössische Musik letztlich völlig unpolitisch ist:
http://www.nmz.de/nmz/2003/12/feature-mahnkopf.shtml
Danke schön. Bin leider immer noch nicht dazu gekommen, den Artikel zu lesen. Aber es ging mir gar nicht um die Musik, es ging mir um den Künstler selbst. Seine politische Ausrichtung muss sich doch nicht zwingend in seinem Werk spiegeln. In der Musik (Komposition) ist es ohnehin weitaus schwieriger als im Bild oder Text, da gibst du mir Recht?
rahel schrieb:
mit diesen promintenten Unterstützern der linksgerichteten Parteien meine ich jetzt nicht unbedingt Mitglieder, aber doch solche, die sich öffentlich dazu bekennen und damit auch keinen Aufreger verursachen. Zu nennen ist da z. B. die Toten Hosen, die Ärzte, aber auch Klaus Meine (Scorpions), Esther Schweins, Krummbiegel (Die Prinzen) Immendorf - und eben auch Grass -um nur einige zu nennen.
Als bekennender MitgliedsLinke fällt mir momentan Peter Sodann ein.
Rahel, ich meinte auch nicht unbedingt nur Parteimitglieder. Ich verstehe nur nicht, warum sich, wer auch immer, nicht mit einer Idee solidarisieren sollte, wenn es ihm sinnvoll erscheint? Vielleicht will er auch gar keinen Aufreger verursachen, hat aber einfach das Bedürfnis, es zu sagen, zu singen... Du machst es hier, ich mache es hier und die Leute, die in der Oeffentlichkeit stehen, haben wieder eine andere Plattform... du sagst es ja im nächsten Absatz ja selbst:
Interessant ist, dass sich nun auch vermehrt Prominente aus Film und Fernsehen/ Musik zu politischen Themen oder auch Richtungen bekennen, was ich persönlich auch gut finde.
Die Zeit, die Du ansprichst, in der das "links denken" avantgardistisch war, ist ja vorwiegend von Schriftstellern besetzt gewesen (J.P Satre, Albert Camus), was ich jetzt mit "modischer Erscheinung" meine, ist dieses politisch korrekte, ohne wirklich politisch interessiert zu sein, darin unterscheiden sich die heutigen "Stars" zu den damaligen, die mit Herzblut bei der Sache waren.
Daran aber sind nicht die Stars schuld. Heute wird jedem die Plattform geboten, jedes Sternchen wird nach Meinung gefragt, jede "Miss Hinter dem Wald" will die Welt ein bisschen besser machen. Lass sie doch. Morgen spricht niemand mehr darüber und vielleicht gelingt es sogar, irgendwo etwas zu bewirken. Ob jemand wirklich politisch interessiert ist oder nicht, möchte ich nicht beurteilen, wenn die Leute oder die Umstände nicht persönlich/wirklich kenne. Aber Mitläufer oder solche, die sich davon gar Profit versprachen, gab's bestimmt immer.
Mir fällt das besonders auf, wenn ich mir Magazine oder zeitschriften ansehe oder in Amerika verfolge, wieviele B-Stars sich auf öffentlichen Demos (z. B. gegen Bush und den Irak-Krieg) präsentieren und frage mich doch, ob dies eher dem Bekanntheitsgrad helfen soll oder sich diese Personen nur "wichtig" machen wollen ?
Als Ausnahmen fallen mir da Susan Sarandon und Tim Robbins ein, die ja eine jahrelange Aktivisiten gegen den Krieg sind.
Es hat sicher solche und solche. Na und? Ich sehe das Problem immer noch nicht. Dasselbe passiert soeben mit dem Umweltschutz, es ist gerade unheimlich sexy, dafür zu sein. Aber wenn Frau Jolie 1,2 Mio Euro für den Erhalt eines Stückes des Waldes in Kambodscha spendet, verzeihe ich ihr, sollte sie sich dadurch noch mehr Publicity erhoffen. Da machen mich "grüne" Politiker viel wütender, die im Privatflugzeug oder Helikopter zur Veranstaltungen kommen, um "mir" zu predigen, dass "mein" Auto Abgase verursacht.
Und noch wütender macht mich Gérard Depardieu, der sich in Kambodscha (Kantha Bopha Children's Hospitals, ich schrieb hier schon mehrmals darüber) mit grossem Aufwand filmen liess, um am TV zu verkünden, wie er sich für die Kinderspitäler einsetzen und wie er spenden wird... tja, es brachte ihm zur gewünschten und benötigten Zeit die erhoffte Publicity, aber dass das Geld bis heute nicht eingegangen ist, davon redet keiner mehr. Das sind Sachen die mich wüten lassen, weil sie konkret sind.
Aber du hast Recht, damit entfernen wir uns vom Thema.
Sonst aber glaube ich, ihr habt mich missverstanden, Rahel und Thorsten. Ich wollte lediglich sagen, dass wahrscheinlich heute noch die einstige linke Ideologie dem Künstler am Anfang sinnvoller erscheint, er damit mehr die "Avantgarde" in Verbindung bringt als mit dem tradierten Denken der rechten. Das hat vielleicht nur sehr wenig damit zu tun, wie rechts die Linke und wie links die Rechte heute stehen oder auch nicht.
Eine schöne Woche
C.