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Die Metapher

Miriam

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26. Juni 2005
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9.722


In einem Thread den ich nicht ohne einer gewissen Irritation hier lese, werden Ausdrücke benutzt wie: Anatomie der Erde, wobei uns der Verfasser sogar sagt – übrigens ohne es wirklich zu erläutern – dass der Begriff Geographie, seiner Auffassung entsprechend nicht zutreffend sei. Nun, es waren ständig solche Verschiebungen und Umdeutungen die mich auf den Gedanken brachten, dass hier wahrscheinlich etwas grundsätzlich verwechselt wird: die Metapher mit dem für was sie eigentlich steht.
Anders ausgedrückt: die Metapher wird wörtlich genommen und steht nicht nur als ein etwas anders zu interpretierende Gleichnis da.

Um bei den Beispiel der Anatomie zu bleiben - Anatomie wird wie folgt definiert:
die Lehre vom Aufbau der Organismen. Es werden Gestalt, Lage und Struktur von Körperteilen, Organen, Gewebe oder Zellen betrachtet.

Hingegen ist die Geographie anzusehen als:
die Wissenschaft von der Erdoberfläche in ihrer räumlichen Differenzierung, ihrer physischen Beschaffenheit sowie als Raum und Ort des menschlichen Lebens und Handelns

(beides aus Wikipedia.)

Nun, schon hier stimmt die Verschiebung der Begriffe für mich nicht: man kann nicht die Wissenschaft vom Raum des (menschlichen) Lebens mit der Wissenschaft über dem Menschen bzw. über Lebewesen gleichschalten. Jedes weitere Gleichnis oder auch Ähnlichkeiten die man da zusätzlich anstrebt, sind auf einem falschen Fundament gebaut.

Ich versuche nun einiges über die Metapher zu schreiben, begebe mich aber auf einem Gebiet das ich zwar oft betreten habe, ohne wirklich über den Boden auf dem ich mich befinde nachzudenken. Nun, desto spannender…

Um über die Metapher zu sprechen sollte man in erster Linie sie vom Gleichnis unterscheiden. Sie drückt wie auch das Gleichnis eine Gemeinsamkeit oder Ähnlichkeit aus aber das Gleichnis weist deutlich darauf hin durch das wie. So bezieht sich das Gleichnis eindeutlich auf eine Ähnlichkeit – während die Metapher ein Bild oder eine Kategorie benutzt die streng genommen nicht gleich zu stellen ist mit dem was nun so bezeichnet wird.
Wir stellen dann eher fest, dass die Bilder sich ähneln, Gemeinsamkeiten aufweisen, dadurch uns sogar manche Eigenschaften suggerieren.
Den Bezug zu den Eigenschaften eines Bildes machen bei der Metapher wir – und so sind wir es auch die nun Eigenschaften übertragen. Dies ist eigentlich auch der Sinn der Metapher.

Anders ausgedrückt könnte man die Metapher als einen sehr konzentrierten meist bildhaften Vergleich betrachten, der uns Eigenschaften suggeriert die wir aber selber damit assoziieren.
Eine gute Metapher zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie den Kern einer Sache, eines Phänomens ausdrückt.

Ohne diesen theoretischen Exkurs fortzusetzen, möchte ich jetzt versuchen konkrete Beispiele zu nennen.

Eines der meist präsenten Themen unserer Zeit ist die unsichtbare Bedrohung, die Angst die damit verbunden wird. Damit wird oft die Metapher Virus verbunden.
Sicherlich bezieht sich dies konkret auch auf die Bedrohung mit Anthrax nach den terroristischen Anschlägen auf das World Trade Center. Dabei wäre eine kleine Ungenauigkeit festzustellen: Anthrax oder Milzbrand wird durch eine Bakterie und nicht durch ein Virus übertragen.

Es wurden damals in Briefen das ansteckende Pulver verschickt und auch wenn nur drei der Umschläge tatsächlich das weiße Pulver enthielten, fanden sich unzählige Trittbrettfahrer die vermeintlich infizierte Umschläge verschickten – aber dies wirkte auch genau wie ein ansteckendes, angsterregendes Virus.
Es sind so viele Facetten dabei die der Begriff suggeriert: eine schleichende Gefahr, ein unsichtbarer Verursacher, das Tödliche ist auch ein wesentlicher Aspekt.

Zwei kliene Zitate nun: Tony Blair sagte anlässlich des 11.September:

"Dieses Chaos verdanken wir dem Terrorismus, dem speziellen Virus des islamischen Extremismus"

Doch auch der FDP-Politiker Rainer Brüderle griff zur Metapher und sagte in einer Bundestagrede:

"Die Lösung ist: den Infekt bekämpfen, die Immunschwäche wieder beseitigen, und den Körper wieder kräftiger machen."

Vorläufig soviel – ich hoffe, dass manche zu dieser Diskussion beitragen werden.

Gruß von

Miriam


 
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AW: Die Metapher

Nun, schon hier stimmt die Verschiebung der Begriffe für mich nicht: man kann nicht die Wissenschaft vom Raum des (menschlichen) Lebens mit der Wissenschaft über dem Menschen bzw. über Lebewesen gleichschalten. Jedes weitere Gleichnis oder auch Ähnlichkeiten die man da zusätzlich anstrebt, sind auf einem falschen Fundament gebaut.


Warum meinst du, eine völlig andere als die dir vertraute Herangehensweise sei grundsätzlich falsch?

Die gängige Wissenschaft trennt was in der Realität nicht getrennt ist, sondern ineinander verwoben.

Der Aufbau der Welt ist unmittelbar mit den darauf lebenden Lebewesen verbunden, die Oberfläche großteils durch Lebewesen und deren Rückstände aufgebaut.

Wissenschaft trennt um zu vereinfachen.

Das anders anzugehen ist nicht notwenigerweise falsch.
 
AW: Die Metapher

Nach dem ich Miriams post gelesen hatte, das erste mal dachte ich an den Begriff nach, wobei ich mich plötzlich an unzählige Volksgeschichten erinnerte die , wennauch nciht Metapfer in dem Sinne, dann aber sowas ähnliche beinhalten wie Geschichte von einen Bosniaken der ungewollt die Transzedenz des allgemeinen Geschehens erkannt hatte... Bosniaken sind, nämlich, die Ostfriesen Balkans!

Es sollte bei den Olympischen Spielen in Sarajewo gewesen sein, als ein einfacher Bosniake in die Gebirge kam und vertieft staunte was alles da los war... Dabei vergass er dass er auf dem Gleis einer Waldbahn stand und so vertieft dass er weder Gafauche noch Gepfiffe der Lokomotive hörte und die Folge war dass er überrollt wurde...

Nach langer Zeit und viele Opperationen, in Gyps und Bandagen wurde er nach Hause gebracht wo er meiste Zeit in der Küche vrbrachte. Eines Tages stellte die Ehefrau die Kanne mit dem Teewaser auf dem Herd und ging in den Nachbar raum um etwas zu erledigen. Währenddessen fing dass Wasser zu kochen und fie Pfeife schrill zu pfeifen, wobei unser Bosniake erst in Panik und nacher in wahnsinnige Wut geriet und fing an mit seinem Stock auf die kanne zu dreschen soviel er Kraft hatte.

Die Ehefrau stürzte in die Küche und riss den Ehemann zurück, um ihre Kanne zu retten aber er riss sich weg und brüllte...

„Hau ab, du Unglücklice, mischt dich nicht ein... Die verdammten Dinge muss man prügeln solange sie noch klein sind, denn wenn man es nicht rechtzeitig tut, und sie so gross werden lässt, dann überfahren sie nachher die unschuldige Leute....!“

Ich frage mich, ob seine leidvolle Feststellung nicht auch als eine Art Metapher angesehen werden sollte...?

- M -
 
AW: Die Metapher

Metuzalem, über deine Geschichte werde ich noch nachdenken - erst beziehe ich mich hier auf den Beitrag von Joan.

In keinem Fall war meine Absicht dem Trennenden das Wort zu sprechen – wäre es so gewesen, hätte ich sicherlich nicht gestern in einem anderen Thread Ernst-Peter Fischer zitiert, der eben beklagt, dass man heute bei den Wissenschaften das Unsichtbare, wie er es nennt: die andere Seite der Münze oft außer Acht lässt und so zu einer Verzerrung in den Wissenschaften kommt.

Nur finde ich, dass auch die Anwendung vom Bildhaften nicht immer zur Erweiterung führt, sondern oft gezielt und bewusst zu einer Verlagerung, zu einer falschen Auslegung – somit also auch zu einer Verzerrung. Ob nun durch Weglassen oder durch Verlagerung mit Hilfe falscher Bilder, beides geschieht nicht zum Vorteil der Wissenschaften – und ist oft politisch motiviert. (Natürlich nicht im Falle des von mir im ersten Beitrag zitiertem Begriff der Anatomie der Erde).

Wenn ich hier aber nun versuche über die Metapher zu diskutieren, dann hat das nichts mehr mit dem ursprünglichem Anlass, den Thread den ich nannte, zutun.

Mich hat unter anderem Ruth Mayer, eine Amerikanistin, veranlasst auf die Metaphorik etwas neugierig zu werden. Diese befasst sich eben mit der Verschiebung der Bedeutung bei dem so gerne benutzten Virus als Metapher.

Warum wird, laut Ruth Mayer, so gerne das Virus herangezogen? Weil man damit hauptsächlich folgendes suggeriert: ein Fremdkörper der sich in einem Körper einnistet um sich dadurch ein Lebensraum zu schaffen.
Dies bedeutet in erster Linie eine Bedrohung für den Wirt – und zwar eine latente, die auch nicht so leicht zu fassen ist, da sie nicht wahrnehmbar ist fürs nackte Auge.

Solange die Welt noch in zwei Blöcke aufgeteilt war, schien das Szenario der Bedrohung eher durchschaubar. Auch scheint die Sprache noch in der Zeit etwas direkter, wahrscheinlich entsprechend der nur bei oberflächlicher Betrachtung besser erfassbaren Lage.

Dieses Kampfszenario wird dann durch der Bedrohungen durch den internationalen Terrorismus abgelöst – und der weniger transparenten Lage entspricht auch ein anderes Vokabular.
Die Metapher hat dabei einen ganz anderen Stellenwert bekommen, das Virus entspricht der potentiell allgegenwärtigen aber oft unsichtbaren Gefahr...

Liebe Grüße

Miriam


 
AW: Die Metapher

Metuzalem, über deine Geschichte werde ich noch nachdenken - erst beziehe ich mich hier auf den Beitrag von Joan.

In keinem Fall war meine Absicht dem Trennenden das Wort zu sprechen – wäre es so gewesen, hätte ich sicherlich nicht gestern in einem anderen Thread Ernst-Peter Fischer zitiert, der eben beklagt, dass man heute bei den Wissenschaften das Unsichtbare, wie er es nennt: die andere Seite der Münze oft außer Acht lässt und so zu einer Verzerrung in den Wissenschaften kommt.

Nur finde ich, dass auch die Anwendung vom Bildhaften nicht immer zur Erweiterung führt, sondern oft gezielt und bewusst zu einer Verlagerung, zu einer falschen Auslegung – somit also auch zu einer Verzerrung. Ob nun durch Weglassen oder durch Verlagerung mit Hilfe falscher Bilder, beides geschieht nicht zum Vorteil der Wissenschaften – und ist oft politisch motiviert. (Natürlich nicht im Falle des von mir im ersten Beitrag zitiertem Begriff der Anatomie der Erde).

Wenn ich hier aber nun versuche über die Metapher zu diskutieren, dann hat das nichts mehr mit dem ursprünglichem Anlass, den Thread den ich nannte, zutun.

Mich hat unter anderem Ruth Mayer, eine Amerikanistin, veranlasst auf die Metaphorik etwas neugierig zu werden. Diese befasst sich eben mit der Verschiebung der Bedeutung bei dem so gerne benutzten Virus als Metapher.

Warum wird, laut Ruth Mayer, so gerne das Virus herangezogen? Weil man damit hauptsächlich folgendes suggeriert: ein Fremdkörper der sich in einem Körper einnistet um sich dadurch ein Lebensraum zu schaffen.
Dies bedeutet in erster Linie eine Bedrohung für den Wirt – und zwar eine latente, die auch nicht so leicht zu fassen ist, da sie nicht wahrnehmbar ist fürs nackte Auge.

Solange die Welt noch in zwei Blöcke aufgeteilt war, schien das Szenario der Bedrohung eher durchschaubar. Auch scheint die Sprache noch in der Zeit etwas direkter, wahrscheinlich entsprechend der nur bei oberflächlicher Betrachtung besser erfassbaren Lage.

Dieses Kampfszenario wird dann durch der Bedrohungen durch den internationalen Terrorismus abgelöst – und der weniger transparenten Lage entspricht auch ein anderes Vokabular.
Die Metapher hat dabei einen ganz anderen Stellenwert bekommen, das Virus entspricht der potentiell allgegenwärtigen aber oft unsichtbaren Gefahr...

Liebe Grüße

Miriam



Diese Metapher wird ja gerade deswegen angewendet, weil sie sofort ein ganz bestimmtes Bild erzeugt.

Auch Menschen, die von Viren eigentlich wenig Ahnung haben, auch Bakterien von Viren nicht unterscheiden können, kennen dieses Bild vom schleichenden, sich hinterrücks unerkannt einnistenden, sich rasant vermehrenden tödlichen Virus.

Es gibt es ja auch in der Computerwelt.

Bilder, Metaphern, die ganze Völker und Volksgruppen lenken nennt man auch gern Propaganda. Da ist nichts mehr zufällig.
 
AW: Die Metapher

Mit diesem Thema – ich sagte es ja von Anfang an, bewege ich mich auf einem Boden der mir zwar vertraut ist (man verwendet ja oft und manchmal sogar nicht ganz bewusst Metaphern) - aber über dessen Beschaffenheit so rein theoretisch ich nie nachgedacht habe.
Wenn man nun diesen Begriff versucht zu definieren, betrachtet man auch andere verwandte Begriffe um eben wie in diesem Falle die Metapher davon abzugrenzen.

Was du uns da erzählst Metuzalem, ist ja kein Begriff der konzentriert und meist bildhaft oder sich auf etwas Konkretem beziehend zum Vergleich herangezogen wird und in uns Assoziationen erweckt. Dafür müsste ein solcher metaphorischer Begriff durch mehrere Eigenschaften die man mit ihm verbindet, den Kern, die Essenz einer Sache treffen.

Ich denke eher, dass deine Geschichte irgendwie als Parabel dienen sollte – aber meines Erachtens müsste dann der Sinn einer solchen Erzählung sehr viel deutlicher für einem größeren Kreis sein.
Mir ist, ehrlich gesagt der Sinn nicht ganz klar – aber eine Metapher ist keineswegs eine Geschichte.

Zurück aber zur Metapher: in jedem Fall wird sie die Suggestivkraft einer Aussage verstärken – weil wir damit Bildhaftes assoziieren und Bilder als eine zweite Ausdrucksweise neben dem Verbalen dessen Botschaft verstärken. Damit ist auch das Wesentliche erreicht – die Übertragung dessen was gemeint ist.
Wie diese Übertragung stattfindet ist sehr wichtig um Metapher von Metonymie* oder Synekdoche* zu unterscheiden. (Siehe die Erklärungen der Begriffe weiter unten.)

Was ist das Wesentliche bei der Metapher, wieso wird dadurch eine Aussage verstärkt? Weil das Bild oder der Begriff welcher uns präsentiert wird, an und für sich schon mit Konzepten verbunden wird, assoziiert wird, die wir nun auch auf dem Begriff übertragen für dem die Metapher verwendet wurde.
Besteht diese Ähnlichkeit tatsächlich? In manchen Punkten schon – aber es werden nun neue Aspekte auf dem Ursprungsbegriff übertragen – und das ist auch der Zweck der Metapher.

[BJoan[/B] ich würde vielleicht eher sagen, dass sich die Propaganda der Metapher bedient, nicht dass sie wie du es sagst:
Bilder, Metaphern, die ganze Völker und Volksgruppen lenken nennt man auch gern Propaganda.
Ich denke, dass die Propaganda sich zusätzlich auch anderer Mittel bedient.

Gruß in die kleine Runde

Miriam

*kurze Erläuterung der Begriffe:

Während die Beziehung zwischen dem wörtlich Gesagten und dem übertragen Gemeinten bei der Metapher auf einer Beziehung der sachlichen Ähnlichkeit beruht (Heulen des Windes), und während sie bei der Synekdoche eine Beziehung zwischen dem Besonderen und dem Allgemeinen ist (sein Brot verdienen), besteht sie bei der Metonymie in einer Beziehung der Kontiguität, das heißt der Nachbarschaft oder realen sachlichen Zusammengehörigkeit ('proximitas').

(aus Wikipedia)

 
AW: Die Metapher


Nun etwas kurz geantwortet und so zu sagen aus dem wahren Leben schöpfend: ich habe den Zweiten Weltkrieg erlebt, zwar noch sehr jung damals, aber Hitlers Propaganda betreffend Judenvernichtung wäre nicht denkbar gewesen ohne den Rassentheorien von u.a. Alfred Rosenberg, oder Propagandafilme wie Jud Süß von Veit Harlan, Rundfunkansprachen, etc…
Übrigens hat Hitler schon in "Mein Kampf" darauf hingewiesen, dass man in "psychologisch richtiger Form" die Aufmerksamkeit der Masse auf ein Ziel richten muss. Damit meint er ja die Propaganda mit allen ihren Mitteln.

Meine zweite Begegnung mit der Propaganda fand dann nach dem Krieg statt – ich stamme aus Rumänien und nun überrollte uns die kommunistische Propaganda.
Die fand in allen Medien statt und nutze auch wieder Film und Rundfunk, natürlich gespickt mit wunderbaren Parolen die hauptsächlich bei den obligaten großen Paraden zur Geltung kamen – die natürlich sich sehr der Metapher bedienten: noch ein Nagel im Sarg des Kapitalismus… :bwaah: - ich musste ja mitmarschieren!
Bis ich dann eines Tages Richtung Westen marschierte...


 
AW: Die Metapher

Nun etwas kurz geantwortet und so zu sagen aus dem wahren Leben schöpfend: ich habe den Zweiten Weltkrieg erlebt, zwar noch sehr jung damals, aber Hitlers Propaganda betreffend Judenvernichtung wäre nicht denkbar gewesen ohne den Rassentheorien von u.a. Alfred Rosenberg, oder Propagandafilme wie Jud Süß von Veit Harlan, Rundfunkansprachen, etc…
Übrigens hat Hitler schon in "Mein Kampf" darauf hingewiesen, dass man in "psychologisch richtiger Form" die Aufmerksamkeit der Masse auf ein Ziel richten muss. Damit meint er ja die Propaganda mit allen ihren Mitteln.

Meine zweite Begegnung mit der Propaganda fand dann nach dem Krieg statt – ich stamme aus Rumänien und nun überrollte uns die kommunistische Propaganda.
Die fand in allen Medien statt und nutze auch wieder Film und Rundfunk, natürlich gespickt mit wunderbaren Parolen die hauptsächlich bei den obligaten großen Paraden zur Geltung kamen – die natürlich sich sehr der Metapher bedienten: noch ein Nagel im Sarg des Kapitalismus… :bwaah: - ich musste ja mitmarschieren!
Bis ich dann eines Tages Richtung Westen marschierte...



Metaphern sind einfach praktisch, weil Zahlen und Fakten, wissenschaftliche Erkenntnisse jedweder Art für die meisten nichtssagend sind.

Eine Rassenlehre ohne metaphorischen Zusatz, der bildlich beschreibt, wie "die" sind, oder was "wir" tun müssen würde propagandistisch nichts fruchten.

Das Volk braucht Bilder, schöne, leicht verständliche Bilder.
 
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AW: Die Metapher

Salut!

Die Metapher ist gerade in Bezug auf ihre Funktion und Verwendung ein sehr interessantes Thema.

Metaphor ist principally a way of conceiving of one thing in terms of another, and its primary function is understandig.

Sprachwissenschaftlich handelt es sich bei Metaphern nicht nur um eine oberflächliche Verwendung von verständlichen Bildern, sondern um ein fundamentales Prinzip der Kognition, das sich durch die gesamte Geistes- und Sprachtätigkeit breitet. Zwei eigentlich unvereinbare Sachbereiche werden in Verbindung gebracht -aufgrund einer Similaritätsrelation- und der benannte Sachverhalt -die Metapher- wird im Sinne des bildspendenden Konzepts verstanden.

Es ist zwar im gewissen Sinne auch eine Einladung, eine bestimmte Sichtweise anzunehmen, wie es auch Metuzalem anbietet, doch so leidvoll die Feststellung in der kleinen Geschichte sein mag, eine Metapher ist sie nicht.

Eine Metapher hat einen relativ hohen Grad an Expressivität, kann leichter behalten werden und bietet uns auch mnemotechnische Qualitäten.
Diese Eigenschaften machen sie gerade für technische und wissenschaftliche Fachbereiche unentbehrlich, weil hier aufgrund der sehr schnellen Entwicklungen ein sehr hoher Bedarf an Neologismen entsteht und die zu versprachlichenden Sachverhalte durch ihre Abstraktion der Wahrnehmung nur sehr schwer zugänglich sind.

Die theoretische Ausführung lässt sich leicht praktisch erörtern:
Das Internet einerseits als Informationsmedium und Werkzeug ist andererseits auch Ausdruck einer spezifischen Lebenskultur und auch Weltanschauung seiner Nutzer. Dies äussert sich in einer gemeinsamen Sprache.
Die wichtigste der hier verwendeten Metaphern das Netz (Internet) bringt uns das Wesen des Internets auf zwei Ebenen näher. Technisch als ein Konstrukt durch Kabel(salat -grins) verbundener Computer und funktionell als eine Möglichkeit, uns auf verschiedenen Wegen in der Landschaft von einem Ort zum anderen zu bewegen.
Um die Bewegung zu realisieren, benötigen wir meist eine Maus. Bei dieser Metapher unterstreicht die Form den benannten Sachverhalt, das Verhalten einer Maus/die Funktion bleibt unberücksichtigt.

Das Netz ist der Ausgangspunkt für weitere Raum(Internet)metaphern. Die miteinander verbundenen Orte (sites), Häuser (homepages), Plätze (marketplace), Siedlungen (global village) stehen nicht isoliert in der Sprachlandschaft, sie berühren sich, was ihre anschauliche Wirkung noch verstärkt.
Es entsteht eine eigene Welt (cyberspace), es ist ein virtueller Raum mit einer festen Struktur und auch architektonischen Verbindungen (gateway, portal), mit Transportwegen (information highway), mit Bedrohungen (bombing) und Schutzmassnahmen (firewall). Nicht mal Nahrungsmittel fehlen (spam, cookies) etc.

Dieser Raum, den es zu erkunden gilt, wird als Ozean oder als unbekanntes Territorium aufgefasst und betreten (explorer, cybernaut, navigator, surf, cruise u.ä.). Das alles sind Bilder der Bewegung und Abenteuerlust.

Dem gegenüber stehen wir, meist zwei- oder mehrsprachig und im Austausch mit anderen Kulturen (sozial, kulturell und wirtschaftlich) und auch unsere Sprachen stehen im Austausch, die Metaphern gleichen sich an und bilden sprachwissenschaftlich eine abendländische Bildfeldgemeinschaft.

Ein noch etwas weiter gehendes Feld wären dann z.B. die Interferenzen und der Sprachwandel, das Verhalten von Metaphern in den einzelnen Sprachen oder auch das Entstehen/Zustandekommen einiger Metaphern, er wäre an dieser Stelle aber vermutlich ein Zuviel der Sprache -grins.

(Die Literatur dazu: Lakoff/Johnson Metaphors we live by, Wolf Mensch-Maschine-Metapher u.a.)

Amitiés
Jérôme
 
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