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Die aktuelle Lage im Irak

Diethelm 27.04.04
Zu Deinem ersten Einwand, mavaho, vom 20.04: Es ist ein charmantes Lob, dass meine Sicht zumindest für eine Hochschulvorlesung interessant sei. Daher auch:
Völkerkunde gehört wohl zu den ältesten Wissenschaften und reicht zumindest bis in die Blütezeit der Antike (Herodot, 490-430 v.Ch.). Das Interesse daran ist aber so alt wie die Menschheit selbst. Wenn man so will, ist der erste Steinzeitmensch, der am Lagerfeuer das Gelächter seiner Stammesgenossen dadurch hervorrief, dass er von den komischen und unglaublichen oder auch erschreckenden Sitten der Nachbarhorde erzählte, einer der ersten von den vielen noch folgenden Amateur-Ethnographen.
In die unbändige Erheiterung über die Absonderlichkeiten der Nachbarn, worin sich das überaus wohltuende Bewusstsein der eigenen Überlegenheit Ausdruck verlieh, mischte sich gewöhnlich auch nicht unerhebliche Furchtsamkeit, denn, kam es zu Begegnungen, wusste man nicht so recht, was vom Verhalten der anderen zu erwarten, bzw. wie man sich darauf einzustellen hatte.
Nicht von ungefähr richteten schon die antiken Ethnographen in den „Beschreibungen“ der Völker, mit denen sie Kontakt hatten, das Hauptaugenmerk auf deren "Absonderlichkeiten" (von ihnen abweichende „Gebräuche und Sitten“ = „Sittenlosigkeit“), und zwar umso mehr, je auffallender ihr Abweichen von den eigenen (guten!) „Sitten und Gebräuchen“ (nómoi, éthe) zu sehen war. … .(aus dem Vorwort von Klaus E. Müller zu „Menschenbilder früher Gesellschaften“, political incorrect würde man heute sagen, von primitiven Gesellschaften).
Dem Egozentrismus des Einzelnen entspräche ein Ethnozentrismus der Naturvolkgesellschaft. Mit der Entfernung von den zentralen Erfahrungsbereichen (gewissermaßen den Dichtezentren des Orientierungsvermögens ), die umschließen, was einzig als gut, richtig und wahr gilt, schwindet dann die Verlässlichkeit, um an der Peripherie des vertrauten Wahrnehmungsfeldes vollends einen „Nullwert" zu erreichen. Jenseits davon hebt dementsprechend eine Un-Welt an, deren fremdartigen Erscheinungsformen werden, weil den Pluswerten der Eigenweltlichkeit bereits sehr widerstreitend, als Negativgrößen begriffen, wobei die Abwertung exakt in dem Maße wächst, in dem die Abweichung zur eigenen Erfahrungswelt zunimmt, bis hin zur totalen Umkehrung. In der Sicht dieser „frühen Gesellschaften erscheinen die Gebrauchsgüter der anderen absonderlich oder komisch, ihre Verhaltensformen übertrieben, oder ungehobelt bis anormal oder gar amoralisch, ihre Anschauungen abgeschmackt, verstiegen, absurd, usw. usf. Die Menschen der sie umgebenden Völker gelten als unterentwickelt, zurückgeblieben, degeneriert, als „Wilde“ oder gar als Tiere.
Wie schon gesagt, wir sprechen hier vom Menschen früher Gesellschaften, oder political incorrect ausgesprochen, von „Primitiven“.

lg, diethelm
 
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Zu Deinem zweiten Einwand, mavaho, vom 20.04:
Dein Vortrag zeigt genau das Schwächelnde in unserem System, in die die Islamisten hineinstoßen wollen.
Das „Schwächelde“ eines Systems sind nicht systematische Selbstzweifel, sondern ist die Unkenntnis seiner inhärenten logischen Inkonsistenzen, die nicht ständig ad hoc repariert werden können.

In seiner Einführung in die Menschenbilder früher Gesellschaften meinte Klaus E. Müller auch sinngemäß, allerdings nicht weniger akademisch:
Aufgrund des „Selbstwertverabsolutierungsprinzips“ erscheint dem Menschen früher Gesellschaften der eigentliche heimatliche Lebensbereich physisch wie psychisch als "der Lebensbereich schlechthin". Jenseits seiner Grenzen beginnt demzufolge die Anökumene; alles was sich dort an Abweichendem befindet, wird als unterentwickelt, depraviert, entartet, usw. begriffen, d.h.: im Verhältnis zum Eigenvertrauen negativierend abgewertet. Dort letztlich, wo der Gesichtskreis endet, formt sich der Phantasie eine Nebelwelt mythischer Mirakel und Monstergeschöpfe. Für so eine "Lokalgruppe" liegt stets das „eigene Dorf“ im Zentrum der Welt, es besitzt quasi sakralen Charakter und stellt den zentralen Verdichtungsraum ihrer Werte und Ideale dar Menschen aber leben nicht nur in bestimmten Räumen, sondern auch in mehr oder minder begrenzten Gruppen zusammen. Bei diesen Naturvolkgesellschaften gewährleistet die hohe Konvergenz der Interessen im Verhalten ein „Idealmaß“ an Ausgleich und somit Identifizierung, Bestätigung und Bewährung und somit ein stabiles Solidaritäts- und Identitätsbewusstsein und somit besitzt hier die Orientierung einen höchsten Verlässlichkeitswert für die Übereinstimmung an Interessen, im Verhalten, Denken und den Erwartungen. Die Gewohnheit bestimmt die Richtigkeit, die „Wahrheit“, nicht nur metaphysisch. Die Abgrenzung zu den anderen resultiert zu einem Großteil aus der Barriere von Argwohn und Furcht. So muss man Angehörigen fremdethnischer Gruppen mit Argwohn, Angst, Hass und Verachtung begegnen.
Indessen erscheinen diese Bewohner einer exosphärischen Außenwelt nicht nur als natürliche Feinde und gefährliche Unheilsträger, sondern, da man sich aufgrund des Selbstwertverabsolutierungsprinzips als die alleineigen „wahren und eigentlichen“ Repräsentanten der eigentlichen Menschheit ansieht, nur noch als „Primitive“, „Wilde“, oder gar nur als halbe ‚Tiere, je nach dem, wie weit sie von der eigenen Gruppe in Aussehen und Kultur abwichen. Jenseits der Grenzen des eigenen Gesichtskreises kann man aber aufgrund des Extremwertes, den dort das Negationsprinzip erreichte, nur mehr monströse Geschöpfe erwarten.
Nun ist die Kultur einer Ethnie nicht äußerlich, im Sinne eines austauschbaren Requisitenarsenals, sondern die Menschen identifizieren sich in traditionellen Naturvolkgesellschaften mit jedem ihrer Einzelelemente und betrachten sie als ihren unaufgebbaren Besitztum, ja als Teil ihrer selbst. Sie ist eine „Objektivationsform der Gruppenidentität und besitzt die für Objektivierungssysteme typische Aufbaustruktur. Infolge des Selbstwertverabsolutierungsprinzips ist man der Überzeugung, dass die eigene Art der Daseinsgestaltung, die eigene Ästhetik, sind die eigenen moralischen Normen, denen man huldigt, ist eben, kurz gesagt, die eigene Kultur die einzig vernünftige, optimal ausgebildete und insofern auch einzig die allein vertretbare Möglichkeit menschlicher Seinsverwirklichung. Moral ist stets nur die eigene Moral, Recht nur das eigene Recht und der wahre Glaube ist stets nur der eigene! Demzufolge ist außerhalb der eigenen Kultur nichts mehr menschenwürdig, human, zivilisiert. Wie für die Menschen selbst, so hat man auch für die Kultur einer anderen Ethnie nur Spott und Verachtung. Das Bemühen, die eigene Superiorität unter allen Umständen zu wahren, kann bei den frühen Kulturen, die ja gemeinhin incorrect als Primitive bezeichnet werden, in Fällen, in denen ihm die tatsächlichen Verhältnisse eklatant widerstreiten, geradezu tragische Akzente erhalten.

Um wieder konkret bei den Muslimen fortzufahren: es ist irgendwie verwunderlich oder eher bezeichnend, wie sehr bei Dir der Begriff Islamist bereits abgewertet wird, obwohl er ja primär mit der islamitischen Religion selbst nur in einem forschenden Verhältnis steht, wie ein Anglist zu den englischsprachigen Ländern und ihrer Sprache, oder wie ein Jurist zum Recht, oder ein Judaist. Allerdings, was für mich noch viel verwunderlicher ist, dass keinen andern weiter stört; es reicht wohl, wenn man nur irgendwie in seinen Vorurteilen bestätigt wird. Es ist jedem vernünftigen Menschen klar, dass Islamisten, ob muslimischen Glaubens oder nicht, keinesfalls UNSERE Feinde sind, sondern einzig jener Personen, die mit Hilfe von Klischees und Vorurteilen Verfügungsgewalt über andere Menschen aufbauen wollen. In dieser Hinsicht ist wohl eher richtig, dass die USA unser Feind ist, unabhängig von irgendwelchen ethnischen Koordinaten.
Nun ja, den Weg von der Quasseldemokratie zur Schlägerdemokratie sind die Deutschen schon einmal gegangen. Schwärmst Du für Wiederholungen?
Das was Du sagst, ist eben SO, wie Du es sagst nicht wahr.
lg diethelm
 
Schön langsam dämmert mir, was Du meinst!
Ich erwarte von unseren muslimischen Mitbürgern, dass sie den islamistischen Terroristen widersprechen, in deren Religion zu handeln. Muhammad Ali hatte es nach dem 11. September in den USA getan!
Du redest plötzlich einzig von der "Solidarität" der muslimischen Bürger Deutschlands mit den nichtmuslimischen Bürgern Deutschlands, wohl eine „irakische Haarnadelkurve“ die Du da kratzt! Na gut.
Ich kenne die deutschen Zustände bei weitem nicht so gut wie die österreichischen. Aber in Österreich haben sich die Exponenten der islamischen Gemeinschaften verbal sehr wohl öffentlich gegen jede Art von Terrorismus geäußert, und das obwohl die Solidarität der christlichen Bevölkerung Österreichs ihnen gegenüber nur sehr beschränkt vorhanden ist. Wohl werden muslimische Gastarbeiter nach wie vor von den Anwerbestellen der Wirtschaft ins Land gelockt, um billige und willige Lohnsklaven zu haben, aber an Rechten werden sie knapp gehalten und von der s.g. einheimischen Bevölkerung weitestgehend ausgegrenzt. Aber das war, soweit ich weiß, bei Euch in Germanien auch nicht anders, obwohl bei Euch einige Eurer christlichen Mitbürger einigen der muslimischen Bewohner von Flüchtlingsheimen überaus heiß nahe getreten sind, die deutsche Solidarität mit deutschen muslimischen Mitmenschen also recht mangelhaft war und auch noch immer ist. Ansonsten nehme ich an, dass das Zusammenleben in Deutschland, bis auf ein paar radikalere Formen nicht viel anders abläuft, als bei uns in Österreich, besonders auf Baustellen oder im Reinigungsgewerbe, was die Solidarität betrifft. Da erbringen die Muslime sehr wohl eine Menge an "freiwilligen" Vorleistungen, ohne besondere Chance auf Rückvergütung, zumindest was die Solidarität betrifft.
Allerdings, der Teil, den Du aus meinem Beitrag heraus schneidest, sowie Deine Antwort darauf lässt mir Deine Argumentation schon sehr abstrus erscheinen! Wenn die Mafia eine Bevölkerung terrorisiert (und mafiöse Organisationen sind definitionsgemäß terroristische Organisationen!), so ist Solidarität nicht gefragt, weil es nicht um „den Missbrauch der muslimischen Religion zu Machtzwecken“ geht. Auch eine Art von Moral, nicht bös sein, aber sie mutet mich sehr „christlich“ an.

lg, diethelm
 
Diethelm, mir geht das auf den Zeiger, alle Fehler und Schlechtigkeit nur bei uns zu suchen, und unsere islamischen Mitbürger von jeder Bringschuld frei zu sprechen!

Deutsche - Ausländer: Alle hacken auf die Deutschen herum, die Ausländer sind die Gebeutelten
Industrienationen - Dritte Welt: Die Industrienationen sind die Schweine der Welt!
So wird schon seit Jahrzehnten diskutiert. Und so wird der Rechtsradikalismus gefördert, wenn uns - an den Realanalysen vorbeiagitiert - nur das schlechte Gewissen geschürt wird - ich hoffe, das ist dir klar! Mir geht so ein Denken und Handeln so dermaßen auf den Zeiger, du ahnst nicht wie!

Gysi
 
Einew derart abstruse Behauptung, die USA seien unser natürlicher Feind, habe ich nur von Linksradikalen und Islamisten gehört. Bei aller Kritik an deren Politik, Deutschland hat ihnen letztlich die Wiedervereinigung und das Ende der Naziherrschaft in Europa zu verdanken.
Deine akademischen Ausschweifungen gehen am Kern vorbei, den realen Zuständen in allen islamisch geprägten Ländern bezogen auf die individuellen Freiheiten. Möchtest Du in diesen Ländern als Frau leben ?
Einene Zusammenhang zwischen der weltweiten Präsenz der USA und dem islamisstischen Terror gibt es nicht, reine Propaganda dieser Gruppe. Auch wo diese nicht präsent sind, bomben diese munter vor sich hin. Schon vergessen, die Ermordung von Touristen bei den Pyramiden von Gizhe, das Attentat in Dijerba (14 Deutsche tote Touristen), der Attentatsversuch in Jordanien usw.
Der Koran ruft zum Frieden nur innerhalb der islamischen Welt auf, erklärt aber zugelich allen Ungläubigen den, oder wie es dort wörtlich heisst: Schlagt allen
Ungläubigen die Köpfe ab und tötet sie, sobald sie euch den Rücken kehren.
Die Tendenz, uns immer wieder als Mitschuldige an diesem Terrorismus hinzustellen, verwechselt Opfer und Täter. Das wahllose Töten von Menschen, aus welchen Gründen auch immer, ist durch nichts zu rechtfertigen. Die Wirklichkeit in der Welt zeigt, dass es zur Zeit keine vergleichbar aggressive Religion gibt, die derart radikal und ohne Rücksicht auf irgendwen ihre politischen und ideologischen Ziele versucht durchzusetzen.
Im übrigen, Menschen wie die Islamisten, die eine Ideologie vetreten, die unsere Grundrechte ablehnen und für ihr Abschaffung kämpfen, sind meine natürlichen Feinde, da sie auch meine Rechte abschaffen wollen.
Auch im Iraqu gilt, dass nicht jeder, der zur Waffe und Bombe greift, ein Freiheitskämpfer ist. Viele davon wollen die Saddamdiktatur durch eine islamistsiche Mullahdiktatur ersetzen. In der Beurteilung kommt es nicht nur darauf an, wogegen man kämpft, sondern auch wofür. Sind es islamistische Ziele, der Kampf also nicht zur Erringung von Freiheit geführt wird, ist es Terror.
Anmerkung: Die Putzfrauen in Deutschland sind meist aus Polen und wenn ein Gastarbeiter hier tätig ist, so arbeitet er nicht für das Land, sondern für eine Firma gegen Entgelt (oder arbeitest Du für Österreich ?)
 
mavaho schrieb:
In der Beurteilung kommt es nicht nur darauf an, wogegen man kämpft, sondern auch wofür.
Ja. 1978/9 stand ich als junger Kerl noch auf den Straßen und beteiligte mich an den Demonstrationen gegen den Schah. Dann kam der Ayatollah Khomeini, aus dem auch der aggressive Islamismus der Neuzeit entstand. Ich weiß nicht, ober der ohne die linke Unterstützung nicht auch gekommen wäre. Wenn nicht, dann war diese Parteinahme die schlimmste Fehleinschätzung, denen die Linke in den letzten 50 Jahren aufgesessen war! Auch wir, Diethelm, machen Fehler und sollten aus diesen lernen!

Gysi
 
Da haben wir gemeinsam zu leiden. Auch ich habe gegen Schah demonstriert(was danach kam, war schlimmer als vorher), für Castro(heute seine eigene Karikatur, das Land abgewirtschaftet und ohne bürgerliche Freiheiten), für Mao Tse Tung(nur die Kulturrevolution hat 2 Millionen Menschen das Leben gekostet, Umerziehungslager gibt es heute noch).
Der Feind meines Feindes ist mein Freund, funktioniert nicht, man hat schlicht unseren Idealismus missbraucht. Davon habe ich gelernt, nur die politischen Strömungen zu unterstützen, deren Ziel nicht die Einschränkung meiner persönlichen Freiheiten ist, wie ich meine, ein guter Massstab.
Übrigens, ich vermisse seit langem den Protest der Friedensapostel wegen des Kriegs in Tschetschenien, da herscht munteres Schweigen, obwohl dort täglich mehr Menschen als im Iraqu getötet werden, und das schon seit langem. Wären dort die USA, würden die Proteste nicht abreissen.
 
mavaho schrieb:
Übrigens, ich vermisse seit langem den Protest der Friedensapostel wegen des Kriegs in Tschetschenien, da herscht munteres Schweigen,
Stimmt! Warum?
1.) Wer will schon der zarten Pflanze der russischen Demokratie in die Bresche fahren?
2.) Die Linke demonstriert nicht. Die Rechte und die Mitte aber auch nicht. Warum nicht? Zu viele eigene Sorgen?

Gysi

PS.: Interessant, diese Sequenz aus deiner Biografie. Bist du jetzt in deiner Entwicklung einen Schritt nach vorne gegangen (in Richtug Synthese)? Oder einen Schritt zurück? :D :ironie:

Gysi
 
Diethelm, mir geht das auf den Zeiger, alle Fehler und Schlechtigkeit nur bei uns zu suchen, und unsere islamischen Mitbürger von jeder Bringschuld frei zu sprechen!
Abgesehen davon, dass man riskiert, wenn man ständig mit nacktem Finger auf angezogene Leute zeigt, hin und wieder eine darauf zu kriegen, so wäre es doch interessant, wenn Du mir zeigen könntest, wo ich behauptet hätte, dass alle Fehler einzig bei den Deutschen, einzig alle Schuld bei ihnen läge! Wenn Du meine Beiträge genauer betrachtest, so wirst Du vielleicht merken, dass ich der Meinung bin, dass alle anderen Völker der Erde nicht wesentlich anders sind, als die Deutschen, die Österreicher nicht, die Iren, die Korsen, die Basken und die Ex-Jugoslawen nicht, und auch nicht jene Völker, die muslimischen Glaubens sind. Einzig mit den US-Amerikanern würde ich sie noch nicht vergleichen; aber, wenn das für einen Deutschen eine "Herumhackerei" auf ihm ist, ernstlich, für WEN hält er sich dann?

"Bringschuld" ist ein wunderschönes Vokabel, es bedeutet, dass der damit belastete ständig Leistungen zu erbringen hat, für die es absolut keine Gegenleistung gibt, wie einst im Mittelalter Frondienst, Zehent. Und wie einst diese Potentaten die erbrachten Leistungen nicht sahen, weil sie ihnen immer zu wenig waren, so scheinst auch Du nicht sehen zu wollen, dass die Muslime in unseren Ländern lebenden Muslime ganz schön was einbringen.
Den Wortteil *schuld* habe ich verwendet am 6.4, weil vom Thema abgewichen , am 20.4 im Zusammenhang mit Luther und Hitler: "..., wenn man jede Moralinsäure und Schuldzuweisung weg lässt, ...", am 23.4. im Zusammenhang mit der Unwissenheit, mit der Österreicher und Deutsche bezüglich der Konzentrationslager geplagt wurden, mit den Worten, dass Un-"schuld" andere Kriterien hätte, und jetzt, in Deinem Zusammenhang mit "Bringschuld". also kein einziges Mal in jener religiösen Bedeutung, wie mavaho und Du es im Übermaß verwendet. Eure "Schuld" hat also eindeutig nichts mit mir zu tun, sondern ist nur Euer Versuch, das Sachthema zu emotionalisieren, um Gesprächsteilnehmer unter einen emotionalen Druck zu setzen, um über Gefühle sachfremde Urteile zu evozieren, um ihm ein schlechtes Gewissen wegen ungerechtfertigter Schuldzuweisung anzulasten.
So eine Vorgehensweise ist wohl der Machtaneignung, nicht aber, nach meiner Sicht, dem Frieden dienlich.
lg, diethelm
 
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Ich weiß nicht, ob in Deutschland je ein Linker für Khomeini demonstriert hat, in Österreich jedenfalls nicht! Die westlich engagierte Welt, wenn Du Dich recht erinnerst, demonstrierte damals, so sie demonstrierte, für jene gemäßigten persischen Kräfte, die eine Demokratie wollten und gegen den Shah; denn das Shah-Regime in seiner Gigantomanie war gewalttätiger, als es die Ayatollas inzwischen je waren, was die Zahl der Verschwundenen und Getöteten betrifft.
Dass der USA-abhängige Westen diese "gemäßigten Kreise" niemals unterstützt, ist wohl eine Tragödie für sich! Welche andere Chance bleibt den Unzufriedenen, als sich zu radikalisieren, sich radikaleren Kräften anzuschließen? Ob in Indochina, an der afrikanischen Mittelmeerküste, den ehemaligen Kolonien, im Iran und dem nahen Osten und auch im Ex-Jugoslawien, und auch in der UdSSR. Ob Jelzin und Putin wirklich demokratischer sind als Gorbatschow, ist sehr zweifelhaft. Allerdings, den USA stehen sie interessensmäßig um einiges näher.
Aber zurück zum Iran! Über 2 Jahrzehnte waren die Menschenrechtsverletzungen des Shah-Regimes bekannt, und kein Schwein im Abendland hat es gestört, wenn moderate Regimekritiker, die sich zu ihrer Kritik bekannten, in den Verließen verkamen. Selbst als es so richtig heiß wurde, wurde noch immer versucht, den Shah zu halten. Wundert es Dich, wenn dann nichts anderes als Radikalität übrig bleibt? Vielleicht zur Erinnerung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Iran, oder etwas mehr aus iranischer (nicht so sehr aus muslimischer) Sicht: http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Iran. Über die Rolle der westlichen Welt bei den einzelnen Momenten könnte man viel argumentieren, und auch, wo sie Gegenbeispiele gesetzt hat. Die selben demokratischen Kräfte, die sich damals gegen den Shah eingesetzt hatten, müssen jetzt wieder den Kampf aufnehmen. Eine rechtzeitige Rückkehr zur konstitutionellen Monarchie hätte, und das ist meine überzeugung, das alles erspart. Aber wenn es ernst wurde, hat die USA noch nie unabhängige Freiheitskäpfer unterstützt, weder in Ungarn, noch in Polen, nicht in der CSSR, nicht im Irak des Saddam, nach dem 2. Golfkrieg, wieso dann auch jetzt in Persien oder sonst wo auf der Welt. (das erinnert ganz frappant an den deutsch-französischen Krieg, wo die deutschen Truppen alle Kampfhandlungen gegen französische Truppen um Paris einstellten, damit sie die Pariser Demokratie vernichten konnten!) Nun mavaho hat schon ganz richtig gesagt warum.
Deine Meinung:
Wenn nicht, dann war diese Parteinahme die schlimmste Fehleinschätzung, denen die Linke in den letzten 50 Jahren aufgesessen war!
erinnert mich formal sehr an unsere Katholiken. Sie bedauern jene Sünden am heftigsten, die sie nicht begangen haben. Den Shah mit aller Gewalt an der Macht zu halten, koste es, was es wolle, wäre wohl die weitaus "größere Sünde" gewesen!
Es gibt auch heute in Österreich jede Menge Leute, die von der guten alten Zeit (der Monarchie) träumen, wobei ich von meinen Großvätern völlig anderes weiß, und es gibt auch heute in Österreich Leute, die damit argumentieren: "Unterm Hitler hätt's das nicht gegeben", und auch noch Erfolg damit haben. Dabei liegt Österreich, was die EU-Statistik in bezug auf Antisemitismus betrifft, hinter Germanien, was ich allerdings nicht glauben kann. Selbst wenn Muslime dieses verursachten, kann dies statistisch nicht nachvollzogen werden, weil der prozentuelle Anteil an Muslimen in Österreich höher als in Deutschland liegt. Es sei denn, wir müssten annehmen, dass antisemitische Muslime aus Deutschland aus irgend einen besonderen Grund überaus stark bevorzugten.
Deine Überzeugung,
Auch wir, Diethelm, machen Fehler und sollten aus diesen lernen!
teile ich auch! Ohne Abstriche! Nur unterscheide ich mich in dem, was daraus erlernbar ist, wohl diametral. Du meinst, die "Linke" (nur weiß ich nicht, wer das damals war, denn es waren auch jede Menge demokratisch denkende Bürgerliche und Christen dabei) hätte sich die Augen, die Ohren und den Mund zuhalten sollen, und die Menschenrechtsverletzungen gut heißen. Ich aber meine, wir hätten 20 Jahre früher und lauter schreien sollen! Denn Übel lassen sich nur dann ganz einfach beseitigen, solange sie nicht vorhanden, und leicht beseitigen, solange sie noch klein sind. Sobald sie aber eine gewisse Größe erreicht haben, kostet es jede Menge Anstrengung! In diesem Augenblick aber sehen viele Menschen in der notwendigen Anstrengung das größere Übel, nicht in der ausgeübten Gewalt.
 
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