An verschiedenen Stellen haben wir schon das Thema Narrativ des Mainstreams behandelt. Vielleicht ist dieses Thema mal einen eigenen Thread wert.
Borchert hat den Mainstream folgendermaßen definiert:
Das ist zwar eine sehr präzise Definition aus dem rechten Lager, aber ich als Verschwörungsmystiker und Schwurbler kann das so simplifiziert nicht stehen lassen.
Für mich ist der Mainstream die Instanz, die das normierte Denken erschafft, die Instanz, welche die politische und gesellschaftliche Diskussion definiert. Wohlbemerkt, sie definiert nicht die Wahrheit, so war das früher bei Goebbels. Sie definiert die Diskussion. Sie legt fest, was politisch gewollt und korrekt ist, was man noch als Gegenposition vertreten kann und was absolut gar nicht geht. Nehmen wir das Beispiel des Klimawandels. Ich sag es gleich, ich persönlich habe dazu keine starke Meinung, weil ich kein Klimaexperte bin. Ich bin da also neutral. Wenn ich nun die Diskussion neutral beobachte, stelle ich fest, dass im Mainstream der menschengemachte Klimawandel als zweifelloser Fakt anerkannt wird. Das ist die politisch korrekte Meinung, und die gilt. Nun kann man über alle möglichen Details diskutieren und wie man diesem Problem insgesamt begegnen soll, tausende Talkshows zu dem Thema abhalten und es entsteht so tatsächlich das Bild einer Meinungspluralität. Maximal kann man noch den Standpunkt vertreten, dass der zweifellos menschengemachte Klimawandel vielleicht gar nicht so schlimm ist, wie angenommen. Die Idee aber, dass der Klimawandel vielleicht überhaupt nicht menschengemacht ist, sondern dass da vielmehr eine politische Agenda dahinter steht, die ist Tabu und wird aus dem Mainstream verbannt, obwohl es auch da abweichende Meinungen in der Wissenschaft gibt.
Ich glaube nicht, dass 90% der Bevölkerung zweifellos davon überzeugt sind, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Ich behaupte sogar, dass sich die allermeisten Leute noch niemals wirklich tiefgehend mit diesem Thema befasst haben. Tiefgehend bedeutet jenseits von Google Seite 1. Aber das hier soll ja kein Klima-Thread werden, genau so wenig ein Corona-Thread, es soll um das Mainstream-Thema gehen, aber dabei komme ich natürlich um das Zeitgeschehen nicht herum:
Genau so wie hier beschrieben ist es mir selber auch ergangen. Ich konnte das Narrativ des Mainstreams bezüglich Corona bis vor einigen Wochen draußen halten, es hat mich persönlich nie berührt. Aber dann hatte ich irgendeine andere Erkältungsseuche mit ziemlicher Atemnot und musste einen Coronatest machen, welcher zwar negativ ausfiel, aber da ist das Narrativ dann das erste mal knallhart zu mir durchgedrungen. Gleichzeitig ist in meinem Umfeld der Druck immer mehr gestiegen und so habe ich schließlich kapituliert und Ja zum Pieks gesagt. Als ich dies im Covid-Thread schilderte, reagierte plotin folgendermaßen:
Wenn man bewusst spürt, dass man von einer absoluten Übermacht, nämlich dem Mainstream, zu etwas gezwungen werden soll, ist das aus meiner Sicht dramatisch. Nur nehmen das die abgestumpften Menschen heutzutage natürlich nicht mehr wahr, denn:
Der Mainstream hat meine Mitmenschen manipuliert, gegen den Mainstream alleine konnte ich noch vorgehen, nicht aber gegen den Mainstream und die Mitmenschen.
Also wo will uns der Mainstream eigentlich haben? Er will uns im politischen Diskurs irgendwo da halten, wo man noch hindarf. Aber nirgends sonst. Und am besten verlässt man den politischen und gesellschaftlichen Diskurs ganz und begibt sich in die Clownwelt. Dort ist unser eigentlicher Bestimmungsort, in der Welt der Partys, hirnlosen Fernsehshows, Videospiele, Katzenvideos und Fail-Clips. Wir sollen eine Spaßgesellschaft werden, die keine Fragen mehr stellt und wenn doch Fragen gestellt werden, dann aber nur die richtigen und nicht die bösen.
Wenn man sich da nicht einordnen kann, bleibt einem nur übrig, sich der Ketzerbewegung anzuschließen, also der undefinierten, unklaren und noch in der Entstehung begriffenen Bewegung, die vom Mainstream irgendwo im verschwörungstheoretischen, esoterischen, rechtsoffenen Grenzbereich angesiedelt wird. Wenn der Mainstream die Innenstadt mit den Verwaltungsgebäuden ist, dann ist die Clownwelt die riesige, kunterbunte Karnevalsveranstaltung drum herum. Und im Außenbereich, da wo die Dixieklos und die Mülldeponien des Karnevals sich befinden, dort steht die Ketzerbewegung und demonstriert. Und hin und wieder stolpert jemand aus der Clownwelt in diesen Außenbereich, um sich zu übergeben, weil er zu viel Zuckerzeug inhaliert hat. Und dann schaut er sich nach diesem Moment der inneren Reinigung vielleicht einige der Plakate der demonstrierenden Ketzerbewegung an und was dann als nächstes passiert, das ist eine Frage des jeweiligen Individuums.