Bernd
Well-Known Member
- Registriert
- 3. Mai 2004
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- 8.631
AW: Der "Früher-war-alles-besser"-Thread
Hallo Raffael.
Die Entwicklung bei den Musikformaten haben z.B. für mich eher Vorteile, ich konnte den Plattenspieler in meinem Personenkraftwagen endlich gegen ein erschütterungsresistentes CD-Abspielgerät tauschen.
Ich sehe allgemein etwas, was „früher besser war“:
Die Anforderungen an die aufwachsenden Menschen waren „früher“ m.E. milder.
Heute kann man kaum etwas wirklich neues, originelles aufschreiben oder bauen oder unternehmen, weil durch die große Informationsvernetztheit immer einer kommt der sagt „das ist aber nichts besonderes, das steht doch schon bei Koschinski“ oder „das gabs doch bei den Engländern in den Sechzigern schon“ oder man sagt „das lohnt sich nicht, das gibt es doch viel schöner schon zu kaufen“. Da verliert man schnell den Mut.
Ein mongolischer Erfinder hatte es vor 1000 Jahren leichter, einfach, weil er nicht wusste, was gleitzeitig in Bad Vöslau los war. Heute würde der Mongole zwar auch mehr nützliche Informationen für seine Erfindungen bekommen, aber die Einzigartigkeit seiner Gestaltungsversuche, seines Lebens, seiner persönlichen Eigenschaften, die war damals m.E. beschützter. Heute musst du erst zig Jahre das Wissen der anderen aufholen, um dann meinetwegen in der Biotechnologie etwas wirklich neues zu entwickeln. Die Asiaten schicken ihre Kinder zum Privatunterricht, bis spät abends...früher gab es einfach nicht so viel Datenmüll, der in unsere Köpfe hinein musste. Ich konnte bis abends Holzhütten zusammennageln.
In einer Welt, wo es „schon alles gibt“, wie heute, wird ein Kind schneller resignieren und sich auf den Konsum von Gestaltungsmöglichkeiten zurückziehen.
Und das erleben wir.
Selbst als Auswanderer ist man heute nichts besonderes mehr, weil dort wo man hinkommt etwa 31 Aussteiger herumlungern, teilweise sogar in ungewöhnlichem Luxus.
Ein Senior wird heute m.E. unmenschlich in einem Seniorenheim verwart und mit vorgefertigten Unternehmungen beschäftigt (teilweise auch verwertet)...ich finde es besser wenn der Opa morgens noch im Garten herumwuselt und Holz hackt und meinetwegen mit einer Zigarre im Gras liegt und auf seinem faltigen Bauch die Enkel herumtoben, alsdass die Enkel aufgrund der Arbeitsstelle des Vaters in einer fernen Stadt leben und von einer Montessoripädagogin betreut werden und der Opa mit geliftetem Bauch und Rauchverbot im Seniorenheim dahin dämmert und die Krankenschwester, die ihm den Bauch streichelt, bezahlen muss. Diese Sachen waren aus meiner Sicht „früher besser“. Wobei man heute Nieschen finden kann, sich die Einfachheit zu bewahren. Dazu wiederum, gehört heute m.E. Mut, weil man damit ausgegrenzt wird.
Möglicherweise ist die erfordernis dieses Mutes heute ein attraktiver Anreiz, der dieses "das hatten wir alles schon" überwinden kann, ich weiß es nicht.
Das ist mein vorübergehender Eindruck.
Bernd
Hallo Raffael.
Die Entwicklung bei den Musikformaten haben z.B. für mich eher Vorteile, ich konnte den Plattenspieler in meinem Personenkraftwagen endlich gegen ein erschütterungsresistentes CD-Abspielgerät tauschen.
Ich sehe allgemein etwas, was „früher besser war“:
Die Anforderungen an die aufwachsenden Menschen waren „früher“ m.E. milder.
Heute kann man kaum etwas wirklich neues, originelles aufschreiben oder bauen oder unternehmen, weil durch die große Informationsvernetztheit immer einer kommt der sagt „das ist aber nichts besonderes, das steht doch schon bei Koschinski“ oder „das gabs doch bei den Engländern in den Sechzigern schon“ oder man sagt „das lohnt sich nicht, das gibt es doch viel schöner schon zu kaufen“. Da verliert man schnell den Mut.
Ein mongolischer Erfinder hatte es vor 1000 Jahren leichter, einfach, weil er nicht wusste, was gleitzeitig in Bad Vöslau los war. Heute würde der Mongole zwar auch mehr nützliche Informationen für seine Erfindungen bekommen, aber die Einzigartigkeit seiner Gestaltungsversuche, seines Lebens, seiner persönlichen Eigenschaften, die war damals m.E. beschützter. Heute musst du erst zig Jahre das Wissen der anderen aufholen, um dann meinetwegen in der Biotechnologie etwas wirklich neues zu entwickeln. Die Asiaten schicken ihre Kinder zum Privatunterricht, bis spät abends...früher gab es einfach nicht so viel Datenmüll, der in unsere Köpfe hinein musste. Ich konnte bis abends Holzhütten zusammennageln.
In einer Welt, wo es „schon alles gibt“, wie heute, wird ein Kind schneller resignieren und sich auf den Konsum von Gestaltungsmöglichkeiten zurückziehen.
Und das erleben wir.
Selbst als Auswanderer ist man heute nichts besonderes mehr, weil dort wo man hinkommt etwa 31 Aussteiger herumlungern, teilweise sogar in ungewöhnlichem Luxus.
Ein Senior wird heute m.E. unmenschlich in einem Seniorenheim verwart und mit vorgefertigten Unternehmungen beschäftigt (teilweise auch verwertet)...ich finde es besser wenn der Opa morgens noch im Garten herumwuselt und Holz hackt und meinetwegen mit einer Zigarre im Gras liegt und auf seinem faltigen Bauch die Enkel herumtoben, alsdass die Enkel aufgrund der Arbeitsstelle des Vaters in einer fernen Stadt leben und von einer Montessoripädagogin betreut werden und der Opa mit geliftetem Bauch und Rauchverbot im Seniorenheim dahin dämmert und die Krankenschwester, die ihm den Bauch streichelt, bezahlen muss. Diese Sachen waren aus meiner Sicht „früher besser“. Wobei man heute Nieschen finden kann, sich die Einfachheit zu bewahren. Dazu wiederum, gehört heute m.E. Mut, weil man damit ausgegrenzt wird.
Möglicherweise ist die erfordernis dieses Mutes heute ein attraktiver Anreiz, der dieses "das hatten wir alles schon" überwinden kann, ich weiß es nicht.
Das ist mein vorübergehender Eindruck.
Bernd
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