Chris M
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Angesichts des Videos und Ähnlichem, wer kann es jemandem verdenken, etwas gegen solche Umtriebe zu tun, wenn er die Möglichkeit dazu hat ?
Es wäre dann doch sehr billig, sich mit einem "ist nicht hier, geht mich nichts an" aus der Verantwortung zu ziehen.
Aber diese Zustände, wie sie in dem Video gezeigt wurden, finden doch jetzt nach zwanzig Jahren Intervention statt. Und wir müssen uns hier ja gar nicht auf Afghanistan beschränken. Im Irak sind nach dem Abzug der US-Truppen auch die alten Religionskriege wieder aufgebrochen, die zuvor vom autoritären (nicht religiösen) Herrscher Saddam Hussein unter dem Deckel gehalten wurden. Und was sind eigentlich die Resultate von Jahrzehnten der Entwicklungshilfe in den afrikanischen Ländern? Vielleicht ist der westliche Ansatz, unsere Werte und Vorstellungen der Welt aufzuzwingen, einfach grundsätzlich falsch.
Mal ein ganz simples Beispiel dafür: Ich habe vor langer Zeit mal gelesen, dass ein kleiner afrikanischer Betrieb, in dem Näherinnen seit Jahrzehnten arbeiteten, von einem westlichen Konzern aufgekauft wurde. Dann hat sich ein Konzernvertreter die Arbeitsabläufe in dem Betrieb angesehen und hat mit seinem westlichen Mindset festgestellt: Alles viel zu langsam und ineffizient! Und hat angeordnet, den ganzen Arbeitsablauf grundlegend zu verändern. Das Resultat: Die Näherinnen sind durch diese Veränderungen so aus dem Konzept gekommen und konnten sich auch nach Wochen nicht damit zurechtfinden, sodass die Konzernleitung beschloss, alles wieder so zu machen, wie es vorher jahrzehntelang gemacht wurde, und das funktionierte dann von Tag 1 an wieder reibungslos.
Vielleicht sollte man diese kleine Anekdote mal ins Gesamtbild übertragen. Der Westen geht mit einer ganz spezifischen Einstellung an diese Dinge heran, nämlich: Wir wissen es besser! Das fängt schon bei dem Wort Entwicklungsländer an. Da ist schon ganz viel Suggestion im Begriff enthalten. Entwicklungshilfe genau so. Um nochmal auf die Geschichte mit den Näherinnen zurückzukommen: Das westliche Mindset wollte das Wollknäuel ent-wickeln, hat es aber dadurch nur ver-wickelt. Vielleicht können wir unsere Denke einfach nicht exportieren, weil sie sich aus einer ganz spezifischen Geschichte, Kultur und Religion ent-wickelt hat.
Es wird ja immer behauptet, es sei menschenverachtend, zu sagen: Das geht uns nichts an. Aber wie viele desaströse Fehlschläge braucht es denn noch, bis wir begreifen, dass unser Ansatz vielleicht grundfalsch ist. Und wenn dann, wie so oft, gewisse Bilder gezeigt werden, verknüpft mit der Frage: Können wir das einfach so passieren lassen? Dann muss man auch mal die Konsequenz haben, zu sagen: Ja, das können wir, zwar nicht einfach so, denn es fällt uns durch unser christlich geprägtes Menschenbild schwer, aber man muss vielleicht die Stärke entwickeln, hier mal zu sagen: Diese Kulturen haben einen ganz anderen historischen und kulturellen Background als wir und wir sollten es ihnen zugestehen, sich autonom zu entwickeln, ohne unsere Entwicklungs-Hilfe.
Ich war früher ein großer Star Trek Fan, und in dieser SciFi-Welt gibt es die oberste Direktive, die besagt, dass die Sternenflotte nicht in die Entwicklung fremder Zivilisationen eingreifen darf, die noch nicht die Raumfahrt entdeckt haben. Vielleicht sollten auch wir hier auf der Erde des 21. Jahrhunderts eine oberste Direktive erstellen, die es uns untersagt, mit anderen Kulturen zu interagieren, bis diese aus eigener Kraft gewisse Kriterien erfüllen. Was diese Kriterien sein könnten, das ist ein anderes Thema, welches hier nun zunächst einmal den Rahmen sprengen würde.
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