Nun, zwei Artikel aus Ehrenhausers Buch habe ich gelesen.
Den über Lobbyismus und den über das fragliche Demokratie-Defizit.
Was mir an beiden Artikeln auffällt, ist die Aufsatzform mit Beschreibungen der Zustände unter mehreren Unterthemen, jeweils aber im Prinzip gleich.
Es fehlt mir ein Über-Blick aus erhöhter Position, der Fehler nicht nur durch Zitate und Literaturbesipiele zeigt, sondern durch einfaches Draufsehen.
Dazu wäre es m.E. nötig, aus dem EU-Rahmen herauszugehen und global auf das Geschehen zu blicken.
Wenn man sich das Beispiel USA ansieht, dann gibt es ja in der Vorgeschichte ihrer Entstehung ähnliche Probleme, die bewältigt werden mußten. Partikularinteressen der jeweiligen Einflußmächte England, Frankreich, Deutschland wurden teilweise durch blutige Kriege zu einer Lösung gebracht.
Schlußendlich haben sich aber nach und nach alle einzelnen US-Staaten - mit all ihren jeweiligen Eigenheiten - doch als Teil eines großen Gesamtgebildes entwickelt. Dabei spiel aus meiner Sicht das Amt des Präsidenten eine entscheidende Rolle. Eine EU-Kommission ist demgegenüber ein anonymer Haufen abgehobener elitärer Interessenvertreter lediglich wirtschaftlicher Interessen und Nationalismen.
Die EU ist ja aus rein logistischen Wirtschaftserfordernissen hervorgegangen, wobei niemals ein Staatengebilde EU als eiheitliche Gesellschaftsform geplant war.
Heute ist erkennbar, daß nur der komplette Zusammenschluß kulturell/wirtschaftlich/soziologisch verwandter Staaten eine global existenzfähige Einheit bilden kann. Dagegen stehen die immer noch weitaus stärkeren Traditionen der Nationalinteressen und der in den jeweiligen Bevölkerungen geschürten Ängste , die eigenen nationale Identität zu verlieren. Wieder am Beispiel USA könnte man lernen, daß zu solchen Ängsten eigentlich kein Anlaß besteht. Texas ist anders als Washington, Utah anders als Californien und trotzdem fühlen sich die US-Staaten als ein Amerika.
Es müßte m.E. vielmehr für die psychologische Hinwendung der europäischen Völker zu einem mächtigen, für alle vorteilhaften Vereinigten Europa getan werden, anstatt sich kleinkariert über die Krümmung der Bananen und die Richtlinien der Geldverteilung egoistisch zu streiten.
Also: müßte ein starker "Präsident" aufgebaut und inthroniert werden, der die Integrationsfunktion für alle EU-Staaten leisten kann. Nicht im Detail, sondern als Personifizierung der Einheit. Aus meiner Sicht wäre ein Schweizer Staatsmann dafür am besten geeignet. Und zwar jemand, der aus dem philosophisch/soziologischen Lager käme. Gerechtigkeit und friedliche Außenpolitik müßten im Vordergrund stehen. Finanzen und Wirtschaft müßten sich an den islamischen Richtlinien der Scharia orientieren.
Ergänzen muß ich noch, daß ein Austritt der gesamten EU aus der Nato und eine rein europäische Verteidigungsarmee
dringend nötig wären. Über die Nato haben die USA derzeit bequeme Möglichkeiten das Enstehen einer autonomen, mächtigen EU zu verhindern.
Perivisor