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Demian

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AW: Demian

Hallo Totenkopp,
da stimme ich dir uneingeschränkt zu.
Weisst du, ich habe sonst ein etwas gespaltenes Verhältnis zu Hesses Büchern. Mit zwanzig waren sie für mich das Grösste und ich fand mich und das, was mich umtrieb darin. Mit dreissig hab ich dann wiedermal in ein paar von diesen Büchern hineingeschaut und fand sie nur noch grauenhaft wehleidig und selbstgefällig.
Mir vierzig ertrage ich sie nun wieder besser. Aber sie berühren mich auch nicht mehr besonders.
Mit Demian jedoch war es irgendwie anders.
War für mich einfach stets ein sehr schönes Buch - und ist es geblieben.

Liebe Grüsse und - ach ja: Willkommen hier :winken3:
Ela
 
AW: Demian

Das Buch lese ich auch gerade. Bisher finde ich es hervorragend. Vor allem die Anfangssequenz der Erpressung Siclairs durch Kromer ist beklemmend und weckt offengestanden böse Erinnerungen an die Kindheit und ihre Mechanismen. Ich wurde richtig unruhig, als ich das las. Es zeigt auch in subtiler Weise, dass Sinclair eigentlich gar keine legitime Möglichkeit hatte, sich effektiv zu wehren.

Seine eigene Lösung hätte darin liegen können, jenseits der Legitimität zu handeln und selbst Kromer des Apfeldiebstahls zu bezichtigen, bevor dieser es tut, und auf den besseren Leumund zu vertrauen. Wie Demian das Problem gelöst hat, wird ja nicht genau ausgeführt. Seine Kains-Theorie läßt aber darauf schließen, daß er auch nicht allzu zimperlich war im Sinne eines moralischen Vorgehens.

Bin gespannt, wie es weiter geht. Selbst das 7. Harry Potter Buch, das ich mir in der Bibliothek ausgeliehen habe, muß erst mal warten, grins.

Gruß
Zwetsche
 
AW: Demian

Ja, man kann sich in so vielen Dingen selbst wiederfinden, die Hesse in diesem Buch schreibt, deswegen fesselt es mich so.
Ich lese es offengestanden schon zum zweiten mal.
Ich denke, jeder kann von diesem Buch lernen, jeder kann daraus etwas für sich entnehmen. Und, wie Ela67 schon sagt, es hilft einem sich selbst zu finden.
Bei mir ist es jedenfalls der Fall.

Ela67, danke. :)

p.s.: Ich hoffe "Sofies Welt" wird mir genau so viel bringen. Es wird mein nächstes Buch sein.
 
AW: Demian

Ich habe es im Sommer gelesen und es war, wie bei den meisten Hesse-Büchern, die ich bisher gelesen habe so, dass ich ihm in vielen Punkten nicht zustimmen kann, es mich aber trotzdem irgendwie gefesselt hat.
 
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AW: Demian

Das Buch lese ich auch gerade. Bisher finde ich es hervorragend.

Mit einiger Verspätung doch noch mal zum "Demian". Leider hat sich mein Anfang so guter Eindruck dann gar nicht bewahrheitet. Das Buch hat mich sogar mit zunehmender Dauer etwas ärgerlich gemacht. Und ich frage mich auch, ob das richtige "Hesse-Alter" bei mir vielleicht doch vorbei ist, na gut so weit will ich nicht gehen.

Vielleicht bin ich auch zu unbedarft dafür und verstehe mich auch überhaupt nicht auf Jung`sche Konzepte und Motive, die Hesse wohl hier verarbeitet hat. Ich bin deshalb durchaus offen und ggf. dankbar für Kritik an meiner folgenden Kritik.

Aber es nervt schon ziemlich, wie Hesse, ähnlich dem "Glasperlenspiel" sich andauernd auf die Selbstrefkektion des Protagonisten stürzt, so als sei es ein Frevel, auch mal Handlungen laufen zu lassen. Selbstfindung hier und Selbstfindung da, kaum sozialer oder historischer Kontext, stattdessen wie aus heiteren Himmel ohne erkennbaren Anlaß wieder eine neue Form der Bewußtseinserweiterung. Und alles im mehr oder minder abstrakten Raum, da kann auch der Beginn des 1. WK am Ende nichts retten.

Wo es für mich gar bedenklich wurde, ist die Passage, in der Hesse seinen Sinclair vor lauter Eifer über den persönlichen Reifeprozeß sinnieren läßt, es sei (sinngemäß wiedergegeben) in der Vervollkommnung eigentlich egal, was man für ein (z.B. politisches) Ziel verfolge. Das ist schon etwas haarsträubend, bedenkt man die Zeit, in der das Buch geschrieben wurde. Mindestens ist es naiv. Klar muß man Hesse (ähnlich wie Nietzsches "Übermenschenideen") zugute halten, daß er beim Verfassen noch nicht wissen konnte, wie fatal sich gerade diese Gleichgult später verwirklichen sollte. Und sicher traf er ähnlich wie Nietzsche damit auch in gewisser Weise den Nerv der Zeit und bewies großes Gespür für diese unheilvolle Entwicklung der Moderne. Nur: Wurde sie auch richtig eingeschätzt? Bzw., hat Hesse sich vielleicht in eine innere Welt vor den Schrecken der Geschehnisse geflüchtet?

Jedenfalls gibt es mir zu denken und hindert meine Begeisterung für dieses Buch, das doch so gut begonnen hatte.

Hesse ist und bleibt für mich ein großer Schriftsteller. Aber überall, wo solche Größe ist, finden sich scheinbar auch gewaltige Breitseiten der Kritik.

Viele Grüße
Zwetsche
 
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