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„Danke gut!“

>>Ich vermute, es mag zumindest zum Teil daran liegen, dass der Status "mir geht es gut" auch irgendwie bedeutet "ich stehe mit beiden Füßen am Boden" bzw. "ich hab mein Leben unter Kontrolle" oder auch "ich bin stark". <<

Warum möchte man das dem gegenüber ausdrücken? Ich versteh das noch nicht. Mindert man damit seine Angst vor ihm?

Ich denke, es geht hier in den wenigsten Fällen um konkrete Angst vor einem Menschen. "Stärke" bedeutet meines Erachtens auch irgendwie Schönheit. Ein Mensch, der sein Leben im Griff hat, also, der es wirklich im Griff hat und nicht nur so tut, der wirkt schön, wirkt interessant und ist beneidenswert. Ich finde, mit Menschen, die stark sind, gibt man sich generell gern hab. Man kann von ihnen lernen. Eine meiner früheren Signaturen lautete: "Es ist allgemein bekannt, dass Krankheiten ansteckend sind. Ich denke, Gesundheit aber ebenso." Ich bin der Ansicht, dass auch Stärke irgendwie ansteckend ist. Es ist einfach angenehm zu sehen, wie ein Mensch Herr seines Lebens ist. Daraus gewinnt man auch irgendwie Inspiration sein eigenes Leben aufzuräumen. So wie eben ein schönes Haus dazu inspirieren kann, sein eigenes Haus zu pflegen.
Ich meine, dass es gerade das ausmacht, warum jeder irgendwo "stark" sein will und Schwäche nicht unbedingt gern zeigt.

Nun bleiben aber andauernd Menschen am Gartenzaun, im Laden oder sonst wo stehen und reden ein paar Sätze mit mir. Sprechen die mich an, weil sich NICHT mit mir reden wollen?

Ich gehe davon aus, dass jeder, der dich anspricht auch mit dir reden will. Aber nur weil er mit dir reden will, heißt das nicht, dass er auch will, dass du ihn kennst.

Ich könnte dadurch viel leichter mit ihnen in Verbindung treten. Fände das ganz gut.

Können Menschen nur miteinander in Verbindung kommen, wenn es ihnen gut geht?
Können sie nur mit anderen in Verbindung treten, wenn sie stark sind? Mit beiden Beinen auf dem Boden stehen?

Nein, ich denke, Menschen können dann gut in Verbindung treten, wenn sie einander vertrauen. Wenn sie keine Angst davor haben, dass der Gegenüber sie ablehnt.

Bernd, ich denke, man will nicht unbedingt immer seine Schwächen und Probleme verbergen, sondern man will ganz einfach seine Stärken und Erfolge betonen. Ich vermute, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass wir dadurch gemocht werden.
Versteh doch, man geht auch nicht mit einer schmutzigen Hose und einem zu kurzen Hemd aus, so dass man den leichten Bauchspeck sieht und das Gefühl bekommt, der Kerl kann sich keine Waschmaschine leisten.
Nein, will man Leute kennen lernen, so zeigt man sich meist von der Schokoladenseite. Das betrifft unser äußeres Auftreten, wie unser Gespräch, das wir führen. Es muss gar nicht beim Kennen lernen so ablaufen. Man kann sich auch über Jahre hinweg kennen, und trotzdem noch bemüht sein, immer nur seine "starke" Seite zu zeigen.
Ich meine, das hat einfach etwas mit Vertrauen zu tun. Sobald man einem Menschen vertrauen kann, sobald man weiß, dass dieser Mensch einem trotzdem noch gut leiden kann, obwohl man gewisse Schwächen und Fehler hat, sobald eben diese Gewissheit da ist oder sollte ich besser sagen, sobald die Furcht davor verschwunden ist, ist der Mensch bereit, sich so zu zeigen, wie er wirklich ist, was er wirklich denkt und was er fühlt.

Wer keine Angst hat, abgelehnt zu werden, der hat auch kein Problem damit, seine wahren Gefühle und Gedanken zu zeigen. (Bedeutet aber nicht zugleich, dass er sie trotzdem zeigt.)

mfg
Ben
 
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AW: „Danke gut!“

Habt ihr euch schon mal gefragt, warum die Menschen, sobald sie sich beobachtet fühlen, beinahe automatisch vorgeben, es gehe ihnen gut und alles sei „in Ordnung“?
Ja.

Ist es die eigene Besänftigung, die Herauslösung des Guten, aus dem (Tages-)Geschehen? Sicher.
Finde ich auch.

Aber warum meinen wir, uns DEM ANDEREN als „alles ok“...oder „ach es geht schon“ oder „danke, gut“ darstellen zu müssen? Würden wir mit einem traurigen Gesicht nicht viel mehr Zuneigung bekommen, als mit einem lächelnden?
Ich denke, wir wollen mehrheitlich keine Schwäche zeigen; dazu (Schwächen zu zeigen) sind wir nur fähig, wenn wir uns unserer Stärken voll bewusst sein.

Lernt ein Kind, dass es lächeln muss? Weil man sich dann weniger um es kümmern muss? Die Frage kann ich nicht beantworten. Würde der Gefühlsausdruck des Kindes dann nicht im Dienste der Eltern stehen?
Ohne es meinen Eltern vorwerfen zu können, glaube ich schon, dass manche Eltern ihre Kinder zum "Dauerlächeln" erziehen, eben um Ruhe zu haben und sich wieder dem Lieblingsgötzen Geld zu widmen.

Wenn man durch die Straßen geht, begegnen einem überwiegend ängstliche, apathische oder offensichtlich aufgesetzte (dem ICH-Ideal folgende, bzw. Zweckgesichter: überlegene, arrogante, „böse“, grinsende...) Gesichter.
Nicht nur auf den Straßen, sondern auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln; ich bezweifle aber, dass man immer erkennen kann, ob es aufgesetzte Gesichter sind oder ein echtes Gefühl dahinter steckt.

Spricht man aber mit jemandem, „grinst der einen fast immer blöde an“, obwohl man auch oft merkt, dass etwas nicht stimmt.
Es gibt Menschen, die wollen gar nicht angesprochen werden; sie sind offenbar der Meinung, dass ihre Beziehungskiste voll ist und wollen auch keinen darin befindlichen Menschen austauschen; auch das muss man akzeptieren. Diesbezüglich möchte ich einen Ort erwähnen, an dem ich sehr häufig kommunikationsfreudige Menschen traf, das ist der Wiener Rathausplatz während des Musikalischen Sommers im Juli und August jeden Jahres (Betrieb täglich zwischen 11 und 24 Uhr).

Liebe Grüße

Zeili
 
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Ich gehe davon aus, dass jeder, der dich anspricht auch mit dir reden will. Aber nur weil er mit dir reden will, heißt das nicht, dass er auch will, dass du ihn kennst.

Wer keine Angst hat, abgelehnt zu werden, der hat auch kein Problem damit, seine wahren Gefühle und Gedanken zu zeigen. (Bedeutet aber nicht zugleich, dass er sie trotzdem zeigt.)

mfg
Ben

Hallo Benjamin,

Ich habe natürlich Deinen ganzen Beitrag gelesen und finde ihn hervorragend.
Du bist doch noch so ein junger Mensch und durchschaust die Dinge bereits , als wärst Du schon eine Ewigkeit auf dieser Welt.

Für mich hast Du in allen Punkten recht. Doch bezieht sich das, wie auch als Thema angedeutet, auf das reale Leben. Wie aber steht es mit dem virtuellen?
Möchtest Du einen neuen Thread eröffnen? Wäre doch sehr interessant, nicht wahr?

Sei herzlichst gegrüßt

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