Manche, die von der Pandemie nicht viel verstehen, verstehen auch nicht, warum beispielsweise bei Versammlungen
oder anderswo nur Ungeimpfte getestet würden. Denn, wolle man die Gefahr von Verbreitung minimieren, könnte
und müsste man Geimpfte ja ebenso testen.
Wer das glaubt, hat noch immer nicht verstanden, dass man eine Pandemie nicht an Einzelfällen und an Momenten
verstehen oder gar bekämpfen kann, sondern man muss den Horizont erweitern. Dann erkennt man, dass man mit
diesem Ansatz in der Regel (nicht in allen Fällen!) das Gegenteil erreichen würde, was man beabsichtigt.
Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Menschen lässt sich impfen, WEIL er sich dann die Testerei erspart. Würde man
diesen Vorteil, den die Impfung dann "künstlich" bringt wieder wegnehmen, würde die Impfquote dadurch geringer
sein und die Pandemie dadurch länger andauern und stärker wüten. Das heißt, für einen kurzfristigen Vorteil im lokalen
Szenario würde man mittelfristig gesellschaftsweit eine deutlich höhere Rechnung zu zahlen haben.
Ähnlich ist es mit Lösegeldzahlungen bei Entführungen oder anderen Erpressungen. Für den Einzelfall mag die Lösegeldzahlung
die richtige und einzige Lösung anmuten. Aber, wenn man zahlt, sendet man damit das Signal an alle potentiellen
Entführer und Erpresser, dass es sich für sie auszahlt. Das führt zu mehr Entführungen in der Zukunft mit größeren
Schäden.
Also noch einmal: Eine Pandemie erschließt sich nicht durch den Moment und durch den Einzelfall. Sie kann nur im großen
Maßstab begriffen und bekämpft werden. Und da macht für eine Gesellschaft beispielsweise eine etwaige Verringerung
einer Infektionsgefahr von 22% auf 20% einen viel größeren Unterschied, als sie für einen Einzelne bedeutet.
Das sei den Schreiern und Ich-Weiß-Alles-Und-Die-Regierung-Samt-Der-Ärztekammer-Sind-Dilettanten-Und-Verschwörer-Fanatikern
eines Schlages von Belair und Frenilshtar ein Hinweis, dass nicht die Regierung keine Ahnung hat, sondern vielmehr sie
selbst.