Hm. Vor etwas mehr als zwei Jahren wurde ein nachwachsender Tumor in meinem Bauch entdeckt. Er hätte damals schon operiert werden sollen, aber da er (noch) nicht bösartig ist und durch Corona die Intensivbettenkapazitäten ausgereizt waren, hat man es zunächst mit einer alternativen Methode versucht, d.h. insgesamt 4 Kurzzeitaufenthalte im Krankenhaus inkl. Vollnarkose. Alle vier Krankenhaustermine sind nicht wie geplant, sondern jeweils mit 1 - 2 Verschiebungen gemacht worden. Grund: nicht nur die Intensivstationen waren überlastet, auch das Krankenhauspersonal, die Möglichkeiten der Bettenbelegung, die Verfügbarkeit von Narkoseärzten usw.
Daß zu Beginn der Pandemie die Folgen weder überschaubar noch vernünftig zu bewältigen waren ist logisch, ich bin froh, nicht Entscheidungsträger sein zu müssen. Daß aber Menschen immer noch meinen, es ginge ja "nur" darum, nicht sich selbst oder andere anzustecken entsetzt mich manchmal doch. Es geht u.a. darum, eine Gesellschaft mit möglichst wenigen Verlusten an Menschenleben am Laufen zu halten. Das geht nur, wenn sich alle bewußt sind, daß ihr eigenes Verhalten unter Umständen mit Ursache für das Sterben eines anderen Menschen sein kann.
Das Virus kriegen wir nicht mehr weg, irgendwann in hoffentlich nicht allzu weiter Ferne werden wir alle ausreichend geschützt sein, daß schwere Krankheitsverläufe den regulären Krankenhausbetrieb nicht mehr so beeinträchtigen, daß wichtige Operationen wieder zeitnah stattfinden können.
Ich werde in knapp 6 Wochen auf ein Intensivbett angewiesen sein und bin dankbar für jeden, der bereit war und ist, alles dafür zu tun, daß unsere Gesundheitssysteme nicht kollabieren.