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Castor: Wir sind das Volk?

AW: Castor: Wir sind das Volk?

ich habe in einem anderen Forum (Nr. 256)
folgenden interessanten Beitrag gefunden:

Ich muß ehrlich zugeben daß ich aus der Position der Kernenergie-Gegner nicht schlau werde, vielleicht könnten wir (oder ein Gegner der Kernenergie) hier nochmal die konkreten Argumente auflisten, die schwer genug lasten um eine komplette Industrie (und damit hunderttausende Arbeitsplätze) lahmzulegen und - angesichts der absehbaren Energiekrise folgenschwer - auf eine Energieform zu verzichten.

Ich fasse das nochmal kurz zusammen - aus der Sicht eines Befürworters;

Die Argumente der Kernenergiegegner sind:

Ein KKW könnte in die Luft fliegen.
Meine Ansicht: völlig unbegründet. Selbst Tschernobyl geriet nur durch das absichtliche Ignorieren von Sicherheitsbestimmungen, übergehen von Sicherheitssperren und nichtmal am Mangel von Sicherheitseinrichtungen hops, nur wurden die deaktiviert weil man mal ein wenig herumspielen und Tests fahren wollte - hier und heute undenkbar und auch technisch unmöglich weil vierfach redundante Systeme genau das verhindern. Leute, die mit solchen "KKWs=Atombomben" die Diskussion anheizen konnten imho auch noch nie zeigen wie so etwas passieren soll und nutzen die Unkenntnis der Bevölkerung, die die Assoziation "Atomkraft=Böse" undifferenziert aber willig aufnimmt.

KKWs seien kein Ersatz für regenerative Energien da nicht klimaneutral
Hierzu wird immer wieder ein und die gleiche Greenpeace-Studie zitiert.
Neutrale Studien siedeln die Kernkraft allerdings auf dem Niveau der Windkraft an und belegen Fehler in der Greenpeace-Studie, so auch in einem großen Artikel in der bdw dieses Jahr gezeigt, wo auch Experten zitiert wurden.

KKWs seien ohnehin kein Ersatz in der Energiekrise da Strom kein Kraftstoff ist
Das habe ich tatsächlich schon so lesen müssen. Auch wenn man sicher nicht überall Elektromotoren statt Öl wird verwenden können, ich denke da kann jeder der von Elektroautos als Teillösung des Problems träumt nur den Kopf schütteln. Unglaublicherweise kam diese Aussage von den GRÜNEN, die mehr als alle anderen die Elektroautos fördern wollen. Das macht auf mich den Eindruck: "Hauptsache Anti, egal wie sehr sich unsere eigene Argumentation in den Schwanz beißt".

Atomstrom ist ja nur deswegen billig weil es staatlich gefördert wird.
Schlicht falsch - regenerative Energiequellen werden weitaus mehr gefördert. Wie extrem Solarstrom und Konsorten gefördert werden nimmt man die Tage übrigens gerade in Deutschland wahr, weil hier nun die Förderung zurückgeht und Preisanstiege von bis zu 100% auf den Verbraucher zukommen können.

Atomkonzerne sollen für alle Kosten aufkommen die durch sie entstehen.
Kein Problem, aber welche Kosten entstehen denn konkret durch deren Verschulden?
Lachhafterweise wird ja sogar gefordert, daß die Polizeieinsätze von den Konzernen bezahlt werden sollen. Hallo? Normalerweise ist ein Veranstalter einer Versammlung dafür in Rechenschaft zu ziehen. Mit dem gleichen Recht müßte man Asylbewerber für die Kosten des Polizeieinsatzes belangen, der nötig war um vorm Asylbewerberheim randalierende Nazis zu vertreiben. Grotesk.
Dann ist da noch die Sache mit dem Endlager: aber das haben nicht die Konzerne zu verschulden, denen ist ja komplett wurscht wo das Zeug hin soll. Daß mit Gorleben ein völlig ungeeignetes Lager ausgesucht wurde ist Schuld der Politik, die das gegen jeden Sachverstand durchgedrückt hat.
Daß durch Uranabbau immense Schäden entstehen - geschenkt. Aber niemand demonstriert vorm örtlichen Juwelier wenn dieser Gold verkauft, und es fordert auch niemand Strafzölle auf von südamerikanischen oder afrikanischen Goldminen gefördertes Gold, obwohl die Schäden mindestens so vergleichbar sind und jährlich eine hohe Zahl Opfer fordert - und Gold nichts weiter als ein überflüssiges Luxusgut ist, anders als Energie. Auch hier wieder: keine Verhältnismäßigkeit in der Diskussion, Hauptsache Anti.

In der Nähe von Kernkraftwerken gibt es erhöhte Krebsraten.
Was dabei verschwiegen wird: Studien die diese These stützen können keinen Zusammenhang zwischen den Kraftwerken und Krebserkrankungen finden, da die Radioaktivität in der Umgebung von Kraftwerken nicht, oder wenn überhaupt: kaum meßbar erhöht ist.
So ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, daß hier ein noch unbekannter Selektionseffekt vorliegt (beispielsweise: in Ballungsgebieten ist die Krebsrate erhöht, Kraftwerke liegen meist in Ballungsräumen).
Genauso könnte man nämlich argumentieren, daß Gras tödlich für Schafe ist da Studien belegen daß Schafe nur auf Grasweiden sterben (klar: weil es in Betonwüsten erst gar keine Schafherden gibt...).

Das einzige, was die Diskussion meiner Meinung nach lebendig hält, ist:
-Das "DIE machen was sie wollen, WIR wehren (!) uns!"-Gefühl, mit dem man leicht Zulauf bekommt.
-Die Unkenntnis von Otto Normalverbraucher zu den tatsächlichen Fakten rund um Sicherheit und allgemeiner Physik, genährt durch die Assoziation mit Atombomben.
-Ignorieren der Probleme, die ein Verzicht einer derart wichtigen Energiequelle und Industrie bereiten wird.

Ich selbst habe neulich an die Grünen geschrieben und gefragt, ob die Bewertung der Probleme angesichts der Energiekrise und Klimaerwärmung seitens der Partei nicht diskussionswürdig sei - da mir die meisten anderen Ansichten dieser Partei eigentlich gut gefallen.
Die Antwort hat jegliche Diskussion gleich im ersten Satz beerdigt: "Weil wir aus der Anti-AKW-Bewegung hervorgegangen sind". Punkt. Ende. Aus.
 
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AW: Castor: Wir sind das Volk?

und, aus dem gleichen forum, von einem anderen user (Betrag Nr 9):


1. Keine Produktionsmethode zur Herstellung von Massenstrom hat über die Jahre so wenige Tote gefordert wie die Kernenergie. Bei der Kohle sterben jedes Jahr tausende von Kumpels in Kohleminen, tausende von Menschen an Lungenkrebs (wegen der Russpartikel), wohl auch bald einige wegen der Klimaerwärmung. Kohle setzt mehr Radioaktivität frei als alle Kernkraftwerke (über das in der Kohle einglagerte Uran). Öl und Gas haben in unzähligen Rohstoffkriegen unzählie Menschenopfer gefordert, ganz zu schweigen von den Unfällen beim Handling dieser Substanzen. Auch Wasserkraft hat viele Tote (brechende Dämme, etc.) gefordert, und Millionen von Menschen mussten weltweit schon wegen Wasserkraft umziehen. Man muss das alles ein bisschen ins richtige Verhältnis setzen.

2. Tschernobyl wird stark überbewertet, und das hat wohl eher psychologische Gründe. Bei der Eindämmung des Tschernobyl-Zwischenfalls selbst sind einige Dutzend Menschen gestorben. Dann mussten sehr viele Leute wegziehen, das ist richtig, aber innerhalb dieser Gruppe von Weggezogenen ist die einzige Krebsart, die häufiger aufgetreten ist, der Schilddrüsenkrebs - man rechnet mit etwa 4000 zusätzlichen Fällen. Da dieser Krebs oft einen sehr guten Verlauf nimmt, überlebten das die meisten. Tschernobyl hat "nur" wenige hundert Tote gefordert (an keinem Punkt will ich das Leiden dieser Menschen in Abrede stellen - es geht mir nur darum, die Fakten ins richtige Verhältnis zu setzen). Weder wurden sonst mehr Krebsfälle registriert, noch kam es zu statistisch relevanten zusätzlichen Mutationen etc. Die "Todeszone" rund um den Reaktor ist heute zu einer "Lebenszone" geworden, in der das Tier- und Pflanzenleben blüht: 2004 wurde das Gebiet zu einem Naturschutzgebiet erklärt. Die Radioaktivität vor Ort wird heute von Cäsium-137 dominiert, das eine Halbwertszeit von etwa 30 Jahren hat.

3. Tschernobyl war fahrlässig. Kaum ein westlicher Reaktor funktioniert heute noch nach diesem Prinzip, und niemand experimentiert derart grobfahrlässig damit herum. Westliche (oder allgemein: modernere) Kernkraftwerke funktionieren anders und werden anders betrieben. Das heisst nicht, dass es nie zu grösseren Unfällen kommen könnte, aber dass diese sehr unwahrscheinlich sind. Selbst wenn ein Unfall passieren sollte, ist man ja einigermassen gewapnet: man gibt Iodtabletten an die Bevölkerung ab, evakuiert Gebiete.

Ganz allgemein schneidet die Kernkraft im Vergleich mit anderen Energie-Technologien gut ab: Kleinere Unfälle gab es zwar immer wieder (der GAU blieb aus), aber wenn man sich die effektiven bisherigen Auswirkungen auf die Menschen anschaut, dann sieht man, dass die "Angst vor dem Atom" tatsächlich grob übertrieben ist.
 
AW: Castor: Wir sind das Volk?


Ich habe da mal reingeschaut.
Zur Endlagerproblematik lese ich:

grünes Energiekonzept schrieb:
Mit ihrem starren Festhalten am Standort Gorleben und der Aufhebung des Baustopps setzt die Bundesregierung den untauglichen Versuch früherer schwarz-gelber Regierungen fort, einen geologisch fragwürdigen Standort durch Tricks und Manipulationen über die Köpfe der Betroffenen in der Region hinweg durchzusetzen. Sie versperrt sich dem erforderlichen Neuanfang und der Anwendung heute international üblichen Standards bei der Suche nach einem Endlager. Sie wird damit scheitern und somit bei der dringend erforderlichen Lösung der Endlagerfrage unnötig Zeit verspielen

Kann man eigentlich noch mehr heucheln?

Die rot-grüne (und ab 2005 die schwarz-rote) Regierung hat die Erkundung des Salzstocks Gorleben als potentiellen Endlager-Standort für 10 Jahre gestoppt und damit unnötig Zeit verspielt!

Hätte man die Erkundung fortgesetzt, dann wüssten wir heute, ob der Salzstock Gorleben sich für ein Endlager eignet!

Ähnlich wird derzeit bei den CASTOR-Transporten von Ahaus nach Russland geheuchelt.

Wer weiss noch, dass die rot-grüne Landesregierung von Nordrhein-Westfalen 2005 vehement gegen den (von Trittin genehmigten!) Transport der 951 bestrahlten Brennelemente aus dem DDR-Forschungsreaktor Rossendorf ins Zentrale Zwischenlager Ahaus protestierte?

Jetzt empören sich die Grünen darüber, dass die Brennelemente aus Ahaus ihren Eigentümern in Russland zurückgegeben werden.

Das ist grüne Atompolitik: Hauptsache man ist dagegen!

P.S.:
Man beachte die erlesene Wortwahl der Grünen in den zitierten 3 Sätzen:
"starr", "untauglich", "fragwürdig", "Tricks und Manipulationen", "versperren", "scheitern".
 
AW: Castor: Wir sind das Volk?

Gibt es überhaupt die Möglichkeit eines sicheren Endlagers?
In Thüringen tun sich Krater dort auf, wo man nie an Bergbau gedacht hat.
Wasser arbeitet und findet überall seinen Weg.
 
AW: Castor: Wir sind das Volk?

Gibt es überhaupt die Möglichkeit eines sicheren Endlagers?
In Thüringen tun sich Krater dort auf, wo man nie an Bergbau gedacht hat.
Wasser arbeitet und findet überall seinen Weg.

Sicherheit wird in Zahlen ausgedrückt. Ab einer Wahrscheinlichkeit kleiner als 0,00*** gilt etwas als sicher und darf gemacht werden. Natürlich ist das Ergebnis einer Wahrscheinlichkeitsrechnung davon abhängig, welche Faktoren man einbezieht und wie stark man sie wertet. Wie sieht es beispielsweise aus mit einem Mitarbeiter im Atomkraftwerk, der dieses absichtlich schädigen möchte? Ist diese Wahrscheinlichkeit tatsächlich Null?

Nehmen wir an, die Wahrscheinlichkeit eines GAUs multipliziert mit der Wahrscheinlichkeit eines Austritts von Radioaktivität aus irgendwelchen Lagern sei berechenbar (was sie nicht ist) und sie sei sehr sehr gering. Kann man dann sagen, Atomkraft sei sicher und kann man den unwahrscheinlichen Fall riskieren und verantworten? Ich nicht.

Die Wahrscheinlichkeit eines Lottogewinns ist auch sehr sehr gering. Und dennoch sind ganz viele überzeugt, daß sie ihn bekommen. ;)
 
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AW: Castor: Wir sind das Volk?

Goebbels hat mal gesagt:
je dreister eine Lüge ist und je öfter sie wiederholt wird, um so leichter wird sie geglaubt....

ja, und das gilt heute noch, zumindest wenn man immer wieder die von Linken und Grünen verbreiteten Lügen über die Kernenergie liest,

etwa: weltweit werden mehr Atomkraftwerke stillgelegt, als gebaut werden....

wie sieht die Wahrheit aus?

in diesem Jahr wurden 53 KKW in 14 Ländern errichtet (Gesamtleistung: 48955 MWe), projektiert werden 116 KKW in 18 Ländern (Gesamtleistung 130.500 MWe).

Das größte Bauprogramm gibt es derzeit in China, wo seit 1991 11 Anlagen mit 8.438 MWe in Betrieb genommen wurden und derzeit 20 weitere KKW mit einer Leistung von 19.920 MWe gebaut und weitere 37 mit schätzungsweise 35.200 MWe geplant werden. In China werden also binnen weniger Jahre mehr KKW betrieben werden als in Frankreich, und China wird damit Frankreich unter den Ländern mit den meisten Kernkraftwerken den zweiten Platz streitig machen.
Zum Vergleich und zur Einordnung der Zahlen: In Deutschland werden derzeit 17 Reaktoren mit einer Gesamtleistung (Brutto) von 21.507 MWe betrieben. China baut also gerade mehr KKW als in Deutschland betrieben werden und plant binnen weniger Jahre seinen Kernkraftwerkspark mehr als zu verdoppeln.

Auch andere Länder bauen die Kernkraft aus. So baut auch Indien gegenwärtig seine nukleare Kapazität aus. Auch in Europa gibt es zahlreiche Neubauprojekte, so in Finnland, Großbritannien und Frankreich. Schweden und Italien haben ihre früheren Ausstiegsbeschlüsse revidiert.

Insgesamt wird sich die Kapazität der Kernkraftwerke der Welt in den nächsten Jahren um rund 10 bis 15 Prozent erhöhen. In 10 bis 20 Jahren ist eine Steigerung um bis zu 50 Prozent durchaus möglich, je nachdem wie lange die Bauzeit der geplanten Anlagen sein wird. Jedenfalls läßt sich keinesfalls behaupten, Deutschland führe mit seiner Ausstiegspolitik, die ja durch die jüngsten Beschlüsse der Bundesregierung nur aufgeschoben und nicht aufgehoben wurde, einen internationalen Trend an. Vielmehr ist Deutschland mit seiner Haltung zur Kernenergie im Kreis der führenden Industrieländer der Welt isoliert.

(aus energiefakten.de)
 
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