• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Bahnstreik in Deutschland

AW: Bahnstreik in Deutschland

Übrigens sind Ärzte sicher stärker mit den Unarten von Menschen belastet als Lehrer, denn es kommen noch die physikalisch/chemischen Belastungen durch Ausdünstungen aller Art zu den psychologischen hinzu. Und das in oft sehr direktem Kontakt. Trotzdem tut man seine Arbeit bei allem Streß gern, was für Lehrer eher untypisch ist - mittlerweile.

Würdest Du nur eine Woche in einer Schule am rechten Fleck unterrichten,
du würdest zwangsläufig anders draufschauen.
Und vielleicht sogar erkennen, warum so viele Lehrer sind, wie sie sind.
Es mag Ausnahmen geben, bestimmt sogar gibt's die,
aber sie sind halt mittlerweile wirklich Ausnahmen.

Ich versuch mal zu erklären, was ich meine.
Viele Lehrer wurden und werden Lehrer,
weil sie gern lehren möchten.
Das heißt nicht, dass sie per se reifere Menschen sind als andere.
In der Ausbildung lernen sie einiges über
Didaktik und Methodik und ganz besonders,
wie wichtig es ist, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Das Problem ist bloß, dass gewisse Reife dazugehört,
man könnte auch sagen ein gewisser Grüner Daumen,
um sich der Bedeutung dieser Unterscheidung bewusst zu sein.
Die kann im Rahmen der Ausbildung nicht pauschal vermittelt werden.
Soll heißen, es gibt jede Menge Lehrer,
die ohnehin schon auf nicht eben stabilen Füßen stehen.
Also was ihre persönliche Entwicklung anbelangt.
Und die schickt man in einen Raubtierkäfig,
der nur so dröhnt vor Hunger, Frust, Verwirrung, unerfüllbaren Erwartungen.
Dröhnt im wahrsten Sinne des Wortes.

Sowas kann nicht gut gehen.
Für keine der Seiten an der Front.
Ich hege größten Respekt vor guten Lehrern,
die das über längere Zeit sind und bleiben.
Denn sie sind wirklich Ausnahmen.
Die meisten sind der Situation nicht gewachsen.
Und ziehen sich deshalb aus ihr zurück.
Entweder, indem sie das ganze nur noch als Job sehen
oder mit Krankheit reagieren - psychisch wie physisch.
Ich bin ganz geflüchtet.
Es hätte mich einfach aufgefressen.
Weil sich alles, was mich zu einer guten Lehrerin macht,
in sehr perfider Weise gegen mich gewandt hätte.
Man kann nicht offen und empfänglich für Schüler sein,
ohne sich zu öffnen. Wenn man aber beständig
in Machtkonfrontationen von allen Seiten verwickelt wird,
sprich oktroyiertes Katastrophenmanagement immer mehr Raum einnimmt,
geht man entweder unter oder sorgt für die notwendige Distanz.

Ich finde auch viele Lehrer recht seltsam.
Doch wundert mich nicht, dass sie es sind.
Die Situation wird sich nicht verbessern,
indem man ihnen mehr abverlangt oder gibt,
solange die Strukturen und Bedeutungszuweisungen
so sind, wie sie derzeit noch sind.
Schwarze-Peter-Zuschieberei ändert gar nichts.
Die ist aber leider nach wie vor sehr comment mode.


Der Bahnstreik sorgt übrigens bei allen Betroffenen
(ohne Ansehen von Stand und Profession) zu erheblichen
"physikalisch/chemischen Belastungen durch Ausdünstungen aller Art zu den psychologischen hinzu".
Nur mal so, weil ich es auch nicht nur kuschelich finde,
mich wie Fisch in überfüllter U-Bahn-Dose zu fühlen.
 
Werbung:
AW: Bahnstreik in Deutschland

......
Ich versuch mal zu erklären, was ich meine.
Viele Lehrer wurden und werden Lehrer,
weil sie gern lehren möchten.
......

Bzw. weil sie
1. im Beamtenstatus eine gewisse/relative Sicherheit haben, solange "Vater Staat" nicht bankrott ist ...
2. ihr eigenes Erziehungsschicksal mehr oder weniger unbewusst mit der heranwachsenden Generation re-inszenieren können, bis sie krank werden (Depressionen, burn out-Syndrom, psychosomatische Störungen, Suchtgefahren/Alkoholismus).

Ich kann das deshalb beurteilen, weil ich seit 1976 an verschiedenen Schulen unterrichtet habe bzw. immer noch unterrichte...Aber wahrscheinlich nicht mehr lange ...:jump1:
Gruß, moebius
 
AW: Bahnstreik in Deutschland

Das Theater mit der Bahn als möglicher Alternative zu Auto und Flieger ist auf allen Ebenen in Eskalation begriffen. Einerseits wird immer mehr privatisiert, was sowohl für die Sicherheit, als auch für die Logistik eine Katastrophe bedeutet, andererseits betreibt die Gewerkschaft GdL einen unsinnigen Kampf um Gehaltserhöhungen, die aber nur einen Sinn hätten, wenn die Bahn ein verläßliches Verkehrsinstrument wäre, was sie absolut nicht ist.
Ich plädiere für einen ausgedehnten Kundenstreik der Bahn !
Für die Wiedereinführung einer Staatsbahn mit eindeutigen Zuständigkeiten und einer funktionierenden Logistik.
Außerdem frage ich mich, was denn nun Lehrer mit der GdL zu tun haben. Soviel ich gehört habe, streiken Lehrer gemeinsam mit der GdL (?) Diesen oberfaulen Trittbrettfahrern sollte man die Gehälter streichen !
Perivisor
Wo bleibt die sprichwörtliche, jahrhundertelang sich haltende Arbeitsamkeit der Deutschen ? Gerade den Konservativen dürften in Deutschland keine Streiks passieren,

meint, etwas über den Tellerrand blickend

Zeili
 
AW: Bahnstreik in Deutschland

Respekt, Respekt: Es gelingt wohl nur selten einem User seinen Standpunkt zu einem gesellschaftlichen Problem und einem Berufsstand hierzulande so unmissverständlich abwertend und verächtlich-wortgewaltig zu formulieren.
Sie haben mein Mitgefühl, dass Sie beruflich durch den hippokratischen Eid und geltendes Recht gezwungen werden, sogenannte Lehrer zu behandeln, die diese Bezeichnung garnicht verdienen und so faul sind, dass sie üble Gerüche erzeugen. Furchtbar!:D
Aus unterschiedlichen Erwägungen heraus erfahren die Arbeitsniederlegungen der Lokführer und Lehrer öffentliche Kritik. Jede Berufsgruppe hat dazu ohnehin ihre Ansichten, Ansichten, die ja auch Medizinern und medizinischem Fachpersonal nicht fremd sind, wie wir wissen.:D
Tatsache bleibt in jedem Fall, dass der Arbeitskampf für abhängig Beschäftigte die einzige Möglichkeit ist, berechtigte soziale Ansprüche nicht nur zu artikulieren, sondern auch durchzusetzen. Berufsspezifisch ist dann die Wirkung eines Streiks ggf. unterschiedlich. Der Arbeitskampf der Lokführer tut eben weh! "Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will!" gilt bei ihnen mehr als in anderen Wirtschaftszweigen.
Bestreiten Sie die Forderungen der Lokführer? Und wenn ja, darf ich fragen warum? Und wenn nicht, welche anderen Möglichkeiten sehen Sie denn, berechtigte Forderungen von Arbeitnehmern durchzusetzen?


"Vielen Dank für Ihren mitfühlenden Beitrag" - rufen die Lehrer ob Ihres pamphletoiden Geschreibsels.
Die Lehrer selber können nichts dafür, daß sie derart verwöhnt werden.
Es ist das System, welches ihnen ein berufliches Schlaraffenland besorgt (im Vergleich zu anderen Berufen wohlgemerkt)
Ein 56-jähriger befreundeter Kunstlehrer am Gymnasium leistet 11 Stunden pro Woche. Seit mehreren Wochen steht sein Auto vorm Haus. ich fragte ihn jetzt, ob er in Rente sei. Nein, hieße es, er sei eben seit November krank: Tinnitus ! Außerdem versuche er derzeit, seine Frühpensionierung beim Arbeitsgericht durchzufechten.-
Klar ist das nur ein Einzelfall. Aber er zeigt eine grundsätzliche Problematik der Lehrer: eine durch jahrzehntelanges Verwöhnen erzeugte Überempfindlichkeit, zu geringe Belastbarkeit. Geld kommt - so sicher wie das Amen in der Kirche.
Zu den Lokführern: was sind denn "berechtigte Forderungen" ? Soviel ich mitbekommen habe, geht es doch um mehr Gehalt.
Ich hätte auch gern mehr Einkommen. Mir werden aber in diesem Jahr wieder 25% weniger für die gleiche Arbeit bezahlt.-
Ich bin nicht neidisch, sehe aber Ungleichgewichte im Arbeitsleben, die himmelschreiend sind.
Perivisor
 
AW: Bahnstreik in Deutschland

Ob die Forderungen der GdL "angemessen" sind weiß ich nicht. Ebensowenig habe ich bisher eine Erklärung dafür gefunden, welches den die Gradmesser für die Angemessenheit sozialer Forderungen von Arbeitnehmern sind.
Wenn ich richtig informiert bin, so fordert die GdL einen für alle Eigentumsformen des öffentlichen Schienenverkehrs einheitlichen Flächentarifvertrag für Triebfahrzeug- und Lokführer, ein sozial ausgewogenes Arbeitszeitreglement und eben mehr Gehalt.
Stimmen die Zahlen von im Mittel 1.900 EURO/Monat für Triebwagenführer der Privatbahnen und 2.700 EURO/Monat für Lokführer der DB und nehme ich im Gedenken z. B. an Hordorf deren Verantwortung, so verstehe ich die Tarifforderungen. Ich konnte aber auch die Forderungen der Pilotenvereinigung Cockpit verstehen und bin vollen Mitgefühls für jene Ärzte, deren Einkommen beständig drastisch sinkt, während sie die üppige Meute grundsatzfauler Paukerbagagen zwangsbehandeln müssen. Wie ungerecht!
Heute morgen vernahm ich, die GdL wolle ihren Arbeitskampf expansiv forcieren, man wolle sich nicht wieder wie vor Jahren monatelang hinhalten lassen. Na dann ...:D
 
AW: Bahnstreik in Deutschland

Bzw. weil sie
1. im Beamtenstatus eine gewisse/relative Sicherheit haben, solange "Vater Staat" nicht bankrott ist ...
2. ihr eigenes Erziehungsschicksal mehr oder weniger unbewusst mit der heranwachsenden Generation re-inszenieren können, bis sie krank werden (Depressionen, burn out-Syndrom, psychosomatische Störungen, Suchtgefahren/Alkoholismus).

Ich kann das deshalb beurteilen, weil ich seit 1976 an verschiedenen Schulen unterrichtet habe bzw. immer noch unterrichte...Aber wahrscheinlich nicht mehr lange ...:jump1:
Gruß, moebius


Schön, daß Sie hier von Ihren Erfahrungen berichten können. Mich würde interessieren, wie sie die heutige "Berufung" zum Lehrerberuf sehen. Wie Sie über die Vorbildfunktion von Lehrern denken. Was Sie für änderungswürdig halten.
Perivisor
 
AW: Bahnstreik in Deutschland

... während sie die üppige Meute grundsatzfauler Paukerbagagen zwangsbehandeln müssen. Wie ungerecht!

Das ausweglose Müssen unter sich widrig anfühlenden Bedingungen scheint mir zur Grundhaltung im sogenannten Arbeitsleben geworden zu sein (welches sich irgendwann kurioserweise aus dem eigentlichen Leben herausgelöst hat). :) Selten treffe ich auf jemanden, der mit seinem sogenannten Beruf zufrieden zu sein scheint (Von Dir, liebe Freyfrau, mal abgesehen ;)).

Das ist der Grund, weshalb ich lediglich vier Jahre angestellt, zehn Jahre fröhlich selbständig und seither untätig (im Sinne des Götzendienstes Gelderwerb) bin. :lachen:
 
AW: Bahnstreik in Deutschland

Ob die Forderungen der GdL "angemessen" sind weiß ich nicht. Ebensowenig habe ich bisher eine Erklärung dafür gefunden, welches den die Gradmesser für die Angemessenheit sozialer Forderungen von Arbeitnehmern sind.
Wenn ich richtig informiert bin, so fordert die GdL einen für alle Eigentumsformen des öffentlichen Schienenverkehrs einheitlichen Flächentarifvertrag für Triebfahrzeug- und Lokführer, ein sozial ausgewogenes Arbeitszeitreglement und eben mehr Gehalt.
Stimmen die Zahlen von im Mittel 1.900 EURO/Monat für Triebwagenführer der Privatbahnen und 2.700 EURO/Monat für Lokführer der DB und nehme ich im Gedenken z. B. an Hordorf deren Verantwortung, so verstehe ich die Tarifforderungen. Ich konnte aber auch die Forderungen der Pilotenvereinigung Cockpit verstehen und bin vollen Mitgefühls für jene Ärzte, deren Einkommen beständig drastisch sinkt, während sie die üppige Meute grundsatzfauler Paukerbagagen zwangsbehandeln müssen. Wie ungerecht!
Heute morgen vernahm ich, die GdL wolle ihren Arbeitskampf expansiv forcieren, man wolle sich nicht wieder wie vor Jahren monatelang hinhalten lassen. Na dann ...:D

Ihr Mitgefühl ist wohl eher als Zynismus zu werten.
Eine trendige Spielart heutiger Kommunikation. Substantielles versucht man damit zu vermeiden. Von "grundsatzfaulen Paukerbagagen" faseln Sie, nicht ich. Zwangsbehandlung kenne ich nicht. Immerhin beruht ein Arzt-Patienten-Verhältnis auf gegenseitigem Vertrauen. Das ist Ihnen sicher noch nie aufgefallen.
Meine Kritik an einer aus meiner Sicht verfehlten Berufspolitik für Pädagogen, die völlig überflüssige Privilegien zementiert, hat nichts mit Kritik an einer grundsätzlichen Mentalität zu tun. Auch ich würde die Lehrerprivilegien genießen. Ebenso wie Geld den Charakter verdirbt, macht Bequemlichkeit faul und empfindlich.
Zur GdL:
Ich sehe es als Witz an, wenn nun mit Gewalt versucht wird, die politisch gewollte Privatisierung der Bahn - mit dem gewollten Effekt der Personalkosteneinsparung -durch Streik ad absurdum zu führen. Ich bin gegen die Privatisierung, damit das klar ist. Aber die Ungleichheit der Gehälter ist ja eine Folge der Privatisierung. Ärzte in Bayern bekommen seit Jahrzehnten deutlich mehr Honorar als bspws. Ärzte in Niedersachsen - für exakt die gleiche Arbeit. Warum ? Angeblich um strukturelle Unterschiede im Patientengut zu berücksichtigen. Solche Begründungen müssen in unserem Falle reichen.
Wenn gegen die Privatisierung gestreikt würde, hätte ich dafür Verständnis.
Aber so (-).
Perivisor
 
AW: Bahnstreik in Deutschland

.....
Mich würde interessieren, wie sie die heutige "Berufung" zum Lehrerberuf sehen. Wie Sie über die Vorbildfunktion von Lehrern denken. Was Sie für änderungswürdig halten.
Perivisor

Schön, wofür Sie sich so interessieren ...:schnl:
Aber über diese Fragen/Themen spreche ich im realen Leben mit meinen Kolleginnen und Kollegen an/in der Schule, also an dem Ort, wo es konkret und praktisch werden kann...
moebius
 
Werbung:
AW: Bahnstreik in Deutschland

Schön, wofür Sie sich so interessieren ...:schnl:
Aber über diese Fragen/Themen spreche ich im realen Leben mit meinen Kolleginnen und Kollegen an/in der Schule, also an dem Ort, wo es konkret und praktisch werden kann...
moebius

Unschön, daß Sie hier kneifen, aber irgendwie typisch.
Hier scheinen Sie nur ein virtuelles Tastenspiel zu betreiben. Dazu passen die konfektionierten smileys.
Mir geht es um Systemfehler - sowohl bei Arbeitskämpfen, als auch und besonders im Bildungssystem.
Vielleicht findet sich ja noch jemand der bereit ist, aus dem pädagogischen Milieu
Beobachtungen und Schlußfolgerungen zu liefern. Es muß absolut nicht alles Moebius sein.-
Perivisor
 
Zurück
Oben