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Arthur Schopenhauer

AW: Arthur Schoppenhauer

Schoppenhauer

lässt sich gut lesen
(es gibt auch nicht so viel)
steht in Tradition von KANT
wurde von Nietzsche geschätzt
wurde zeitlebens von den Uni-Professoren verkannt

würde ich nicht als Philosoph bezeichnen
zu wenig Spekulation
richtet zuwenig Durcheinander im Hirn an

wird wohl auf die Dauer in Vergessenheit geraten

Nun, du musst eine ziemlich eigensinnige Auffassung von Philosophie haben, wenn du meinst, sie müsse "Durcheinander im Kopf stiften". Philosophie sollte viel mehr Ordnung schaffen, und Schopenhauers Bemühungen in diese Richtung waren durchaus von Erfolg gekrönt, er schafft es - trotz des anspruchsvollen Stils, an dem wir uns alle ein Beispiel nehmen können - dem Leser, der dafür empfänglich ist, seine Gedanken in gehöriger Weise mitzuteilen. Aufgabe der Philosophie ist die Erkenntnis des Wesens der Welt, die intuitiv gewussten Wahrheiten, die man unter dem Begriff "Gefühl" subsumiert, ins abstrakte Wissen, in die Reflexion zu bringen, das ganze Wesen der Welt abstrakt, allgemein und deutlich in Begriffen zu wiederholen, und es so als reflektiertes Abbild in bleibenden und stets bereit liegenden Begriffen der Vernunft nierzulegen. Diesem selbstgewählten Vorsatz ist Schopenhauer vollkommen gerecht geworden.
Sich hinter langwierigen, schwierigen und hohlen Phrasen zu verstecken und mit hochtrabenden Sätzen um sich zu werfen, die auf Kosten der Klarheit und Deutlichkeit des Gedachten gehen, zeugt eher von mangelnder Einsicht, Sophistik (man möchte scheinen) und Oberflächlichkeit des Denkens, denn jedem echten wissenschaftlichen Geist, dem es weder um Ruf noch materielle Anerkennung, sondern um Erkenntnis und Mitteilung der Wahreit geht - was immer man sich auch darunter vorstellen mag - kann es gar nicht um etwas Anderes zu tun sein, als genau diejenigen Gedanken, die er selbst gedacht hat, im Bewusstsein seines Lesers hervorzurufen, sodass auch dieser genau diese Gedanken denkt und nicht etwa irgendwelchen Missverständnissen, Unklarheiten und Verschwommenheiten zum Opfer fällt.
Und, ehrlich gesagt, das gefällt mir, ich war davon schon bei Kant sehr angetan, weil man bei ihm, wie auch bei Schopenhauer, immer weiß, woran man ist. :-)

Mfg
Andronikus
 
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AW: Arthur Schoppenhauer

Ich nenne einige Beispiele, an dem wir uns das eben Gesagte (die Deutlichkeit des Denkens bei Schopenhauer) veranschaulichen können:

- Was ist Neigung?
Schopenhauer: "Jede stärkere Empfänglichkeit des Willens für Motive einer bestimmten Art."
- Was ist Notwendigkeit?
Schopenhauer: "Notwendig ist, was aus einem gegebenen zureichenden Grund folgt: welcher Satz, wie jede richtige Definition, sich auch umkehren lässt. Je nachdem nun dieser zureichende Grund ein logischer, oder ein mathematischer, oder ein physischer, genannt Ursache, ist, wird die Notwendigkeit eine logische (wie die der Konklusion, wenn die Prämissen gegeben sind), eine mathematische (z.B.: die Gleichheit der Seiten des Dreiecks, wenn die Winkel gleich sind), oder eine physische, reale (wie die Eintritt der Wirkung, sobald die Ursache da ist) sein: immer hängt sie, mit gleicher Strenge, der Folge an, wenn der Grund gegeben ist. Nur sofern wir etwas als Folge aus einem gegebenen Grund erkennen, sehen wir ein, dass es notwendig ist: denn alle Gründe sind zwingend."
- Was ist gut?
Schopenhauer: "Dieser Begriff ist wesentlich relativ und bezeichnet die Angemessenheit des Objekts zu irgendeiner bestimmten Bestrebung des Willens. Also alles, was dem Willen in irgendeiner seiner Äußerungen zusagt, seinen Zweck erfüllt, das wird durch den Begriff g u t gedacht, so verschieden es auch im Übrigen sein mag. Darum sagen wir gutes Essen, gute Wege, gutes Wetter, gute Waffen, usw. kurz, nennen alles gut, was gerade so ist, wie wir es eben wollen: daher auch dem Einen gut sein kann, was dem anderen gerade das Gegenteil davon ist. usw."
 
AW: Arthur Schoppenhauer

Philosophie zu lernen ist sehr schwierig
und selbst,
wenn man das meiste Wissen um die Zusammenhänge intus hat,
reibt man sich verwundert die Augen,
und schaut zweimal hin,
wenn einem Autor das Kunstwerk gelungen ist,
eben dieses Wissen in Sprache zu verwandeln

was hätte Schopenhauer dazu gesagt?

Franco Volpoi und Wolfgang Welsch
erklären Emanuele Severinos Neo-Parmenideismus

Der abendländische Mensch denke und handle, als ob die Dinge (das Seiende) aus dem Nichts herkämen und in das Nichts verschwänden, d. h. als ob sie ein Nichts wären. Durch die Zeit ... will der abendländische Mensch das Seiende vom Sein trennen und es als ein Nichtseiendes, als Nichts denken ...
 
AW: Arthur Schoppenhauer

Dem kann ich mich nur anschließen. Letzten Endes ist alles ein einziges, großes Wunder, dem wir uns zwar nähern, das wir aber nie vollends begreifen können.
 
AW: Arthur Schoppenhauer

Er selbst bezeichnete sich als Misanthrop, also Menschenverächter, wie passt das denn in der buddhistischen Lehre?

Sein Frauenhass ist wohl elementar in seinem Leben. Eine Aussage schlimmer als die andere. Beispielsweise sagte er: „ Das niedrige gewachsene, schmalschultrige, breithüftige und kurzbeinige Geschlecht das schöne nennen, konnte nur der vom Geschlechtstrieb umnebelte männliche Intellekt.“
Die Zitatenliste ist nahezu unendlich lang, genauso wie die Anekdoten, die um sein Leben ranken.

Fest steht eins: Nur zwei Lieben gab es, die zu seinem Pudel und zu sich selbst.

Leider total-genial-daneben Schoppenhauer.

Ich würd ja schon gern wissen, was deine Einwände gegen Schopenhauer, die nur seine Person betreffen, mit der Leistung dieses Mannes zu tun hat.

Wollte man so alle Charakterdefizite - etwa bei Goethe, Schiller, Nietzsche, den Mannbrüdern - ins Feld führen: was schmälerte das deren Leistungen?

Ich sags mit Nietzsche:

Arthur Schopenhauer

Was er lehrte ist abgethan,
Was er lebte, wird bleiben stahn:
Seht ihr nur an!
Neimandem war er unterthan!



Gruß Fritz
 
AW: Arthur Schoppenhauer

Wollte man so alle Charakterdefizite - etwa bei Goethe, Schiller, Nietzsche, den Mannbrüdern - ins Feld führen: was schmälerte das deren Leistungen?

Hallo Fritz,

auf alle Fälle muss man gerade in der Philosophie die Persönlichkeit der Person im Ganzheit mit seinem Denken, Handeln und Tun betrachten, damit es auch zum ganzheitlichen Erkennen über diese Personen kommt.

Die brillante Logik ist nur ein Teilaspekt, der mit dem Leben an sich, mit dem Handeln und Tun der Person zu häufig konträr steht.

Es geht hierbei nicht um Charakterdefizite, sondern um Gesamtpersönlichkeit, das ist ein Unterschied.

Bsp.: Goethe als Farbenblinder mit seiner Falschfarbenlehre wurde zu Lebzeiten daraufhin angesprochen und hätte dazu Stellung beziehen müssen,. Doch was tat er? Er rannte davon, er flüchtete und zog es vor sich mit Frauen zu vergnügen. Das sagt doch mehr über Goethes Schaffen, als Faust allein.

Axl
 
AW: Arthur Schoppenhauer

Auf alle Fälle muss man gerade in der Philosophie die Persönlichkeit der Person im Ganzheit mit seinem Denken, Handeln und Tun betrachten, damit es auch zum ganzheitlichen Erkennen über diese Personen kommt.

1.) Worin siehst du den Unterschied zwischen Denken, Handeln und Tun, zumal es zwischen Handeln und Tun faktisch keinen Unterschied gibt, diese beiden Begriffe praktisch ein- und dasselbe bezeichnen?
2.) In der Philosophie geht es nicht um das Erkennen von Personen, sondern um Erkenntnis des Wesens der Welt, möge man dieses in den Ideen, der Substanz, dem Geist oder dem Willen sehen. Es geht um Gedanken. Und Gedanken sind nicht an einzelne Personen gebunden. Natürlich lässt sich das Wirken eines Menschen leichter beurteilen, wenn man es von allen möglichen Perspektiven aus betrachtet. Aber ob das der philosophischen Erkenntnis Eintrag tut, bezweifle ich.
3.) Schopenhausers Misanthropie richtete sich nicht gegen DEN Menschen, sondern gegen DIE Menschen. Ein wesentlicher Unterschied.

Mfg
Andronikus
 
AW: Arthur Schoppenhauer

Bsp.: Goethe als Farbenblinder mit seiner Falschfarbenlehre wurde zu Lebzeiten daraufhin angesprochen und hätte dazu Stellung beziehen müssen. Doch was tat er? Er rannte davon, er flüchtete und zog es vor sich mit Frauen zu vergnügen. Das sagt doch mehr über Goethes Schaffen, als Faust allein.


Ich kann auf solcher Basis und gegen solche Plattidüden nicht argumentieren. Und ziehe mich zurück.

FR
 
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AW: Arthur Schoppenhauer

1.) Worin siehst du den Unterschied zwischen Denken, Handeln und Tun, zumal es zwischen Handeln und Tun faktisch keinen Unterschied gibt, diese beiden Begriffe praktisch ein- und dasselbe bezeichnen?
2.) In der Philosophie geht es nicht um das Erkennen von Personen, sondern um Erkenntnis des Wesens der Welt, möge man dieses in den Ideen, der Substanz, dem Geist oder dem Willen sehen. Es geht um Gedanken. Und Gedanken sind nicht an einzelne Personen gebunden. Natürlich lässt sich das Wirken eines Menschen leichter beurteilen, wenn man es von allen möglichen Perspektiven aus betrachtet. Aber ob das der philosophischen Erkenntnis Eintrag tut, bezweifle ich.
3.) Schopenhausers Misanthropie richtete sich nicht gegen DEN Menschen, sondern gegen DIE Menschen. Ein wesentlicher Unterschied.

Mfg
Andronikus

Hallo Andronikus,

das sowohl Goethe, als auch Schopenhauer große Genies waren, steht zweifelsfrei fest. Nur reicht das an sich schon aus? Wie viele geniale Irrläufer hatte die Welt bisweilen schon gesehen?

Zu 1: Zwischen Handeln und Tun gibt es nur einen kleinen Unterschied. Das Tun an sich ist immer eine aktive Tätigkeit, wohin gegen das Handeln an sich auch in passiver Weise geschehen kann.
Zu 2: In der Philosophie geht es um den Gesamtzusammenhang über allen natur- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen. Für mein Verständnis gehört da die Persönlichkeit in der Gesamtbetrachtung einfach mit dazu. Es geht nicht um Einzelverfehlungen oder charakterliche Schwäche im Einzelnen, sondern um das gesamte Leben, in wie fern eine Einheit zwischen dem Denken, Handeln und Tun entsteht oder eben nicht. Und weiterhin, in wie fern sich dies auf die Umwelt (als Natur und Mitmenschen) auswirkt. Nur so kann man die Tragweite des Tatsächlichen, der Substanz an sich erkennen. Beispiele für die Einheit zwischen Denken, Handeln, Tun und die Tragweite der Substanz sind bei u.a. bei Hannah Arendt, Bertrand Russell, Albert Einstein, Ernst Bloch und Martin Heidegger zu erkennen.
Bei Schopenhauer erkenne ich diverse Fehlzünder, wie z.B. Philipp Mainländer, der sich erhängte und Nietzsche, der sich selbst aus dem Leben katapultierte. Die Liste der verrückt gewordenen - diesmal im Sinne einer Krankheit, weil nicht positiviert verrückt, sondern pessimistisch verrückt - ist lang, sehr lang.
Zu 3: Ich denke das jeder Menschenhass an sich nur ein Ausdruck seiner selbst ist. So sehe ich Schopenhauer auch. Ein Mangelwesen mit dem verheerenden Mangel an Liebe.

Lieben Gruß
Axl
 
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