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Arroganz

Liebe Reinfriede!
Ihr anderen!

Dein Beispiel im Umgang mit " in stairischer Muttersprache" Sprechenden hat mich sehr aufgewühlt. Ist es doch auch mein Grunderlebnis hier in Österreich, in dem ich fast zwei Drittel meines mir wohl zugemessenen Lebens verbringe.

Sowie ich in Zufallskommunikationssituationen den Mund aufmache - hopp: ich merke ein Zurückzucken meines Kommunikationspartners/ meiner Partnerin.Ich spreche reines Hochdeutsch mit norddeutscher Satzmelodie.


Wenn wir dann noch - und das ganz wertfrei bemerkt - den unterschiedlichen Bildungsgrad der miteinander Sprechenden- vor allem in der Zufallskommunikation - beachten, ist das Urteil "ARROGANT" sehr oft ein Fehlurteil.
Robin - unser Kommunikationsexperte - kommt hier wohl allzuschnell auf ein idealtypisches Grundmodell dessen, was Arroganz auch sein kann.


Gestörte Kommunikation !

Wo und wann gibt es denn ungestörte, frage ich Robin und Dextra?


Der Wortbedeutung nach heißt ja " a rogare " nichts anders als sich anmaßen.
Das würde bedeuten, dass der/die Arrogante weiß, wie seine/ihre Wirkung auf andere ist.

Aber: Ich als selbstkritische Sprecherin weiß ja, wenn ich mir etwas anmaße; etwa ungebetene Ratschläge gebe, mit vorgetäuschtem Wissen " glänze" usw.
Wissen das alle?
Arroganz muss für andere ja gar nicht ersichtlich sein. -
Genau so weing ersichtlich wie - Beispiel Sprachumgebung( Reinfriede) - es nicht ersichtlich sein kann, dass meine Redeweise zwar ungewöhnlich ist, ich aber nicht arrogant bin, wenn ich z:B. keinen österreichischen Dialekt sprechen kann, wenn ich, durch Ausbildung bedingt, einen anderen Wortschatz habe usw.


Für mich habe ich schon lange den Schluss gezogen, mit diesem Urteil über andere sehr sehr vorsichtig umzugehen.
Schließlich schließe ich ähnlich wie Robin: als Mittel, jemandem, der mir zutiefst unsympathisch ist, kann ich "arrogant" sein. Als Zeichen der Ablehnung. Allerdings ist diese bewusste Arroganz dann wohl eher in einem anderen Sprachhandlungsfeld zu suchen als in dem, das wir gerade besprechen.
Das gilt aber vor allem im real life. Im virtuellen Forenleben ist mein - unser aller - Verhalten ja nur bedingt einschätzbar.
Dazu ein typisches Beispiel. Zu einem Beitrag von mir - egal, welcher - bekam ich sowohl eine positive Bewertung ( Begründung: spannend, ensichtig) als auch ein Negativurteil ( son überspannter Mist)`. Das passiert mir öfter hier.
Und deshalb wagte ich auch meine obigen das Thema erweiternden Ausführungen.
NIX is FIX !!


Marianne
 
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Robin schrieb:
Ich stimme dir em Wesentlichen zu, Reinfriede. Ich habe ja die Projektion nur als Möglichkeit miteinbezogen, generell muss sie nicht vorliegen, wenn es zum Eindruck der Arroganz kommt.

Ich glaube, ich hab Dich in dieser Beziehung eh richtig verstanden *grins*

Robin schrieb:
Bei der obigen Aussage ist dann aber wieder die Frage: Wer erkennt dieses Mitschwingen? Selten ist eine dritte (unvorbelastete?) Person da, die dies beurteilen könnte.

Das meinte ich mit Eigendynamik. Bei Projektionen muss eine Projektionsfläche ("der Arrogante") vorhandensein, genauso wie die Signale, die der Sprecher aussendet, auf Resonanz stoßen müssen (beim Zuhörenden), damit es zu einer Projektion kommen kann:


Robin schrieb:
Vielleicht jeder kennt die Situation, dass einer sagt: Der war aber arrogant. Und der andere antwortet: Arrogant? Fand ich überhaupt nicht. Er war sich eben seiner Sache sicher... ;)

Im zweiten Fall hat einer der beiden notwendigen Teilnehmer eines Projektionsaufbaues gefehlt ;) sprich: es gab keinen Resonanzkörper.

Robin schrieb:
Die Frage wäre, ob sich Arroganz mehr im Verhalten (Ton, Blicke, Haltung etc...) ausdrückt oder schon im Widerspruch von Form und Inhalt liegen kann?

Hier würde ich, zumindest aus weiblicher Sicht, eher das Verhalten als Ursache ansehen, weil ich glaube, dass Männer eher auf der Informationsebene angesiedelt sind und Frauen eher auf der Emotionalebene...

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Hallo tosto !

Du schriebst:
"schröder schwirrt mir grad im kopf rum.
er wird ja oft als arrogant bezeichnet.
generell sind für mich machos/arrogante nur leute die damit ihre angst vor sich selbst bzw. ihr fehlendes vertrauen in sich selbst zu überwinden versuchen, nur so können sie vertrauen in sich selbst fassen. die wirkung auf die außenwelt ist dann aber verschieden...
ist schröder in wirklichkeit auch eine solche person?
ängstlich innen, ohne vertrauen in sich selbst, deshalb den großen macker raushängen lassen?
imponieren tut es sicher, ich spreche da auch schon aus erfahrung...
aber es hilft einem auf dauer nicht zu sich selbst."

Wenn ein Politiker ohne Mehrheit Anspruch auf den Kanzler stellt, ist er sicher arrogant. Obwohl eher mit der linken Ideologie liebäugelnd, muss ich das auch von Schröder sagen. Bei unserem (rechten) Schüssel war es - zumindest 1999 - aber auch nicht anders. Also schützt keine Ideologie vor Arroganz.

Liebe Grüße

Zeili

PS.: Leider gestattet mir meine Software derzeit nicht, grafisch differenzierter zu gestalten (>walter - liegt mit großer Wahrscheinlichkeit in meinem Bereich)
 
nein ideologien schützen vor arroganz nicht.
wie auch?
teilweise bestehen sie hauptsächlich auf arroganz/ignoranz gegenüber anderen.

können wir arroganz mit ignoranz gleichsetzen?
ignorieren wir einen menschen wenn wir uns arrogant ihm/ihr gegenüber verhalten?
sind wir arrogant wenn wir ihn/sie ignorieren?
sind alle ignoranten dann arrogant?

ciao
 
können wir arroganz mit ignoranz gleichsetzen?
Ich würde meinen, Ignoranz, Verachtung und Arroganz sind sehr nahe verwandt. Wir können aber nicht für alles und jedes eine positive Empfindung haben.

ignorieren wir einen menschen wenn wir uns arrogant ihm/ihr gegenüber verhalten?
Nein - wir fühlen uns (unberechtigt) überlegen.

sind wir arrogant wenn wir ihn/sie ignorieren?
Nehmen wir ihn/sie wahr, empfinden wir Achtung, Sympathie oder Liebe und wir ignorieren ihn trotzdem, sind wir arrogant.

sind alle ignoranten dann arrogant?
Wie oben,

meint mit lieben Grüßen

Zeili
 
Marianne schrieb:
Liebe Reinfriede!
Ihr anderen!

Dein Beispiel im Umgang mit " in stairischer Muttersprache" Sprechenden hat mich sehr aufgewühlt. Ist es doch auch mein Grunderlebnis hier in Österreich, in dem ich fast zwei Drittel meines mir wohl zugemessenen Lebens verbringe.

Sowie ich in Zufallskommunikationssituationen den Mund aufmache - hopp: ich merke ein Zurückzucken meines Kommunikationspartners/ meiner Partnerin.Ich spreche reines Hochdeutsch mit norddeutscher Satzmelodie.


Bei mir verhielt es sich ähnlich, weil ich "halbe Berlinerin" bin, was damals noch eher durchkam. Heute merkt man keinen sprachlichen Unterschied mehr...



Marianne schrieb:
Für mich habe ich schon lange den Schluss gezogen, mit diesem Urteil über andere sehr sehr vorsichtig umzugehen.
Schließlich schließe ich ähnlich wie Robin: als Mittel, jemandem, der mir zutiefst unsympathisch ist, kann ich "arrogant" sein. Als Zeichen der Ablehnung. Allerdings ist diese bewusste Arroganz dann wohl eher in einem anderen Sprachhandlungsfeld zu suchen als in dem, das wir gerade besprechen.


Liebe Marianne, was ich meinte mit meinem Beitrag ist, dass es sich hier nicht um ein Sprachhandlungsfeld handelt, sondern um nonverbale Botschaften, die eben genau mit dieser von Dir angesprochenen Ablehnung aus diversen Gründen zusammenhängen.

Du hast es sehr gut mit dem Wort "unsympathisch" auf den Punkt gebracht.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Hallo!

Schon zur Identitätsfestlegung/erhaltung benötigt man die Abgrenzung gegenüber Anderen. Aus Zeitgründen muss ich Menschen ignorieren.
Auch will man sein Ansehen genießen, sich auf der anderen Seite nicht mit jedem unsachlichen und dummen Anwurf auseinandersetzen müssen. Da kann man ruckzuck arrogant wirken und warum auch nicht? Eine beweihräuchernde Haltung, wie Zeili sie einnimmt vernebelt das nur.
Mariannes Beispiel zeigt, dass der Eindruck von Arroganz auch auf Missverständnissen oder Vorurteilen beruhen kann. Das Paradox ist: Meist ist es der in der Hierarchie höher stehende (Hierarchie hier als Überlegenheits/Unterlegenheitskonstellation in Kommunikation), der auch in der Lage ist, das Missverständnis/das Gefälle auszugleichen, der misslungenen Kommunikation auf die Sprünge zu helfen. Der "Überlegene" hat also gleichzeitig mehr Verantwortung - läuft aber auch mehr in Gefahr, Arroganz auszustrahlen - gerade durch seine Verantwortung...;)
 
Robin schrieb:
Hallo!

Das Paradox ist: Meist ist es der in der Hierarchie höher stehende (Hierarchie hier als Überlegenheits/Unterlegenheitskonstellation in Kommunikation), der auch in der Lage ist, das Missverständnis/das Gefälle auszugleichen, der misslungenen Kommunikation auf die Sprünge zu helfen. Der "Überlegene" hat also gleichzeitig mehr Verantwortung - läuft aber auch mehr in Gefahr, Arroganz auszustrahlen - gerade durch seine Verantwortung...;)

Hallo Robin!

Ich würde es nicht als "Verantwortung" bezeichnen, sondern als Wille, das Gegenüber zu verstehen und auch selbst verstanden zu werden.

Dass dies aus Zeitgründen oder Gründen der "Wichtigkeit" des Themas oft nicht passiert, ist schon klar.

Nicht-Arroganz hat für mich etwas mit der Bereitschaft zu tun, sich dem anderen gegenüber emotional und auch verbal zu öffnen. Arroganz ist ergo eine bewusste Abgrenzung.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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Zeilinger schrieb:
Nehmen wir ihn/sie wahr, empfinden wir Achtung, Sympathie oder Liebe und wir ignorieren ihn trotzdem, sind wir arrogant.

Ist nicht das Interesse an einem Menschen, das Interesse an diesen Augenblick mit ihm/ihr, eine Frage der Lebeneinstellung. Für mich ist das der Punkt, wo Philosophie verwirklicht wird. Die Geduld und Toleranz, den anderen ausreden lassen zu können und ihm/ihr mit dem eigenen Auftreten Achtung entgegenzubringen. Auch der Moment, das eigene Auftreten zu positionieren ohne Ignoranz/Arroganz.

Matto
 
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