Manche Angstreaktionen sind angeboren, sie sichern das Überleben - zum Beispiel bestimmte Gebärden, Gerüche usw.
Kann man wunderbar sehen, wenn man weiß, daß das Schwanzwedeln eines Hundes Freude, das "Wedeln" einer Katze i.d.R. Spannung bis hin zum bevorstehenden Angriff ausdrückt. So gesehen ist Angst ganz sicher kein rein menschliches Gefühl.
Wovon Ihr überwiegend geschrieben habt waren Ängste, die Phantasie voraussetzen - Menschen empfinden Angst, wenn ihnen bestimmte Dinge passieren bzw. manchmal schon, wenn sie sich diese nur vorstellen.
Erstmal: es gibt keine "unbegründeten" Ängste - Ängste sind immer begründet, auch wenn wir die Gründe u.U. nicht kennen.
Beispiel Angst vor Nähe: mir sind von klein auf Bezugspersonen ständig weggestorben oder aus sonstigen Gründen aus meinem Leben verschwunden. Würde starke Verlustängste nahelegen, und die habe ich natürlich. Angst, Nähe zuzulassen scheint nur widersprüchlich dem gegenüberzustehen: man kann a) aber nur nachhaltig verletzt werden von Leuten, die einem nahestehen (ich rede jetzt von psychischen Verletzungen) und b) niemanden wirklich nahe an sich heranzulassen bedeutet auch, die Möglichkeit des Verlassen-Werdens zu vermeiden.
Wenn ein erwachsener Mensch unter "unerklärlichen" Ängsten leidet, haben die durchaus Ursachen - er erinnert sie nur nicht. Noch so'n persönliches Beispiel: es gab mal 'ne Phase, in der ich Nacht für Nacht in einer Art halb-Wach-Zustand dämmerte - weder Licht noch Geräusche noch irgendwas wahrnahm, ich konnte nicht denken (i.S. von Bilder imaginieren oder "Worte" zu denken) - schwer zu beschreiben, es war wie das Sein im großen, umfassenden "Nichts". In diesem "Nichts" gab es weder Zeitgefühl noch Temperatur oder irgendetwas mit den Sinnen erfaßbares - nur meine eigenen Emotionen, und die waren grauenvoll.
Diese Zustände waren plötzlich da, dafür gab es zunächst weder einen erkennbaren Anlaß noch sonst eine Erklärung. Trotzdem gab es dafür natürlich einen logischen Grund und als ich den gefunden hatte, konnte ich diese nächtlichen Zustände (und die damit verbundene Angst vor dem Schlafen) relativ schnell auflösen.
Es muß nicht immer ein "schwerwiegendes Trauma" Ursache für solche Ängste geben, ausschlaggebend ist lediglich, wie nachhaltig die Situation(en), die sie in einem Menschen verankert haben, auf den Betreffenden gewirkt haben. Damit meine ich: es ist wahrhaftig kein Drama - eigentlich - wenn eine fette schwarze Spinne über jemandes Gesicht marschiert. Wenn dieser Jemand aber aus dem Halbschlaf erwacht, sich das kitzelnde Etwas aus dem Gesicht streicht und dann bei Licht so'n Ekelteil sieht, das er in der Hand hält - na ja, das dürfte für 'ne fette Arachnophopie schon ausreichen
LG, wirrlicht